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Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften Texte und Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen Literatur Archiv für die Ausgabe der Griechischen Christlichen Schriftsteller der ersten Jahrhunderte (TU) Begründet von O. von Gebhardt und A. von Harnack herausgegeben von Christoph Markschies Band 147 Biblia Sahidica Ieremias, Lamentationes (Threni), Epistula Ieremiae et Baruch Herausgegeben von Frank Feder Walter de Gruyter · Berlin · New York 2002 Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften im Einvernehmen mit der Patristischen Kommission der Akademien der Wissenschaften in Berlin, Düsseldorf, Göttingen, Heidelberg, Leipzig, München und der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz von Christoph Markschies Gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft D3 Gutachter dieses Bandes: Hans-Gebhard Bethge und Jürgen Tubach 1 Gedruckt auf säurefreiem Papier, das die US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfüllt. Die Deutsche Bibliothek – CIP Einheitsaufnahme Biblia Sahidica : Ieremias, Lamentationes (Threni), epistula Ieremiae et Baruch / hrsg. von Frank Feder. - Berlin ; New York : de Gruyter, 2002 (Texte und Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen Literatur ; Bd. 147) ISBN 3-11-017404-9 ISSN 0082-3589 © Copyright 2002 by Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, D-10785 Berlin Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany Konvertierung und Satz: Readymade, Berlin Einbandentwurf: Christopher Schneider, Berlin !"#$%&#'()*+%!"#,&-+%$.&*/((!+%0#-%1*'2!3%(410'35 !"#%62!"/)!37%!"#%)".4++*'38%4#2!'9*()!+%,&'%)* )!-%620/:!3%4#+)4' 2249;4%9&++4*'!"%1*'2!"5 Euripides, Orestes 1155-57 Vorwort Die vorliegende Edition ist, was die Textausgabe betrifft, im wesentlichen während meiner Mitarbeit am Projekt „Koptische Septuaginta“ des Institutes für Orientalistik (Seminar Christlicher Orient und Byzanz) der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg entstanden. Das Projekt hatte sich die vollständige Edition des koptisch-sahidischen Alten Testamentes zur Aufgabe gemacht und zu diesem Zwecke umfangreiches Material (u.a. Photos der Handschriften) zusammengetragen. Die Projektarbeit wurde in den Jahren 1994-1997 von der Fritz-Thyssen-Stiftung finanziert und stand unter der Leitung von Prof. Dr. W. Beltz, in Koordination mit dem Initiator des Projektes Prof. Dr. Dr. P. Nagel (Bonn). Trotz einer Anschlußfinanzierung aus Mitteln der DFG konnte bis heute kein Weg gefunden werden, das Projekt in Halle oder an einem anderen Standort mit Drittmitteln fortzuführen. Mit der Erweiterung um die Kapitel zur Textgeschichte und zur Problematik der textkritschen Bewertung der sahidischen Bibelübersetzung wurde die Arbeit unter dem Titel „Die koptisch-sahidische Textgestalt der Bücher Jeremias, Lamentationes, Epistula Jeremiae und Baruch als Übersetzung der Septuaginta“ im Jahre 1999 von der philosophischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg als Dissertationsschrift angenommen und im Jahre 2000 verteidigt. Der Fritz-Thyssen-Stiftung sei an dieser Stelle für ihre großzügige Förderung gedankt. Der Deutschen Forschungsgemeinschaft bin ich für die Gewährung einer Druckkostenbeihilfe sehr zu Dank verpflichtet. Für ihre stete Bereitschaft, Rat und Hilfe zu geben sowie Kritik zu üben, bin ich Prof. Dr. Beltz und Prof. Dr. Dr. Nagel überaus dankbar. Herrn Prof. Dr. J. Dummer und Herrn Prof. Dr. C. Markschies schulde ich Dank für die Aufnahme des Buches in die Reihe „Texte und Untersuchungen“ der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Das Maß des Dankes, den ich Jürgen Horn für seine mannigfache Hilfe und freundschaftliche Unterstützung in Rat und Tat schulde, läßt sich schwerlich in wenige Zeilen pressen, und so sei ihm dieses Buch gewidmet. Der Titel des Buches soll das baldige Erscheinen weiterer Editionen des koptischsahidischen Alten Testamentes in Aussicht stellen und der Hoffnung Ausdruck geben, daß diese, wie ich meine, wichtige Aufgabe weitergeführt werden kann. Berlin, im Januar 2002 Frank Feder Inhaltsverzeichnis Abkürzungs- und Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IX Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1. Einführung zur Textausgabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1 Die Lektionare . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2 Die Zitate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3 Weitere Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 15 18 26 2. Die 2.1 2.2 2.3 2.4 Textzeugen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Texthandschriften (Codices) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Lektionare . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Zitate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Weitere Quellen zum Bibeltext . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 27 40 46 50 3. Die textgeschichtliche Stellung des Corpus Jeremiae als Version der LXX . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1 Die innersahidische Textgeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.1 Die Bewertung der Zitate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.2 Das Buch Jeremia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.3 Die Lamentationes und Epistula Jeremiae . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.4 Das Buch Baruch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2 Die textgeschichtliche Stellung der sahidischen Version der LXX . . 3.2.1 Zusätze gegen LXX (+) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.2 Auslassungen gegen LXX (-) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.3 Umstellungen gegen LXX . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3 Der Textcharakter von Sa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 55 57 58 61 64 69 70 72 72 74 4. Der Einfluß der Übersetzung auf die Textkritik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79 4.1 Typische übersetzungsbedingte Lesarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86 4.1.1 Die Wiedergabe von !"#$ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86 4.1.2 Komplementierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 4.1.3 Wortstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 4.1.4 Koptisches Futur für griechisches Präsens . . . . . . . . . . . . . . . 102 5. Text und Apparat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.1 Der Text . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2 Der Apparat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verzeichnis der fehlenden Verse und Kapitel in Jer und Bar . . . . . . . . . 104 105 106 109 X Textteil Inhaltsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 Index 1. Griechische Lehnwörter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 241 2. Eigennamen und Geographika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 246 Abkürzungs- und Literaturverzeichnis Im Text und in den Fußnoten finden sich kursive Kurztitel (meist Name und Jahr), die in diesem Verzeichnis ausführlich zitiert werden. Alle Abkürzungen von Zeitschriften und Reihen richten sich nach dem Lexikon der Ägyptologie bzw. nach Schüssler BC 1.1, 8 ff. (siehe unten). Allein die Publikationen, aus denen die Zitate gewonnen wurden, sind nur in Kapitel 2.3 aufgeführt. Die Einzelpublikationen der weit verstreuten Blätter der Texthandschriften 826 und 827 sind vollständig bei Schüssler BC 1.2 (Sa 42 u. 43) erfaßt und werden deshalb hier nicht noch einmal gegeben. A AT B Balestri Achmimischer Dialekt des Koptischen Altes Testament Bohairischer Dialekt des Koptischen P.J. Balestri, Sacrorum Bibliorum fragmenta Copto-Sahidica Musei Borgiani. Vol. III: Novum Testamentum, Romae 1904. Barr J. Barr, The Typology of Literalism in ancient biblical translations, MSU 15 (= NAWG 11) (1979), 275-325. Beltz 1978/80 W. Beltz, Katalog der koptischen Handschriften der Papyrussammlung der Staatlichen Museen zu Berlin (Teil I), APF 26 (1978), 57-119; (Teil II), APF 27 (1980) 121-222. Bibliographie LXX S. Brock, C.T. Fritsch, A. Jellicoe, A Classified Bibliography of the Septuagint (Arbeiten zur Literatur und Geschichte des Hellenistischen Judentums VI), Leiden 1973. C. 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Zoega, Catalogus codicum copticorum manu scriptorum qui in museo Borgiano velitris adservantur, Romae 1810. Einleitung Das wohl erste große Übersetzungsunternehmen der Weltgeschichte, die Übertragung des Alten Testamentes (AT), der heiligen Schrift der Juden, aus dem Hebräischen in die lingua franca des hellenistischen Orients, das Griechische, ging im 3. Jh. v.Chr. von dem bedeutendsten der hellenistischen Länder, Ägypten, aus. Die jüdische Gemeinde von Alexandria unternahm es aus eigenem Willen und fand in Ptolemaios Philadelphos den königlichen Förderer und Protektor, der in Alexandria die wichtigste Bibliothek und Forschungsstätte der Antike einrichten ließ. Wenn auch vieles an dieser eigentlich so überzeugenden Geschichte nur als Legende überliefert ist, so hat die Septuaginta1 (LXX), wie man diese Übersetzung bis heute nach ihrem legendenhaften Ursprung nennt2, viel weiter gewirkt, als das selbst ihre Initiatoren erahnen konnten, und Anteil genommen an der Epoche, die die Antike ablösen sollte: das christliche Mittelalter. Die Verbreitung der LXX erfolgte, zusammen mit dem Neuen Testament (NT), durch die Verbreitung des Christentums, denn die LXX etablierte sich als christliche Kirchenbibel für das Alte Testament. Die christliche Mission war eine Mission in griechischer Sprache und erreichte so vor allem die hellenisierten Bürger der Städte, die des Griechischen mächtig waren, nicht zuletzt in Ägypten. Mit der in Ägypten vom 1.-3. Jh. sich immer erfolgreicher ausbreitenden christlichen Lehre kam aber die Zeit und die Notwendigkeit, das Evangelium, d.h. das Alte und das Neue Testament, der breiten Masse der ägyptischen Bevölkerung in ihrer Sprache zugänglich zu machen. Und wieder kam es zu einem Übersetzungsunternehmen in Ägypten, das dieses Mal von den Ägyptern selbst ausging: die Übersetzung des Alten Testamentes (aus der LXX) und des Neuen Testamentes in die ägyptische Sprache. Diese Übersetzung prägte und entwickelte die Literatursprache Ägyptens3 bis zur Ablösung der alten ägyptischen Sprache durch das Arabische zu Beginn des zweiten nachchristlichen Jahrtausends und wurde in einem Schriftsystem niedergelegt, das die letzte und konsequenteste schriftliche Fixierung der altägyptischen Sprache in ihrer letzten Entwicklungsperiode bedeutet. Dieses Schriftsystem verwendet das griechische Alphabet zuzüglich 6 (oder 7 in anderen Dialekten) aus der Schriftform der vorhergehenden Sprachstufe, dem Demotischen, entwickelten Buchstaben. Die letzte Sprachstufe des Altägyptischen nennt man das Koptische. 1 2 3 Im folgenden LXX abgekürzt. Vgl. Tov 1987, 129. Sehr schön und konzise hat Peter Nagel den Einfluß der Übersetzung des AT auf die in Kunst und Literatur faßbare Lebenswelt des christlichen Ägyptens in Nagel 1980, 216 zusammengefaßt. Ein Blick in die in Ägypten besonders aufblühende homiletische Literatur in ägyptischer Sprache zeigt, wie sehr die Bibel und ihre sprachlichen Bilder diese Literatur geprägt haben; die dichte Folge von Zitaten verstärkt diesen Befund erheblich. 2 Einleitung So steht die Literatursprache des christlichen Ägypten und der sich bald formierenden christlich ägyptischen Nationalliteratur, die vor allem von den in Ägypten besonders erfolgreichen Klöstern ausging, auf dem Fundament dieses ersten Aktes der Übertragung der christlichen Botschaft in die ägyptische Sprache. Der ägyptische Kirchenvater und Klostervorsteher Schenute von Atripe, der „Klassiker“ der christlichen Originalliteratur Ägyptens, der selbst an den großen christologischen Ereignissen des 5. Jh. in der römischen Reichskirche (Konzil von Ephesos 431) teilnahm, wie noch die späte Volkspoesie4 schöpften aus der Quelle der Übersetzung des AT und NT. So ist die Übersetzung der christlichen Bibel nicht nur Basis und Quelle der letzten genuin ägyptischen Literatur vor der Arabisierung des Landes, sie ist das umfangreichste Zeugnis der letzten Entwicklungsstufe einer Sprache, deren Spuren man über mehr als vier Jahrtausende Schriftlichkeit verfolgen kann. Zum ersten Mal, dank der Schreibung der Vokale, haben wir vom Klang dieser Sprache eine Vorstellung, die uns vorhergehende Schriftsysteme (die Hieroglyphen oder von ihnen entlehnte Schriftsysteme) fast vollständig verwehrten. Zum ersten Mal treten in den wiederentdeckten Schriftdokumenten die immer in der weiten Ausdehnung des Niltales vermuteten Dialektunterschiede deutlich zutage. Natürlich lassen der Wortschatz der Bibeltexte und der Vergleich mit seinem griechischen Äquivalent, aus dem er übertragen wurde – aber auch mit dem Wortschatz der älteren Sprachstufen –, interessanteste Erkenntnisse für die Sprachforschung erwarten. Das ägyptische AT und NT ist daher ein einmaliges Dokument für die Sprachgeschichte, die Literaturgeschichte, die Religionsgeschichte und damit auch für die Kulturgeschichte Ägyptens. Man könnte noch so manches Detail anfügen, das den Eindruck, hier eines der faszinierendsten Kapitel antiker Literaturschöpfung vor sich zu haben, noch verstärken würde. Zumal die Übersetzung der Bibel aus dem Hebräischen in das Griechische und folgend in das Ägyptische, das Syrische, das Lateinische, das Armenische, das Äthiopische und das Arabische an Internationalität schwerlich zu übertreffen ist. Die Stellung des ägyptischen Bibeltextes in der Geschichte der Bibelübersetzungen, die uns über den ägyptischen Rahmen hinausführt, ist von weitreichender Bedeutung. Hier wird zumeist der Kern des Interesses der wissenschaftlichen Beschäftigung mit der ägyptischen Bibelversion gesehen: die textkritische und textgeschichtliche Erschließung der ägyptischen Bibelübersetzung zur Bestimmung des Alters und der Entwicklung des sehr verzweigt überlieferten griechischen Bibeltextes. Denn die ältesten Textzeugen der ägyptischen Bibel in verschiedenen Dialekten sind älter oder etwa zeitgleich mit den Hauptzeugen der LXX5, etwa dem 4 5 Hermann Junker, Koptische Poesie des 10. Jahrhunderts, Teil I-II, Berlin 1908-1911. Z.B. Papyrus Bodmer VI (Protosahidisch, 3. Jh.); Papyrus Bodmer XVI, XVIII + British Library Or. 7594, XXI, XXII und XXIII (Sahidisch, 4. Jh.); Papyrus Bodmer III (Bohairisch, 4. Jh.); Pap. Bil. I (Fajjumisch, 3.