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Tết Nguyên Đán-Fest 2015 im Jahr der Ziege

Zum Tết Nguyên Đán-Fest 2015, dem vietnamesischen Neujahrsfest, kamen auch dieses Jahr wieder mehr als tausend Menschen mit vietnamesischer Migrationsbiografie der 1., 2. und 3. Generation aus der gesamten Bundesrepublik. Das vietnamesische Tết-Neujahrsfest  steht für das Vertrauen in die Menschlichkeit, für Hoffnung und Optimismus. Im neuen Jahr der Holz-Ziege dürfen wir uns laut Horoskop zudem auf harmonische Zeiten freuen: Die Ziege steht für Sanftmut, Frieden, Liebe, Kooperation und Hilfsbereitschaft und das Holz für Kreativität und Produktivität.

Sehr erfreulich ist, dass die BerlinerInnen immer zahlreich der Einladung von Danke Deutschland e.V. in Kooperation mit dem FEZ-Berlin und unter der Schirmherrschaft des Beauftragten des Senats für Religion, Kirche und Weltanschauung, Hartmut Rhein, folgen. Vielfalt wird so gelebt. Gefeiert wurde bunt und musikalisch, mit szenischen Aufführungen und Tänzen, traditionell und modern. Für das leibliche Wohl war, Dank der zahlreichen vietnamesischen Köstlichkeiten, gesorgt.

Parteiisch auf Seiten der Menschen auf der Flucht

Ich schätze das Engagement des Vereins Danke-Deutschland e. V. und danke den Vorstandsmitgliedern Dieu Hao Abitz und Thanh Hai Nguyen für unseren regelmäßigen Kontakt. Die Organisation dieses Festes ist ein großartiges Beispiel für aktives bürgerschaftliches Engagement.

Bei der Einladung wurde ich darüber informiert, dass Danke Deutschland e.V. in diesem Jahr mit dem Verein Asyl in der Kirche kooperiert. Für diesen Verein wird um Spenden gebeten.  

Das Thema Flucht und Willkommen in Deutschland stand daher auch im Mittelpunkt meines Grußwortes: Niemals zuvor waren so viele Menschen auf der Flucht wie heute. Mehr als 50 Millionen Menschen, so schätzt die UNO, sind vor Krieg, Verfolgung oder Hunger geflohen. 50 Prozent davon sind Kinder! Nur die allerwenigsten dieser 50 Millionen Menschen sind nach Europa, nach Deutschland und nach Berlin gekommen. Viele Flüchtlinge haben dramatische und traumatische Erfahrungen vor und auf ihrem langen Weg nach Deutschland gemacht. Im Augenblick haben die meisten von uns das Schicksal der vor dem Bürgerkrieg in Syrien Fliehenden vor Augen. Wie verzweifelt müssen Menschen aber auch aus Somalia oder dem Sudan sein, die in den Händen skrupelloser Schlepper auf Booten das Mittelmeer überqueren wollen?

Heißen wir die Flüchtlinge willkommen. Stehen wir parteiisch an ihrer Seite. Ich bin dankbar, dass sich so viele Menschen auf den Anti-Pegida Demonstrationen öffentlich zu dieser Parteilichkeit und Solidarität bekennen. Ich bin dankbar, dass es in Berlin eine Vielzahl lokaler Willkommensinitiativen für Flüchtlinge in Berliner Sammelunterkünften gibt, dankbar für die vielen Ehrenamtlichen. Sie unterstützen Kinder bei den Hausaufgaben, begleiten Flüchtlinge auf Behördengängen, beim Gang zur ÄrztIn oder bei der Gestaltung von Freizeitaktivitäten.

Vielfalt stärken - MigrantInnenselbstorganisationen stärken

Sehr lehrreich war das Gespräch mit Dang Chau Lam, Vertreter des 1986 gegründeten Vietnam-Zentrum Hannovers, der im Januar 2014 mit dem Integrationspreis der Stadt Hannover ausgezeichnet wurde. Er präsentierte eine Ausstellung über die Fluchtgründe aus Vietnam. Allein aufgrund des brutalen, von etwa 1955 bis 1975 in und um Vietnam geführten Vietnamkrieges, sind über eine Millionen Vietnamesen geflüchtet. Die meisten von ihnen leben heute in den USA.

Dang Chau Lam´s Credo ist: Die MigrantInnenselbstorganisationen müssen stärker unterstützt werden - mit Geld aber vor allem auch mit mehr Respekt. Sie stärker respektieren, bedeute ihre Leistung innerhalb der Zivilgesellschaft anzuerkennen. MigrantInnenorganisationen haben eine bedeutsame „Brückenfunktion“-  sie berücksichtigen und gestalten transnationale Prozesse. Die MigrantInnen müssten sich auch um sich selbst kümmern und ihre Rechte einfordern. „Vielfalt ist eine Bereicherung. Wir müssen daher Orte der Begegnung schaffen“.

MigrantInnenselbstorganisationen müssten sich auch in die unter der Maßgabe des demografischen Wandels geführte Debatte um Zuwanderung verstärkt einmischen.

Bedeutsam sei, dass Minderheiten am gesellschaftlichen Leben der Mehrheitsgesellschaft teilhaben, an ihr partizipieren und diese gestalten. Das Auftreten von Pegida-Demonstrationen, die Debatten „rund um den NSU“ hinterlasse in den Minderheitencommunities Spuren, die verletzen. Deutschland lerne noch, Vielfalt zu akzeptieren.