Neuland steht für artgerechte Tierhaltung. Doch ein Lieferant soll jahrelang konventionelles Geflügel als Neuland-Fleisch verkauft haben - auch in Berlin. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft.

Unter dem Gütesiegel des Vereins Neuland ist einem Bericht zufolge über Jahre konventionell produziertes Geflügelfleisch verkauft worden. Der wichtigste Geflügellieferant des Vereins habe zugegeben, jahrelang konventionell gehaltene Tiere gekauft, geschlachtet und als Neuland-konform verkauft zu haben, berichtete die „Zeit“ am Dienstag vorab auf ihrer Internetseite.

Es handele sich um einen Landwirt aus Wietzen in Niedersachsen. Verschiedene Neuland-Metzgereien, darunter auch in Berlin, hätten das von ihm angebotene Fleisch gekauft und an viele Firmen-Kantinen geliefert.

Das Neuland-Gütesiegel soll Fleisch aus „besonders artgerechter“ Tierhaltung kennzeichnen. Die Trägerorganisationen sind der Deutsche Tierschutzbund, der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und die Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft. Das Neuland-Fleisch erfreut sich auch in Berlin großer Beliebtheit, obwohl es deutlich mehr kostet als konventionelles Fleisch aus dem Supermarkt.

Neuland erklärte, falls der Bericht zutreffe, sei der Verein von dem Landwirt „tief enttäuscht“. Nach Jahren der Zusammenarbeit habe es 2013 Hinweise auf Unregelmäßigkeiten gegeben. Eine Kontrollstelle sei mit einer Überprüfung des Landwirts beauftragt worden, doch dieser habe „per Mail am 9.12.13 um 14.00 Uhr bei NEULAND e.V. gekündigt. Eine Kontrolle konnte nicht mehr durchgeführt werden. Daraufhin wurde die noch am gleichen Tag geschlachtete Geflügellieferung gestoppt.“

Für die angeschlossenen Neuland-Fleischer habe man kurzfristig Ausgleich mit Biogeflügel oder Neuland-Geflügel aus anderen Regionen schaffen müssen. Das sei im Weihnachtsgeschäft nur unzureichend gelungen, so dass der Neuland GmbH Bad Bevensen ein wirtschaftlicher Schaden bis Ende März von ca. 40.000 Euro entstanden sei.

Neuland weiter: „Einige Neuland-Fleischereien in Berlin haben noch weiter von dem Landwirt Geflügel bezogen, klar mit der Anweisung, dies deutlich als Nicht-NEULAND zu kennzeichnen.“ Der Verein sei an einer schnellen Aufklärung des Falls interessiert, bei dem möglicherweise „kriminelle Energie und Raffgier“ eine Rolle gespielt hätten. Es handele sich um einen Einzelfall, versicherte die Vereinigung.

Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft Oldenburg. „Wir haben ein Ermittlungsverfahren gegen den Geschäftsführer einer Geflügel GmbH in Wietzen (Kreis Nienburg) eingeleitet“, sagte Staatsanwältin Carolin Castagna am Mittwoch.