-4. Jh.); Ms. Berolin. orient. oct. 987 (3.-4. Jh.), vgl. A. Böhlig, Das Achmimische Proverbienbuch, München 1958. Zusammenfassend zu den Handschriften der Bibliothek Bodmer vgl. R. Kasser, in: CE VIII, 48-53. Zu den ältesten Handschriften des NT vgl. Mink, in TRE VI (1980), 198. Einleitung 3 Codex Vaticanus gr. 1209 (Codex B nach der Zählung des Göttinger LXXUnternehmens) aus dem 4. Jh. oder dem Codex Alexandrinus (Codex A, London BM Royal 1 D. VI) aus dem 5. Jh. Die koptische Bibelübersetzung scheint bereits im 3. Jh. wenigstens begonnen worden zu sein, wie zunächst die heute vorliegende, nicht gerade geringe Anzahl von qualitätvollen Bibelhandschriften aus dem 4. Jh. zeigt, für die man wohl eine gewisse Vorgeschichte voraussetzen muß. Überdies besitzen wir Handschriften, wenn auch in geringer Zahl, die in das 3. Jh. datiert werden können: die frühesten sind sicherlich die koptischen Glossen zu Hosea und Amos im Mittelägyptischen Dialekt (M)6 und zu Jesaja in Fajjumisch (F)7, jeweils zu griechischem Text, dann die fragmentarische sahidische Handschrift des Ecclesiastes aus Louvain (vgl. Schüssler BC 1.4, 93 [sa 120]), ein Johannesfragment aus Dublin (vgl. Kasser, Le Muséon 97, 274) im Lykopolitanischen Dialekt (L), ein sahidisches Fragment mit Text von 1Rg aus Durham (vgl. Schüssler BC 1.3, 75 [sa 77]), oder die liturgische sahidische Handschrift aus London mit Melito von Sardes, 2 Mac, 1Pt, Jon und einer Homilie (vgl. Schüssler BC 1.2, 72-73 [sa 40lit]). Allerdings, im Gegensatz zu den griechischen Codices, sind in den heute bekannten ägyptischen (koptischen) Handschriften nur einige biblische Bücher bzw. Teile einiger Bücher (z.B. Codex London BL Or. 5984 – Job, Prv, Eccl, Ct, Sap, Sir, vgl. Schüssler BC 1.3, 71-73 [sa 75]; Pentateuch-Codex New York Pierpont Morgan Library M 566 – Lv, Nu, Dt, Schüssler BC 1.1, 46-47 [sa 6]; Pap. Bodmer XXII – Jer, Lam, EpJer, Bar) oder ein Buch bzw. Teile eines Buches (z.B. der Psalmencodex London BL Or. 5000, vgl. Schüssler BC 1.2, 43-44 [sa 31]; Pap. Bodmer VI [Prv], XVI [Ex], XVIII [Dt], XXI [Jos] und XXIII [Is]) erhalten. Dann gibt es auch Handschriften mit Teilen des AT und NT (z.B. Pap. Bodmer III [Gen, Joh]; London BL Or. 7594 – Dt, Jon, Act, ApcEl, vgl. Schüssler BC 1.1, 84-88 [sa 15]) und sog. Bilinguen oder Graeco-Coptica, die griechische und koptische Bibeltexte – nicht unbedingt desselben Buches – enthalten (z.B. Pap. Bil. 1 – Ct, Lam, Eccl gr./kopt.; Wiener Psalmencodex gr./kopt., Schüssler BC 1.3, 56-67 [sa 72]). Das bedeutet, wir besitzen keine koptische Handschrift, die auch nur einen überwiegenden Teil des AT bietet, zumeist nicht einmal ein Buch vollständig. Leider sind zum Teil umfangreiche Handschriften noch immer unpubliziert, die eine kritische Edition einiger Bücher wesentlich beeinflussen könnten8. Der eigentliche Gegenstand dieser Edition ist aber die ägyptische Version des AT, und konkret des Corpus Jeremiae im zeitlich und räumlich am weitesten verbreiteten Dialekt, der die meisten alten Textzeugen und die umfangreichste Überlieferung beisteuert: dem Sahidischen. Da die ägyptische Übersetzung des AT, neben der syrischen, die am besten erhaltene Textüberlieferung unter den Versionen der LXX bietet, ist sie für die Geschichte des griechischen Bibeltextes von 6 7 8 H.I. Bell, H. Thompson, A Greek Coptic Glossary to Hosea and Amos, JEA 11 (1925), 241-246. W.E. Crum, The Coptic Glosses, in: F.G. Kenyon, The Chester Beatty Biblical Papyri VI, Isaiah, Jeremiah, Ecclesiasticus, London 1937, p. IX-XII und 1-25. Hier besonders die Handschriften M 566 (Leviticus, Numeri, Deuteronomium) und M 568 (Isaias) der Pierpont Morgan Library in New York (vgl. Depuydt). 4 Einleitung hervorragender Bedeutung. Dem tragen auch die Editionen des großen Göttinger Septuaginta-Unternehmens Rechnung9, die sich um die Einbeziehung möglichst aller verfügbaren ägyptischen (koptischen) Textzeugnisse in die Textkritik bemühen. Dies bedeutet aber einen erheblichen Arbeitsaufwand und ist von vornherein nicht ohne Mißverständnisse und Fehler möglich, da die publizierten Textzeugen des ägyptischen AT ebenso in alle möglichen Publikationen zerstreut sind wie die Blätter der Handschriften in alle Welt. Für das Göttinger Unternehmen muß es äußerst mühsam sein – denn es werden ja in den Textausgaben alle schon o.g. Versionen der LXX berücksichtigt, nicht nur die ägyptische –, die ägyptischen Textzeugen zusammenzustellen. Der Bearbeiter muß sich auf Kenntnisse des Koptischen stützen können, um überhaupt beurteilen zu können, welchen textkritischen Wert der ägyptische Text hat, weil eigentlich keine Publikation auf textkritische oder textgeschichtliche Probleme eingeht. Die Ursache für diese „Aporie“, so sehr es bei dem eingangs Gesagten verwundern mag, ist leider evident: es gibt bis heute keine textkritische Edition des ägyptischen (koptischen) AT in irgendeinem Dialekt. Der Wert und die hervorragende Bedeutung der ägyptischen Version des AT ist niemals unterschätzt worden. Und es ist fast genau einhundert Jahre her, daß – auf dem Höhepunkt der Publikationstätigkeit zu den koptischen Bibeltexten im vorletzten Jahrhundert – Henri Hyvernat10 eine erste historische Bestandsaufnahme der bis dahin bekannten koptischen Bibeltexte vorstellte, die vor allem in der Präsentation der fragmentierten und über viele Museen und Bibliotheken verstreuten Handschriftenblätter bestehen mußte, um der Wissenschaft überhaupt einen Zugang zu diesen verschaffen zu können. Hatte man doch gerade erst begonnen zu verstehen, daß man mit Bibeltexten in mindestens fünf Dialekten zu rechnen hatte und daß man nur mit einer klar formulierten wissenschaftlichen Fragestellung, aus der eine Methode zu entwickeln wäre, des umfangreichen Materials Herr werden konnte. Für Hyvernat standen zunächst zwei wesentliche Fragen im Vordergrund: Wann wurde die Bibel in das Ägyptische übersetzt, und wie alt sind die erhaltenen Handschriften der ägyptischen Bibel11? Darüber wußte man eigentlich nichts, denn eine koptische Paläographie blieb noch zu etablieren12. Die einzige Publikation, die überhaupt ein textkritisches Arbeiten erlaubte, da sie ein Variantenapparat – der allerdings aus heutiger Sicht sehr selektiv ist – begleitet, ist die Edition der Handschriften der Sammlung Borgia durch den Kardinal A. Ciasca13. Daran hat sich, wie man leider gestehen muß, bis heute nichts geändert, auch wenn die Mehrzahl der Publikationen des 19. Jh. nach heutigen Kriterien der Textedition unzureichend ist und wir heute über weit ältere, umfangreichere und hervorragend 9 10 11 12 13 Vgl. Nagel 1980, 223, Anm. 18. Hyvernat 1896/97. Hyvernat 1897, 63. Hyvernat wollte auch hier einen Anfang machen: Album de Paleographie Copte, Paris-Rome 1888. Leider gibt es bis heute keine fest etablierte und gesicherte koptische Paläographie, so daß Datierungen meistens der Intuition des Editors geschuldet sind. Ciasca I u. II. Einleitung 5 edierte Handschriften (z.B. Bibliothèque Bodmer) verfügen als Hyvernat. Eine textkritische Edition existiert nicht, und es gilt der Satz Hyvernats14: „On comprendra par là qu’il est difficile, qu’il serait même téméraire, de se prononcer définitivement sur la valeur critique des versions coptes avant que nous en ayons des éditions correctes“. Die Weitsicht Hyvernats besticht auch an anderer Stelle seines Artikels. Die nach den von Hyvernat und anderen geschaffenen Grundlagen zu erwartende Flut kritischer Editionen und von ihnen ausgehender wissenschaftlicher Arbeiten blieb aber aus, und eine kritische Edition wurde nur für das besser überlieferte NT im bohairischen und sahidischen Dialekt vorgelegt, die jedoch wegen des Zuwachses an Handschriften und auch methodisch heute als überholt gelten muß15. In jeder Form eine Fortsetzung der Arbeit Hyvernats, was die Zusammenstellung der publizierten Handschriften der ägyptischen (koptischen) Bibel betrifft und damit den Zugang zu einem fragmentierten und weit verstreuten Material wesentlich erleichterte, sind die zwischen 1919 und 1922 sowie 1930 und 1933 erschienenen Aufsätze Vaschaldes, bis heute unentbehrliche Referenzkataloge für die ägyptischen Bibeltexte in allen Dialekten. Den Stand der Arbeiten am ägyptischen AT bis in die 30er Jahre faßte F.A. Hallock 1933 in einem Artikel, erstmals nach Hyvernat, zusammen. Trotz aller Fortschritte bei der Erfassung und Publikation der Handschriften des AT16 fühlte Hallock die Notwendigkeit des Hinweises an die Fachwelt, daß „… seems to be room for a revival of interest in the study of the Coptic Old Testament, or, even, the beginnings of serious study. The value of these versions, a value which they possess both on account of their intrinsic importance and on account of their antiquity, has been almost universally neglected“17. Mit hoffnungsvollem Blick auf die auf dem besten Wege befindlichen kritischen Editionen der griechischen LXX in Göttingen und Cambridge und ebenso der arabischen und äthiopischen Versionen, denen die ägyptische Version des AT schon wegen ihres hohen Alters kritischer Gradmesser sein mußte, blieb ihm nur der beinahe wehmütige Satz: „In contrast with all these it is not an exaggeration to term the Coptic an unworked field“18. Nach einer kurzen Geschichte der bisherigen Arbeiten am ägyptischen AT und einer versuchten Rekonstruktion des Alters der ägyptischen Überset14 15 16 17 18 Hyvernat 1897, 68. George Horner, The coptic Version of the NT in the Northern Dialect, 4 Bde., Oxford 18981904; idem, The Coptic Version of the NT in the Southern Dialect, 7 Bde., Oxford 19111924 (u. weitere Auflagen). Zur Bewertung der Ausgaben Horners aus heutiger Sicht vgl. Kahle, 14; sowie Mink, TRE VI (1980), 198-199. Mehr und mehr wurden auch die Handschriftenschätze der Museen und Sammlungen der USA publiziert, wobei besonders die Arbeiten von W.H. Worrell zu nennen sind, der mit seiner Publikation des Proverbienmanuskriptes aus Chicago (The Proverbs of Solomon in Sahidic Coptic according to the Chicago Manuscript, Chicago 1931) eine bis heute als vorbildlich zu bezeichnende Textpublikation vorlegte; leider keine kritische Textausgabe. Hallock wußte bereits von den umfangreichen Handschriften der Pierpont Morgan Collection in New York (vgl. 331, Anm. 23), die ja bis heute nicht vollständig publiziert sind. Hallock, 325. Ibidem, 326. 