Anna Grau: Auf den Spuren von Lilith

Von Anna Grau | Animation: Andreas Weber

 

Lilith — die Getarnte!

„Diese Ausgrenzung des Fremden zieht sich durch die ganze Geschichte unserer Kultur. Immer schon vorhanden ist die Ausgrenzung des angstmachenden weiblichen Elements.“ (Christa Wolf)  

„Dazu gehört vor allem die Figur der Lilith, der ersten Frau des Adam, die, von den biblischen Überlieferungen quasi ausgeklammert, weil sie dem Adam nicht nur ebenbürtig, sondern überlegen war, in den alten sumerischen und jüdischen Überlieferungen aber eine wichtige Rolle spielte.” (Andreas Weber)

Quelle: “Fee Fleck: Medea. Ein Blick zurück nach vorne!”

 

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Anna Grau: Lilith.5, 2016. Öl/Leinwand, 120 x 120 cm.

 

Die Idee zum ‚Lilith‘-Zyklus entsprang dem Wunsch, das aus männlicher Perspektive ‚angstmachende weibliche Element’ in einer Frau symbolhaft und emotional überhöht zu bearbeiten und auf die Leinwand bringen.

Für mich schwingt in den Frauen, die dieses Element in sich tragen, das Bild der frühgeschichtlichen Lilith mit: Lilith die Unruhestifterin, die Ungehorsame, die Provokateurin, die Andersdenkende, die Emanzipierte, die Androgyne, die Ausgestoßene, die Abstoßende — und doch zugleich die immerfort Lockende!

 

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Anna Grau: Lilith.6, 2017. Öl/Leinwand, 180 x 120 cm

 

Mit meinem Zyklus habe ich eine Reihe emotional-expressiver Frauendarstellungen geschaffen, die einerseits die Frau in ihrer ganzen Schönheit entfaltet, anderseits genau diesem Symbolgehalt entspricht. Letzteren erreiche ich zum Beispiel durch bestimmte Elemente aus der Natur (Wolf, Spinne, Blumen), Inschriften auf der Haut (Lilith.3 — ‚Gott existiert nicht’ auf Russisch), den perspektivisch vergrößerten Frauenschoß einer Domina zur Darstellung einer Überfrau (Lilith.6) oder auch überlange, an Baumwurzeln oder Schlangen erinnernde Haare (Lilith.9).

Die Symbiose aus weiblichem Körper und symbolischen Elementen eröffnet neue, durchaus mystische Möglichkeiten der Interpretation, die Natur und Frau miteinander in Verbindung setzen: Die Frau ist der Ursprung der Natur, sie ist die Urmutter alles Lebenden, heidnische Göttin und Hexe zugleich. Ich bilde diese spannungsreichen Zusammenhänge derart ab, dass in jedem Bild die Antithese zwischen ‚der Schönen und dem Biest’, Irritation und Bewunderung, Gut und Böse, Licht und Schatten zu finden ist.

 

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Anna Grau: Lilith.7, 2017. Öl/Leinwand, 160 x 110 cm.

 

Somit ist der Lilith-Zyklus eine Studie der weiblichen Natur, wie sie nicht unbedingt der klassischen, männerdominierten Perspektive entspricht. 

Das archaisch-sakrale Element des Ursprungs des Lebens in einer Frau, das in diesem Rahmen eher an die Heidnische Göttin als an die Madonna mit dem Kind erinnert, soll wiederbelebt und in einer zeitgemäßen Form zum Ausdruck gebracht werden.

 


 

Die Lilith-Bilderserie umfasst 12 mittelgroße Gemälde (im Format ca. 100 auf 140/160 cm), Öl auf Leinwand. Der Zyklus entstand in den Jahren 2016 bis 2018.

Siehe auch den Kommentar von Andreas Weber “Anna Grau und ihr Werkzyklus ‘Lilith – die Getarnte’.

 


 

 


 

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Anna Grau: Lilith.8, 2017. Öl/Leinwand, 120×120 cm.

 


 

 

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Anna Grau: Lilith.9, 2018. Öl/Leinwand, 150×100 cm.

 

 


 

 

 


 

Lilith.12

Anna Grau: Lilith.12, 2018. Öl/Leinwand, 110×90 cm.


 

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