Zeit-Ton

12. Oktober 2015, 23:03

Da denkt man a priori an eine positive Lebenshaltung. Peter Jakober hat diese Empfehlung seines geschätzten Lehrers Georg Friedrich Haas mittlerweile verinnerlicht und bedient sich dennoch nicht im Klanggarten der Obertonspektren. Sein anderer Lehrer an der Grazer Kunstunivesität war Gerd Kühr; insgesamt eine optimale Kombination. Heuer wurde Jakober der Kompositionspreis der Erste Bank zuerkannt, Uraufführung des dazu gehörigen Werkes am 13. November bei Wien modern.

Er komme nicht so sehr aus der klassischen Tradition, sagt Jakober, zu viel Theorie und Kontrapunkt stünde der Suche nach dem Eigenen im Weg. Heißt nicht, er habe sich vom historischen Bewusstsein verabschiedet. So fand er die initiale Anregung für sein Preisstück beim im 17. Jahrhundert wirkenden Philosophen Baruch de Spinoza und dessen Definition des Substanz-Begriffes. Diese der Komposition voranzustellen war für ihn keine rationale, sondern eine emotionelle Entscheidung. Spürbar durchpulst Emotionalität Jakobers Musik, obwohl seinen Stücken als Gerüst mathematische Ordnungen innewohnen, denen er allerdings Unschärfen appliziert, etwa durch Tempoverschiebungen in den einzelnen Stimmen. Auf der einen Seite das Maschinenhafte (z. B. Click-tracks), auf der anderen die gezielte Abweichung davon. Der Mensch bricht das metronomische Korsett auf, erst das mache die Musik lebendig. Unschärfen. Als Komponist sei er eben kein Mathematiker. Und er bevorzugt, ohne großes Vorausplanen von einem Stück zum nächsten zu gelangen. Wie es sich gerade ergibt. So bleiben ihm Zukunftsängste erspart.

Rund 50 Kompositionen bisher, die Resultate sind häufig überraschend, auch bezüglich der Besetzungen. Die Vorliebe für kleine Ensembles, für Gitarren, Akkordeon, Zither, vor allem Orgelpfeifen, diese als Instrument verselbständigt, ist unverkennbar. Gemeinsam mit dem Dramaturgen Wolfgang Hofer arbeitet er derzeit, unterschwellig orientiert an Wagner und Sciarrino (den er verehrt), an einem Musiktheater (Titel: in/visibile), worin Elsa aus ihrem psychischen Leid herausgeführt wird. Dies akustisch zu dokumentieren, ist noch Zukunftsmusik. Jedoch steht uns ein kleiner Sektor aus Jakobers Schaffen, einige Kammermusik-Beispiele, zur Verfügung.

Sendereihe

• Sound Art: Zeit-Ton