6 Einleitung zung gab auch Hallock eine Bestandsaufnahme der bis hierhin bekannt gewordenen Bücher (-fragmente) in den verschiedenen Dialekten, sicherlich um die Fachwelt zu ermutigen, die vielversprechenden und teilweise schon sehr vollständigen Bücher (besonders den Pentateuch) einer kritischen Ausgabe zuzuführen. Bis zu Beginn der 40er Jahre waren die Bestände der ägyptischen Biblica in den größeren Sammlungen und Bibliotheken von London, Manchester, Oxford und Wien weitgehend durch Publikationen und Kataloge bekannt, die immense Sammlung der Pariser Bibliothèque Nationale zumindest in ihren Beständen erschlossen, auch wenn ein Katalog nicht zur Verfügung stand – den es bis heute nicht gibt. Rechnet man die schon erwähnten Bestände in den USA19 hinzu – natürlich müssen die schon im 19. Jh. veröffentlichten Texte der Bibliotheken in Rom (Vatikan), Venedig und Neapel noch addiert werden –, so war genügend Material vorhanden, wenigstens einige Bücher kritisch zu edieren. Die systematische Erfassung, Ordnung und Zuordnung der Handschriften einer Sammlung zu einstigen Codices war allerdings nur von Hebbelynck für die Handschriften des Weißen Klosters bei Achmim der weit verstreuten Sammlung Borgia und von Till 1940 für die Wiener Papyrussammlung begonnen worden. Walter Till veröffentlichte in den 30er Jahren zahlreiche Handschriften verschiedener Dialekte der Sammlungen aus Wien und Manchester und wurde so zu einem der besten Kenner der ägyptischen Bibeltexte. Die Berliner Papyrussammlung war zu dieser Zeit hinsichtlich der ägyptischen Biblica fast ein unbeschriebenes Blatt20. In Berlin wirkten seinerzeit so hervorragende Kenner des Koptischen und seiner Literatur wie Carl Schmidt und Hans Jakob Polotsky, die sich im wesentlichen den gnostischen und den 1930 von Schmidt in Ägypten erworbenen umfangreichen manichäischen Handschriften widmeten. Alle Bemühungen, die zu kritischen Textausgaben des ägyptischen AT und wissenschaftlichen Studien über diese hätten führen können, wurden durch den Ausbruch des 2. Weltkrieges in Europa unmöglich gemacht, da sie nur in internationaler Zusammenarbeit oder Konsultation denkbar waren. Die ersten Jahrzehnte nach dem Kriege gaben der Wissenschaft durch Neufunde oder Erwerbungen, wie die schon genannten Bodmer Papyri der Bibliothèque Bodmer in Cologny (Schweiz), oder durch die Publikation lange bekannter Handschriften, wie die von Kahle 1954 publizierten Texte aus Bala’izah, neues Material des ägyptischen AT beträchtlichen Umfangs und hohen Alters in die Hand. Zunächst führte Till die verdienstvolle Arbeit Vaschaldes weiter, indem er 1960 alle seit den Aufstellungen Vaschaldes bekannt gewordenen Publikationen von Handschriften des AT in einem Aufsatz vorstellte21. Vielleicht hat er sich auch selbst mit 19 20 21 Erwähnenswert sind noch die von Shier veröffentlichten Handschriften in dem von Worrell 1942 herausgegebenen Band: Coptic Texts in the University of Michigan Collection. Bemerkenswert ist, daß der Nestor des Göttinger Septuaginta-Unternehmens, Alfred Rahlfs, eine Psalterhandschrift aus Berlin publizierte: Die Berliner Handschrift des sahidischen Psalters, Berlin 1901. Der Stand der Publikation der Coptica aus Berlin, auch wenn mittlerweile ein Handschriftenverzeichnis vorliegt (Beltz 1978/80), ist heute nicht viel besser. Die Teilung der Papyrussammlung in Ost- und Westberlin nach dem 2. Weltkrieg hat sicher das Ihrige zu dieser Situation beigetragen. Till 1960. Einleitung 7 dem Gedanken getragen, eine kritische Edition der Bücher des AT zu beginnen? Jedenfalls hat er durch seine Publikationen die Grundlage dafür wesentlich befestigt. Die mustergültige Veröffentlichung der bisher ältesten und noch zusammenhängenden Textzeugen des AT der Bibliothèque Bodmer durch Rodolphe Kasser in den 60er Jahren und der Handschrift M 567 der Pierpont Morgan Collection 1970 durch James Drescher machten eine kritische Edition zumindest einiger Bücher des ägyptischen AT (Pentateuch, Königsbücher oder Proverbien) geradezu unausweichlich, da endlich genügend Material zur Verfügung stand, um die seit einem Jahrhundert unbeantworteten Fragen einer Antwort zuführen zu können. Wie alt ist die ägyptische Übersetzung der LXX, und wie verhält sich die ägyptische Version zum Text der LXX, oder welchen rezensierten oder anderen Text der LXX verwendete sie als Vorlage? Wie verhalten sich die Textzeugen des ägyptischen AT zueinander? In welchem Verhältnis stehen die Versionen des ägyptischen AT in den verschiedenen Dialekten zueinander und zur LXX? Rodolphe Kasser, durch seine Publikationen der ägyptischen Teile der Bodmerpapyri ein ausgewiesener Kenner dieser Texte des AT, entwarf in einem Aufsatz von 196522 eine sehr anschauliche und in die Geschichte der ägyptischen Kirche eingebettete Darstellung der Geschichte der ägyptischen Bibelversion in den verschiedenen Dialekten. Diese bestach vor allem durch ihre – innerhalb der von Kasser angenommenen Umstände der Entstehung und Verbreitung der ägyptischen Bibelversion – plausible und dem historischen Kontext verpflichtete Darlegung der Entwicklung des Bibeltextes in sieben historischen Stufen. Für die früheste annehmbare Zeit der Entstehung eines ägyptischen Bibeltextes mußte Kasser sich mangels Quellen auf die Kirchengeschichte stützen. Sicher ist es auch mehr als wahrscheinlich, daß die ersten Bibeltexte Ad-hoc-Übersetzungen griechischer Lesungen oder Predigten waren (vor allem des NT), jedoch kommt man hier über Vermutungen nicht hinaus. Eine Diskussion dieses Aufsatzes ist in diesem Kontext nicht notwendig, doch müssen einige Punkte herausgestellt werden, die den Wert dieses Beitrages für die Textkritik und Textgeschichte der ägyptischen Bibelversionen relativieren. Zunächst muß man Kasser für seine ingeniöse und plausible Darstellung der wahrscheinlichen Geschichte der ägyptischen Bibelversionen in den verschiedenen Dialekten Respekt zollen. Das grundsätzliche Problem seiner Argumentation liegt darin, daß er keine textkritischen Untersuchungen präsentiert oder diskutiert, bzw. zur Beweisführung seiner Thesen einbringt, während es sehr den Anschein hat, daß er sich im wesentlichen auf die von ihm edierten einzelnen Handschriften der Bibliothèque Bodmer stützte. Eine Aussage zur Textgeschichte auch nur eines Buches der ägyptischen Bibel setzt die textkritische Auswertung aller verfügbaren Textzeugen dieses Buches voraus, eine Geschichte der ägyptischen Bibelversionen aller verfügbaren Textzeugen aller belegbaren biblischen Bücher in allen Dialekten. Da es das bisher nicht einmal für ein biblisches Buch gibt, konnte Kasser nur eine plausible Theorie entwickeln, da auch er eine solche Vorarbeit nicht bewältigen konnte. Allerdings wird auch deutlich, daß Kasser seine 22 Kasser 1965. 8 Einleitung Darstellung der Geschichte der ägyptischen Bibelversionen ausgehend von einigen Thesen Kahles entwickelt, die unbewiesen oder zumindest unwahrscheinlich sind und daher lebhaften Widerstand hervorriefen. Kahle wollte in erster Linie die Geschichte der griechischen Bibelübersetzung aus dem Hebräischen erklären23. Für die ägyptischen Bibelversionen könnte man, ohne textkritische Vorarbeiten, gegen Kasser aber seiner Methode folgend, ebenso die These plausibel machen, daß es für jedes biblische Buch eine Erstübersetzung (Urtext) wohl in Sahidisch gab, die verschiedene Rezensionen durchlief. Eine konsequente Neuübersetzung, die sich um größte Nähe zur griechischen LXX bemühte, wurde relativ spät im bohairischen Dialekt verfertigt, und diese Version blieb allein bis in die Neuzeit erhalten. Man könnte zum Teil auch mit Kassers eigenen Argumenten in diese Richtung gehen, denn die Präponderanz des Sahidischen für die frühen Stadien postulierte auch er. Allerdings mit Kahle die Herkunft des Sahidischen bis nach Alexandria zu verlegen, entbehrt jedes Beweises und auch jeder Plausibilität. Dann zeigt der früheste bohairische Textzeuge, der von Kasser publizierte Papyrus Bodmer III, wohl eine sahidische Vorlage. Wie dem auch sei, es gilt weiterhin der oben zitierte Satz von Hyvernat: Ohne textkritische Editionen und ihre Auswertung kann keine Geschichte der ägyptischen Bibelversionen geschrieben werden. Und ich will an dieser Stelle das Ergebnis der Analyse der vorliegenden Textausgabe vorwegnehmen. Für das sahidische Corpus Jeremiae gilt ohne Zweifel, daß wir es mit einer später rezensierten Erstübersetzung (Urtext) zu tun haben. Damit ist für diesen Teil des ägyptischen AT Kassers Annahme einer Vielzahl und Vielfalt der Übersetzungen vor der Standardisierung relativiert. Der bohairische Text ist nur in der späten Neuübersetzung erhalten. Kasser legte aber wenig später eine umfangreiche Arbeit vor, in der er seine Theorien an einem biblischen Buch des NT nachweisen wollte. Die Bearbeitung des Johannesevangeliums24 lag für ihn mehr als nahe, da das NT weit besser überliefert ist und der nahezu vollständige Text dieses Evangeliums in sieben Dialekten verfolgt werden kann. Zudem war ja das NT in Sahidisch und Bohairisch von Horner schon zu Beginn des Jahrhunderts kritisch ediert worden, jedoch durfte und darf die Hornersche Edition als überholt gelten. In diesem Buch wollte Kasser nicht weniger leisten als eine kritische Auswertung des Johannesevangeliums unter Einbeziehung aller Dialekte, geordnet nach den sieben historischen Stadien, die er in dem vorhergehenden Artikel entwickelt hatte, mit einer Auswertung des gesamten Materials für die neutestamentliche Textkritik neben Verzeichnissen der griechisch-koptischen Äquivalente, Wortlisten und einer Diskussion der Übersetzungstechnik und ihrer Bedeutung für die Textgeschichte. Kurz, Kasser wollte mit seinem Buch wohl die textgeschichtliche und textkritische Erschließung der ägyptischen Version des vierten Evangeliums für die neutestamentliche Textkritik abschließen und überdies die Richtigkeit seiner Theorie zur Geschichte der ägyptischen Bibelversionen exemplarisch demonstrieren. Trotz der immensen Arbeit, die er in sein Buch steckte, und seiner herausragenden Kompetenz für eine solche Arbeit war die Vorstellung, das 23 24 Vgl. hierzu Tov 1987, 131f.; Nagel 1980, 217/218. Kasser 1966. Einleitung 9 auch leisten zu können, recht téméraire. Das, verglichen mit dem AT, so überreiche Material des NT verführt ja geradezu, es komplex und erschöpfend behandeln zu wollen. Allerdings, ohne sich auf wirkliche Vorarbeiten, vor allem methodische, stützen zu können, wird man bei der Komplexität der selbstgestellten Aufgabe entweder die Vollendung dieser Arbeit um einiges in die Zukunft verschieben müssen oder kann nur in sehr oberflächlicher Weise dieser Aufgabe gerecht werden. Und diese unvermeidliche Oberflächlichkeit legte Weigandt 1969 in seiner Rezension bloß, in der er bis ins Detail die methodischen Mängel von Kassers Buch verfolgte. Obwohl Kasser die Erschließung der ägyptischen Version des Johannesevangeliums für die neutestamentliche Textkritik und der Beweis für die Richtigkeit seiner Theorie zur Geschichte der ägyptischen Bibelversionen mit dieser Arbeit nicht gelungen ist, ja nicht gelingen konnte, bleibt seine Studie Grundlage und Ausgangspunkt für alle weiteren Studien zur ägyptischen Version des vierten Evangeliums. Mehr noch, Kassers Buch ist bis heute die einzige Arbeit, die sich der textkritischen und textgeschichtlichen Analyse eines Buches der ägyptischen Bibelversionen in Ausführlichkeit widmet. Und auch Weigandt hätte dies zum Ende seiner Rezension bemerken können. Bei aller berechtigten Kritik und getrübten Hoffnung, die ägyptischen Bibeltexte des Johannesevangeliums nun endlich für die Textkritik parat zu haben, ohne Kassers Arbeit hätte man nicht einmal einen Gegenstand der Kritik. Kasser, so scheint es, ließ sich bedauernswerterweise von dieser Kritik entmutigen, denn er legte keine weitere Arbeit auf diesem Gebiet vor. Mit der Publikation der gnostischen Texte von Nag Hammadi in internationaler Zusammenarbeit und der großen Euphorie, die diese in der Fachwelt auslöste, geriet die schon historische Aufgabe der Edition des ägyptischen AT in den 70er Jahren nahezu in Vergessenheit. Es war Peter Nagel, der anläßlich des 2. Kongresses für Koptische Studien 1980 in Rom auf diesen Umstand verwies und auch selbst mit seinen Mitarbeitern in Halle die Edition zunächst des sahidischen AT in Angriff nahm. Hier beginnt die direkte Vorgeschichte der vorliegenden Arbeit, die letztendlich nur Fortsetzung und Umsetzung des damals initiierten Projektes ist, das, auch wegen der politischen Ereignisse nach 1989, erheblich verzögert wurde. Erst 1994 wurde die Arbeit – unter der Leitung von Walter Beltz, da Peter Nagel nach Bonn wechselte – am Institut für Orientalistik der Universität Halle-Wittenberg mit neuen Mitarbeitern wieder aufgenommen. Die von Nagel auf dem römischen Kongreß vorgestellten Grundsätze zur Edition der sahidischen Septuaginta25 sind der prinzipielle und methodische Ausgangspunkt für die 1994 wieder aufgenommene Projektarbeit und die vorliegende Edition des Corpus Jeremiae als erster Textausgabe, die veröffentlicht wird. Diese Grundsätze sollen an dieser Stelle in ihren wesentlichen Elementen noch einmal aufgeführt werden, da ich sie zur Edition des Corpus Jeremiae in einigen Punkten erweitert (Übersetzungstechnik, Sprachvergleich) bzw. modifiziert habe (LXXApparat). Die Einzelheiten meines methodischen Ansatzes zur Edition des Corpus Jeremiae finden im folgenden Kapitel Erläuterung. 25 Nagel 1980, 218-220. 