In Schleswig-Holstein ist der Bürgermeister einer kleinen Gemeinde offenbar wegen seiner Pläne zur Unterbringung von Flüchtlingen angegriffen worden. Das gab die örtliche Polizei bekannt. Demnach hatte der bislang unbekannte Täter dem Ortsvorsteher von Oersdorf aufgelauert und ihm von hinten mit einem Knüppel oder einem Kantholz auf den Kopf geschlagen. Der 61-Jährige verlor das Bewusstsein und wurde in ein Krankenhaus gebracht.

Die Tat ereignete sich unmittelbar vor Beginn einer Sitzung des Bauausschusses, auf der es auch um die Pläne zur Unterbringung von Flüchtlingen in einem Haus in dem Ort nördlich von Hamburg gehen sollte. In Oersdorf herrscht darüber erbitterter Streit, weswegen nach Angaben der Oersdorfer Wählervereinigung, der der Bürgermeister angehört, bereits zwei Sitzungen des Bauausschusses ausfallen mussten.

Die Polizei war vor Ort, als die Attacke passierte. Wegen des Streits sollte die Sitzung des Bauausschusses gesichert und vor allem der Bürgermeister vor eventuellen Angriffen geschützt werden. Nach Angaben der Polizei habe dieser aber etwas abseits geparkt und sei dort attackiert worden.

Den Bürgermeister erreichen bereits seit Monaten immer wieder Drohbriefe. Die Polizei schließt deshalb einen fremdenfeindlichen Hintergrund der Attacke nicht aus. Noch am Tag des Angriffs erhielt der Politiker einen Drohbrief mit den Worten: "Wer nicht hören will, muss fühlen" und "Oersdorf den Oersdorfern". Inzwischen hat der für politisch motivierte Straftaten zuständige Staatsschutz des Bundeslands die Ermittlungen übernommen.

Hintergrund der Einschüchterungsversuche ist die Überlegung, Flüchtlinge in einem Haus in dem Ort unterzubringen. Ursprünglich war geplant, in dem Haus sowohl altersgerechte Wohnungen als auch Wohnungen für Familien zu schaffen. Auf ihrer Website schrieb die Wählervereinigung bereits vor der Attacke: "Wenn sich die Möglichkeit ergäbe, dass wir auch einer Flüchtlingsfamilie eine neue Heimat in unserem Dorf bieten könnten, würden wir diese Gelegenheit gern ergreifen und damit als Gemeinde einen kleinen Beitrag dazu leisten, Menschen, die aus ihrer Heimat fliehen mussten, eine neue Perspektive zu bieten." Von den Drohungen – damit spricht die Wählervereinigung die bisherigen "massiven Einschüchterungsversuche" an – lasse man sich nicht einschüchtern.