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Mit der Schultüte in einen neuen Lebensabschnitt? Das wird bei 6000 Berliner Kindern, die von der Einschulung zurückgestellt werden sollen, noch ein Jahr länger dauern.

© Kai-Uwe Heinrich

Update

Früheinschulung in Berlin: 6000 Kinder bleiben ein Jahr länger in der Kita

Die Eltern von rund 6000 Kindern in Berlin haben beantragt, mit der Einschulung noch zu warten. Ihr Kind soll nicht schon mit fünf Jahren in die 1. Klasse gehen. Die Abschaffung der Früheinschulung greift erst 2017. Nun wird es in den Kitas eng.

Schätzungsweise 6000 schulpflichtige Kinder werden noch ein weiteres Jahr in der Kita bleiben, anstatt nach den Sommerferien in die Schule zu gehen. Dies ergab eine Tagesspiegel-Umfrage in den Bezirken. Im vergangenen Jahr lag die Zahl bei knapp 5300. Ein Großteil des Anstiegs ist auf die Pankower Eltern zurückzuführen: Hier haben mehr als 1000 Familien die Rückstellung ihrer Kinder beantragt.

Pankow könnte dieses Jahr die 1000-er Grenze überschreiten

„841 sind bereits genehmigt“, teilte Pankows Bildungsstadträtin Lioba Zürn-Kacztantowicz (SPD) auf Anfrage mit. Weitere 195 Anträge sind noch offen. Dies ist ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu 2014 (730). Eine ähnliche Tendenz gibt es auch in anderen Bezirken. So gibt es in Reinickendorf bereits knapp 420 Anträge gegenüber 360 im Vorjahr. Der Anteil stieg somit von 16 auf 19 Prozent, berichtet Bildungsstadträtin Katrin Schultze-Berndt (CDU). In Marzahn-Hellersdorf haben bislang 584 Familien entschieden, die Einschulung hinauszuzögern (2014: 467). In Tempelhof-Schöneberg wurden aus 510 Anträgen im Vorjahr inzwischen über 580. In Steglitz-Zehlendorf sollen knapp 400 Kinder in der Kita bleiben – rund 70 mehr als im Vorjahr. Spandau gibt bislang 360 Fälle an (2014: 370), weist aber darauf hin, dass "noch keine validen Zahlen vorliegen", weil noch nicht über alle Anträge entschieden wurde.

Die hohe Zahl der Rückstellungen hängt zusammen mit der Früheinschulung: Noch ist Berlin das einzige Bundesland, in dem Kinder vor dem sechsten Geburtstag schulpflichtig werden. Die Proteste und Bedenken von Eltern, Lehrern und Kinderärzten führten dieses Jahr dazu, dass die CDU die Abschaffung der Früheinschulung gegen die SPD-geführte Bildungsverwaltung durchsetzen konnte.

Entlastung für die Schulen, Belastung für die Kitas

Diese Abschaffung greift allerdings nicht vor dem Schuljahr 2016/17: Dann können Eltern einfach ankreuzen, wenn sie ihr Kind ein Jahr später einschulen wollen, es sind keine Gutachten mehr erforderlich. Ab der Anmeldung für das Schuljahr 2017/18 gilt schließlich ein neuer Stichtag. Von da an werden nur jene Kinder schulpflichtig sein, die vor dem 30. September 2017 ihren sechsten Geburtstag gefeiert haben. Bislang war der 31. Dezember Stichtag, was dazu führte, dass die jüngsten schulpflichtigen Kinder bei der Einschulung erst fünf Jahre und sieben Monate alt waren.

Angesichts der vollen Schulen sind die Bildungsstadträte froh über die vielen Rückstellungen, wogegen die Jugendstadträte jetzt noch größere Problem haben, genügend Kita-Plätze anzubieten. Zuletzt lag die Auslastung der Kitas bei 98,2 Prozent, was bedeutet, dass Eltern kaum noch Kitaplätze finden. Wegen der vielen Kinder, die in den Kitas bleiben, wird sich die Lage dort weniger entspannen als normalerweise zu Schuljahresbeginn üblich.

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