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Internetquellen nach Gewalttaten So kann man Fake-Bilder entlarven

Nach außergewöhnlichen Ereignissen tauchen oft binnen Minuten Bilder im Netz auf - so auch nach den Schüssen in München. Doch längst nicht alle Aufnahmen sind echt. Vier Tipps für den Fake-Check.

Wenn es irgendwo auf der Welt zu einer größeren Gewalttat kommt oder eine Naturkatastrophe ganze Landstriche verwüstet, machen binnen kürzester Zeit Fotos und Filmaufnahmen angeblicher Augenzeugen die Runde. Je spektakulärer das Bild, je unklarer die tatsächlich Lage, desto größer die Verbreitung, scheint es oft.

Doch auch der Fall München zeigt wieder, dass es sich oft lohnt, kurz innezuhalten, bevor man ein vermeintliches Vor-Ort-Bild oder -Video in den sozialen Netzwerken teilt, nicht nur wegen der Warnungen der Polizei.

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Freitagabend macht unter anderem das Bild einer Rolltreppe aus einem Einkaufszentrum die Runde, samt Blutflecken auf dem Boden. Das Bild ist erschreckend, es war allerdings auch schnell klar, dass es nicht aus München stammt: Im Netz findet man das Motiv seit über einem Jahr, im Kontext einer anderen Gewalttat. Eine Übersicht weiterer Fake-Bilder  rund um München bietet das deutsche "BuzzFeed".

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Da oft schon die Verwendung des jeweils beliebtesten Hashtags reicht, ist es im Digitalzeitalter leicht, falsche Bilder in den Umlauf zu bringen. Es gibt aber auch Software, die hilft, gefälschte Aufnahmen zu entlarven, teilweise binnen Sekunden.

In der Regel - erst recht, wenn man vor einem Computer sitzt und selbst nicht in Gefahr ist - lohnt sich ein kurzer Check, bevor man Falschinformationen weiterverbreitet und so womöglich eine schwierige Situation für Betroffene noch undurchsichtiger macht.

Diese vier Schritte können helfen, Fakes zu entlarven:

1. Bilder-Rückwärtssuche

Hat ein Fälscher sein Material selbst aus dem Netz, kann man es sehr wahrscheinlich dort wiederfinden. Der erste Anlaufpunkt für einen Fake-Check sollte daher die Bild-Rückwärtssuche bei Google  sein oder der Webdienst bei TinEye . Hier kann man Bilder hochladen oder den Link zu ihnen posten. Die Dienste prüfen dann, ob sie dasselbe oder sehr ähnliche Motive im Netz finden.

Probleme haben beide Suchmaschinen mit stark beschnittenen Fotos. Ansonsten liefern sie recht zuverlässig ähnliches Material. Hat man Glück, identifiziert die Bildersuche sogar direkt abgebildete Gebäude oder Landschaften.

Will man wissen, ob ein YouTube-Video in Wirklichkeit schon älter ist, kann man den YouTube DataViewer  von Amnesty International anwerfen. Der Dienst liefert unter anderem sogenannte Thumbnails, Ausschnitte aus den Videos, mit denen sich dann wieder eine Rückwärtssuche durchführen lässt. Außerdem wird das Upload-Datum angezeigt. Ähnliche Suchmöglichkeiten gibt es auch bei anderen Videoplattformen wie Vimeo.

2. Metadaten des Bilds überprüfen

Auch andere Daten geben Aufschluss über die Echtheit eines Fotos, zum Beispiel die sogenannten Exif-Informationen. In denen stehen detaillierte Angaben zu Kameramodell und Aufnahmeparametern, aber auch das Datum und Uhrzeit, unter Umständen sogar die GPS-Ortskoordinaten. Unaufmerksame Fälscher verbreiten ihre Fotos, ohne vorher die Exif-Daten anzupassen. Auslesen kann man die Exif-Infos zum Beispiel mit dem Metadata Viewer .

3. Algorithmen entdecken Manipulationen

Wer danach noch immer nicht sicher ist, ob an einem Bild herumgepfuscht worden ist, kann es bei Izitru  und FotoForensics  für einen entsprechenden Check hochladen. Denn auch wenn Personen oder Gegenstände in einem Foto handwerklich überzeugend verändert, hinzugefügt oder weggelassen wurden, hinterlässt das Spuren in der digitalen Bildstruktur. Diese Manipulationen fallen dem bloßen Auge nicht auf, dem forensischen Algorithmus aber schon.

Doch spätestens hier beginnt auch die Sphäre der professionellen Bildforensiker. Bei den Ergebnissen bleibt nämlich ein Interpretationsspielraum: Schon bei völlig üblichen Bildverbesserungsoperationen kann hier Alarm ausgelöst werden. Das ist auch der Grund, warum manche Nachrichtenagenturen wie Reuters von ihren Fotografen mittlerweile nur noch völlig unbearbeitete JPEG-Daten "direkt aus der Kamera " akzeptieren.

4. Bildinhalte auf Plausibilität checken

Letztlich bleibt einem außerdem noch die Möglichkeit, die Bildinhalte genau anzusehen und zu überprüfen: Stimmen die Informationen, die ich zu dem Bild habe, mit dem Bildinhalt überein? Ob die abgebildeten Wetterverhältnisse zum angeblichen Aufnahmedatum passen, lässt sich etwa mit der Knowledge-Suchmaschine Wolfram Alpha  überprüfen.

Auch am Sonnenstand, der Schattenlänge oder -richtung kann man überprüfen, zu welcher Jahres- beziehungsweise Uhrzeit eine Aufnahme entstanden ist - die nötigen Daten liefert zum Beispiel Sonnenverlauf.de .

Sind markante Gebäude oder Landschaften im Bild zu sehen, kann man mithilfe von Google Maps  oder Panoramio  checken, ob der behauptete Ort der Aufnahme auch wiederzufinden ist. Sind Straßenschilder, Plakate oder Namen von Geschäften in einer fremden Sprache, lassen sie sich leicht mit Google Translate  übersetzen. Das Übertragen der Buchstaben kann zum Beispiel FreeOCR  übernehmen.

mbö/Michael Gessat