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Intersexualität von Anfang an akzeptieren

Schon immer hat die Menschheit gewusst, dass sie nicht nur aus als zwei Geschlechtern besteht. Immer wieder kommen Babys auf die Welt, die weder eindeutig Mädchen noch Jungen sind. Leider wird in Deutschland erst in den letzten Jahren darüber öffentlich diskutiert. Am 18. März 2015 befasste sich die Kinderkommission (Kiko) des Bundestages unter Vorsitz von Susann Rüthrich (SPD) in einer öffentlichen Anhörung mit dem Recht von inter- oder transsexuellen Kindern auf eine selbstbestimmte Geschlechtsidentität und eine eigene Entscheidung über ihren Körper.

Das St. Joseph Krankenhaus in Berlin-Tempelhof ist unter anderem spezialisiert auf die Kinder- und Jugendmedizin und die Geburtshilfe. Sie ist die geburtenstärkste Klinik Deutschlands und ausgezeichnet mit dem Zertifikat „Babyfreundliches Krankenhaus“. 18 Prozent der Berliner Babys sind 2014 hier geboren. Ein guter Ort also, ein Gespräch darüber zu führen, welche Erfahrungen vorliegen und wie auch Eltern von Anfang an gestärkt werden können, mit eigenen Unsicherheiten umzugehen und alles tun zu können, um ihrem Kind das zu ermöglichen, was sich alle Eltern wünschen: ein glückliches Leben.

„Kinder gehören nicht unters Messer“

„Kinder gehören nicht unters Messer“ - das war einhellige Meinung aller Gesprächspartner*innen. Am Gespräch nahmen teil: Dr. Beatrix Schmidt, Chefärztin der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Dr. Jens Dubenhorst, Leitender Oberarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin aus dem St. Joseph Krankenhaus und Mari Günther, Systemische Therapeutin, und Ev Blaine Matthigack, Peer BeraterIn für Inter* und ihre Angehörige, von der "Inter* und Trans* Beratung QUEER LEBEN". In der Beratungsstelle von QUEER LEBEN werden Inter* und Trans* und queer lebende Menschen jeden Alters und ihre Eltern und Angehörigen beraten. Die Beratungsstelle befindet sich in der Glogauer Straße 19 in Berlin-Kreuzberg.

Fachpersonal und Eltern brauchen Aufklärung und Unterstützung

Um bei intergeschlechtlich geborenen Kindern nicht in Sprachlosigkeit oder eine Pathologisierung zu verfallen, bedarf es auch noch mehr Aufklärung auf Seiten der Mediziner*innen als auch beim Pflegefachpersonal. Hierzu wurden entsprechende Vereinbarungen getroffen. Die Fortbildungen sollen insbesondere dazu dienen, Eltern von Anfang an eine kompetente Unterstützung zu geben. Intergeschlechtlich geborene Kinder sind gesund geborene Kinder, das Wichtigste für alle Eltern. Wichtig ist eine Akzeptanz und Anerkennung der Kinder in ihrem "So sein" von Anfang an.

Noch eine Bringschuld der Politik: Die sexuelle und geschlechtliche Identität ist zu akzeptieren

Im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD ist festgehalten, dass „bestehende Diskriminierungen von gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften und von Menschen auf Grund ihrer sexuellen Identität in allen gesellschaftlichen Bereichen beendet werden“. Außerdem: „Die durch die Änderung des Personenstandrechts für intersexuelle Menschen erzielten Verbesserungen werden wir evaluieren und gegebenenfalls ausbauen und die besondere Situation von trans- und intersexuellen Menschen in den Fokus nehmen.”

Zur Umsetzung der Koalitionsvereinbarung zu inter- und transgeschlechtlichen Menschen hat das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im September 2014 eine interministerielle Arbeitsgruppe (IMAG) zur Situation inter- und transgeschlechtlicher Menschen eingerichtet. Bearbeitet werden sollen insbesondere folgende Themenblöcke:

  • Medizinische Behandlung - Menschen mit Geschlechtsvarianz
  • Ausbau und Stärkung von Beratungs-, Aufklärungs- und Präventionsstrukturen
  • Prüfung erforderlicher Gesetzesänderungen
  • Analyse der faktischen und rechtlichen Situation transsexueller Menschen

Außerdem sind verschiedene Gutachten in Auftrag gegeben worden.

Einzelne ParlamentarierInnen aller Fraktionen haben sich zu einer sogenannten „Intergroup“ zusammengeschlossen, um den politischen Prozess für die Stärkung der Rechte von Inter* und Trans* und queer lebenden Menschen zu forcieren.