10 Einleitung Nach den bisherigen Erfahrungen, die bei der Arbeit mit der ägyptischen Version des AT gemacht wurden, ist der einzige gangbare Weg, ihre Textgeschichte zu erschließen, die Edition nach Büchern und Dialekten getrennt vorzunehmen. Es sollte mit dem sahidischen Dialekt begonnen werden, da er die älteste, umfangreichste und in Ägypten zeitlich und räumlich am weitesten verbreitete Überlieferung bietet. Peter Nagel hatte folgende Grundsätze zur Vorgehensweise bei der Edition der sahidischen Septuaginta vorgeschlagen. Die gesamte erreichbare Textüberlieferung wird als Korpusedition geordnet nach dem Kanon der LXX, nicht nach dem hebräisch-masoretischen, unter Einbeziehung sogenannter apokrypher und pseudepigraphischer Bücher26 vorgelegt. Zunächst muß eine Bestandsaufnahme der direkten und indirekten Textzeugen (Texthandschriften, Lektionare und – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – Zitate sowie die griechisch-koptischen Glossen) vorangehen mit dem Ziel, für jedes Buch einen möglichst vollständigen Text herzustellen, nach Möglichkeit die ehemaligen Codices zu rekonstruieren und intertextuelle Abhängigkeiten festzustellen. Für die Textausgabe schlug Nagel zwei methodische Verfahrensweisen vor, sofern nicht ausschließlich unikale oder ganz und gar fragmentarische Überlieferung vorliegt: 1) ein vom Editor rezensierter Text, der die älteste erreichbare Textform wiederherzustellen sucht (wie die editio maior der Göttinger Septuaginta); 2) ein „privativer“ Text, bei dem eine vollständige oder mehrere unvollständige Handschriften sukzessive einen Grundtext bilden und die Varianten im Apparat geordnet, aber ohne Wertung notiert werden. Eine in überschaubarer Zeit realisierbare Ausgabe läßt sich nur durch den „privativen“ Text herstellen. In einem zweigeteilten Apparat werden im ersten bei Konjekturen die Schreibungen der Handschrift, im zweiten die eigentlichen Lesarten nach Texthandschriften, Lektionaren und Zitaten gegliedert notiert. Der zweite Apparat ist ein Variantenapparat der sahidischen Lesarten, in den andere Dialekte nur aufgenommen werden, wenn sie eine sahidische Vorlage voraussetzen. Den letzten Abschnitt von Peter Nagels Kongreßbeitrag will ich, gewissermaßen als Schlußwort zu dieser Einleitung aus berufenem Munde, hier zitieren, weil er in sehr treffender und uneingeschränkt gültiger Form das formuliert, was eine Erstedition des ägyptischen AT leisten kann und muß: „Die vorgesehene Form der Textausgabe soll eine zuverlässige Grundlage für die Arbeit an und mit dem sahidischen Text der LXX bieten. Wir vermessen uns nicht, das vorwegzunehmen, was die Ausgabe erst ermöglichen soll: eine ‚Recensio‘ der sahidischen Textgeschichte vorzulegen und ihr Verhältnis zur griechischen Überlieferung zu klären. Gleichwohl wird die Ausgabe dazu beitragen, eine Lücke in der Wiedergewinnung und Aufarbeitung der koptischen Sprache und Literatur zu schließen, die Septuagintaforschung zu unterstützen und die internationale Zusammenarbeit auf koptologischem Gebiet in gleichem Maße zu fördern, wie diese Aufgabe auf eine solche Zusammenarbeit angewiesen ist.“ 26 Vgl. Nagel 1980, 218. 1. Einführung zur Textausgabe Die Edition der koptisch-sahidischen Version der großen Propheten wird mit den Büchern Jeremias, Lamentationes, Epistula Jeremiae und Baruch (Jer, Lam, EpJer, Bar) eröffnet. Die extreme Fragmentierung der erhaltenen (bekannten) Handschriften des sahidischen AT1 machte besonders die Rekonstruktion des Buches Jer kompliziert, da kein einziger Codex, bzw. das, was von ihm übrig blieb, auch nur einen überwiegenden Teil dieses Buches erhalten hat. Von den 52 Kapiteln des Jer sind gerade einmal 14 vollständig (33 und 40-52). Die Kapitel 8, 20, 31 sowie 3537 fehlen ganz (abgesehen von einigen Zitaten aus der sahidischen Literatur). Alle anderen sind mehr oder weniger lückenhaft. Die Erhaltung der letzten 13 Kapitel des Jer und der Bücher Lam, EpJer und Bar (bis auf Bar 5,6-9) verdanken wir einem Codex aus dem 4. Jh., der in der Reihe Papyrus Bodmer von Rodolphe Kasser (Pap. Bodmer XXII, 8222) 1964 publiziert wurde. Leider ist die Herkunft dieser nach 1945 erworbenen Handschrift nicht bekannt. Der Textmenge nach folgen die Reste zweier Codices aus dem Weißen Kloster bei Achmim (826 und 827) aus dem Zeitraum vom 9.-11. Jh., die wohl noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts vollständig waren. Heute sind ihre Blätter auf beinahe alle bedeutenden Sammlungen Europas und Ann Arbor (Michigan) in den USA verstreut. Dazu treten fragmentarische Reste von acht (801-808, sicherlich weniger, wenn man wagte, weitere Zuordnungen nach dem Photo vorzunehmen) Codices, deren Bestand von fünf Blättern bis zu einem Blattfragment reicht. Sie stehen zeitlich zumeist zwischen Pap. Bodmer XXII und den Handschriften aus dem Weißen Kloster. Damit sind alle erhaltenen und (mir) derzeit bekannten Texthandschriften (Codices) schon genannt. Dieser Befund erforderte die Einbeziehung nicht kodifizierter Quellen, um einen möglichst vollständigen Text bieten zu können. Hier kamen in erster Linie die sahidischen Lektionare der koptischen Kirche in Betracht, des weiteren natürlich die Bibelzitate 1 2 Eine Bestandsaufnahme der Handschriften mit dem Versuch der Wiederherstellung der Codices und der Lektionare liegt bisher nur für die Handschriften der ehemaligen Kollektion Borgia aus dem Weißen Kloster bei Achmim bei Hebbelynck und Nagel 1983/84 vor. Till hatte Ähnliches, allerdings nicht so detailliert, für die Pergamente der Papyrussammlung in Wien begonnen; vgl. Till 1940. Die systematische Numerierung der Texthandschriften folgt einem von mir erarbeiteten und in der Arbeitsgruppe „Koptische Septuaginta“ abgestimmten Modus, nach dem die Bücher in bestimmten Gruppen geordnet von 100 bis 800 durchgezählt werden. Die Codices des Corpus Jeremiae fallen danach unter die 800 (große Propheten). Zu den Einzelheiten dieses Systems, auch für die Lektionare, vgl. Feder 1998. Leider ist die Gruppierung der Bücher des AT bei den Nummern 400 und 700 durch die Darbietung in den Halleschen Beiträgen mißverständlich, da das Schema auf zwei Seiten statt auf einer abgedruckt wurde. Ich konnte das bedauerlicherweise nicht mehr richtigstellen. Zu den einzelnen Handschriften vgl. das Kapitel 2. 12 Einführung zur Textausgabe aus der klassischen sahidischen Literatur. Die Textausgabe des Corpus Jeremiae, was den Aufbau von Text und Apparat betrifft, aber vor allem auch in der Verwendung von Abkürzungen, orientiert sich an der Göttinger Textausgabe des Corpus Jeremiae von Joseph Ziegler3. Diese Göttinger Textausgabe, und nicht jene Handausgabe von Rahlfs 1935, erscheint überall als LXX abgekürzt. Die Abkürzungen Sa (sahidischer Bibeltext des Corpus Jeremiae) und Bo (bohairischer Bibeltext des Corpus Jeremiae) entsprechen der Göttinger LXX-Textausgabe, wo sie unter den Versionen (Übersetzungen) figurieren. Alle Einzelheiten zu den Abkürzungen in der Textausgabe werden in Kapitel 5, Text und Apparat, ausgeführt. Die fragmentarische Überlieferung der wesentlichen Textzeugen, der Codices (Texthandschriften), macht unumgänglich, daß eine Edition der sahidischen Version von Jer, Lam, EpJer und Bar zunächst vorrangig in der Zusammenstellung aller verfügbaren sahidischen Textzeugen, ihrer Sichtung, besonders zur Wiedergewinnung der heute in weithin verstreute Einzelblätter auseinandergerissenen Codices, und ihrer kritischen Wertung bestehen muß. Die Herstellung eines Textes aus den Lesarten der sahidischen Textzeugen, der dann den Anspruch erheben könnte, editio critica des sahidischen AT des Corpus Jeremiae zu sein, ist bei dieser Quellenlage unmöglich. Andere Lesarten lassen sich auch nur in wenigen Kapiteln gewinnen, zumeist dort, wo 822 von anderen Textzeugen gestützt wird. Eine solche Grundlage hätte man nur in Jer 40-42 und 50-52, wo 826 zu 822 tritt, oder in den Kapiteln 2-5 der Lam, wo zuweilen vier Codices 822 begleiten, sowie Bar 3 (822 v.l. 826). Jedoch sind auch hier die Lücken beträchtlich, denn die fragmentarischen Codexreste haben immer wieder Fehlstellen. Andererseits bleiben lange Passagen, in denen 822 einsam dasteht. Die Entscheidung, wann welche Textzeugen in den Text oder in den Apparat kommen, erübrigt sich so zumeist. Methodisch bleibt nur der zweite von Peter Nagel vorgeschlagene Weg zur Herstellung der Textausgabe: der „privative Text“, der durch die sukzessive Verwendung der einzelnen unvollständigen Handschriften einen Grundtext bildet (vgl. Einleitung, 10). In den wenigen Stellen, wo die in etwa kontemporären Codices aus dem Weißen Kloster (826 und 827) aufeinandertreffen (in Jer Kap. 4, 5 und 28, jedoch keineswegs durchgehend), habe ich 827 wegen der größeren textlichen und sprachlichen Homogenität in den Text gestellt. Treffen die zumeist älteren, aber fragmentarischen Codexreste (801-808) auf 827 oder 826, so kommen sie in den Apparat, da sie nur wenig zusammenhängenden Text beisteuern können. Der älteste und umfangreichste Textzeuge, Codex 822, muß natürlich den Grundtext überall dort vertreten, wo er vorliegt, da es keine andere Option nach der Materiallage gibt. Wenn die Lektionare allein den Text bilden müssen, so habe ich bei einem Aufeinandertreffen (nur Jer 11,18-21 mit L 99) L 32 in den Text gesetzt, da es die meisten Perikopen beisteuert und in der Regel einen befriedigenden Text bietet. Alle Lektionare werden ansonsten natürlich den Codices unterstellt. Die Zitate und die Scala Copte sind, 3 Vgl. LXX. Einführung zur Textausgabe 13 wenn sie in den Text kommen müssen, durch den Kleindruck bereits herausgestellt und ordnen sich so auch optisch den anderen Textzeugen unter. Es wäre unter den genannten Voraussetzungen wenig überzeugend, einen möglichst alten „Standardtext“ herstellen zu wollen, der nur Stückwerk sein könnte und an den Tatsachen der Quellensituation vorbeiginge. Um diesen Eindruck zu vermeiden, wird der Text mit wenigen notwendigen Vereinheitlichungen (z.B. immer einkolumniger Text) so wiedergegeben, wie er uns in der Handschrift (bzw. in der Publikation bei den Zitaten und der Scala Copte) entgegentritt, d.h. in der Orthographie und Sprache seiner Zeit. Zuweilen kommt dies einer Publikation der Handschriftenblätter (besonders der unpublizierten) nahe, kann einer solchen aber nur eine Grundlage geben. Das bedeutet nicht, daß ich den Text der Handschriften einfach übernommen hätte. Dafür lohnte sich die Mühe nicht. Da die kritische Wertung der sahidischen Textzeugen untereinander, d.h. die Notierung der sahidischen Varianten im Apparat, nur in wenigen Kapiteln möglich ist, müssen die sahidischen Textzeugen im Apparat anhand der LXX-Textausgabe kritisch bewertet werden. Hierfür wurde – wie schon erwähnt – die Textausgabe des Göttinger Septuagintaunternehmens der Bücher Jer, Bar, Lam, EpJer von Joseph Ziegler (LXX) verwendet, die im Apparat alle griechischen Handschriftenfamilien und die Übersetzungen (Versionen) der LXX berücksichtigt. Die Textausgabe richtet sich in Text und Apparat in wesentlichen Punkten nach der Göttinger Ausgabe (vgl. Kapitel 5), um sie der Septuagintaforschung leichter erschließbar zu machen. Der von Peter Nagel eingeführte zweigeteilte Apparat (vgl. Einleitung, 10) der privativen Textausgabe – a) Konjekturen zu Schreibungen der Handschriften, b) Variantenapparat der sahidischen Textzeugen – kann für die Textausgabe des Corpus Jeremiae nicht in Betracht kommen: 1.) weil für einen überwiegenden Teil der Textausgabe keine innersahidischen Varianten verfügbar sind und folglich überhaupt kein Apparat benötigt würde, was lediglich eine Neupublikation der schon publizierten Texte bedeutete (was z.B. für den vorbildlich publizierten Codex 822 geradezu überflüssig wäre), die nicht den Ansprüchen einer Textausgabe genügte, und 2.) weil – meiner Ansicht nach – die Septuagintatextkritik unbedingt in den Apparat gehört, wenn man das avisierte Ziel, eine zuverlässige Grundlage für die Arbeit an und mit dem sahidischen Text der LXX zu bieten, erreichen will. Man denke nur an die Zitate, aus denen allein sich kaum der sahidische Text der LXX oder textkritisch relevante Lesarten gewinnen lassen. Es wäre zu wünschen, daß dieser methodische Ansatz für künftige Textausgaben überdacht würde, da man mit ebenso fragmentiert überlieferten Büchern der sahidischen Bibel rechnen muß. Im Apparat werden deshalb alle Lesarten vermerkt, in denen der sahidische Text von der LXX abweicht. Das heißt natürlich, alle Lesarten, die auf eine andere griechische Textvorlage zurückgehen als der älteste rekonstruierbare Text der LXX von Zieglers Ausgabe, somit textkritisch relevante Lesarten. Es ist bei dieser Vorgehensweise folgerichtig, daß übersetzungsbedingte Differenzen, die allein auf die sprachstrukturellen Besonderheiten des Koptischen gegenüber dem Griechischen zurückgehen und bei der Übersetzung aus dem Griechischen zu scheinbaren Abweichungen führen, somit textkritisch nicht relevante Lesarten, in gewissem 14 Einführung zur Textausgabe Maße in die Textkritik einzubeziehen sind, um so mehr, als sich zeigte, daß zahlreiche solcher scheinbaren Lesarten in den textkritischen Apparat Zieglers aufgenommen worden sind und damit die textgeschichtliche Einordnung des sahidischen Textes der LXX verzerren können. Die Frage der Übersetzungstechnik und der übersetzungsbedingten, aber textkritisch irrelevanten Lesarten soll in Kapitel 4 methodisch diskutiert werden. Allerdings kann dieses Thema nur in wenigen Grundzügen behandelt werden, die – wie ich hoffe – Inspiration und Grundlage für weitergehende Studien in dieser Richtung sein werden. Auch die Übersetzungsproblematik war von Peter Nagel als wesentlicher Bestandteil der Arbeit am sahidischen Bibeltext benannt4, aber wegen des Arbeitsaufwandes verständlicherweise nicht für die Textausgabe vorgesehen