Besuch im Asylbewerber-Heim
Fürstenfeldbruck - "Gut angekommen und jetzt?" hieß das Motto von MdB Beate Walter-Rosenheimer und des Fraktionsvorsitzenden der GRÜNEN, Dr. Anton Hofreiter bei ihrer Abendveranstaltung "Reden wir über Integration" im Bürgerzentrum Gernlinden am 21. 7. Vorher besuchten die beiden - Walter-Rosenheimer ist Sprecherin für Jugendpolitik und Ausbildung - zusammen mit Regierungsvizepräsidentin Maria Els und Regierungssprecher Martin Nell mit Brucker Pressevertretern die Dependance der Aufnahmeeinrichtung für Asylbewerber in Fursty.
Mit Einrichtungsleiter Lars Raff, Martin Schuster vom LRA sowie der Delegation der Regierung von Oberbayern mit der Regierungsvizepräsidentin und Regierungssprecher Martin Nell besuchte die Gruppe die durch Zäune und einen Checkpoint abgesicherte weitläufige Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber am Fliegerhorst, in dem derzeit bis zu 1100 Personen untergebracht werden können. Hier leben derzeit 80 Prozent Männer, 20 Prozent Frauen. Alleinstehende Frauen mit ihren Kindern sind in einem eigenen Trakt untergebracht. In der Einrichtung steht eine Medizinische Ambulanz mit 15 Ärzten und etlichen Arzthelferinnen bereit, es wird Sport angeboten, es gibt Computerkurse, ein Kreativ- und Spielmobil, Kinderbetreuung, Spieleausgabe, eine Kleiderkammer. Der Caritasverband - vertreten durch die Koordinatorin für das ehrenamtliche Engagement im Bereich Asyl im Landkreis Fürstenfeldruck, Ulrike Bienemann, sowie das BRK suchten beim Ehrenamtstag am 14. 7. weitere freiwillige Helfer.
Deutschkurse werden in der Dependance nur für Menschen aus Syrien, Iran/Irak und Eritrea angeboten. Ehrenamtliche Sprachlehrer betreuen die anderen Nationalitäten, Beate Walter-Rosenheimer sieht hier Nachbesserungsbedarf und sucht das Gespräch mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge und der Arbeitsagentur, wie sie erklärte.
Maria Els brachte Zahlen- und Datenmaterial über die bundesweite Verteilung der Asylbewerber mit. Sie erklärte, dass die Flüchtlinge bei einem Kurzaufenthalt im Münchner Ankunftszentrum ein Medizinisches Erstscreening durchlaufen - (Röntgen-Aufnahmen) und medizinische Versorgung erhalten. Schwerwiegende Erkrankungen lägen kaum vor. Gelegentlich müsse Krätze behandelt werden oder eine Infektion, und es müssten Wunden versorgt werden. Viel schwerwiegender seien Traumata und psychische Erkrankungen - Folgen der Kriegserlebnisse und der Flucht. Hofreiter, der sich bei den etwa 100 ehrenamtlichen Helfern für ihr Engagement ausdrücklich bedankte, plädierte für eine psychologische Betreuung, Walter-Rosenheimer, studierte Psychologin, räumte jedoch den Mangel an sprachkundigen Therapeuten ein.
Die Registrierung beiinhaltet die Überprüfung der Personalpapiere. Els: "Manche bringen ein Bündel Dokumente mit, manche überhaupt keine Papiere, manche Ausweise, die der Überprüfung bedürfen." Nach der Registrierung und Gesundheitsuntersuchung in München werden die Asylbewerber nach einer Kurzaufnahme in der Bayernkaserne auf Gemeinschaftsunterkünfte - Stand zum 31. 12. 2015 fast 4000 (durch ROB organisiert und betrieben) und Dezentrale Unterkünfte (durch Kreisverwaltungsbehörden organisiert und betrieben) untergebracht. Hier ist der Stand zum 31. 12. 2015 ca. 35 000.
Eine Wohnung im Münchner Speckgürtel zu finden, das sei wegen des Wohnungsmangels und der gestiegenen Mietpreise für anerkannte Asylbewerber so gut wie ausgeschlossen. Also leben 10 Prozent weiter notgedrungen als sog. "Fehlbeleger" in der Dependance in Fursty.
Seit kurzem können Sechs- bis Zehnjährige der Einrichtung eine Übergangsschule in der Philipp-Weiß-Schule besuchen. Groß sei die Freude bei den Kindern, hört man von ehrenamtlichen Helfern. Die Kleinen stünden morgens pünktlich bereit mit einem Pausen-Snack ausgestattet. Zehn- bis 16-jährige sind in einer Klasse in einem zum Schulraum umfunktionierten Raum untergebracht, in dem man noch die frische Wandfarbe riechen kann. Die 200 Plätze an der Berufsschule reichen für die älteren Flüchtlinge in FFB bei weitem nicht aus.
Zu den aktuellen Zahlen, die Maria Els als Handout mitbrachte: Bei der Bundesweiten Verteilung der Asylbewerber sind 2016 folgende Zugangszahlen erfasst worden: Deutschland, Stand: 20.7.2016, 8.05 Uhr - 232 634, davon Bayern: 33 697.
H. Spies