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Botho Strauß zur Flüchtlingskrise Entwurzelt unter Entwurzelten

"Der letzte Deutsche": Der Schriftsteller Botho Strauß schreibt im aktuellen SPIEGEL über den Verlust geistesgeschichtlicher Traditionen - und über einen Hass, der sich nur vordergründig gegen Flüchtlinge richte.

Einer der umstrittensten Texte der Nachwendezeit findet seine Fortsetzung: In einem Debattenbeitrag für den SPIEGEL äußert sich der Schriftsteller Botho Strauß, 70, zum kulturellen Selbstverständnis der Deutschen. (Lesen Sie hier die ganze Geschichte im neuen SPIEGEL.)

Damit greift der 70-Jährige jenes Thema auf, mit dem er sich bereits in seinem 1993 ebenfalls im SPIEGEL veröffentlichten Essay "Anschwellender Bocksgesang" auseinandergesetzt und eine heftige Debatte ausgelöst hatte. Unter der Überschrift "Der letzte Deutsche" stellt Strauß sich in seinem neuen Text in die von Schriftstellern und Philosophen wie Ernst Jünger, Stefan George und Friedrich Nietzsche geprägte geistesgeschichtliche Tradition, die in der heutigen Bundesrepublik fast keine Bedeutung mehr habe. Die meisten Deutschen seien deshalb "nicht weniger entwurzelt als die Millionen Entwurzelten, die sich nun zu ihnen gesellen", schreibt Strauß in Anspielung auf die derzeitige Flüchtlingskrise.

Der Schriftsteller wendet sich gegen "immer herrschsüchtiger werdende politisch-moralische Konformitäten" sowie gegen Parteien, die "ihre Farbe heute ausschließlich in der Causa Schwulenehe bekennen"; er äußert die Sorge, dass die "Flutung des Landes mit Fremden eine Mehrzahl solcher bringt, die ihr Fremdsein auf Dauer bewahren und beschützen". Der Hass Radikaler, so Strauß, richte sich nur vordergründig gegen Flüchtlinge: Er sei vor allem eine unkontrollierte Reaktion auf die Beschwichtigungen der politisch Verantwortlichen.