Knapp ein Jahr vor der geplanten Präsidentenwahl in Südkorea hat das Parlament die politisch angeschlagene Staatschefin Park Geun Hye vorläufig entmachtet. Der Antrag der Opposition auf ein Amtsenthebungsverfahren gegen Park wurde am Freitag mit der nötigen Zweidrittelmehrheit angenommen, wie südkoreanische TV-Sender berichteten.

Anlass für den Antrag ist ein Korruptionsskandal um eine Freundin der Präsidentin. Park wird vorgeworfen, ihrer Vertrauten Choi Soon Sil die Einmischung in Regierungsgeschäfte erlaubt zu haben. Auch soll Choi dank ihrer Beziehung zu Park Sponsorengelder für zwei Stiftungen eingetrieben und sich persönlich bereichert haben. Die Staatsanwaltschaft sieht Park in die Affäre verwickelt, die Präsidentin weist die Vorwürfe zurück.

Park Geun Hye, Tochter des Militärdiktators Park Chung Hee (1961–1979), trat im Februar 2013 als erste Frau ihres Landes das höchste Staatsamt an. Ein Putsch hatte ihren Vater 1961 an die Macht gebracht. 1979 wurde er von seinem Geheimdienstchef erschossen. Danach verschwand Park Geun Hye viele Jahre von der Bildfläche.

Die asiatische Finanzkrise 1997 bewog Park zum Einstieg in die Politik. Von März 2004 bis Juni 2006 war sie Vorsitzende der rechten Großen Nationalpartei, die später in Saenuri umbenannt wurde.

Nach dem Untergang der Fähre Sewol 2014 mit mehr als 300 Toten verloren immer mehr Bürger das Vertrauen in Parks Amtsführung. Der Regierung wurde vorgeworfen, nicht genug für die Rettung der Passagiere getan zu haben. Dann kam die Korruptionsaffäre um ihre langjährige Freundin Choi Soon Sil hinzu.