Bremerhaven - Vor 55 Jahren machten Arbeiter bei Baggerarbeiten in der Weser bei Bremen einen erstaunlichen Fund: Im Wasser lagen Wrackteile einer Kogge aus dem Mittelalter. „Ein so altes Schiff in einem so gut erhaltenen Zustand, das war eine weltweite Sensation“, sagt die Direktorin des Deutschen Schifffahrtsmuseums in Bremerhaven, Dr. Sunhild Kleingärtner.

Die Bremer Hansekogge bildete den Ausgangspunkt für die Gründung des Museums in den 1970er Jahren. Sie bekam eine eigene Halle und wurde Besucherliebling.

Im Juni 2016 wurde die inzwischen in die Jahre gekommene Kogge-Halle für eine komplette Neugestaltung geschlossen. Am Dienstag wurde sie wiedereröffnet. „Hier war alles düster und dunkel“, beschreibt Direktorin Kleingärtner bei einem Baustellenrundgang, wie es früher auf der Galerie im ersten Stock aussah. „Jetzt ist es hell und freundlich.“

Arbeiter legen an den neuen Ausstellungsobjekten letzte Hand an. An Leuchttischen und Multimedia-Stationen werden die Handelswege der Koggen im Mittelalter aufgezeigt oder die Lebensbedingungen an Bord veranschaulicht. Besucher können Taue selber herstellen oder in einer Holzkiste nachschauen, was die Seeleute privat mit an Bord nahmen.

„Die Kogge wird jetzt noch mehr in den Fokus gestellt als früher“, betont Sunhild Kleingärtner. Von den Galerien im ersten und zweiten Stock haben die Besucher einen Rundumblick auf das 23 Meter lange Handelsschiff aus dem Jahr 1380. „Durch die neue Beleuchtung wirkt es noch plastischer und größer“, freut sich die Direktorin, die seit 2013 im Amt ist. Die Historikerin war berufen worden, damit das Haus seinen Status als nationales Forschungsmuseum behält. Denn der Senat der Leibniz-Gemeinschaft hatte festgestellt, dass die Dauerausstellung den aktuellen Anforderungen nicht mehr genügte.

Ein neues Konzept wurde erarbeitet und 42 Millionen Euro für die Neuausrichtung wurden bewilligt. Im ersten sichtbaren Schritt wurde die Kogge-Halle für 3,8 Millionen Euro runderneuert. Bis 2020 sollen auch die anderen Abteilungen saniert werden.

Die wissenschaftliche Arbeit des Museums soll künftig für den Besucher sichtbar werden. Aber auch die Besucher selber sollen in die Rolle eines Forschers schlüpfen und zum Beispiel Holzplanken dreidimensional vermessen können. Das Wrack selbst wurde auf Pallhölzer gesetzt, um eine Werftatmosphäre zu erzielen. „Im Erdgeschoss haben die Besucher die Perspektive der Bootsbauer“, sagt Kleingärtner.

Neu ist der Blick von der Galerie im zweiten Stock, die bisher für Besucher nicht zugänglich war. „Von dort kann man sehen, wie voluminös der Laderaum der Kogge ist“, so Kleingärtner.

Transportiert wurden in den Frachtschiffen des Mittelalters nicht nur Holz, Stockfisch, Wein oder Bier, sondern auch lebende Tiere – daran erinnert ein ausgestopfter Gerfalke in der Ausstellung. „Sie wurden aus Island mitgebracht und wurden an Fürstenhöfen zum Jagen genutzt“, erzählt Kleingärtner.

Mit der Bremer Kogge allerdings wurde vermutlich keine Ware transportiert. Aber so ganz genau weiß das keiner. „Es gibt verschiedene Theorien darüber, warum sie untergegangen ist“, sagt die Historikerin. Eine der gängigsten ist, dass die Kogge noch während des Baus weser­abwärts getrieben wurde und schließlich sank – um dann 600 Jahre später gefunden zu werden.