Der Internationale Währungsfonds (IMF) hat eine interne Analyse veröffentlicht, die Griechenlands Schuldenlast für nicht mehr tragfähig hält. Zur Änderung wäre wahrscheinlich ein Schuldenschnitt nötig.
Griechenland hätte seine Schulden selbst unter den zuletzt diskutierten Szenarien nicht regulär zurückzahlen können. Und Europa hätte zusätzliche Kredite von mehr als 50 Mrd. € in den nächsten drei Jahren bereitstellen und weitere substanzielle Konzessionen machen müssen, um Griechenland solvent zu halten und dessen Schuldentragfähigkeit wiederherzustellen. Dies ist die Kernaussage einer internen Analyse, welche der Internationale Währungsfonds (IMF) in einem ungewöhnlichen Schritt am Donnerstag veröffentlicht hat. Dies geschah, nachdem die griechische Regierung einseitig Teile davon bekanntgemacht hatte. Die nun veröffentlichte Analyse geht von einem Stand in der zweiten Junihälfte aus; die heutige Lage präsentiert sich noch düsterer.
Der IMF kommt zum Schluss, dass geringere Primärüberschüsse (unter Ausklammerung des Schuldendienstes), ausbleibende Privatisierungseinnahmen und verschlechterte Wachstumsaussichten wegen ausgebliebenen strukturellen Reformen selbst unter nun sehr optimistisch erscheinenden Annahmen zu einem zusätzlichen Finanzierungsbedarf von 29 Mrd. € bis September 2016 und von 52 Mrd. € bis Dezember 2018 geführt hätten. Die im Durchschnitt bereits von 3,3% auf 2,3% gefallene mittlere Verzinsung der Schulden hatte dabei die Zinslast bis 2022 bereits um 30% verringert. Laut den Berechnungen müssten die Europäer nun noch mindestens 36 Mrd. € an Krediten mit sehr langen Laufzeiten zu sehr tiefen Zinsen vergeben, damit eine gewisse Aussicht darauf bestünde, dass Griechenland seine Schulden bezahlen könnte und das Verhältnis von Schulden zur Wirtschaftsleistung (BIP) bis 2020 auf noch viel zu hohe 150% sinken würde.
Je höher die Schulden und je tiefer die Zinslast, welche Griechenland noch tragen könnte, um so geringer wäre dessen Möglichkeit, öffentliche Kredite durch private zu ersetzen. Auch deshalb schlägt der IMF alternativ einen Schuldenschnitt durch die öffentlichen europäischen Geldgeber vor. In einem Szenario würden die europäischen Gläubiger, bzw. deren Steuerzahler, zugunsten Griechenlands auf 53 Mrd. € verzichten, was das Verhältnis der Schulden zur Wirtschaftsleistung sofort auf etwas unter 150% senken würde. Selbst unter diesen Bedingungen könnte die Schuldentragfähigkeit allerdings nur wiederhergestellt werden, wenn die griechische Regierung auf einen nachhaltigen Reformpfad und damit zurück zu Wachstum fände. Als Fazit bleibt, dass der IMF dem heruntergewirtschafteten Land bescheinigt, schweren Zeiten entgegenzugehen und seine Schulden nicht zu marktgängigen Bedingungen zurückzahlen zu können.