Zum Inhalt springen

Somalia Islamisten verbieten Musik im Radio

Somalische Rundfunksender dürfen keine Musik mehr spielen. Ein entsprechendes Verbot verkündeten die radikal-islamischen Milizen. Musik sei Sünde, begründeten sie. Aus Angst vor drakonischen Strafen befolgen fast alle Sender die Anordnung.
Somalische Milizionäre: Keine Musik, keine Filme, kein Fußball

Somalische Milizionäre: Keine Musik, keine Filme, kein Fußball

Foto: FEISAL OMAR/ REUTERS

Somalia

Mogadischu - Fast alle Radiostationen in haben ihr Musikprogramm eingestellt. Nur ein von der Übergangsregierung in Mogadischu kontrollierter und ein Uno-Sender widersetzten sich am Dienstag noch dem Verbot. Die Islamisten in dem Land sind dafür bekannt, Anweisungen wie das Musikverbot mit brutaler Gewalt durchzusetzen und Zuwiderhandlungen beispielsweise mit Morden oder Amputationen zu bestrafen.

Man habe keine andere Wahl, als ihre Forderung umzusetzen, sagte Abdulahi Yasin Jama von der Rundfunkstation Tusmo am Dienstag. "Wir haben Angst vor möglichen Angriffen gegen den Sender", sagte Hassan Osman Abdi vom Rundfunksender Radio Shabelle. Die Islamisten hätten mit der Schließung aller Radiosender gedroht, die sich dem Verbot widersetzten. Nur einige regierungstreue Sender spielen noch Musik.

"Wir erleben heute den offiziellen Zusammenbruch der unabhängigen Medien", klagte Mohamed Ibrahim vom nationalen Journalistenverband Somalias. Der Verband verurteile die Anordnung als "grobe Verletzung" der Meinungsfreiheit, sagte Ibrahim.

Die von der internationalen Gemeinschaft unterstützte Interimsregierung hat ihren Herrschaftsanspruch bislang nicht durchsetzen können und kämpft mit islamistischen Milizen um die Macht in Somalia.

Afrika

Im Süden haben islamistische Aufständische ein ähnliches Musikverbot im Rundfunk bereits durchgesetzt. Die Al-Shabaab-Miliz, eine der mächtigsten Milizen des Krisenstaats am Horn von , hat dort die Sendestationen der somalischen Programme der BBC geschlossen und dem britischen Sender anti-muslimische Propaganda vorgeworfen. Nun zog die Gruppe Hizbul Islam nach.

Somalia hat eine reiche musikalische Tradition. Viele Somalier reagierten deshalb mit Abscheu auf das Musikverbot im Radio. "Jetzt werden wir gezwungen, nur noch die schrecklichen Klänge von Gewehrfeuer und Explosionen zu hören", sagte ein 22-jähriger Bewohner Mogadischus. Der Verband der Auslandskorrespondenten in Somalia protestierte gegen das Verbot und rief Hizbul Islam auf, die Anweisung wieder zurückzunehmen.

In den vergangenen Jahren hatten die Rebellen ihren Landsleuten bereits zahlreiche Beschränkungen auferlegt und unter anderem das Anschauen von Filmen oder Fußballspielen geächtet. In Somalia herrscht seit 1991 Bürgerkrieg. Die schwache Übergangsregierung kontrolliert nur einen kleinen Teil Mogadischus. Große Gebiete der Hauptstadt sowie des Südens und des Zentrums des Landes sind hingegen in der Hand der Rebellengruppen.

ler/apn/dpa/AFP