Beim Referendum über die Homo-Ehe in Irland haben nach Angaben des staatlichen Fernsehens die Befürworter gewonnen. Für die Homo-Ehe hätten gut 62 Prozent der Iren votiert, berichtete das Fernsehen am Samstagabend. Es berief sich auf die Auszählungsergebnisse aus 40 der 43 Stimmbezirke. Das Votum vom Samstag markiert eine dramatische Verschiebung der gesellschaftlichen Werte in der traditionell katholisch-konservativen Gesellschaft. Dem Sender RTE zufolge stimmten in einigen Bezirken der Hauptstadt Dublin bis zu 80 Prozent dafür. In ländlichen Gebieten war der Ausgang deutlich knapper. Irland ist die erste Nation, die die Möglichkeit von Eheschließungen gleichgeschlechtlicher Paare per Volksentscheid einführt.

Gleichstellungsminister Aodhan O'Riordhain sagte bereits vor der Stimmauszählung, er gehe von einer großen Mehrheit für die Befürworter der Schwulen- und Lesbenehe aus. Die Wahlbeteiligung sei beispiellos. Auch der staatliche Rundfunk meldete schon am Mittag einen deutlichen Sieg der Yes-Kampagne.

"Das ist ein großer Tag für Irland", sagte Gesundheitsminister Leo Varadkar. Er hatte erst im Januar seine Homosexualität öffentlich gemacht. "Für mich persönlich ist das nicht nur ein Referendum, sondern eine soziale Revolution." Bis 1993 waren gleichgeschlechtliche Beziehungen in Irland noch strafbar.

Die Gegner räumten bereits kurz nach Beginn der Stimmauszählung ihre Niederlage bei dem nationalen Referendum ein. Es gebe offensichtlich einen sehr beeindruckenden Sieg der Befürworter, sagte einer der Anführer der Nein-Kampagne, David Quinn vom katholisch orientierten Institut Iona, dem Sender RTE.

Gegen die Zulassung der Eheschließung für gleichgeschlechtliche Paare hatte sich vor allem die katholische Kirche eingesetzt. Die Organisation Mothers and Fathers Matter, die sich streng gegen die Verfassungsänderung eingesetzt hatte, gab sich geschlagen: "Das Resultat von heute wurde erreicht durch die Regierung, nachdem sie bestimmte Versprechungen hinsichtlich Leihmutterschaft, Adoption und anderen Dingen gemacht hat. Viele Wähler haben das geglaubt, jetzt muss es auch eingehalten werden." 

Die Regierung, die sich vehement hinter die Verfassungsänderung gestellt hatte, traf den Nerv des Volkes auf den Punkt. Das Referendum zur Homo-Ehe war auch ein Sieg für die direkte Demokratie in Irland. 60 000 Menschen hatten sich eigens für die Abstimmung ins Wählerregister eintragen lassen. 3,2 Millionen Iren waren am Freitag zur Stimmabgabe aufgerufen. Regierungsvertreter rechneten am Samstagmorgen mit einer Wahlbeteiligung von über 65 Prozent. Vor allem junge Wähler waren aus dem Ausland in ihre irische Heimat zurückgeflogen, um von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen. "Eine ganze Generation ist politisiert worden", sagte Kommunikationsminister Alex White."

Alle großen Parteien waren für "Yes"

Bisher können lesbische und schwule Paare in Irland nur eine zivile Partnerschaft eintragen lassen. Umfragen sagten bereits eine große Zustimmung für die Gesetzesänderung voraus. Alle politischen Parteien unterstützen die gleichgeschlechtliche Ehe. Die katholische Kirche stellte sich an die Spitze der Gegner und hoffte auf eine Überraschung.

Es geht um eine Veränderung der 77 Jahre alten Verfassung, die bislang die Ehe als Bund zwischen Mann und Frau definiert. Stimmt eine Mehrheit dafür, soll das Geschlecht der Ehepartner künftig keine Rolle mehr spielen. Die 2011 eingeführte eingetragene Partnerschaft bot Partnern weniger Rechte, vor allem bei Sozialleistungen oder Sorgerecht bei Trennungen.

"Unterdrückung ist kein christlicher Wert"

"Das Ja der Iren zur Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare gibt uns auch in Deutschland Rückenwind", sagte der innenpolitische Sprecher der Grünen, Volker Beck. "Die Iren haben klar gemacht: Die Unterdrückung von Lesben und Schwulen ist kein christlicher Wert." Der deutsche Lesben- und Schwulenverband (LSVD) gratulierte Irland "zu diesem großen Erfolg für gleiche Rechte, Vielfalt und Respekt".

In Deutschland haben gleichgeschlechtliche Paare bislang nur die Möglichkeit zu einer eingetragenen Lebenspartnerschaft, die nicht mit den gleichen Rechten wie eine Ehe ausgestattet ist.