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Gewalttat in München: Schrecken am Olympia-Einkaufszentrum

Foto: Matthias Balk/ dpa

Mutmaßlicher Täter im Einkaufszentrum David S., 18 Jahre, aus München

Was treibt einen 18-Jährigen dazu, wahllos auf Menschen zu schießen? Für die Bluttat in München ist nach Polizeierkenntnissen ein Deutsch-Iraner verantwortlich - David S., der in der Stadt lebte.

Mit großen Scheinwerfern leuchtet die Polizei den Bereich im Münchner Olympiapark aus, auf dem Weg liegt ein Körper unter einer Plane. Die Ermittler gehen davon aus, dass der junge Mann sich selbst getötet hat. Er soll im Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) im Norden Münchens neun Menschen erschossen haben. Nach Angaben der Polizei handelt es sich um einen 18-jährigen Deutsch-Iraner. Wie SPIEGEL ONLINE erfuhr, wird sein Name als David S. angegeben.

Noch in den Nachtstunden hat ein Spezialeinsatzkommando eine Wohnung in der Münchner Maxvorstadt gestürmt, angeblich soll der junge Mann dort gewohnt haben, bei seinen Eltern.

Bestätigt ist das noch nicht. Die Wohnung, in der die Durchsuchung stattfand, liegt in dem Viertel nördlich der Münchner Altstadt und nur wenige Kilometer vom Tatort entfernt. Das mehrstöckige Wohnhaus ist weiträumig abgesperrt, Ermittler tragen Kartons aus dem Haus. Sie sind auf der Suche nach dem Motiv, dem Warum.

Bislang liegen keine Erkenntnisse vor, dass der mutmaßliche Täter Bezüge zu extremistischen Szenen hatte.

Erst mal gehen die Fahnder daher von einer Amoklage aus. Auch während der Stunden der Angst in München sprach die Polizei mehrfach von einem möglichen Amoklauf - aber zwischenzeitlich auch von einem möglichen terroristischen Hintergrund.

Ein Video, das am Abend auf Twitter kursierte, soll den Auftakt des Verbrechens zeigen. Gegen 17.50 hielt sich der Täter demnach in einem McDonald's-Restaurant gegenüber dem OEZ auf.

Der US-Fernsehsender CNN zitiert zwei mutmaßliche Zeugen der Tat - deren Aussagen zum möglichen Motiv des Täters sich allerdings widersprechen. So sagte eine nach eigenen Angaben muslimische Frau, die zum Tatzeitpunkt im Schnellrestaurant gewesen sein will, sie habe gehört, dass der Täter "Allahu Akbar" gerufen habe - "Gott ist groß". Ihr Sohn sei auf der Toilette des McDonald's-Restaurants gewesen und habe gesehen, wie der Täter dort eine Pistole geladen habe. Anschließend sei er herausgekommen und habe auf Kinder gezielt.

Dann tritt der Schütze, bekleidet mit einem schwarzen T-Shirt mit weißer Schrift, dunklen langen Hosen und Schirmmütze, auf die Straße, stellt sich breitbeinig auf, legt an und beginnt mit einer Pistole auf Passanten zu schießen.

In einem Video, das offenbar aus einem benachbarten Wohnblock aufgenommen wurde, sieht man den mutmaßlichen Täter auf dem obersten Deck eines Parkhauses stehen. Ein Anwohner beschimpft ihn von seinem Balkon aus und gerät so in einen Dialog mit ihm.

Er habe sich eine Waffe kaufen müssen, sagt der mutmaßliche Täter. "Ich bin Deutscher." Er sei hier geboren, in einer "Hartz-IV-Gegend" aufgewachsen und "in stationärer Behandlung" gewesen. Außerdem ist der Ruf "Scheiß Türken" zu hören - ob vom mutmaßlichen Täter oder einem anderen Anwohner, ist unklar.

Ein anderer mutmaßlicher Zeuge berichtete CNN, er habe gehört, wie der Täter geschrien habe, er sei Deutscher und werde Ausländer umbringen. Bei SPIEGEL ONLINE meldete sich ein Mann, der nach eigener Aussage zur Tatzeit in einem angrenzenden Geschäft einkaufen war und neben mehreren Schüssen auch die Schreie "Mir ist alles egal" und "Ich töte euch alle" gehört hat.

Nach den Schüssen im Einkaufszentrum ergriff der junge Mann die Flucht. Eine Zivilstreife stellte ihn, schoss auf ihn, doch es ist unklar, ob der Täter getroffen wurde. Seine Leiche wurde etwa einen Kilometer vom Einkaufszentrum entfernt gefunden. Dort wurde auch eine Pistole sichergestellt. Die Polizei geht inzwischen davon aus, dass er als Einzeltäter handelte.

Es ist die zweite schwere Gewalttat eines Jugendlichen in Deutschland innerhalb weniger Tage. Am Montagabend hatte ein 17-jähriger Flüchtling mit einer Axt und einem Messer vier Touristen aus Hongkong in einem Regionalzug bei Würzburg schwer verletzt. Einsatzkräfte erschossen den Jugendlichen. Diese Tat soll einen islamistischen Hintergrund haben.

Zusammengefasst: Der mutmaßlicher Täter, der in München neun Menschen und sich selbst erschoss, ist ein 18-Jähriger Deutsch-Iraner. Die Polizei durchsuchte Stunden nach der Tat eine Wohnung in der Münchner Maxvorstadt, eine gute Wohngegend. Bislang liegen keine Erkenntnisse vor, dass der 18-Jährige Bezüge zu extremistischen Szenen hatte.

Video - die Pressekonferenz der Polizei am Samstagmittag:

SPIEGEL ONLINE
jul/stk/jdl/rol

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