Der ehemalige EU-Kommissar Günter Verheugen hat Italiens Regierungschef Mario Monti schwer kritisiert. Der Italiener wolle sich nicht an die Absprachen des EU-Gipfels mit Angela Merkel halten, so der Vorwurf.
„Die Kanzlerin ist vorige Woche betrogen worden. Das ist eindeutig. In Rom und wohl auch in Paris“, sagte der ehemalige EU-Kommissar für Industrie, Günter Verheugen, im Fernsehsender Phoenix zu Gesprächen vor dem EU-Gipfel.
„Sie ging da weg in der Meinung, sie hat alles eingetütet. Dann stellt sie in Brüssel fest, dass sie in eine ganz unangenehme Lage gebracht wird“, sagte Verheugen. Er bezog sich darauf, dass Monti beim EU-Gipfel den zuvor verabredeten Wachstumspakt plötzlich infrage gestellt hatte, um bei Merkel weniger Auflagen für pleitebedrohte Euro-Länder wie Italien durchzusetzen.
„Was sich hier widerspiegelt, ist ein Regelverstoß. Auch die Reaktion von Monti ist ein Regelverstoß, das tut man nicht“, sagte Verheugen. In Europa gehöre es zum guten Stil, auch nach einer kritischen Auseinandersetzung zu sagen, „wir haben einen Weg gefunden, mit dem wir alle leben können“. Das sei hier nicht der Fall gewesen.
Unterdessen wurde bekannt, dass Italiens Regierungschef Mario Monti den Sparkurs in seinem Land verschärfen will. Wie die Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag von einem Teilnehmer einer Konferenz erfuhr, sprach der Ministerpräsident auf der Kommunalveranstaltung von Spareinschnitten für 2012 von „weit mehr“ als 4,2 Milliarden Euro. Das ursprüngliche Einsparziel sei erhöht worden, um eine Mehrwertsteuererhöhung zu vermeiden. Die Regierung will voraussichtlich noch diese Woche ihr Sparpaket vorstellen.