worden. Natürlich können übersetzungsbedingte Lesarten kaum in größerem Maße im Apparat Berücksichtigung finden. Da sie aber ebenso wie die durch Mißverständnis des Textes der griechischen Vorlage auftretenden scheinbaren Lesarten für textkritisch relevante Lesarten gehalten werden können und gehalten wurden (wie zuweilen in Zieglers Apparat), habe ich sie in sehr begrenzter Form mit entsprechendem Hinweis (modus vertendi und error vertentis) in den Apparat aufgenommen. Obwohl diese Notierung im Apparat unüblich und unpraktisch ist, habe ich sie dennoch einfließen lassen, um den nicht in der ägyptischen Sprache Bewanderten einige Besonderheiten der sahidischen Übersetzung transparenter zu machen und dem Vorwurf vorzubeugen, „Lesarten“ nicht erkannt oder berücksichtigt zu haben. Dabei konnten einige Inkonsequenzen schwerlich vermieden werden. Diese halte ich aber durchaus für vertretbar, weil auf dieser Stufe der Erschließung der sahidischen Septuaginta die Textkonstituierung im Vordergrund stehen muß, die aber nicht ohne textkritische und textgeschichtliche Absicherung erfolgen darf, und weil zum jetzigen Zeitpunkt und im gegebenen Rahmen eine erschöpfende Behandlung der Übersetzungstechnik auch nur des Corpus Jeremiae nicht leistbar und auch nicht realistisch wäre. Gleiches gilt auch für die Lexik des Corpus Jeremiae. Der Textausgabe wird ein vollständiger Index der griechischen Lehnwörter und der Eigennamen beigegeben. Die von Peter Nagel in Aussicht gestellten Konkordanzen5, welche in einer zweiten Phase der Projektarbeit erstellt werden sollten, müssen – sollen in absehbarer Zeit weitere Textausgaben erscheinen – zurückgestellt und aus der Erarbeitung der einzelnen Textausgaben zunächst herausgehalten werden. Was jedoch mit der Textausgabe gewährleistet werden kann – und das betone ich ausdrücklich im Hinblick auf methodische Inkonsequenzen –, ist die Schaffung einer Grundlage für weiterführende Studien zur Textkritik, Textgeschichte, Übersetzungstechnik und Lexik des sahidischen Bibeltextes. Gleichermaßen, zur Sichtbarmachung der sprachstrukturellen Unterschiede zwischen dem Griechischen und dem Koptischen, wurde auch die sprachlich engstens verwandte, textgeschichtlich jedoch fremde koptisch-bohairische Version von Jer und Lam (Tattam) und EpJer + Bar (Bsciai) konsultiert und, wo es geraten 4 5 Vgl. Nagel 1980, 216-217. Nagel 1980, 219-220. Die Lektionare 15 schien, zur Erläuterung in den Apparat aufgenommen. In EpJer kommt noch die fajjumische (Quatremère) hinzu. Für die textkritische und textgeschichtliche Analyse müssen diese beiden koptischen Versionen wie andere, nicht verwandte (nichtsahidische) Textzeugen behandelt werden, da Bo mit Sicherheit und Fa wahrscheinlich (was hier nicht geklärt werden kann) eine andere Textgeschichte voraussetzen. So kann man schließlich zwar nicht von einer editio critica major der sahidischen Version des AT der Bücher Jer, Lam, EpJer und Bar sprechen, wohl aber von einer kritischen Ausgabe aller verfügbaren sahidischen Textzeugen dieser Bücher. Denn es bleibt sehr unwahrscheinlich, daß die Zukunft und das Glück uns noch mehrere vollständige sahidische Handschriften schenken werden. Und das gilt sicher auch für einige andere Bücher des sahidischen AT. Ich möchte der Hoffnung Ausdruck geben, daß die vorliegende Textausgabe bei vielen Nutzern dankbare Aufnahme fände und auch zur kritischen Betrachtung anrege. 1.1 Die Lektionare Die Verwendung der sahidischen Lektionare zur Rekonstruktion des sahidischen Bibeltextes ist weniger durch Abwandlungen des Bibeltextes problematisch als vielmehr durch ihre Fragmentierung und das Fehlen einer systematischen wissenschaftlichen Bearbeitung, die dieses Material erschließt. Die Blätter der sahidischen Lektionare sind ebenso verstreut wie die der Codices. Bisher ist keines vollständig rekonstruiert worden. Den Aufbau und die Verwendung der Lektionare kann man mit Hilfe der besser erschlossenen bohairischen Lektionare ungefähr beurteilen6. Sahidische Lektionartypen7 mit alttestamentlichen Perikopen sind das alttestamentliche Jahreslektionar, es enthält ausschließlich Lesungen des AT und ist wohl kein Lektionar für den Gottesdienst gewesen (L 32), und das Lektionar der heiligen Woche (Karwoche) vor Ostern mit Lesungen aus dem AT und NT (L 99 und L 33)8. In diesen Lektionaren sind Perikopen aus den Büchern Jer und Lam vertreten. Beachtenswert ist, daß das bohairische Lektionar der heiligen Woche dieselben Jeremiasperikopen wie das sahidische Lektionar der heiligen Woche (soweit das bisher verfolgbar ist) zu verwenden scheint, wie es in Jer 11,18-12,3 (L 99), 22,296 7 8 Vgl. O.H.E. Burmester, Le Lectionnaire de la Semaine Sainte, PO 24,2 (1933), 173-294 und PO 25,2 (1939), 179-470. Ugo Zanetti, Les Lectionnaires coptes annuels, Basse Egypte, Louvain-La-Neuve 1985 (PIOL 33), 14-21. Schüssler hat in BC 1.4 (sa 108L) den Aufbau und die Perikopenabfolge des späten (13.-14. Jh.) sahidisch-arabischen Lektionars für die Karwoche L 99 rekonstruiert. Somit hat man für diesen Lektionartyp eine Grundlage. Die Ausbeute an Lesungen aus Jer ist leider gering (Jer 11,18-12,1 u. 20,3-4). Eine Klassifizierung der sahidischen Lektionare ist für die weitere Arbeit mit den Lektionaren zur Edition des sahidischen AT von Jürgen Horn begonnen worden, auf dessen Erkenntnisse ich mich hier stütze; vgl. Horn, 99-100. Zu den Lektionarperikopen, die für diese Textausgabe herangezogen wurden, vgl. im einzelnen Kapitel 2.2. 16 Einführung zur Textausgabe 23,6 (L 33) und 38,31-34 (L 31) der Fall ist. Allgemein sind Perikopen des AT in den Lektionaren eher selten, wenn man die Psalmen herausließe, weil das NT bei weitem Präferenz genießt. So enthalten das Jahreslektionar für die (Samstage und) Sonntage und das Festtagslektionar – bis auf den Psalter – praktisch keine Perikopen des AT. Neben dem Lektionar der heiligen Woche besaß noch das Lektionar für die vorösterliche Fastenzeit Perikopen des AT. Das alttestamentliche Jahreslektionar scheint ein Sonderfall zu sein, da nur ein Exemplar bisher bekannt ist (L 32) und rein alttestamentliche Lektionare sonst nicht vorkommen. Die Zuordnung der nicht zu den bereits bekannten Lektionaren L 32, L 33 und L 999 gehörenden Lektionarblätter mit Perikopen aus Jer und Lam (Bar und EpJer fanden sich bisher nicht), die für die Textausgabe herangezogen wurden, zu bestimmten Lektionaren und Lektionartypen ist mangels irgendwelcher Vorarbeiten nicht einmal im Ansatz möglich. Diese Arbeit wäre grundlegend, kann aber im Rahmen der Textausgabe nicht geleistet werden. Zudem hat man auch bei den genannten drei Lektionaren bisher nur die Zuordnung der Lektionarblätter nach dem äußerlichen Eindruck bestimmt, während ihr Aufbau unbekannt ist. Die isolierten Blätter aus noch unbekannten Lektionaren werden wie isolierte Textzeugen behandelt und erhalten eine vorläufige L-Nummer. Die sahidischen Lektionare bieten Perikopen zumeist einiger Verse aus verschiedenen Kapiteln des Buches Jer. Aus dem Buch Lam besitzt allein L 80 eine Perikope. Die Verse sind oft nicht vollständig in die Perikope aufgenommen worden. Es läge auf der Hand anzunehmen, daß ihre Treue zum Bibeltext recht gut sein sollte, da Lektionare ja den Bibeltext exzerpieren, um ihn in der Liturgie zu Gehör zu bringen. In der Tat zeigte sich bei den Perikopen aus Jer eine durchgehende Übereinstimmung mit dem sahidischen Bibeltext oder – da der sahidische Bibeltext eines Codex leider an vielen Stellen nicht überliefert ist – mit der LXX. Sie enthalten jedoch, wie die bohairischen Lektionare, Perikopen zu Jer, die nicht in den Codices enthalten sind, aber in der Liturgie Verwendung fanden, so das Lektionar der heiligen Woche (L 33). Ob bestimmte Lektionare eine andere, wenn auch nicht vom sahidischen Bibeltext unabhängige, Textgeschichte hatten oder nur bei bestimmten biblischen Büchern Abweichungen vom sahidischen Bibeltext überliefert wurden, kann nur durch eine hier schon mehrfach angemahnte systematische Studie zu den sahidischen Lektionaren und durch die weitere Konstituierung des sahidischen Bibeltextes überhaupt einer Antwort zugeführt werden. Daher beziehen sich die folgenden Überlegungen nur auf die Perikopen aus dem Buche Jer, da ich nur diese näher untersucht habe. Alle hier verwendeten Lektionarblätter entstammen sehr späten Lektionarhandschriften (nach dem 11. Jh.), denen meistens schon eine arabische Übersetzung beigefügt wurde. Sie wurden folglich in einer Zeit geschrieben bzw. abgeschrieben, als die Kenntnis der ägyptischen Sprache (der koptischen Sprachstufe) mehr und mehr verschwand und durch das Arabische verdrängt wurde. Das ist wohl auch ein Grund dafür, daß die Mehrzahl der Abweichungen vom sahidischen Bibeltext oder, wo kein sahidischer Codex 9 Zu den einzelnen Lektionaren vgl. Kap. 2.2. Die Lektionare 17 vorliegt, von der LXX auf Fehler beim Abschreiben oder einfach mangelnde Kenntnis der Sprache zurückzuführen ist. Erstaunlicherweise haben Lektionare aus einer Bibliothek fehlerhafte und richtige Lesungen in derselben Perikope. Ein Beispiel dafür liefern uns L 32 und L 99, beide aus dem Weißen Kloster, die in Jer 11,18-12,1 parallel vorliegen, ab 11,21 sogar mit einem Codex (827). Ich habe, wo der Codex noch nicht einsetzt, L 32 in den Text genommen, da von L 99 nur diese Stelle verwendet wurde und es besonders viele Schreibfehler sowie Mißverständnisse aufweist. L 32, das die meisten Perikopen zu Jer beisteuert, ist leider recht oft ebenso fehlerhaft. So liest L 32 das Ende von Jer 11,20 !"#$%&'()*+,-.(+/"*$#/$0., was den ganzen Vers des Sinnes beraubt, während L 99 hier noch die richtige und ursprüngliche Lesung gibt !"#$0&'()*+,1.%+/"*$#/0. (wahrscheinlich stand noch ,-.( vor ,1.%) wie LXX und Bo zeigen: LXX !"#$%&'($&)*!(+),-./)&0#$&12+)2,34), 4#. und Bo !"#$%&'()$*+,-%.'-).)$%&'/!0%1),!2. Vergleicht man die Lesungen der Lektionare mit denen des Codex 827 in Jer 11,21-12,4, so läßt sich, abgesehen von den Schreibfehlern oder Schreibvarianten, textgeschichtliche Übereinstimmung feststellen; d.h. Lektionare und Codex geben den sahidischen Bibeltext (Sa). Gleiches gilt auch für Jer 18,18-23, wo die Codices 827 und 804 (5.-6. Jh.!) mit L 32 den sahidischen Bibeltext im Konsens überliefern. Dieser Eindruck wird auch nicht getrübt durch den Zusatz bei L 32 von $2'+ $*($.3+ #41)5+ 3'.26+ ,7)! 0,1,/0$3+6)/+*48+/"*7.,83 in Jer 33,8, der aus 33,9 „entliehen“ wurde, um der Perikope als Einleitung zu dienen, die in der Mitte von Jer 33,8 beginnt. Solche „Überschriften“ zu einer Perikope, die mitten in einem Vers beginnt, muß man bei den Lektionaren unbedingt erwarten, da die vorhergehenden und die folgenden Perikopen aus ganz anderen biblischen Büchern exzerpiert sind. Sonst zeigen der Codex 827 und L 32 in den Versen Jer 33,8-15 Übereinstimmung. Auch dort, wo man die Lektionare nur mit Hilfe von Zitaten überprüfen kann, muß man davon ausgehen, daß die Lektionare eher den sahidischen Bibeltext überliefern. Die Zitate können aber ihrerseits Schreibfehler und Mißverständnisse in den Lektionaren berichtigen helfen. Das ist z.B. in Jer 38,10-11 der Fall, wo L 32 durch Textverderbnis geradezu unsinnige Lesungen aufweist, die so aus dem Textzusammenhang fallen, daß Lesarten sich von selbst verbieten. Die hier vorliegenden Zitate des Schenute geben die richtige und erwartete Lesung. Jer 38,10 L 32 7,+ *,!#$590!,+ /"*84(+ ,-.(+ 5!$3..26)5+ ,6.2!+ .! Q Sch 7,+ *,!#$59,9+ *84(+ ,-.(+ ,5!$3..26)5+ .!+ ,6.2! LXX #5& -2+46,')%& 0#$7& 8'")6-& '.7),9(2& ).*0#,7 Bo 3&% 4#% &'()53&,% -$60% &'/!0% 78!5% &5&'8!"+'(5% !9 Schon die Anfügung von ,-.( an 98!, genügt, um offenzulegen, daß der Schreiber von L 32 sich um den Sinn des Satzes nicht bemüht hatte. LXX und Bo verdeutlichen, daß Schenute den richtigen Text erhalten hat. Andererseits bestätigt L 32, daß Schenute den sahidischen Bibeltext hier nicht interpretativ verwendete. Gleiches tritt auch im folgenden Vers 38,11 auf. Jer 38,11 L 32 7,+ $*7.,03+ 3,#)*+ 0$%'Q Sch 7,+ $*7.,83+ 3,#+ 0$%'LXX #5,02& (*-.0"3,')0#& +.,"2#%& 0#$7& 8)+3: Bo 3&% -'*:6:% )56+;% 7$)2+/ 18 Einführung zur Textausgabe Möglicherweise verstand der Schreiber von L 32 das Wort 3'#, nicht mehr und hielt es für einen Fehler, den er durch ein ihm geläufigeres Wort „berichtigte“. Leider ist auch hier der eigentliche Sinn der Bibelstelle, wie ihn LXX und Bo geben, für L 32 verlorengegangen. Dank Schenute konnte diese Stelle aber geheilt werden. Auch Jer 42,5-10 und 42,12-16 begleitet L 32 sogar zwei Codices (822 und 826) in größter Übereinstimmung. Kommt es dennoch zu einer differenten Lesung zwischen ihnen, die wohl meist den Schreiber und seltener eine innersahidische Korrektur zur Ursache haben, so geht L 32 gar mit dem ältesten Codex 822; wie z.B. Jer 42,13. 822 -'%+ !):7..3+ /"*1'/,+ !"0.2;$ 826 -'%+ !":"7..3+ !)