„Ich spiele, was mir auf dem Herzen brennt“

Von Redaktion,

Gütersloh/Berlin (dop) - Man hört ihn am Telefon durch die Straßen Berlins zum nächsten Termin hasten. Es geht um eine Uraufführung. Gerade ist der Mann aus China gekommen, wo  der weltweit gefeierte Gütersloher Cellist Nicolas Altstaedt unter anderem in Peking  Haydn und Mozart gespielt hat. Umjubelt, versteht sich.

Als „Cello-Poet“ von der Kritik gefeiert: Der Gütersloher Nicolas Altstaedt wird am Mittwoch, 25. Mai, in Bonn mit dem Beethovenring geehrt.

 An diesem Sonntag, 22. Mai, musiziert  er beim Festival „Wege durch das Land“ auf Gut Bruche in Melle. Am Mittwoch, 25. Mai, nimmt er in Bonn den begehrten Beethovenring entgegen. Grund genug, um mit dem 33-jährigen Erfolgsmusiker ein Gespräch zu führen.

„Die Glocke“:  Herr Altstaedt, was bedeutet Ihnen als international gefragter Musiker diese Auszeichnung?

Altstaedt: Das ist schon etwas Besonderes, denn die Ehrung ist eine reine Publikumsentscheidung und erfolgt nicht durch irgendeine politisch oder sonst wie beeinflusste Jury. Ich erinnere mich noch gut an das Konzert dafür. Ich habe selten so kundige Menschen, eine solch Beethoven-begeisterte Gemeinschaft erlebt. Jeder im Publikum wusste mehr über den Komponisten als ich. Eine schönere Anerkennung als diesen Ring kann ich mir daher kaum denken.

 „Die Glocke“:  Sie gelten als musikalischer Entdecker, der sich nicht scheut, Programme jenseits des Wohlbekannten zu spielen. Jüngster, von der Kritik gefeierter Beweis sind die Cello-Konzerte von Schostakowitsch und Weinberg, die Sie zusammen mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin unter Michael Nesterowicz aufgenommen haben. Was ist das Besondere an dieser CD?

Altstaedt:  Mich hat gewundert, dass noch niemand auf die Idee gekommen ist, diese intensive, nicht nur musikalische Freundschaft zwischen den beiden Komponisten zu untersuchen und für eine Aufnahme zu nutzen. Weinberg floh als Sohn jüdischer Eltern 1939 nach Minsk und zog auf Schostakowitschs Einladung nach Moskau. Es gab einen regen Austausch zwischen den beiden. Schostakowitsch hat jede seiner Partituren bei Weinberg vorgelegt. Ein Thema in seinem Cello-Konzert taucht Jahre vorher schon bei Weinberg auf. Das alles ergibt eine ungeheure komplexe, von Brüchen durchzogene, mit intensiver Spannung belegte Musik, die ich spielen und offenlegen wollte.

 „Die Glocke“:  Und warum das bei einem kleinen Label? 

Altstaedt: Weil ich gern das mache, was mir wichtig ist. Als Künstler möchte ich frei sein in der Gestaltung und Interpretation. Alles, was einen einschränkt, kann nur ungesund sein – für den Musiker wie für das Werk. Ich spiele, was mich inspiriert, was mir auf dem Herzen brennt.

„Die Glocke“:  Ist es für Sie egal, wo Sie spielen?

Altstaedt: Musik und auf der Bühne zu stehen, das ist wie Wasser und Brot für mich. Das ist mein Leben und das sichert mir auch mein geistiges Überleben. Ob ich in einer kleinen Dorfkirche spiele oder mit den Wiener Symphonikern auftrete, ist dabei irrelevant. Weder der Ort noch ein großer Name zählen. Entscheidend ist die totale Hingabe an die Musik. Sie bringt mich weiter.

Worauf Nicolas Altstaedts  stilistische Bandbreite basiert, wie sehr ihn Gütersloh auch musikalisch geprägt hat und welches neue Projekt er auf den Spuren Federico Fellinis verfolgt, lesen Sie in der Gütersloher „Glocke“ vom 21./22. Mai.

 

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