Interview

«Wie ein Schlag ins Gesicht»

Die Wegwerfmentalität der Raver ärgert die Organisatoren der Zürcher Street Parade. Mediensprecher Stefan Epli nimmt Stellung und zieht Bilanz zum diesjährigen Umzug.

Fabian Baumgartner
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An der Zürcher Street Parade mussten Rettungskräfte über 400 Raver wegen Schnittverletzungen behandeln. (Bild: Anthony Anex / Keystone)

An der Zürcher Street Parade mussten Rettungskräfte über 400 Raver wegen Schnittverletzungen behandeln. (Bild: Anthony Anex / Keystone)

Herr Epli, auch dieses Jahr war die Route wieder übersät von Glasscherben. Ärgert Sie das?

Sehr. Die gesamte Route ist jeweils mit Glasscherben übersät. Dies, obwohl wir keine Getränke in Glasflaschen verkaufen. Das ist für uns jedes Mal wie ein Schlag ins Gesicht, der auch finanziell weh tut. Die Besucher bringen die Flaschen selbst mit und werfen sie dann einfach zu Boden. Wir verdienen daran nichts, es gibt viele Verletzungen und wir müssen erst noch für die Entsorgung aufkommen.

Was unternehmen Sie dagegen?

Wir haben in diesem Jahr mehr Personal eingesetzt, welches das Glas während der Parade einsammelt. Das hat sich gelohnt. Am Bürkliplatz waren zu später Stunde kaum Glasflaschen zu sehen. Zudem dürfte sich das auch positiv auf die Abfallmenge auswirken. Wir werden dieses Konzept in den kommenden Jahren ausbauen.

Auffallend ist aber, dass es nach einem Rückgang im letzten Jahr nun wieder mehr Schnittverletzungen gegeben hat.

Wir rufen jedes Jahr dazu auf, nicht mit Flip-Flops und offenen Schuhen an den Umzug zu kommen. Alle Besucher können wir leider nicht erreichen.

Die Bilanz bei der Zahl der Verletzten fällt insgesamt wenig positiv aus. Gegenüber dem letzten Jahr mussten vierzig Prozent mehr Patienten medizinisch versorgt werden.

Die verschiedenen Ausgaben miteinander zu vergleichen, ist aufgrund der äusseren Bedingungen falsch. Denn gäbe es im nächsten Jahr Dauerregen, hätten wir 90 Prozent weniger Vorfälle. Trotzdem: Wenn sich rund 1000 Personen bei insgesamt rund einer Million Besucher medizinisch behandeln lassen müssen, liegt das im Rahmen. Bei den meisten Fällen handelte es sich um Bagatellen.

Eine Million Raver haben an der diesjährigen Street Parade getanzt. Entpuppt sich die baubedingte Verschiebung auf Ende August als voller Erfolg?

Nein, das lässt sich so nicht sagen. Es geht uns nicht um Rekorde, sondern darum, dass die Besucher eine gute Party feiern können. Und je mehr Leute kommen, desto schwieriger wird es. Insgesamt hatten wir in diesem Jahr Wetterglück und eine sehr positive Atmosphäre.

Hat die Verschiebung Mehrkosten verursacht?

Ja, wir rechnen aufgrund der Verlegung mit Zusatzkosten von rund 100 000 Franken. Aufgrund der Bühnenverschiebung vom Bürkliplatz auf den Hafendamm Enge mussten wir mehr Security-Mitarbeiter aufbieten und mehr Toiletten aufstellen. Positiv daran war, dass sich das Publikum besser verteilt hat und sich nicht alles am Bürkli- und am Sechseläutenplatz konzentrierte.

Eine Option für die Zukunft?

Ja, die Verlegung der Bühnen können wir uns auch für die kommenden Ausgaben vorstellen.

Wie wirken sich Mehrkosten auf die finanzielle Situation des Vereins aus?

Weil das Wetter mitspielte, dürften wir eine schwarze Null schreiben. Finanziell sind wir leider nicht auf Rosen gebettet. Das Problem ist, dass wir in Jahren mit schönem Wetter Reserven anlegen sollten für Schlechtwetter-Ausgaben. Es ist schade, dass wir derart abhängig vom Wetter sind.

Die Stadt ist Ihnen aber in diesem Jahr enorm entgegen gekommen.

Absolut. Wir können uns überhaupt nicht beklagen. Ohne die Unterstützung der Behörden hätte es in diesem Jahr keine Street Parade gegeben. Sie einmal ausfallen zu lassen, wäre hingegen sehr schlecht gewesen. Das hat sich andernorts gezeigt.

Zum Schluss: Wie sieht Ihre persönliche Bilanz der Street Parade aus?

Für mich war es eine der schönsten Paraden überhaupt. Sie war sehr farbig und wild. Es gab auch schon Ausgaben, an denen fast mehr Gaffer als Raver unterwegs waren. Der deutsche Star-DJ Robin Schulz hat mir gesagt, er trete immer wieder auf Bühnen vor Zehntausenden Leuten auf. Doch die Atmosphäre auf einem Love Mobile sei einzigartig.

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