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Luxustrip Russische Stiftung bezahlte Krimreise von AfD-Politiker Pretzell

Seine Reise auf die Krim bringt dem AfD-Europapolitiker Pretzell nachträglich Ärger mit der Parlamentsverwaltung. Nach SPIEGEL-Informationen musste der AfD-Mann melden, dass der russische Veranstalter den Trip finanziert hat.
AfD-Politiker Marcus Pretzell

AfD-Politiker Marcus Pretzell

Foto: Bernd Thissen/ picture alliance / Bernd Thissen/dpa

Der AfD-Europaabgeordnete Marcus Pretzell hat sich während seiner umstrittenen Reise auf die besetzte Krim von seinen russischen Gastgebern üppig aushalten lassen. Das geht aus Unterlagen hervor, die der AfD-Spitzenpolitiker dem EU-Parlament zur Verfügung stellen musste.

Pretzell nahm im April 2016 am dreitägigen "Yalta International Economic Forum" teil. Nun räumt Pretzell ein: Reise-, Übernachtungs- und Aufenthaltskosten ließ er sich vom Veranstalter bezahlen - einer russischen Stiftung, welche die annektierte Krim wirtschaftlich unterstützen soll.

Auf der Konferenz begeisterte Pretzell die Gastgeber mit seinen Forderungen nach einem Ende der EU-Sanktionen gegen Russland. Bei den übrigen Teilnehmern, darunter mehrere Russen, deren Namen auf der EU-Sanktionsliste standen, kam diese Botschaft sehr gut an.

Entspannung im Fünf-Sterne-Hotel

Abends konnte Pretzell sich gratis im Fünf-Sterne-Hotel Mriya entspannen. Der Slogan des Spa-Resorts: "Die Philosophie der perfekten Gastfreundschaft". Pretzell hatte die Reise-Unterlagen erst auf Druck der Ethikkommission des EU-Parlaments geliefert - ein halbes Jahr zu spät.

Eigentlich müssen EU-Parlamentarier spätestens am Ende des darauffolgenden Monats Rechenschaft über bezahlte Reisen ablegen. Laut den Unterlagen gingen die Dokumente der April-Reise aber erst Ende November bei der Parlamentsverwaltung ein. Trotzdem sah diese von einer Rüge ab.

Wie viel die Reise insgesamt gekostet hat, musste Pretzell nicht sagen. Auf Anfrage des SPIEGEL erklärten die Veranstalter, die Teilnahme habe für eine Person ungefähr zwischen 1500 und 1800 Euro betragen. Dazu kamen Ausgaben für die Hin- und Rückflüge mit der russischen Fluglinie Aeroflot. (Diese Meldung stammt aus dem SPIEGEL. Den neuen SPIEGEL finden Sie hier.)

Pretzell ist Landeschef der AfD in Nordrhein-Westfalen und Ehemann der AfD-Bundessprecherin Frauke Petry. Mit ihm reiste damals Markus Frohnmaier auf die Krim, der die Parteijugend "Junge Alternative" anführt. Der Trip der AfD-Politiker in die annektierte Region mit einem russischen Visum sorgte damals für erhebliche diplomatische Konflikte, vor allem mit dem ukrainischen Botschafter in Berlin.

Die AfD-Vertreter nutzten die Gelegenheit, ihre Russland-Kontakte zu vertiefen. So bahnte sich wenig später ein engerer Austausch mit Putins Parteijugend an. Auch andere AfD-Spitzenpolitiker wie die heutigen Fraktionschefs von Brandenburg und Berlin, Alexander Gauland und Georg Pazderski, trafen sich in der Vergangenheit mit russischen Vertretern.