Vereinigte Staaten :
Gouverneur erklärt Ausnahmezustand für Charlotte 

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Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Polizisten in Charlotte, North Carolina.
In North Carolina kommt es am zweiten Tag in Folge zu Protesten. Nach der Tötung eines Schwarzen wird bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei in Charlotte ein weiterer Mann lebensgefährlich verletzt.

Nach der Tötung eines Schwarzen durch Polizisten ist es in der amerikanischen Stadt Charlotte abermals zu Unruhen gekommen. Hunderte Menschen protestierten am Mittwoch mit einem Marsch durch die Stadt in North Carolina. Dabei kam es zu Auseinandersetzungen mit der Polizei, die Gummigeschosse und Tränengas einsetzte. Der Gouverneur des Bundesstaates rief den Ausnahmezustand für Charlotte aus und mobilisierte die Nationalgarde.

Am Abend erklärte der örtliche Polizeichef, ein Mann sei während der Proteste erschossen worden. In einer Twitter-Nachricht von Vertretern der Stadt hieß es, das Opfer sei von einem anderen Demonstranten erschossen worden, nicht von der Polizei. Später dann erklärten die Behörden, der Mann sei nicht verstorben, sondern werde in einer Klinik durch Apparate am Leben gehalten.

Charlottes Bürgermeisterin Jennifer Roberts hatte die Bürger zuvor gebeten, daheim zu bleiben und von Gewalttaten abzusehen. „Bitte sagen Sie jedem, dass Gewalt keine Antwort ist“, appellierte Roberts auf CNN an die Bürger.

Am Mittwoch hatte Präsident Barack Obama mit Roberts und dem Bürgermeister der Stadt Tulsa in Oklahoma telefoniert, wo es nach tödlichen Polizeischüssen auf einen Afroamerikaner ebenfalls zu Ausschreitungen gekommen war. „Der Präsident drückte beiden Bürgermeistern sein Mitgefühl hinsichtlich der tragischen Vorkommnisse aus und bekräftigte die Bereitschaft der Regierung, wenn nötig Unterstützung zu leisten“, erklärte Obamas Sprecher.

Demonstranten fliehen vor Blendgranaten
Demonstranten fliehen vor BlendgranatenReuters

Schon am Dienstag hatte es in Charlotte Proteste gegeben, nachdem ein 43-jähriger Schwarzer von der Polizei erschossen worden war. Den Behörden zufolge hatte der Mann eine Waffe in der Hand und weigerte sich, diese niederzulegen. Dessen Familie und Augenzeugen hatten indes gesagt, der Mann habe keine Waffe, sondern ein Buch in der Hand gehabt.

Seit Jahren kommt es in den Vereinigten Staaten nach tödlichen Schüssen der Polizei auf Verdächtige immer wieder zu Unruhen. Oft sind die Opfer Schwarze. Kritiker werfen der Polizei Rassismus vor. 2013 hat ein Polizeibeamter ebenfalls in Charlotte einen unbewaffneten Schwarzen mit zahlreichen Schüssen niedergestreckt und getötet. Das Verfahren gegen den Polizisten endete ohne Urteil, da sich die Jury nicht einigen konnte. Die Behörden weigerten sich, ihn ein weiteres Mal anzuklagen.