!1'/,+ !"0.2;$ L 32 -'%+ !):7..3+ /"*1'/,+ !"0.2;$ 822 und L 32 entsprechen der LXX, während sich für die Lesung von 826 keine Parallele in der LXX-Überlieferung findet, so daß es sich hier wohl um eine eigenmächtige, wenn auch nicht besonders dramatische Korrektur handelt. Die hier vertretenen Lektionare mit Perikopen aus Jer und Lam dürfen als gute Übermittler des sahidischen Bibeltextes gelten, obwohl sehr viele Schreibfehler und Mißverständnisse scheinbare Lesarten erzeugen können, die jedoch zumeist leicht als Textverderbnis erkennbar sind. Vor allem L 32, das die meisten Perikopen zu Jer beisteuert, überliefert den sahidischen Bibeltext wie in den Codices. Allerdings ist damit keinesfalls sicher, daß sich auch nur die Mehrheit der Perikopen aus anderen biblischen Büchen in diesen Lektionaren genauso verhält. Nur die weitere systematische Konstituierung des sahidischen Bibeltextes und die Rekonstruktion der erhaltenen Lektionare können das erhellen und damit den Wert der Lektionare für die Wiedergewinnung des sahidischen Bibeltextes klären. 1.2 Die Zitate Die Erschließung und textkritische Bewertung der Zitate als Textzeugen bringt einen erheblichen Mehraufwand an Arbeit mit sich. Die vollständige Erfassung aller Zitate kann nicht Aufgabe der Textausgabe sein. Daher mußte man sich von vornherein auf eine Auswahl von Autoren der klassischen christlichen Literatur in Sahidisch beschränken, aus deren Werken Zitate gewonnen werden können: die Werke des Schenute von Atripe und seines Schülers Besa, Pseudo-Schenute, Athanasius von Alexandria, Pachom und Nachfolger sowie ausgewählte Homilien10. Zusätzlich wurde auch die Exegesis de Anima aus dem Nag-Hammadi-Fund (besonders wegen ihres Alters) verwendet11. Der Zugang zu den Zitaten wird oft 10 11 Nach Budge, Coptic Homilies, vgl. Kap. 2.3 unter BHom. Auf die Einbeziehung von Zitaten aus der koptisch-gnostischen Literatur (Nag Hammadi) wurde sonst mit Bedacht verzichtet, weil die Beeinflussung durch die Übersetzung aus dem Griechischen (Übersetzungsliteratur) zusätzliche Varianten erwarten läßt, die nicht auf den sahidischen Bibeltext zurückgehen. Die Zitate 19 durch Publikationen ohne Indizes erschwert12. Der Charakter der Zitate bringt es mit sich, daß ihre Verwendung in der Textausgabe als einziger Zeuge eingehend geprüft werden muß. Sie sind eine Stütze, wenn sie die Lesung eines Codex begleiten. Jedoch zeigt sich hier ebenso deutlich, daß die Autoren den Bibeltext in sehr unterschiedlicher Weise verwenden und wiedergeben. Das kann von größter Genauigkeit bis zu größter Freiheit, von mehreren Versen bis zu einigen Wörtern reichen. Begleiten sie die Lesung eines Codex, so wird offenbar, daß die Zusätze, Auslassungen oder Umstellungen gegen den Text des Codex eigentlich kaum andere Lesarten zur Ursache haben, sondern der Intention oder Intuition des jeweiligen Autors in seiner jeweiligen Schrift geschuldet sind. Die ursprüngliche Absicht, nur wörtliche Zitate zu verwenden, schränkte nicht nur die Zahl der verwendbaren Zitate ein. Es ist auch schwierig genug zu entscheiden, wie wörtlich ein Zitat ist und wie frei ein Zitat sein kann, wenn man beispielsweise eine subtile Umformung des Bibeltextes von Schenute vor sich hat13. Der Wunsch, die Lücken des Textes nicht zu lang werden zu lassen und sonst ganz fehlende Kapitel wenigstens mit einigen Zitaten zu belegen, führte mich zu einem Kompromiß. Wenn nur ein Zitat allein den Text vertritt, so wird es in der Schriftgröße dem Text eines Codex oder eines Lektionars untergeordnet. Daher habe ich mir Abweichungen von der Regel des wörtlichen Zitates erlaubt, um dem Nutzer zumindest eine Grundlage zu geben. Denn ein Zitat gibt in der Regel nicht den kodifizierten Bibeltext wieder, so daß die typographische Unterordnung des Zitates als einziger Textzeuge, der nicht anders verifiziert werden kann, folgerichtig ist. Die Zitate werden dann im Apparat anhand des Textes der LXX kritisch gewertet, da ein alleinstehendes Zitat nur auf diese Weise überprüft werden kann und der kodifizierte sahidische Bibeltext der LXX in der Regel näher ist als die Zitate diesem sahidischen Bibeltext. Ich werde schon hier etwas ausführlicher auf die Zitate eingehen, weil sie in Kapitel 3, zur textkritischen Bewertung des sahidischen Bibeltextes, aus den genannten Gründen kaum herangezogen werden können. Alle Zitate und die Publikationen, aus denen sie entnommen wurden, sind im Kapitel 2.3 ausführlich aufgeführt und können dort nachgeschlagen werden. Anhand einiger exemplarischer Beispiele soll folgend die Problematik der Zitate illustriert werden. Wie sie in den jeweiligen Diskurs eingebunden werden, kann schon innerhalb eines Werkes eines sahidischen Autors variieren. So zitiert Besa14 Jer 2,12-13 vollständig und recht genau, was hier nur anhand der LXX überprüft werden kann, aber an zwei weiteren Stellen nur unvollständig und vage – natürlich dem Kontext angepaßt. Bei fast allen Autoren finden sich dieselben zitierten Stellen mehrfach in einem Werk, ohne daß deshalb immer der gleiche Text zitiert würde. 12 13 14 Hier verdanke ich meinem Kollegen Jürgen Horn sehr viel, der die Mühe auf sich genommen hat, die Publikation der Werke des Schenute von Amélineau nach Prophetenzitaten zu durchsuchen. Zu der Problematik von „wörtlich“ und „frei“ im Verständnis antiker Übersetzungen und den zu erwartenden Folgen daraus s. Kapitel 4. Vgl. Besa (s. Kap. 2.3), 29. 20 Einführung zur Textausgabe Zum Teil sind die Zitate so „modelliert“ worden, daß man gar nicht entscheiden kann, welche Stelle zitiert wird oder, besser gesagt, auf welche Stelle der Autor anspielen wollte; z.B. Athanasius Jer 8,2 und 16,415, wo der in beide Stellen passende Text uns die Entscheidung überläßt, welchen Vers Athanasius hier zitiert. Gar nicht zu reden von Zitaten, die gleich in mehrere biblische Bücher passen könnten, hier aber unberücksichtigt bleiben müssen. Das Zitat aus der Exegesis de Anima (ExAn) Jer 3,1-416, ein alter und sprachlich interessanter Text, müßte eigentlich als nicht wörtlich genug ausscheiden. Es ergänzt sich aber in Jer 3,2-4 mit einem Zitat des Besa, und der eine oder andere Nutzer wird dankbar sein, es mit der nötigen kritischen Wertung im Apparat im Text zu finden. Diese kritische Wertung ist nur mit Hilfe der LXX möglich, und es bleibt offen, ob die Zitate den sahidischen Bibeltext hier getreu wiedergeben. ExAn Jer 3,2-3 58+ !"!,-$(+ ,61$0+ ,*3..2#)!+ $2'+ !"#,!$2+ 7,+ !"#$6, *.1!,2,+ #'!+ /4+ !,1,6/..3+ $!+ 6)!+ !,684+ ,1,7'6/ /"*%$6+6)!+!,*.1!8$+/)!+!,%$%8$+<+$2'+$1,78+6$6+!"9'3 ,271.*+!,+$1,9'*,+!"$#98*,+/)!+.2.!+!8/. Besa Jer 3,2-3 58+!"!ï.ð=2-$(>+,61$0+,*3..2#)!+!"#=,>ï!ð$2+7,+,#,+/*,7'? 6)/+6)!+$9+/"/$:+$16/..3+!$2+6)!+!.268..2,+!"@,+!".2$-.%, ,3&,,#+/$2$$3+$2'+$17'6)/+/"*%$6+6)!+!.2*.1!,8$+/)! !.2%$%8$+<+$178+!,+!".2/449,+!"3'9+,271.*+!,:+.26. /"*.1!4+$59'*,+!,:+$178+98*,+!"!$61)!+.2.!+!8/: LXX Jer 3,2-3 )*;"#7&(2*%&(.*<(2;)7&0#.$%&#*=<)-4#.,%&'#.&+)2$&2*,1(> !#.;&#.*?2$&(*9(=.,"@ <6%A&(*!2$&0)2;%&#51#2;%&(*+),<2')%&).*0#2;%&35'(2$&+#"3,76&(*"64#.4(,76 +)2$&(*42,)7)%&06$7&B6;7&(*7&0)2;%&!#"7(2,)2%&'#.&+)2$&(*7&0)2;%&+)+2,)2% '#.C& D& +)2$& (*,'?(%& !#24(,7)%& !#--#.$%& (2*%& !"#,'+#44)& '().0E;> #*,/2%&!#,"76%&(*B(,7(0#,&'#2F&)*!67)2'?.,706')%&!"#$%&!),70)%C Ohne Zweifel entsprechen diese Verse bei Besa der LXX, jedoch auch dem sahidischen Bibeltext? Das Zitat der ExAn entspricht dagegen ohne Zweifel der griechischen Vorlage dieser gnostischen Schrift, aus der sie übersetzt wurde. Und mit diesem Phänomen muß man wohl generell bei den Nag Hammadi Schriften und ihren Bibelzitaten rechnen. Bibelzitate sind hier durchaus Zitate, allerdings geben sie keine Hilfe bei der Rekonstruktion des sahidischen Bibeltextes. Das Zitat der ExAn kann also nur aus einer Untersuchung der griechischen Vorlage dieses Traktates und des Charakters der Bibelzitate darin verstanden werden. Ich belasse dieses einzige Zitat der ExAn, mit der gebotenen typographischen Unterordnung, im Text, um – und nur hier – auf dieses Problem aufmerksam zu machen. Besa und LXX erscheinen im Apparat, der – unvermeidlicherweise – an dieser Stelle etwas ausufert. Dem sahidischen Bibeltext von Jer 3,2-4 ist Besa sicherlich – wegen seiner Nähe zur LXX – näher, doch wie jener lautete, wissen wir damit noch nicht. Jer 4,31 zeigt, daß Besas Zitat vom Text der Codices, wenn auch unwesentlich, abweicht: der kodifizierte Text gibt .2.8+ !$8+ $!.%+ 7,,+ während Besa $!.% ausläßt. Diese Lesung fände eine Parallele in der Auslassung von (*B3, durch einige 15 16 Ath (s. Kap. 2.3), 25 und 63. ExAn, 71-72. Die Zitate 21 griechische Väter gegenüber der LXX (Tht.p und Cyr. II,64, s. LXX-Apparat zu dieser Stelle). Als weiteres Beispiel, wie die sahidischen Autoren mit dem Bibeltext verfahren, wo wir dies nur mit Hilfe der LXX überprüfen können, sollen die Zitate von Jer 6,11.19 bei Schenute und 6,26 bei Pseudo-Schenute dienen17. Die Zitierung des Schenute von Jer 6,11.19 ist eine Adaptation des Bibeltextes mit wenigen Zusätzen und Auslassungen, die den Text nur wenig verändern. Ein Blick in den Apparat der LXX und der Vergleich mit diesen Zitaten könnte zu der Vermutung verleiten, daß Schenute bestimmte Referenzen gehabt hätte. So zitiert Schenute Jer 6,11 .26((. /!+ .2$+ ,$57'%+ 6!+ !,56..2 gegen LXX !"(':.,0("#%& 4(0)$& !-6,"#.% 654("3;7C Die Lesung von Schenute teilten nur A (Codex graecus Alexandrinus) und Bo (Bohairische Übersetzung, von Ziegler nicht vermerkt) mit +)2$ vor 4(0)$ (Bo <&00!%9&.%!")$%)53+2%79&5&'1!!"). In 6,19 gibt Schenute ,*$9$7, mit den codd. gr. S Q-V rel. 0G;&-#,BG (4#.) gegen LXX 03;7&-#,B37&(4#.). Wollte man hieraus schlußfolgern, daß Schenute eine bestimmte Überlieferungstradition der LXX kannte und für seine Zitate benutzte – was für sich schon unwahrscheinlich ist –, so wäre das sehr vermessen, ohne den sahidischen Bibeltext zu kennen, und man bekäme an anderer Stelle ganz andere Ergebnisse. Denn der überlieferte bohairische Bibeltext dürfte zur Zeit des Schenute noch nicht existiert haben. Und die Frage, ob Schenute sahidische Bibel-Codices für die Zitate in seinen Schriften konsultierte, muß trotzdem unbeantwortet bleiben. Im Kontrast zu der Zitierweise des Schenute steht jene des Pseudo-Schenute in Jer 6,26. Der Rahmen des Zitates ist hier sehr weit gespannt und hat mit dem Text der LXX nur noch wenig gemeinsam. Es wurde wohl die Argumentation um den Bibeltext herumgebaut, so daß er kaum noch erkennbar ist. Da auch hier kein sahidischer Bibeltext vorliegt, der sicher der LXX näher war als dieses Zitat, habe ich einen deutlichen Hinweis im Apparat geben müssen, indem ich eine ganze Passage der LXX und des bohairischen Textes gegenüberstellte (der ja immer sehr nahe an der LXX ist), da die Diskussion einzelner Wörter bei dieser Art von Zitat nicht mehr möglich ist. Hätte ich hier einen sahidischen Bibelcodex als Beleg, so müßte das Zitat des Pseudo-Schenute sicherlich ganz herausfallen. Nebenbei bemerkt, wie auch sonst bei den Zitaten des Corpus Jeremiae, erweist sich auch dadurch die Bezeichnung „Pseudo-Schenute“ als berechtigt, denn Schenute zeigt in seinen Zitaten eine weit größere Nähe zum Text der LXX. Daher habe ich z.B. entschieden, das Zitat Jer 3,1218 des Pseudo-Schenute %,##42#)!+9$1.0+!,941,+!"#$.2,+,-.(+*,7, *7.,83;+ $!.%+ A!$%'#,+ /"*$6.+ ,7'#)!+ 6)!+ .2&'!)#+ $!;+ 7,+ $!.% .2!$4# nicht in die Textausgabe zu nehmen, da es mit dem Inhalt anderer Verse, !,941,+!#$.2,+,-.( aus Jer 3,14 oder 22, kontaminiert ist. Es offenbart sich, daß man bei den Zitaten oftmals – in der guten Absicht, Lücken zu füllen – auf einem recht schmalen Grate wandert, besonders dann, wenn kein sahidischer Bibeltext vorhanden ist. Eine andere Form, die Bibelstelle interpretativ zu verändern, ist der Wechsel der Person, um das Zitat so dem Kontext der eigenen Schrift 17 18 Zur Referenz vgl. Kap. 2.3, ansonsten die Textausgabe. PsSch (s. Kap. 2.3), 4. 22 Einführung zur Textausgabe anzupassen, wie das sonst der LXX genau entsprechende Zitat (kein anderer sahidischer Zeuge) des Besa Jer 8,19 mit der 2. plur. anstatt der 3. plur. Begleitet ein Zitat des Schenute einen sahidischen Codex oder ein Lektionar, so kann man häufig Übereinstimmung konstatieren, wie in Jer 9,8 und Jer 12,8-9. Wenn kein sahidischer Bibeltext vorliegt, muß man dennoch auch bei Schenute Vorsicht walten lassen, auch wenn das Zitat der LXX entspricht. Zitate des Pseudo-Schenute erweisen sich gegenüber dem sahidischen Bibeltext als stark interpretiert, z.B. Jer 13,16 und 15,10, was das oben zu diesem Autor Gesagte unterstreicht und bei einem Zitat ohne andere sahidische Referenz mehr Vorbehalt verlangt als bei Schenute oder Besa. Doch zeigt Jer 13,23, daß auch Schenute den Bibeltext, sicher in geringerem Maße, interpretiert. Jer 13,23 (cod. 827) ,97,+ .2)!+ .2,&'9+ !$9-)#+ *$2$$!+ /*,53'/$; $2'+ .2*$1;$(03+ ,9'*,+ 3!$9#)--,+ !,3#.,:+ ,0,+ !#'#! 6'##42#! Schenute /4+.2!+.2,&'9+!$9,-#+*$2$$!+/*,53'/$+4+.2!+.2*$1? ;$(83+ !$98-,+ !!,3#.,+ ,#68''3+ !