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Hilferuf der Enkelin Ehepaar wird im Pflegeheim getrennt - "Das traurigste Foto, das ich je gemacht habe"

Sie haben fast ein ganzes Leben miteinander verbracht, doch nun werden sie in hohem Alter getrennt: Ein Senioren-Pärchen lebt in Kanada seit Monaten in getrennten Pflegeeinrichtungen. In einem verzweifelten Aufruf richtet sich die Enkelin an die Öffentlichkeit.

Wolfram und Anita Gottschalk können auf ein langes, gemeinsames Leben zurückblicken: 62 Jahre ist es her, dass das Paar in Deutschland nach nur drei Monaten Beziehung heiratete. Schon kurz darauf wanderten sie nach Kanada aus, wo sie Arbeit fanden und ein glückliches Leben verbrachten - Kinder und Enkelkinder bekamen und gemeinsam alt wurden. Doch seit mittlerweile sieben Monaten muss die Familie der Gottschalks mit ansehen, wie das Seniorenpaar, das nur gemeinsam seinen Lebensabend verbringen will, auseinandergerissen wird.

Wie kann das sein? Als Grund für diese traurige Situation macht Ashley Bartyik, die 29-jährige Enkelin der Gottschalks, Verzögerungen im kanadischen Gesundheitssystem verantwortlich. Jedes Mal, wenn ihre Familie Anita und Wolfram Gottschalk für wenige Stunden zusammenführen, fließen die Tränen in Strömen, wenn die beiden sich nach nur wenigen Stunden wieder verabschieden müssen. Nun wurde bei Wolfram Gottschalk auch noch Krebs diagnostiziert, wie lange ihm noch bleibt ist unklar. In ihrer Hilflosigkeit entschied sich Bartyik, ein Foto ihrer weinenden Großeltern auf Facebook zu posten - und ihre traurige Situation mit der Welt zu teilen.

"Dies ist das traurigste Foto, das ich je gemacht habe"

Nach nur wenigen Tagen wurde das herzergreifende Foto des entzweiten Seniorenpärchens bereits mehr als 10.600-mal geteilt. Bartyik schildert auch die schwierige Situation, die dazu geführt hat, dass ihre Großeltern in unterschiedlichen Pflegeeinrichtungen untergebracht wurden. Auf Facebook schreibt sie: "Dies ist das traurigste Foto, das ich je gemacht habe." (…) Sie weinen jedes Mal, wenn sie sich sehen, es zerbricht mir das Herz." Weiter schildert Bartyik, dass ihr Großvater erst kürzlich eine Krebsdiagnose erhalten habe, was seine Zeit auf Erden zusätzlich verkürze und es somit umso dringender sei, das sich etwas an der aktuellen Situation ändere. "Auch seine Demenz wird mit jedem Tag schlimmer, aber seine Erinnerung an meine Großmutter ist nicht ein bisschen verblasst … noch. Wir haben Angst, dass seine Erinnerung an sie verschwindet, wenn sie weiter getrennt leben müssen."

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Ein Senioren-Pärchen zelebriert die wahre Liebe

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Seinen Anfang nahm der bürokratische Albtraum der Gottschalks, als Wolfram mit 83 Jahren im Januar eine akute Herzinsuffizienz erlitt - kurz darauf wurde er vorübergehend in einer Pflegeeinrichtung untergebracht, in der er bis heute lebt. Aufgrund seiner Demenz versteht er nicht, dass er wohl nie wieder nach Hause kann. "Er wäre am Boden zerstört (…), er würde an gebrochenem Herzen sterben", sagte Wolfram Gottschalks Enkelin gegenüber der US-Zeitung "Washington Post".

Nachdem Gottschalk zunächst an einer Lungenentzündung erkrankt war, hätten Ärzte seiner Frau Anita mitgeteilt, dass sie sich nicht mehr alleine um ihren Mann kümmern könne. Man müsse ihn in einem Pflegeheim unterbringen, in dem sie gemeinsam ihren Lebensabend verbringen können. Anita Gottschalk zog zuerst in die neue Einrichtung - zwar könnten sich die beiden Senioren hier kein Zimmer teilen, doch zumindest würden sie unter einem Dach leben, so der Plan.

Bettenmangel im Pflegeheim

Doch acht Monate später sieht die Realität leider anders aus. Die Schuld dafür liegt laut der Enkelin der deutschen Auswanderer bei der örtlichen Gesundheitsbehörde. In staatlich unterstützten Einrichtungen mangelt es an Betten - private Alternativen können schnell 10.000 Kanadische Dollar oder mehr im Monat kosten. Für ihre Familie sei das keine Option, wie Bartyik der "Washington Post" schildert.

Eigentlich handelt es sich bei der Pflegeeinrichtung, in der sich Wolfram Gottschalk seit nun sieben Monaten aufhält, nur um eine Übergangslösung. Durchschnittlich verbringen Patienten dort nur drei Monate. Doch die Gesundheitsbehörde hat laut Bartyik zunächst nicht auf die Verlegungsgesuche der Familie reagiert. Nun, da Wolfram an Krebs und Altersdemenz leidet, wird seine Zeit für eine Familienzusammenführung langsam knapp. Sein Kurzzeitgedächtnis sei bereits schwer in Mitleidenschaft gezogen, an Freunde könne er sich nicht mehr erinnern. Aber er erinnert sich noch an die meisten Familienmitglieder - und natürlich an seine Frau Anita.

Happy End in greifbarer Nähe?

Nun, da sich die Geschichte des getrennten Seniorenpärchens im Netz viral verbreitet hat, wird Bartyik mit Mails von Unterstützern nur so überschüttet. Viele Menschen haben angeboten, Geld zu spenden; sogar für eine private Pflegeeinrichtung zu zahlen, wie sie der "Washington Post" schildert. Doch die Familie habe die Geldspenden abgelehnt. "Anderen Familien wird es nicht helfen, wenn wir jetzt einfach Geld annehmen (…) wir wollen, dass die Familien Aufmerksamkeit bekommen, die Betten in Pflegeeinrichtungen benötigen."

Und doch zeichnet sich ein Happy End ab: Da Medien weltweit über das herzzerreißende Foto - und die dazugehörige Geschichte - berichtet haben, scheint sich nun bei der zuständigen Gesundheitsbehörde etwas zu tun. Zwar seien in der gewünschten Pflegeeinrichtung derzeit keine Betten frei, doch habe man Wolfram Gottschalk nun ganz nach oben auf die Warteliste gesetzt. Dennoch könne man derzeit nicht genau sagen, wann Wolfram und Anita wieder vereint werden können. "Dies ist eine herzzerreißende Situation für die Familie und auch uns macht das sehr traurig", sagte eine Sprecherin der Behörde gegenüber CNN. "Wir fühlen uns verpflichtet, das Paar wieder zu vereinen und wir hoffen, dass es in den nächsten Wochen klappt."

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