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Gesunder Geist und Körper – Bei Mockenhaupt läuft es wieder

Gesunder Geist und Körper – Bei Mockenhaupt läuft es wieder

Die Trennung von ihrem Freund hat Sabrina „Mocki“ Mockenhaupt aus der Bahn geworfen. Bei der Team-EM in Braunschweig stand sie völlig neben sich. Jetzt holt sie ihren 39. nationalen Titel und hat bei der EM Großes vor. Die Siegerländerin geht im Marathon und um 10 000-Meter-Lauf an den Start.

Ulm. 

„Isch liebe dat Laufen einfach“, sagte Sabrina Mockenhaupt und strahlt die Reporter an. Die Siegerländerin trägt das Herz auf der Zunge. Wenn sie glücklich ist wie nach dem Gewinn des Titels über 5000 Meter bei den Deutschen Meisterschaften in Ulm, dann lacht sie, dann würde sie am liebsten jeden Zuschauer umarmen und an ihrer Euphorie teilhaben lassen. Und wenn sie ihre Beine nicht so über die Tartanbahn tragen, wie sie es sich vorgenommen hat, dann lässt sie ihren Tränen auch mal freien Lauf.

„Da war ich völlig neben der Kappe“

So wie vor einigen Wochen bei der Team-Europameisterschaft in Braunschweig, als sie über 5000 Meter weit hinterher lief. „Da war ich völlig neben der Kappe“, sagt Sabrina Mockenhaupt, „das war eine desolate Vorstellung.“ Vier Wochen später zeigte sich die Siegerländerin von einer ganz anderen Seite. In Um holte sie sich über 5000 Meter den Titel. Wieder einmal. Während selbst Experten mit dem Zählen kaum mehr nachkommen, sprudelt es sofort aus der Abonnement-Meisterin heraus: „Es ist mein 39. deutscher Meistertitel“, sagt sie, „der 13. über 5000 Meter. Daran sieht man, wie lange ich schon laufe. Und ich hab’ immer noch nicht genug.“

Desolat bei der Team-EM, souverän bei der DM: Was ist passiert in der Zwischenzeit? „Ach“, sagt sie, „ich habe eine ganz schwere Zeit hinter mir. Mein Freund und ich haben uns nach sieben Jahren getrennt. Das konnte ich nicht so einfach abschütteln.“

Mens sana in corpore sano, heißt es in einem verkürzten Zitat aus den Satiren des römischen Dichters Juvenal. Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper. Wenn der Kopf nicht frei ist, dann werden die Beine schwer. „Ich habe mich privat total verstrickt“, sagt Mockenhaupt, „dann fällt einem alles schwer.“ Die 33-Jährige hat Rat gesucht und gefunden. Mit Hilfe einer Mentaltrainerin hat sie wieder Tritt gefunden. Die eine Liebe ist gegangen, die andere hat nur kurz gelitten. Das Laufen macht wieder Spaß. Und wie.

„Mocki“ – ein Premium-Produkt des deutschen Laufens

Bei den Europameisterschaften plant Mockenhaupt einen Doppelstart. Das ist nichts Außergewöhnliches, wenn man über 100 und 200 Meter oder über 400 Meter und in der Staffel eingesetzt wird. Aber Mocki wird erst über 10 000 Meter und vier Tage später über die 42,195 Kilometer lange Marathonstrecke an den Start gehen. Wie will sie eine solche Belastung verkraften? „Dat werdet ihr dann sehen“, antwortet sie, „die Mocki macht das schon.“

„Mocki“ ist ein Premium-Produkt des deutschen Laufens. Auch wenn Sabrina Mockenhaupt bei den großen Meisterschaften als bestes Ergebnis nur Platz fünf über 10 000 Meter aufzuweisen hat, steht sie bei den Fans in der Popularitätsskala ganz oben. Weil sie die Mocki ist. Kein Autogrammwunsch bleibt unerfüllt – und wenn sie nicht gerade kurz vor dem Start steht, nimmt sich die Mocki auch Zeit für ein Handy-Foto.

Ihre Popularität zahlt sich aus. Wer eine der vielen Laufzeitschriften durchblättert, wird mehr als eine Anzeige mit Sabrina Mockenhaupt finden. Und die Veranstalter von großen Straßenwettbewerben nehmen sie lieber unter Vertrag als ein Ass aus dem schier unerschöpflichen Angebot ostafrikanischer Läuferinnen, weil Mocki, dieses 1,55 Meter kleine und 46 Kilo leichte Unikat aus dem Siegerland, viel mehr Zuschauer anzieht.

Wahnsinns-Doppelbelastung bei der EM

Im Herbst könnte Mockenhaupt einen weiteren großen Zahltag verbuchen. Die Marathon-Manager würden sie gern verpflichten, aber Mocki gibt zunächst der EM in Zürich den Vorrang. „Das Geld ist nicht alles. Ich laufe so gern im Nationaltrikot“, sagt Mockenhaupt.

In Zürich will sie die Wahnsinns-Doppelbelastung über 10 000 Meter und im Marathon schultern. Wochenlang hat sie sich in Davos im Höhentrainingslager auf die Strapazen vorbereitet und dabei die Liebe fürs Laufen neu entfachen lassen. Sie rennt bei der EM auch für ihre Teamkolleginnen. „Ich habe als einzige die A-Norm im Marathon. Deshalb muss ich starten, wenn wir ein Marathon-Team stellen wollen“, sagt sie und fügt mit einem Grinsen hinzu: „Also muss die Mocki ran.“