#,86,+ 6''##42#! Der sahidische Bibeltext ist hier der LXX näher als diesem das Zitat des Schenute. Wollte man den sahidischen Bibeltext nur aus dem Zitat des Schenute rekonstruieren, so befände man sich augenscheinlich auf dem falschen Pfad. Auch ein Autor von solcher Schriftkenntnis wie Schenute, der den Bibeltext in subtilster Weise in seinen Zitaten umformen kann, beabsichtigte in der Regel nicht, den Wortlaut des sahidischen Bibeltextes als Zitat aufzunehmen. Diesen Umstand muß man sich bei der textkritischen Wertung der Zitate zur Rekonstruktion des sahidischen Bibeltextes immer vor Augen halten, weil er für andere sahidische Autoren um so mehr gilt. Ein Blick auf Jer 14,16 bei Athanasius untermauert das. Jer 14,16 (cod. 827) !3,9'*,+ ,2!47+ 6!+ !,60..2,+ !@0,(4/+ /*,/#. ,-.(+ !#345,:+ /!+ *6,-''!+ ,/!+ *,#!$#./3.2 Athanasius (in Klammern Varianten des Zitates an anderer Stelle bei Ath) 3,!$9'*,+ .+.+ .+,2!47+,-.(+68+B6!C+!,68..2,+/"*,/#.+,-.( !"#345,+ /"*6,-''!+ B/!+ *,6.C+ $2'+ !)5!$9'*,+ $!+ B!)59..* $!C+ !"&8+ *,#!$#./3.2 Da es sich bei Athanasius’ Schriften in Koptisch um Übersetzungen aus dem Griechischen handelt, muß man zusätzlich davon ausgehen, daß dieser Autor den sahidischen Bibeltext gar nicht berücksichtigte. Das ließe sich aus der letzten Passage bei Ath $2'+ ?+ *,#!$#./3.2 erschließen, die der LXX und Bo eher entspricht als dem sahidischen Bibeltext (Sa). Jer 14,16 LXX +)2$& #.*+& (*,'0)2& #5& <),!037& ).*0#.,%F Bo !"!1% 79&5=+-$% 73& 4&(9)8!.6!" Athanasius’ Bibelzitate sind deshalb mit großer Wahrscheinlichkeit nur vor dem Hintergrund der alexandrinischen griechischen Texttradition der LXX (codd. gr. B und A) verständlich, zu der auch Bo – zumindest des Corpus Jeremiae – gehört, und ihre Verwendbarkeit zur Rekonstruktion des sahidischen Bibeltextes ist daher sehr begrenzt. In Jer 16,19 scheint nur der Übersetzer des Athanasius den Text, wegen der Wortstellung, Sa nähergebracht zu haben, während Bo die eigentlich unägyptische griechische Wortstellung genau nachahmt. Sicher war das griechische Zitat des Athanasius der LXX und Bo näher. Die Zitate Jer 16,19 Sa (cod. 827) 23 ,97,+ 6,!!.27+ !,+ !,0;'(.!+ !#$+ !,!,8.#, =#$/8>..2+ !$2 Bo $63&9% <&9% !".&89!"3% )'9&9$!;% 8).$&'% 9$$'>+0!9 Ath 7,+ 6,!/!)#!.27+ !,+ !",0;'(=.!+ !#$+ !,!,>8.#,+ #$/8..2+ !$2 LXX 35%& /(.16;& (*+06,')70#& #25& !)0(,"(%& 6543;7& (2*,13-) Im folgenden Vers Jer 16,20 ist der sahidische Codex 827 nur fragmentarisch erhalten. Hier kann der Text nur mit Hilfe eines Zitates des Athanasius ergänzt werden. Diese Ergänzung, ohne weitere Referenz von Sa, kann nicht als gesichert gelten. Auf festerem Boden steht man dabei mit Besa oder Schenute, jedoch muß man auch bei diesen Vorsicht walten lassen, wie Besa in Jer 23,24 zeigt. Der alte, aber nur als Fragment erhaltene Codex 807 hat in diesem Vers eine Lücke, und es blieb vom Text nur /4+ .2!"+ .21'/,+ !$9+ 6.*)5+ 6!+ =+ .+ .+ .+ >+ %$6+ *,7, *7.,83. Besa hat den ganzen Vers in seinem Zitat erhalten /4+.2!"+ .2$+!$9 6.*5"+ 6!"+ .2/$+!6'*+!"#$#/"!$2+,1.5+$!.%:+/4+!"A/.26+$!+!"#*,+/!" *%$6+ *,7,+ *7.,83. Sofort fällt uns ins Auge, daß der erste Teil des Verses, den auch der sahidische Codex erhalten hat, eine andere Lesung durch Besa bietet: .2$ statt .21'/,. Ziehen wir die LXX und Bo zu Rate, so gehen diese mit Besa: LXX (2*&+".:6,'(0)2, 02%& (*7& +".=)2,#2% und Bo )9% !"!9% !")$% 9)?+-% <&9% !".)% &51#-. Der sahidische Codex entspricht der Lesung )*,7<"3!#% des LXX-Apparates. Besa und Bo stünden mit den codd. gr. B und S, der Minuskel 106 und einigen Vätern als Vertreter der ältesten LXX-Überlieferung19, Sa mit den übrigen für eine jüngere Lesart. Wieder sehen wir uns der Gefahr gegenüber anzunehmen, daß Besa eine bestimmte LXX-Tradition in seinen Zitaten verfolgte, was oben schon für seinen Lehrer Schenute als unwahrscheinlich gelten mußte. Wenn man sich wiederum ins Gedächtnis ruft, daß Zitate in der Regel nicht den kodifizierten Bibeltext wiedergeben, dann achtet man genauer darauf, daß zwischen .2$ und .21'/, nur eine semantische Nuance liegt, die wohl bei der Überlieferung des Bibeltextes in einem Codex textkritische Relevanz hatte, allerdings für ein Zitat eben nur eine Nuance darstellt, die sich vielleicht in der Argumentation besser anhörte. Einen ähnlichen Fall hätte man in Jer 28,9, wo Sa (cod. 827) mitten im Vers abbricht und der Rest nur mit Besa gegeben werden kann. Jedoch weicht Besa offensichtlich von Sa ab, und Sa stünde hier Bo und LXX näher. Eine textkritische Auswertung des Zitates von Besa verbietet sich hier geradezu. Jer 28,9 Sa (cod. 827) $!1+*$61,+,#-$-2('!:+$2'+/*,3(.:+/$1!%$$3: ,-.(+ 7,+ /*=,378>+ *$61,:+ !#!=-'%+ .+ .+ .+ lacuna Besa $!1"+ *$61,+ ,1.3+ /"*)378+ *$61,:+ /$1!"%$$3+ ,-.(+ !"#!"-'%+ 7, $*,36$*+ *'6+ 9$61$0+ ,#*,:+ $2'+ $5783,+ ,61$0+ 9$+ !"38.2. )9&,% 4)<,$% &'/)/"0+9% !"!1% .'-&60!36% .),&9?)6% 7(&% -$!")$ Bo -$!")$%=&9)5%&'-&52)1$%3&%)'-&61)-%<+9(%&'('4&%!"!1%)5(+!"9 &'-'=+$% =)% 9$6$!"@ LXX 2*)0"(.,')4(7&06$7&H):.-3;7)F&+)2$& #.*+&2*),<6>&(*B+)0)-2,!34(7&).*06$7&+)2$ )*!(,-<34(7& (5,+)'0#%& (2*%& 06$7& B6;7& ).*0#.;F& #5,02& 6*,BB2+(7& (2*%& #.*")7#$7& 0#$ +"2,4)& ).*06;%F& (*96;"(7& (5,3%& 03;7& )*,'0"37C 19 Zur Siglenbezeichnung der LXX-Textausgabe s. LXX, 7-11. 24 Einführung zur Textausgabe Wie der sahidische Bibeltext in der Lücke lautete, kann man nicht genau sagen. Jedenfalls unterschied er sich wohl von der LXX und Bo, aber auch von Besa. Eine Hilfe zur Heilung der oft korrupten Textstellen der Lektionare – ohne Parallele in einem Codex zur Kontrolle – sind die Zitate des Schenute und des Besa aber allemal, wie in Jer 38,10-11. Hier konnten dank der Zitate des Schenute grobe Textmißverständnisse, die nur auf falsches Abschreiben im Lektionar L 32 zurückgehen, vermieden werden. Wenn Schenute und Besa den Inhalt mehrerer aufeinanderfolgender Verse zitieren, was für Schenute auch bei Jesaja und Ezechiel typisch ist, kann man mit einiger Sicherheit davon ausgehen, daß der Textinhalt dieser Zitate – von unbedeutenden Varianten abgesehen – dem sahidischen Bibeltext entspricht. Besonders deutlich wird das in Lam 3,53-59 und 3,64-66, wo Schenute praktisch den Text des Codex 822 gibt. Ähnlich dürfte die Zitierung von Jer 17,510 durch Besa recht genau dem sahidischen Bibeltext entsprechen, leider fehlt hier ein Codex zur Kontrolle. Nun stellt sich erneut die Frage, ob Schenute oder Besa sich eines Codex zur Zitierung bedienten, da sie ja Zugang zu einer umfangreichen Klosterbibliothek hatten. Daß sie für die Bibelzitate davon Gebrauch machten, kann man aber nur für eine solche Zitierung mehrerer vollständiger und aufeinanderfolgender Verse wahrscheinlich machen. Die plausibelste Erklärung deckte sich auch mit dem Charakter der Zitate, wie er aus den genannten Beispielen deutlich wird: Es ist ausgeschlossen, daß Schenute oder sein Nachfolger Besa den Bibeltext der Codices ihrer Klosterbibliothek nicht kannten. Deshalb kann die wortgetreue Wiedergabe des kodifizierten Bibeltextes nicht ihre Absicht gewesen sein, denn auch bei der sehr genauen Zitierung längerer Passagen gibt es Abweichungen. Mit einem Beispiel, wie auch Pachom und seine Schule den Bibeltext Lam 3,4041 interpretieren, also der eigenen Argumentation in einer Schrift anpassen, soll das hier abschließend illustriert werden. Dieses Zitat wurde nicht in die Textausgabe aufgenommen. Der Text des Codex 822 wird durch das Ostrakon aus Leipzig (OL) gestützt. Lam 3,40-41 Sa (cod. 822) /$1,!6.#6)#:+ !"!,!68..2,+ $2'+ !"#!"/.29)#: !"!,!#$&3,:+ !"#!"%#.!+ 9$+ *7.,83+ DE+ /$1)!#$(.+ !"!,!64#:+ ,7)! !,!&87+ !"!$6)1")!+ *,#7.3,+ ,#6)!+ #*,. Pachom20 /$1)!/.29#+!"!,!68..2,+!"#,!6.#6)#+!"!,!#$&3,+!"#,!%#.! 9$+*7.,83+*,!!.2#,+DE+/$1)!#$(,+*,!64#+,7)!+!,!&87+!"!$6)1/ )" *!.2#,+ ,#6)!+ #*,. Horsiese Lam 3,41+ !"#!"#$(,+ !,!64#+ ,7)!+ !,!&87+ !"!$6)1")/+ *,!7.,83 ,#6)!+ #*,. LXX (*96"(.76,<6& 65& #51#$%& 6543;7& +)2$& 6*0),'<6F& +)2$& (*!2'0"(,/34(7& (5,3%& +."2,#.> IJ& )*7)-),:34(7& +)"12,)%& 6543;7& (*!2$& ?(2"3;7& !"#$%& .5/6-#$7& (*7& #.*")7G;C Der Text Lam 3,40-41 ist bei Pachom und 3,41 bei seinem Nachfolger Horsiese gegenüber dem Codex verändert. Gäbe es keinen Codex für diese Stelle und nähme man das Zitat des Pachom zur Rekonstruktion des sahidischen Bibeltextes, so erhiel- 20 Lefort, Pachôme, 57, Zeile 17-19 und 85, Zeile 9-10. Der ausführliche Titel ist in 2.3 unter Pach zitiert. Die Zitate 25 te man scheinbare Lesarten gegen die LXX. Der letzte Teil des Verses Lam 3,41 ,7)!+!,!&87+!"!$6)1! )" +*,#7.3,+,#6)!+#*, hat bei Pachom *!.2#, und bei Horsiese *,!7.,83 an Stelle von *,#7.3,. Sa entspricht beinahe der LXX (*!2$ ?(2"3;7& !"#$%& .5/6-#$7& (*7& #.*")7G;F und den einzigen Zusatz 6543;7& (!,!&87) von textkritischer Relevanz teilt Sa mit der Mehrheit der Textzeugen gegen B (A-106’ LaW). Mit der Veränderung des Textes bei Pachom kämen weitere Lesarten hinzu, die der sahidische Bibeltext nicht hatte, die jedoch die hexaplarische (Origenes) und die lukianische Rezension zeigen:&(*!2$& ?(2,")%&6543;7&+)2$& (*4:-(,/34(7&!"#$%&<(#$7 .5/6-#$7&0#$7&+)0#2+#.;70)&(*7&0G;& #.*")7G;. Auch wenn sich unter Auslassung von +)2$& (*4:-(,/34(7 und 0#$7& +)0#2+#.;70) eine scheinbare Übereinstimmung von Pachom mit einem Teil der Origenes-Rezension ergibt, bleibt die Lesung des Horsiese *,!7.,83 ebenso wie die des Pachom in 3,40 *,!!.2#, ohne Parallele. Auf solche scheinbaren Lesarten, die die textkritische Bewertung des sahidischen Bibeltextes verfälschen, indem sie textgeschichtliche Abhängigkeiten zu einigen Zweigen der LXX suggerieren, die in Wirklichkeit nicht existierten, treffen wir bei allen hier verwendeten sahidischen Autoren. Zusammenfassend läßt sich sagen, daß die Zitate der klassischen sahidischen Literatur im Corpus Jeremiae, wenn sie als Textzeuge allein stehen – da sie in der Regel nicht den Wortlaut des sahidischen Bibeltextes wiedergeben –, zur Rekonstruktion des sahidischen Bibeltextes unter textkritischen Gesichtspunkten nicht oder nur bedingt herangezogen werden können. Die Zitate sind hingegen eine Stütze zur Konstituierung des sahidischen Bibeltextes, wenn dieser durch einen Codex oder durch ein Lektionar vertreten ist. Auch hier gilt aber, daß die Lesarten der Zitate gegenüber dem sahidischen Bibeltext und der LXX wahrscheinlich keine textgeschichtliche Relevanz haben und daher bei der Analyse des Verhältnisses des sahidischen Bibeltextes zur LXX nur eine untergeordnete Rolle spielen können. Die Einbeziehung der Zitate in die Edition des sahidischen AT bleibt wegen der fragmentierten Überlieferung der Codices dennoch unerläßlich. Die zuverlässigste und umfangreichste Quelle für Zitate aus den großen Propheten sind die Schriften des Schenute und seines Nachfolgers Besa. Auch wenn die Beschränkung auf eine Auswahl von Zitaten schon aus der sahidischen, christlichen Literatur bereits vom methodischen Ansatz her für die Rekonstruktion und Edition eines Buches des sahidischen AT notwendig ist und die Notwendigkeit der kritischen Wertung der verwendeten Zitate hier wohl deutlich gemacht werden konnte, so soll die sich gewiß erhebende Frage nach einer Verwendung der AT-Zitate des koptischen Neuen Testamentes hier nicht unangesprochen bleiben, um so mehr als Philippe Luisier unlängst eine Studie zu den AT-Zitaten in den Evangelien vorgelegt hat21, deren Erschließung ein lange angemahntes Desiderat der Forschung darstellte. Nun scheint mir die Frage der AT-Zitate des NT zunächst für die Textkritik des NT relevant zu sein. Um ihre Stellung im NT und auch zum Text des koptischen AT zu ermitteln, bedarf es erstens weiterer systematischer Studien zum Text des NT, nicht nur der Evangelien, und einer 21 Luisier; die Jeremiastellen auf den Seiten 231-235. 26 Einführung zur Textausgabe modernen kritischen Ausgabe des koptischen NT, und zweitens überhaupt der Konstituierung des koptischen Bibeltextes, im Idealfall kritischer Editionen, des AT. Solange hier keine substanziellen Fortschritte gemacht werden, kann man, wie Luisier in der Auswertung seines Recueil des Citations (Remarques Conclusives, S. 257-71), an mehr oder minder zufällig gewonnenen Lesarten z.B. eine partielle intertextuelle Abhängigkeit zwischen dem Text des AT und dem des NT wahrscheinlich machen, aber nicht nachweisen. Die Jeremiaszitate des Recueil, Jer 5,21; 6,16; 7,11; 38,15, lassen sich leider in der hier vorgelegten Textausgabe weder durch den Text der Codices noch der Lektionare, was nur ein Zufall ist, verifizieren, noch durch irgendwelche von mir aufgenommenen Zitate der sahidischen Literatur, was noch immer möglich sein könnte, obwohl ich eher ausschließen würde, daß gerade diese Zitate in der sahidischen Literatur beliebt waren. Auch der zur Überprüfung dieser Stellen allein vorliegende Text des bohairischen AT erweist nach Luisier (234-235) nur für Jer 38,15 eine teilweise Beeinflussung durch den Text des NT. Dieser Befund läßt diese Zitate für die Konstituierung des sahidischen AT nicht zu, weil diese Zitate den griechischen Text der LXX nicht einmal annähernd wiedergeben, dem der sahidische Text aber im Buche Jeremia sehr nahe gewesen sein muß. Daher muß man für die Jeremiaszitate der Evangelien davon ausgehen, daß ihre Textgeschichte allein durch die Textgeschichte des sahidischen NT verständlich wird. Man wird sehen, wie sich dies in den anderen Büchern des AT darstellt, zu denen der Recueil Stellen gibt. 1.3 Weitere Quellen Die Suche nach weiteren Quellen für den Bibeltext brachte Lesungen aus der sogenannten Scala Copte (s. Kap. 2.4) der Bibliothèque Nationale in Paris ein, eine Art spätes koptisch-arabisches Glossar zur Erklärung schwer verständlicher Bibelstellen. Die Scala bietet aber nur einen einzigen kompletten Vers (EpJer 31), und das Verständnis des sahidischen Textes scheint stellenweise bereits verlorengegangen zu sein. Ihre Auszüge folgen zwar systematisch der Kapitelzählung der sahidischen Bibel, die Auswahl der Stellen ist aber recht willkürlich. Daher habe ich die Scala, wenn sie allein den Text vertritt, ebenso wie die Zitate durch Kleindruck untergeordnet. Als Bibelexzerpt gibt aber auch die Scala den sahidischen Bibeltext häufig genauer als die Zitate. Allerdings schmälern Fehler und Mißverständnisse den Wert der Scala als Quelle des Bibeltextes, so daß man – ohne einen anderen Textzeugen zur Kontrolle – den Lesungen der Scala mißtrauen muß. Schließlich konnte ich noch ein Ostrakon (OL) des Leipziger Museums mit Lam 3,39-51 verwenden, dessen Kenntnis ich dem Bearbeiter des Kataloges der Ostraka, Sebastian Richter, verdanke. Die Genauigkeit, mit der dieses den hier durch Codex 822 vertretenen sahidischen Bibeltext überliefert, unterstreicht, daß den Ostraka nicht unbedingt nur sekundärer Wert als Textzeugen zukommt. Denn das oben besprochene Zitat des Pachom Lam 3,40-41 ist mit seinen Abweichungen gegenüber dem Text des Ostrakons nur ein sekundärer Zeuge für die Textkritik. 