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Deutschland Mehr als 600 türkische Beamte beantragen Asyl

In der Türkei läuft eine weitere Welle von Verhaftungen von ehemaligen Polizisten. Seit dem Putschversuch vor einem Jahr haben Hunderte ranghohe Beamte Asyl in Deutschland beantragt.
Türkische Polizei

Türkische Polizei

Foto: imago

Mehr als 600 ranghohe Staatsbeamte aus der Türkei haben seit dem Putschversuch im vergangenen Jahr Asyl in Deutschland beantragt. Das geht aus Zahlen des Bundesinnenministeriums hervor, die den Zeitungen der Funke Mediengruppe vorliegen.

Demnach haben bis Mitte September dieses Jahres 250 Personen mit türkischen Diplomatenpapieren und 380 mit Dienstausweisen für hohe Staatsbeamte Asyl in der Bundesrepublik beantragt.

Nach früheren Angaben des Innenministeriums haben 196 der 249 Asyl-Antragsteller mit türkischem Diplomatenpass bis Mitte September einen positiven Bescheid bekommen. Die Zahl umfasse auch Familienangehörige - also Ehepartner und Kinder.

Nach dem Putschversuch in der Türkei 2016 war die Zahl der Asylsuchenden aus dem Land merklich gestiegen. Das Thema sorgte für heftigen Ärger zwischen Deutschland und der Türkei.

Weitere Haftbefehle

Die deutsch-türkischen Beziehungen sind angespannt, nicht zuletzt wegen der in der Türkei aus politischen Gründen inhaftierten Bundesbürger.

Die türkischen Behörden haben einem Medienbericht zufolge weitere Haftbefehle gegen 100 ehemalige Polizeibeamte wegen mutmaßlicher Verbindung zu dem Putschversuch vor gut einem Jahr erlassen. In einer landesweiten Razzia seien Sicherheitskräfte auf der Suche nach den Verdächtigen, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Anadolu am Samstag.

Bislang seien 63 Ex-Polizisten festgenommen worden. Die Beschuldigten werden dem Bericht nach verdächtigt, die verschlüsselte Messenger-App ByLock genutzt zu haben. Diese werde auch vom Gülen-Netzwerk verwendet.

Die türkische Regierung wirft dem im US-Exil lebenden Prediger Fethullah Gülen vor, hinter dem Putschversuch zu stecken. Gülen weist dies zurück. Seit dem gescheiterten Militärputsch sind etwa 150.000 Menschen entlassen oder suspendiert worden. Zudem wurden mehr als 50.000 Personen festgenommen, die in Verdacht stehen, mit den Putschisten zusammengearbeitet zu haben.

Menschenrechtler und westliche Verbündete fürchten, dass der versuchte Staatsstreich genutzt wird, um gegen Kritiker vorzugehen.

boj/dpa/Reuters