WWF Österreich und kroatische Projektpartner stellen natürlichen Fluss an Teilen der Drau wieder her – EU-Renaturierungsgesetz als Antwort auf Klima- und Biodiversitätskrise gefordert
Weltwassertag am 22. März: Wasserkrise wird zur globalen Bedrohung
WWF Presseaussendung
Wien/São Paulo, 20. März 2015 – Zum Weltwassertag am 22. März warnt die Naturschutzorganisation WWF, dass sich die globale Wasserkrise zu einer ökologischen, ökonomischen und sozialen Katastrophe entwickelt. Über 780 Millionen Menschen haben derzeit keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und 2,6 Milliarden Menschen lebten ohne grundlegende Sanitäreinrichtungen. Zudem gilt die Wasserkrise laut einem aktuellen Ranking des Weltwirtschaftsforums als größtes, ökonomisches Risiko – noch vor Haushaltskrise, Terrorismus oder Arbeitslosigkeit. Den Feuchtgebieten, die in globalen Wasserkreisläufen eine entscheidende Rolle spielen, geht es dagegen „immer weiter an den Kragen“. Laut WWF gingen in den vergangenen 100 Jahren weltweit über 50 Prozent der Flusssysteme, Moore und Seen verloren. Das ist mehr als in jedem anderen natürlichen Lebensraum.
„Die komfortable Wasser-Situation in Österreich ist global betrachtet ein Ausnahmefall“. So haben Konflikte im Nahen Osten, Gesundheitsrisiken in der Sub-Sahara, Entwicklungshindernisse in Asien oder Ernteausfälle in Nordamerika als „versteckten“ Ausgangspunkt oftmals fehlende, verschmutzte oder schlecht organisierte Süßwasserressourcen. Nicht immer sei die Wasserkrise so deutlich zu erkennen, wie derzeit in São Paulo. Die brasilianische Metropole leidet derzeit unter einer Jahrhundertdürre.
Die Krise in São Paulo ist symptomatisch für die globale Zuspitzung des Problems. In dem wirtschaftlichen Zentrum Brasiliens, herrscht seit Jahren starke Trockenheit. Hierdurch ist nicht nur die maßgeblich auf Wasserkraft basierende Stromerzeugung gefährdet sondern auch die Wasserversorgung von Millionen Menschen. Da die Regenzeiten der vergangenen drei Jahre in der Region praktisch ausfielen, sind die zwei entscheidenden Wasserreservoire nur noch zu 14 bzw. 21 Prozent (Stand: Mitte März) gefüllt. „Die Situation spitzt sich immer weiter zu, schließlich beginnt die Trockenzeit erst in diesem Monat“, warnt Roberto Maldonado, WWF-Referent für Brasilien. „In São Paulo drohen Trinkwasserrationierungen während der Trockenperiode und in ganz Brasilien könnte es in diesem Jahr zu Stromausfällen kommen.“
Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen ist die Trockenheit in São Paulo vor allem auf die Zerstörung der Natur zurückzuführen. Ein Faktor dabei ist die großflächige Umwandlung von Wäldern in Sojaplantagen. Durch die Monokulturen veränderten sich die Regen- und die Bodenverhältnisse, was jetzt zu leeren Wasserspeichern führt. Wasser wird nicht mehr in den Wäldern gespeichert um anschließend zu verdunsten um weiter im Süden wieder als Regen zu fallen sondern fließt über den Amazonasstrom zurück in den Atlantik. Das Soja wiederum wird als Kraftfutter an Rinder verfüttert – auch in Österreich. Somit ist unser Fleischkonsum indirekt auch mit der Wasserknappheit in São Paulo verbunden.
Bis 2030 benötigt die Menschheit, so die Prognose, 50%Prozent mehr Nahrung, 40 Prozent mehr Wasser und 85 Prozent mehr Energie aus Wasserkraft. Wasser ist dabei die wichtigste Ressource. „Wer Trinkwasser, saubere Energie und ausreichend Nahrung für alle Menschen will, muss die damit verbundenen Probleme verstehen und sie bekämpfen. Wir können uns die schlechte Bewirtschaftung einer lebensnotwendigen Ressource schlicht nicht mehr leisten“, so Georg Scattolin, Leiter des internationalen Programms von WWF Österreich. Die globale Wasserkrise sei nur durch die Umsetzung nachhaltiger Wassergesetzte, weniger Verbrauch durch die Wirtschaft, eine konsequente Behandlung von Abwässern und den Erhalt entsprechender Ökosysteme wie Feuchtgebiete und Flüsse zu lösen.
Die Erde ist zu mehr als 70 Prozent von Wasser bedeckt ist, doch gerade mal drei Prozent sind trinkbares Süßwasser und davon sind wiederum nur ein Prozent für die menschliche Nutzung überhaupt erreichbar. Falls die derzeitige Entwicklung anhält, werden in nur 20 Jahren mindestens 3,5 Milliarden Menschen, also fast die Hälfte der vorausgesagten Weltbevölkerung, in wasserarmen Flusseinzugsgebieten leben.
Weitere Informationen:
MMag. Franko Petri, Pressesprecher WWF, Tel. 01-48817-231 E-Mail: franko.petri@wwf.at;
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Good News: Immer mehr Luchse durchstreifen das Dinarische Gebirge
Wildtierkameras im Dinarischen Gebirge in Slowenien und Kroatien haben 129 Luchse und 30 Jungtiere festhalten. Eine schöne Erfolgsgeschichte des LIFE Lynx Projektes, das der WWF unterstützt!
Good News: Seeadler nutzen Natura 2000-Gebiete
In Natura 2000-Gebieten verbringen Seeadler besonders viel Zeit! Das zeigt eine neue Studie mit Beteiligung von WWF Österreich und BirdLife Österreich.
Globale Massenbleiche in Korallenriffen: WWF fordert wirksamen Klimaschutz
Wetter- und Ozeanografiebehörde der Vereinigten Staaten bestätigt vierte globale Korallenbleiche – WWF: „Die Regenwälder der Meere stehen in Flammen“ – Nur wirksamer Klimaschutz kann Korallenriffe retten
WWF und BirdLife: Seeadler lieben Natura 2000-Gebiete
Neue Studie: Seeadler jagen und brüten besonders gerne in Europaschutzgebieten – Umweltschutzorganisationen fordern Stärkung des Natura 2000-Netzwerks und Bundesländer-Unterstützung für EU-Renaturierungsgesetz
WWF: Strategische Agenda der EU muss Klima- und Naturschutz zur Priorität machen
Entwürfe für EU-Agenda noch sehr schwach und mit großen Lücken – WWF fordert vollen Kanzler-Einsatz für ambitionierten Klima- und Naturschutz im EU-Dokument
WWF-Erfolg: Ein neuer Seitenarm für die Drau
Wir haben an der kroatischen Drau einen neuen Seitenarm geschaffen! Durch ihn kann der Fluss wieder dynamischer fließen – und geschützte Arten können einen neuen Lebensraum finden.
Großprojekt gegen Wildtierkriminalität startet
Grenzüberschreitendes EU LIFE Projekt soll bis 2028 Wildtierkriminalität in Deutschland und Österreich reduzieren
WWF: Biber ist Schlüsselart in Zeiten von Klima- und Biodiversitätskrise
Welt-Bibertag: heimische Nager helfen bei Renaturierung und erhöhen Artenvielfalt – Umweltschutzorganisation fordert mehr Raum für tierischen Bauingenieur