zum Hauptinhalt
So soll das geplante Bauprojekt nach Fertigstellung in den kommenden Jahren aussehen. Die Gebäudekomplexe sollen etwa 130 Wohnungen und acht Gewerbeeinheiten Raum beinhalten.

© CG Gruppe

Älteste Häuser der Rigaer Straße niedergerissen: Rigaer Straße: Denkmalschutz für Abrissarbeiten aufgehoben

Die in der Rigaer Straße abgetragenen Gebäude wurden gegen den Willen der Bezirksverordnetenversammlung abgerissen. Ein Denkmalschutz bestand jedoch nicht, dieser war den Häusern zuvor aberkannt worden.

Die CG Gruppe, die in der Rigaer Straße in Friedrichshain mit vorbereitenden Arbeiten für ein Wohnungs- und Gewerbeimmobilienbauprojekt begonnen hat, bestreitet in einer Zuschrift an diese Zeitung, dass denkmalgeschützte Immobilien auf dem Areal Rigaer Straße 71 bis 73 a ohne Genehmigung abgerissen wurden. Das Unternehmen errichtet hier in den kommenden Jahren etwa 130 Wohnungen und acht Gewerbeeinheiten.

Der Historiker und ehemalige Hausbesetzer Dirk Moldt hatte in einem Tagesspiegel-Interview vor einer Woche zur Gewalt in der Rigaer Straße gesagt: „Erst vor einigen Tagen wurden die beiden ältesten Häuser in der Rigaer Straße, die 1875 auf freiem Feld errichtet wurden, abgerissen. Die standen sogar auf der Denkmalliste. Damit wurde ein Identifikationsmerkmal für immer ausgelöscht.“

Nach Angaben der CG-Gruppe wurden zwei einsturzgefährdete Denkmalgebäude mit den Hausnummern 72 und 73 an der Rigaer Straße abgerissen – allerdings mit Billigung der zuständigen Behörden. „Für den Abbruch entlang der Rigaer Straße wurden von den zuständigen Behörden Genehmigungen (insbesondere Bauaufsicht und Denkmalamt) erteilt“, teilte die CG-Gruppe schriftlich mit: „Keine Mieter waren hier ansässig, die Gebäude standen leer.

Die Gebäude wurden auf Grund von Baufälligkeit abgerissen

“ Die Gebäude seien fotografisch und zeichnerisch dokumentiert worden, „einzelne historisch relevante Elemente wurden geborgen und sollen zukünftig auf dem Gelände museal ausgestellt werden“, so die CG Gruppe. Hans Panhoff, Bezirksstadtrat und Leiter der Abteilung Planen, Bauen und Umwelt in Friedrichshain-Kreuzberg, sagte auf Anfrage: „Die fraglichen Gebäude sind von den Denkmalschutzbehörden wegen ihrer besonderen Bauweise mit Teilen aus Spannbeton tatsächlich unter Schutz gestellt worden – aber nicht so, dass sie nicht abgerissen werden dürfen.“

Die Häuser seien unbewohnbar gewesen, wegen Baufälligkeit „durfte dann doch abgerissen werden“, sagte der Baustadtrat von den Grünen. Dass die Denkmalschutzbehörden des Bezirks dem zustimmten, „hat uns zwar gewundert, ist aber so“.

Der Stadtentwicklungsausschuss der Bezirksverordnetenversammlung von Friedrichshain-Kreuzberg bedauert den angeblichen Abriss eines Projektraums für Künstler in dem Altbauensemble an der Rigaer Straße. Nach Angaben der CG Gruppe wurde indes kein Projektraum für Künstler beseitigt.

Alleiniges Recht zur Entscheidung des Abrisses hatte der Besitzer inne

Es sei nicht möglich gewesen, den Abriss der Häuser zu verhindern, da der ursprüngliche Denkmalschutz des Gebäudes von der Oberen Denkmalschutzbehörde aufgehoben worden sei, sagte Ausschussmitglied Werner Heck (Bündnis 90/Die Grünen) auf Anfrage.

Das alleinige Recht zum Abriss des Gebäudekomplexes habe nach Bundesrecht nun der Besitzer gehabt. Dem Ausschuss sei lediglich die Möglichkeit geblieben, die Altbauten nach Fledermäusen oder brütenden Vögeln absuchen zu lassen. Leider sei man nicht fündig geworden. Nur beim Entdecken einer unter Artenschutz gestellten Gattung hätte zumindest ein Aufschub des Abrisses beantragt werden können.

Im Ausschuss herrsche nun „sehr großes Bedauern“ und „ Verzweiflung“ darüber, so wenig machen zu können, sagte Heck. Lediglich das „stetige Appellieren“ an die Bauherren sei möglich gewesen. „Mit dem Abriss der Rigaer Straße 71-73a geht Geschichte von Friedrichshain verloren“, sagte der Bezirkspolitiker.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false