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Proteste gegen Repräsentanz

Siemens plant Neubau, Denkmalschützer schlagen Alarm

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Siemens will gegenüber der Museumsinsel seine Hauptstadt-Repräsentanz bauen. Problem: Der Garten gehört zu einem der ältesten, denkmalgeschützen Häuser Berlins.

Alle Denkmalschützer schlagen Alarm, aber Politiker wollen grünes Licht geben. Gegenüber der Museumsinsel will der Siemens-Konzern seine Hauptstadt-Repräsentanz bauen. In den Garten eines der ältesten, denkmalgeschützen Häuser Berlins.

Im Magnus-Haus am Kupfergraben ist jeder Quadratmeter vollgesogen mit Firmen-Geschichte: ab 1843 fand hier im wöchentlichen Abstand das Physikalische Colloquium statt. Jeweils zehn interessierte Studenten trafen sich mit Wissenschaftlern, Künstlern, Politikern und Jungunternehmern. Hier begegneten sich Werner Siemens und Johann Georg Halske, die 1847 ihre gemeinsame Firma gründeten. Das Magnus-Haus ist quasi die Gründungsstätte des Welt-Unternehmens.

Nach dem Mauerfall spendete Siemens Geld für die Sanierung des letzten barocken Stadtpalais im Herzen der Stadt und kaufte den Komplex 2001. „Das Haus hat einen hohen Stellenwert für unser Unternehmen“, sagt Siemens-Sprecher Michael Friedrich (40). Es soll als Forum für den Dialog zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Politik etabliert werden. Dafür soll es um Räume in einem Neubau ergänzt werden. Der Siemenssprecher: „Wir sehen mit Blick auf die Schonung der historischen Bausubstanz eine bauliche Erweiterung an der rückwärtigen Grundstücksgrenze als beste Lösung für das Ensemble.“

Das Magnus-Haus von vorn. Hier hatte auch Richard von Weizsäcker sein Büro als Alt-Bundespräsident (Foto: Bruns _von_BILD_)
Das Magnus-Haus von vorn. Hier hatte auch Richard von Weizsäcker sein Büro als Alt-Bundespräsident (Foto: Bruns)

In einem ersten Entwurf überragt der vierstöckige Neubau (17,50 m) das dreistöckige Magnus-Haus (14,80 m) um 2,50 Meter. Der Landesdenkmalrat protestiert: „Jegliche Überbauung des Gartens stellt eine schwere Beeinträchtigung des Denkmals und seines Umraums dar – und auch der Welterbestätte Museumsinsel, in deren Pufferzone das Ensemble liegt.“

Auf eine Anfrage der Linkenpolitikerin Katrin Lompscher (53) bestätigt der Senat jetzt, dass sich schon Klaus Wowereit (61, SPD) als Regierender in einem Schreiben an die Bauverwaltung für Siemens eingesetzt hat. Lompscher protestiert: „Fachliche Beurteilungen sollten respektiert und nicht einfach vom Tisch gewischt werden.“

Mittes Baustadtrat Carsten Spallek (43, CDU) genehmigte inzwischen den Bauvorbescheid, allerdings ohne Tiefgarage. Spallek: „Der repräsentative Standort entspricht nicht nur der Bedeutung des Unternehmens Siemens als größtem industriellen Arbeitgeber der Hauptstadt, sondern bindet darüber hinaus das Unternehmen noch fester an Berlin als Gründungsstadt des Konzerns.“

Können Politiker Denkmalschutz also einfach wegwischen? Martin Pallgen, Sprecher der Baubehörde: „Das Berliner Denkmalschutzgesetz schreibt vor, dass Denkmale verändert oder sogar ganz oder teilweise beseitigt werden dürfen, wenn Gründe des Denkmalschutzes privaten Interessen nachzuordnen sind oder wenn ein überwiegendes öffentliches Interesse die Maßnahme verlangt. Demzufolge ist Denkmalschutz nicht absolut gesetzt.“ Wie man am Abriss von Ahornblatt, Deutschlandhalle, Lenin-Denkmal, Jagdschloss Schmöckwitz sieht.

Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (53, CDU) zur B.Z.: „Siemens ist eines der wichtigsten Unternehmen am Standort Berlin. Die Wirtschaftsverwaltung unterstützt das Projekt sei Jahren. Jetzt muss es endlich zu einer Entscheidung kommen.“

Themen: Siemens
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