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Mit dem gewagten wie gezielten Coming-out hat Charamsa im Vatikan offenbar nur Trotz ausgelöst

  • 6. Oktober 2015, 05:10h 61 3 Min.

Der Priester habe mit seinem Coming-out seine Homosexualität "instrumentalisiert", kritisiert Berlins Erzbischof Heiner Koch.

Das Coming-out des polnischen Priesters und Theologen Krzysztof Charamsa pünktlich zum Beginn der Familiensynode scheint die Reihen der Bischöfe im Vatikan geschlossen zu haben. Statt eines Eingehens auf die von Charamsa beklagten Diskriminierungen war nur heftige Kritik an dem Priester zu vernehmen.

Der 43-jährige Vatikan-Prälat hatte sich in der Nacht von Freitag auf Samstag in mehreren Interviews in Polen und Italien gezielt geoutet (queer.de berichtete), am Samstag hatte er zudem zu einer Pressekonferenz geladen, auf der er seinen Partner vorstellte. Vom Vatikan war er umgehend von seinen Aufgaben entbunden worden – Sprecher Federico Lombardi hatte dazu gesagt, die "sensationelle Erklärung am Vorabend der Eröffnung der Synode" sei "unverantwortlich", weil sie die Synode "ungerechtfertigtem Mediendruck" aussetze.

Am Montag legte Radio Vatikan, das Sprachrohr der Kirche, nach – mit einer sehr einseitig ausgewählten Presseschau zu den Reaktionen aus Polen, die auf Positives verzichtete. So habe die Tageszeitung "Gazeta Wyborcza" kommentiert, Charamsa habe der Bekämpfung von Homophobie in der Kirche mehr geschadet als genutzt, da sich Gläubige "von ihm betrogen fühlen" könnten: "Er habe sein Gelübde gebrochen." Auch zitierte Radio Vatikan eine Kritik des früheren Justizministers Zbigniew Ziobro (PiS), wonach der Priester ein "Doppelleben geführt" und nun seine "Heuchelei" offenbart habe.

Koch beklagt "unpassendes" Coming-out


Berlins Erzbischof Heiner Koch (Bild: Walter Wetzler / Erzbistum Berlin)

Ähnlich äußerte sich am Montag Berlins Erzbischof Heiner Koch. Zunächst meinte er in einem Interview mit dem rbb-Inforadio, die Anerkennung und Wertschätzung Homo­sexueller gehöre "in die Kirche rein", da dürfe "keine Diskriminierung" stattfinden und in dieser Frage sei "in der Vergangenheit vieles nicht gut gelaufen" – Koch selbst hatte erst vor wenigen Wochen gemeint, dass Homosexualität "beschränkt" und nicht "gelungen" sei.

Zu Charamsa sagte er aber: "Wenn jemand im Dienst des Ganzen steht, und so ein demonstratives vielleicht sogar politisches Zeichen setzt, dann ist das zumindest in seinen Dienstfunktionen etwas unpassend und nicht gerade förderlich gewesen". Es sei "fragwürdig", die Homosexualität vor der Synode "zu instrumentalisieren". Koch meinte noch, es gehe um die "homo­sexuelle Prägung", bevor er unterbrochen wurde – der Interviewer wies ihn darauf hin, dass Charamsa in einer Beziehung lebe. Der Bischof änderte in Folge seine Begründung in einen "Bruch des Zölibats".

Koch ist neben Kardinal Reinhard Marx und Bischof Franz-Josef Bode einer der drei deutschen Bischöfe, die an der Synode teilnehmen. Marx sagte am Montag abend in den ARD-"Tagesthemen" allgemein zum Umgang mit Schwulen und Lesben, man dürfe Menschen nicht nur nach ihrer Sexualität bewerten und müsse auch das Gute an homo­sexuellen Partnerschaften sehen. Darüber werde man nachdenken müssen – bei der Familiensynode gehe es aber "um Ehe und Familie, um das Ja-Wort zwischen Mann und Frau, das offen ist für Leben und das so sehr die Grundlage jeder menschlichen Zivilisation ist".

Vom Vatikan nach Barcelona

Charamsa hatte im Vatikan als Dozent an zwei päpstlichen Universitäten gearbeitet sowie als Funktionär der Glaubenskongregation und als stellvertretender Sekretär der dort angesiedelten Internationalen Theologischen Kommission. Am Montag hat er Rom verlassen und ist mit seinem katalanischen Partner Eduardo nach Barcelona geflogen. Dort wolle er mit dem Freund zusammenleben und sich eine neue Aufgabe suchen, hieß es.

Auf der Pressekonferenz hatte er auch ein Manifest mit zehn Punkten präsentiert, wie die Kirche ihren Umgang mit dem Thema Homosexualität zu ändern habe. Über den Umgang mit Charamsas Priesteramt muss das Heimatbistum im polnischen Pelplin entscheiden. Bischof Ryszard Kasyna hatte ihn in einem ersten Schritt ermahnt, "zum Amt Christi" zurückzukehren. Lebe der Priester seine Homosexualität weiter aus, könne ein längerer Prozess der Suspendierung folgen, meinte Radio Vatikan. (nb)

#1 Miguel53de
  • 06.10.2015, 05:30hOttawa
  • Ich finde das Foto des Berliner Karnevalisten, eh, Entschuldigung, Bischofs, sehr gelungen. Seine Scheinheiligkeit argumentiert zudem sehr interessant. Naemlich gerade so, wie so mancher unserer "Freunde" hier, wenn es darum geht, ob man in der Oeffentlichkeit schwul sein darf.

    Unterste Schublade. Und frei von jeglicher Intellgenz. Aus dieser Kirche ist nichts zu erwarten oder zu erhoffen. Und so schoen das Kostuem dieses Narren. Das macht ihn nicht lustiger.

    Kommen Sie Markus. Oder Lukas. Oder Johannes. Die beruehmte Liste muss her. Ich habe sie seit gefuehlten zwei Stunden nicht mehr gelesen.

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#2 Harry1972
  • 06.10.2015, 05:37hBad Oeynhausen
  • Ganz offensichtlich hat dieser schwule Priester alles richtig gemacht, wenn ich mir angucke, was die ranghöheren Vertreter der Kinderfickersekte jetzt für eine Welle schieben und sich damit noch mehr selbst beschädigen, als sie ahnen.
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#3 Rüdiger BrillAnonym
  • 06.10.2015, 06:19h
  • Zitat:
    "Lebe der Priester seine Homosexualität weiter aus, könne ein längerer Prozess der Suspendierung folgen, meinte Radio Vatikan. (nb)"

    Und das wäre natürlich das schlimmste, was der Kirche passieren könnte. So schafft man Martyrer.

    Der Hammer ist für mich die Bemerkung von Koch, nun wird "Charamsas Heuchelei offenbar". Er verdreht die Wahrheit, denn er wurde in der Kirche dazu gezwungen und sie ist eigentlich der größte Heuchler. Unglaublich!!

    Hervorragend gemacht, Herr Charamsa!!
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