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Humor, der weh tut.  Fahri Yardim (links) und Christian Ulmen spielen in „Jerks“ beinahe sich selbst.

© maxdome/ProSieben /André Kowalski

"Jerks" mit Christian Ulmen und Fahri Yardim: Mann, bist du peinlich!

In der Comedy „Jerks“ lassen Christian Ulmen und Fahri Yardim jedes Schamgefühl vergessen. Erste Eigenproduktion der VoD-Plattform Maxdome

Ein „Jerk“ kann ein Trottel, ein Saftarsch, ein Wichser sein. Zwei „Jerks“ sind dann Christian Ulmen und Fahri Yardim und eine gleichnamige Comedy-Serie bei der Video-on-Demand-Plattform Maxdome. Vom 26. Januar an werden immer zwei Episoden der zehnteiligen Produktion online gestellt. Der Dritte will nämlich der Erste sein: Maxdome möchte noch vor seinen erfolgreicheren Konkurrenten Amazon Prime und Netflix die erste deutsche Eigenproduktion in den weiter wachsenden Streaming-Markt bringen. Wachstum heißt großes Wachstum: „Seit unserem Start vor vier Jahren haben wir jedes Jahr um hundert Prozent zugelegt“, sagte Ko-Geschäftsführer Filmon Zerai bei der „Jerks“-Preview am Mittwoch in Berlin. Die Abonnentenzahl von Maxdome sei jetzt siebenstellig.

Diesen Mehr-als-einer-Million soll, muss was geboten werden, das aus der Vielfalt, ja aus dem Allerlei im Sortiment der VoD-Plattform heraussticht. „Jerks“ hat diese besondere Qualität, weil die Comedy sichtbar und hörbar anders sei. „Jerks“ ist krass. Dass der eine Protagonist im Freundespaar, Christian, von Christian Ulmen, und der andere, Fahri, von Fahri Yardim gespielt wird, soll belegen, was Christian Ulmen als Devise ausgegeben hat: „Es ist mein wahres Leben, bisschen variiert, ein wenig dazugekommen, etwas weggelassen. Ansonsten: alles genauso.“

Ein Leben voller Peinlichkeit

Wenn das mal so stimmt, dann leben der echte Christian Ulmen und sein Alter Ego ein Leben voller Peinlichkeit. Genauso Fahri Yardim. In der bei der Preview gezeigten Folge schrillen bei Christian die Alarmglocken, als er erfährt, dass seine Freundin Emily (Emily Cox) ein Date mit seiner Ex-Frau Collien (Collien Ulmen-Fernandes) hat. Beide sind zu einem Masturbationskurs verabredet. Paniker Christian wendet sich stante pede an seinen Freund Fahri, das Duo schleicht sich zum Ort des Geschehens, wo Fahri erkennen muss, dass auch seine Freundin Pheline (Pheline Roggen) sich der Aufforderung der Masturbationskursleiterin stellen will: „Du musst deiner Vagina einen Namen geben.“ Ein Vorschlag heißt zum Beispiel „Camilla“. Beim nächsten Termin sind die Kerle dabei, voll sabbernder Vorfreude, dass aus einer Vagina (der jeweiligen Freundin) vier Vaginas werden könnten.

Irrsinnig komisch, irrsinnig blöd? Eine Merkwürdigkeit aus Midlife-Crisis-Männer-Fantasie – Ulmen ist 41, Yardim 36 – und schlechtem Geschmack? Klar wird, „Jerks“ fängt an, wo normalerweise die Kamera aus ist. Die Comedy, übrigens nach sehr erfolgreichem dänischen Vorbild, spielt vor und hinter der Grenze des Schamgefühls und setzt auf die nicht falsche Erwartung, dass der Zuschauer/die Zuschauerin diese Bewegung mitmacht. Es gibt nun mal, und nicht nur in dieser Paarbeziehung, unendlich viele Momente und Situationen, die einem peinlich sein müssen oder können. Christian Ulmen und Fahri Yardim zeigen, was Christian und Fahri peinlich ist, aber nicht so peinlich, dass sie es doch nicht tun. Für das große Publikum eine große Identifikations- und Projektionsfläche. Der Zuschauer wird im besten Fall übers Fremdschämen von eigener Scham und Peinlichkeit befreit. Wie gesagt, im besten Falle. Der Rest lacht oder schweigt.

In Potsdam passiert's

Die „Jerks“ agieren in Potsdam, der Christian ist geschieden, seine beiden Kinder leben bei der Ex-Frau, er lebt mit Freundin im Altbau und fährt einen hinreißenden Citroen DS. Fahri wohnt in einer Villa mit Wasserblick, todschick, innen und außen alles so weiß, dass Schneeblindheit droht. Er soll ein gut gebuchter Schauspieler sein, in den Preview-Folgen macht er Web-Radio.

Eine Buddy-Produktion der Firma Talpa. Christian Ulmen hält die Fäden straff in der Hand, er ist Hauptdarsteller und Regisseur. Sein Freund Fahri Yardim ist wie seine Frau Collien Ulmen-Fernandes mit von der Partie, Ulmens „Tatort“-Kollegin Nora Tschirner fehlt auch nicht – alles kein Zufall, sondern Voraussetzung für enges, intimes Spiel. Sido absolviert auch einen sehr schweigsamen Auftritt. Macht er gut, der Rapper mit Schweinkram-Heft.

„Jerks“ lebt von Inspiration mal Transpiration. Die Drehbücher umfassen nur rund fünf Seiten, wo sonst eine vergleichbare Produktion auf etwa 35 Seiten Vorlage bauen kann. „Jerks“ übernimmt vom Dänen-Vorbild Plot und Storyline, der ganz große Rest ist Improvisation. Von den Kinderrollen abgesehen, geht das Ensemble ohne vorgegebenen Text in eine Situation rein. Dann müssen die Dialoge quasi aus dem Ärmel geschüttelt werden, das erfordert Witz, Chuzpe, Reaktionsvermögen. Das kann nur (so gut) funktionieren, weil die Figuren von ihren Darstellern eben nicht weit entfernt sind.

„Jerks“ soll nicht allein Maxdome glücklich machen. Die Plattform gehört zum ProSiebenSat1-Medienkonzern. Also wird „Jerks“ nicht nur auf ProSieben beworben, sondern vom 21. Februar auch im Free-TV-Sender gezeigt. Immer nach „Circus Halligalli“, immer um 23 Uhr 15. Den Zuschauern via Plattform und Bildschirm verspricht Fahri Yardim: „Ihr Leben macht nach ,Jerks‘ keinen Sinn mehr. Und das ist auch gut so.“

„Jerks“, zehn Folgen ab dem 26. Januar bei Maxdome

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