Bisher ist das neue Berliner Stadtschloss ein stetig wachsender Betonklotz. Nun wurden endlich die Aufträge für die historische Barockfassade vergeben – doch es fehlen noch 44 Millionen Euro.

Der Ausblick von der 21 Meter hohen Dachterrasse der Humboldt-Box auf die Baustelle des Berliner Schlosses ist gerade noch möglich. Der Rohbau des Gebäudes hat mittlerweile fast durchgehend dieses Niveau erreicht – stellenweise auch schon die 35 Meter Gesamthöhe. „Zum Jahresende steht der Rohbau“, so Bernhard Wolter, Sprecher der Stiftung Berliner Schloss-Humboldtforum. Höchste Zeit also, dafür zu sorgen, dass der schlichte Betonklotz auf drei Seiten seine Barockfassade bekommt. „Die Aufträge für diese Arbeiten wurden jetzt vergeben“, so Wolter weiter. Die Firmen F.X. Rauch GmbH sowie die Bamberger Nautursteinwerk Herman Graser GmbH wurden mit den Arbeiten beauftragt.

Das Auftragsvolumen wurde in verschiedene Lose aufgeteilt. Die Außenfassade zur Schlossfreiheit (Westfassade) wird demnach von F.X. Rauch für fünf Millionen Euro erstellt. Nicht im Auftrag inbegriffen ist das Portal III. Die Fassaden zum Lustgarten und zum Schlossplatz werden, ebenfalls ohne die jeweiligen Portale, vom Bamberger Natursteinwerk gefertigt. Gesamtkosten: 13 Millionen Euro.

Die vier Baulose für den Schlüterhof im Inneren des Bauwerks, der laut Beschluss des Deutschen Bundestags ebenfalls nach dem historischen Vorbild des 1950 gesprengten Berliner Schlosses gestaltet werden soll, hat wiederum die Firma Rauch gewonnen. Kosten: weitere 18 Millionen Euro. In den kommenden Tagen werden nun die Gipsmodelle des Schloßzierats aus der Schlossbauhütte in Spandau an die beiden Firmen geliefert. Deren Steinmetze fangen dann damit an, nach diesen Modellen die unzähligen Schmuckelemente aus Sandstein zu fertigen. Im März 2015 beginnen die eigentlichen Maurerarbeiten direkt an der Schlossfassade.

44,5 Millionen Euro für historische Schlossfassade fehlen noch

„Bis jetzt können wir alle Arbeiten aus den Spenden bezahlen, die Summe reicht noch bis Jahresende“, so Wolter weiter. Von den 80 Millionen Euro für die historischen Fassaden, die allein aus Spendenmitteln finanziert werden sollen, sind bislang 35 Millionen Euro eingesammelt. 44,5 Millionen Euro (56 Prozent) jedoch müssen noch aufgebracht werden. „Wir haben im vergangenen Monat die bisherige Rekordsumme von 4,9 Millionen Euro eingeworben“, sagt Schlossförderer Wilhelm von Boddien. „Zum Jubel besteht noch kein Anlass, aber zu großer Dankbarkeit für das, was wir bisher geschafft haben“, so der Chef des Fördervereins.

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Wer mehr über den Inhalt des Humboldt-Forums wissen möchte, kann sich die neue Ausstellung in der zweiten Etage in der Humboldt-Box anschauen. Denn während draußen das Schloss wächst, bleibt das Konzept innen für viele noch vage. Welche Kultur wird da inszeniert, und wie führt man die Sammlungen in die Gegenwart, ohne sie ihrer Vergangenheit zu berauben? Die Berliner Ausstellungsmacher träumen von einem ganz neuen Typus des Weltmuseums, Themen wie Globalisierung und Migration sollen einfließen. „Multiperspektivisch“ heißt das im ambitionierten Kuratorendeutsch.

Ethnologisches und Asiatisches Museum ziehen in Berlins Mitte

Im zweiten Stock der Box sind zwei riesige Modelle aufgestellt. Gezeigt wird der zweite und dritte Stock des künftigen Humboldt-Forums, die Showrooms für das Ethnologische und das Asiatische Museum, das 5500 Quadratmeter bespielt. Diese Museen ziehen von Dahlem in die Mitte Berlins. Allerdings sind die Modelle leer, Exponate en miniature würden Sinn machen. Und auch die knallrote Forscherbox lässt noch keine rechte Humboldt-Stimmung aufkommen. Doch man versteht sich hier als „Werkstatt“, noch ist alles offen, ein „work in progress“. Die endgültige Planung soll erst Mitte 2015 abgeschlossen sein.

Die einzelnen Raumordnungen sind schon einmal per Schildchen festgelegt: Ozeanien mit den bekannten Südsee-Booten zum Thema Navigation; Westafrika: Kolonialismus in Kamerun und Deutschland oder die Gegenwart der Bergvölker. Die Welt der Musik bekommt einen „Hörraum“. In Kooperation mit der Technischen Universität soll dort ein Soundlabor installiert werden. China präsentiert sich mit einer großen Sammlung zur chinesischen Medizin.

Werkstattgespräch, Humboldt-Box, Schloßplatz 5 in Mitte. Donnerstag von 17.30 bis 19 Uhr. Eintritt frei