2. Die Textzeugen 2.1 Die Texthandschriften (Codices) Die Numerierung der Texthandschriften (und der anderen Textzeugen) folgt einem numerischen System1, nach dem die Texthandschriften der großen Propheten die 800 erhalten. Das trägt auch dem Faktum Rechnung, daß die Prophetenbücher zusammen in Prophetencodices überliefert wurden; so enthielt 822 das Ende von Jer sowie Lam, EpJer, Bar, beginnend in Jer 40,3 mit der Seite 1, während der vorangehende Band Is und den Anfang von Jer bis 40,3 enthalten haben muß. Diese Aufteilung ergab sich aus der Papyrusrolle, von welcher der Text in einen Codex übertragen wurde. Später scheint man in sich geschlossene Bände bevorzugt zu haben, wie 826 zeigt, der Is und Jer, Bar, Lam, EpJer (jeweils mit neuer Zählung) ganz umfaßte. Die Zählung nimmt bei den umfangreicheren und besser bekannten Handschriften auf alte und im Fache etablierte Bezeichnungen Rücksicht (z.B. 822 = Pap. Bodmer XXII, 826 und 827 = Zoega 26 und 27), die das „Wiedererkennen“ erleichtern. Die nur wenige Blätter umfassenden oder nur in Fragmenten vorliegenden Handschriftenreste werden einfach (nach der Textmenge ungefähr geordnet) durchgezählt. Da mit Jer, Lam, EpJer und Bar die Edition der Prophetenbücher beginnt, habe ich die Nummern 801-808 bereits vergeben. Die Edition von Ez, die Jürgen Horn besorgt, hat dann z.B. 828 (= Zoega 28) und zählt die Fragmente mit 809 weiter. Für spätere Zuweisungen des einen oder anderen Fragments zu einer Handschrift ist genügend Raum, und die Numerierung kann aktualisiert werden. Die Texthandschriften können hier nur in einer Beschreibung vorgestellt werden, die alle vorhandenen und relevanten Informationen umfaßt. Die Publikationen lassen oft alle notwendigen Angaben vermissen, und nur die Handschriftenkataloge der Wiener Papyrussammlung (Till 1940), der British Library in London (Layton) und der Pierpont Morgan Library in New York (Depuydt) genügen den Ansprüchen einer befriedigenden Beschreibung, folgen allerdings keinem einheitlichen Schema. Obwohl fast alle Handschriftenblätter anhand der vom Projekt erworbenen Photos kollationiert worden sind (822 hat ein vollständiges Faksimile beigegeben), kann und soll damit nicht die erschöpfende Beschreibung einer Gesamtpublikation ersetzt werden. In jüngster Zeit hat Karlheinz Schüssler die verdienstvolle Aufgabe der Veröffentlichung eines Handschriftenverzeichnisses der koptischen Bibeltexte mit der Biblia Coptica begonnen, das in Einzelbänden erscheint und zunächst das sahidische AT und NT aufnimmt (Schüssler BC). Diese Arbeit erspart die Auflistung der auf zahlreiche Standorte verteilten Einzelblätter der umfangreichen Texthandschriften 822, 826 und 827, die dieses Kapitel erheblich 1 Vgl. Seite 11, Anm. 2. 28 Die Textzeugen ausgedehnt hätte, denn die Biblia Coptica bietet alle Informationen eines modernen Handschriftenkataloges, in dem Aufbewahrungsort mit Inventarisierung, Herkunft und Zuordnung der Handschriftenblätter mit den entsprechenden Literaturangaben nachgeschlagen werden können2. Die Vorstellung der Texthandschriften richtet sich nach folgendem Schema: a) Siglum b) Bibliothekssignatur(en); Aufnahme und Beschreibung in Katalogen und Inventarverzeichnissen c) kurze Beschreibung der Handschrift (Herkunft, Material, Format, Aufbau der Seiten, heutiger Zustand etc.) d) kurze Charakterisierung von Schrift und Sprache, Datierung e) Textinhalt f) Publikation Wenn eine Handschrift bereits in der Biblia Coptica vorhanden ist (822, 826 und 827), so wird für die Bibliothekssignatur etc., für die Literaturangaben und für den Aufbau des Codex auf Schüssler BC (Band, Nummer, Seiten) verwiesen, denn die Punkte b, c und e sind ja im Prinzip bei Schüssler schon gegeben. Da nach Möglichkeit alle Blätter anhand des Photos kollationiert wurden, wird nur angemerkt, wenn kein Photo eingesehen werden konnte. Zur Datierung bin ich in vielen Fällen dem Vorschlag der Publikation gefolgt und habe die Paläographie von Cramer konsultiert. 822 Papyrus Bodmer XXII + Mississippi Coptic Codex II Schüssler BC 1.3, sa 49, 6-8 Ein fast vollständiger, kleinformatiger (14 x 12 cm) Pergamentcodex unbekannter Herkunft von 74 Blättern (148 Seiten); nur die ersten beiden Blätter der ersten Lage (Deckblatt + erste unpaginierte Seite) und das letzte unbeschriebene Deckblatt fehlen. Die Paginierung steht oben in der Mitte der Seite auf recto und verso, jedoch sind Lagenvermerke nicht angegeben. Dieser Codex setzte einen vorhergehenden und einen folgenden Band voraus, da er mit der Seite 1 in Jer 40,3 einsetzt und in Bar 5,5 mit der Seite 146 endet. Der Codex ist heute geteilt und wird in der Bibliothèque Bodmer in Genf (Lagen 1-4, Lage 9 und das erste Blatt der 10. Lage = Schüssler BC 1.3, sa 49.1) als Papyrus Bodmer XXII und in Grand Haven (USA) im Scriptorium (VK Ms 783 – Lage 5-8 und das zweite bis vierte Blatt der 10. Lage = Schüssler BC 1.3, sa 49.2) als Mississippi Coptic Codex II aufbewahrt. Die beiden Teile der Handschrift wurden 1954 bzw. 1955 von verschiedenen ägyptischen Händlern erworben. Dank dieses alten Codex sind vom Buche Jer die Kapitel 2 Jürgen Horn und ich haben Herrn Schüssler alle noch fehlenden Daten der sich in unserer Bearbeitung befindlichen Handschriften zur Verfügung gestellt, um ihm und damit uns die Arbeit zu erleichtern. Die folgenden Editionen werden sicherlich dankbar von der Biblia Coptica Gebrauch machen. Ich bin Herrn Schüssler besonders dankbar, daß er mir den damals noch nicht erschienenen Band 1.3 bereits zur Verfügung gestellt hatte. Die Texthandschriften (Codices) 29 40,3*-52 sowie die Bücher Lam, EpJer und Bar (außer Bar 5,5fin.-5,9) erhalten. Ohne diese Handschrift wäre die Rekonstruktion des Corpus Jeremiae nur im Ansatz möglich gewesen. Der einkolumnige Text zu 18 Zeilen ist in einer schönen alten Unziale geschrieben. Er ist regelmäßig durch Absätze und Paragraphoi gegliedert, zur Hervorhebung sind einzelne Verse am linken Rand eingerückt oder von Zickzacklinien gerahmt (Anfang und Ende eines Buches). Initialen sind kaum herausgehoben und deshalb schwer auszumachen. Die Handschrift ist für ihr Alter recht gut erhalten und überwiegend gut lesbar, wenn das Pergament auch oft Fehlstellen aufweist, die meistens aber keinen Textverlust bedeuten, d.h. schon bei der Herstellung des Codex vorhanden waren. Die Blätter sind generell an den Rändern beschädigt, was sich selten auch auf den Text auswirkt. In EpJer sind einige Seiten (115-117) jedoch so fragmentiert, daß über die Hälfte des Textes verloren ist. Ich habe hier die Konjekturen Kassers größtenteils nicht übernommen, da er die lacunae hauptsächlich nach der möglichen Buchstaben- und Wortzahl pro Zeile zu rekonstruieren versuchte und den Text in der lacuna deshalb länger oder kürzer konjizierte, als er nach dem Maß der LXX wahrscheinlich war. Ein Blick auf die Seiten zeigt aber deutlich, daß der Schreiber in der Anzahl der Buchstaben pro Zeile stark variieren konnte, zumal wenn er – was oft geschah – zum Ende der Zeile enger schrieb, da er etwas vergessen (oft genug holt er das über der Zeile und auf dem Rand nach) oder sich verkalkuliert hatte. Ich habe mich bemüht, meine Konjekturen an dem Stil und der Lexik, die der Übersetzer von EpJer in den besser erhaltenen Versen benutzte, zu messen und nicht an der Zeilenbreite. Nach Möglichkeit habe ich Parallelen gegeben, da der Übersetzer sich meistens derselben Äquivalente zur Wiedergabe der griechischen Lexik der Vorlage bediente. Da diese Vorlage in EpJer nicht sehr von der LXX verschieden gewesen sein kann, kann man für die Konjekturen zumindest Wahrscheinlichkeit in Anspruch nehmen. Es ist aber auch nicht unwahrscheinlich, daß ich mich geirrt habe. Die Alternative, die Lücken als Lücken stehen zu lassen, wäre aber bei einem sonst lückenlos erhaltenen Buch nicht überzeugender. Schrift und Sprache sind in der Einleitung zu Papyrus Bodmer XXII von Kasser ausführlich besprochen worden. Der Codex ist von einer Papyrusrolle abgeschrieben worden, und obwohl der Schreiber kalligraphisch ein Meister war, sind ihm dabei auffällig viele Fehler unterlaufen (Pap. Bodmer XXII, 15/16). Die Textausfälle durch Homoioteleuton (-arkton) erscheinen „regelmäßig“, aber auch Verschreibungen von Wörtern und Buchstaben. Zuweilen hat er Versäumnisse über der Zeile und längere Passagen auf dem Rand nachgetragen oder korrigiert (z.B. p. 113, EpJer 54). Eigenwillig sind auch die nur Lam 3,39-4,22 auftauchenden Nachahmungen hebräischer Buchstaben (Pap. Bodmer XXII, 14), die der Schreiber nicht verstanden hat. Diese fand er wohl in seiner Vorlage, was dann vermuten ließe, daß er (oder ein Vorgänger) für die Lam mehrere Papyri verwendete. Besonders interessant und konsequent ist die genaue Markierung (Punkt oder Haken) der Silben- und Wortgrenzen sowie des Silbenstriches über zwei oder drei silbenbildenden Konsonanten (auch hier gibt es Fehler, vgl. Pap. Bodmer XXII, 17). Ich habe diese im Text nach Möglichkeit genau wie in der Handschrift wiedergegeben (im Gegensatz zu Kasser, der z.B. immer !"#$ und %"# statt !&" und %&" setzt). Die 30 Die Textzeugen Sprache der Handschrift ist ein altes, im besten Sinne klassisches Sahidisch. In seiner Orthographie scheint der Text zwischen archaischen und klassischen Formen zu schwanken: z.B. wird die Präp. %&" vor dem Artikel '( oft nicht zu %&! assimiliert, die erste Pers. sing. des Suffixpron. ()* oder (* geschrieben, oder der Demonstrativartikel '))*(,$ "))* usw. Die einfachen Formen kommen aber in direkter Umgebung ebenso vor (Pap. Bodmer XXII, 18/19). Interessant ist der Wechsel der Vokale ) und + z.B. in )"+, statt +"+, oder die Inkonsequenz bei der Verwendung von - und ., z.B. im Status pronominalis bei './0 statt '-/0; und die Erscheinung von Typika anderer Dialekte (M) wie z.B. 1- statt 1. oder 2-3 statt 2.3, ebenso wie "#4+5)( statt "#4)5)(. Allerdings bleiben diese selten und treten zumeist in Lam, EpJer und Bar auf (vgl. Pap. Bodmer XXII, 19). Als markant könnte man noch die Einfachschreibung von Doppelvokalen und Dopplung von einfachen Vokalen (Pap. Bodmer XXII, 20) sowie die für ältere Handschriften nicht untypische Assimilation von "# als Präposition, Artikel oder Partikel an anlautendes 3,$6,$5, z.B. 5#5.!),$3#3+5-,7 (Pap. Bodmer XXII, 20) anführen. Sprache und Stil zeigen, daß jedes Buch seinen eigenen Übersetzer hatte, wie schon Kasser feststellte. Jer ist wohl mit größerer Sorgfalt übersetzt worden als Lam und EpJer. Der Text des Bar ist später sogar zur größeren Anpassung an das griechische Original überarbeitet worden (vgl. Kap. 3.1.4). IV. Jh. (IV.-V. Jh. Kasser; IV. Jh. Willis) Jer 40,3*-52fin., Lam, EpJer, Bar (5,5partim-5,9 fehlen) Pap. Bodmer XXII 826 Schüssler BC 1.2, sa 42, 82-88 (Zoega, Nr. 26) Ein einstmals umfangreicher Prophetencodex (Pergament) aus dem Weißen Kloster bei Achmim. Er war in zwei Teilen angelegt, die jeweils mit neuer Paginierung beginnen. Der erste enthielt das Buch Is (Schüssler BC sa 41), der zweite Jer. Bisher sind 20 Blätter und Blattfragmente von Jer bekannt geworden. Er gehörte ursprünglich in die Sammlung Borgia in Rom und ist heute in alle Welt zerstreut. Die meisten Blätter sind in Paris (BN und Louvre, Schüssler BC sa 42.2.3.4.5.6. 8.9.10.12.16). Vier zusammenhängende Blätter befinden sich in Manchester (JRL, Schüssler BC sa 42.11); vereinzelte Blätter in Ann Arbor (UML, Schüssler BC sa 42.13.14), Wien (PS, Schüssler BC sa 42.7.15) und London (BL, Schüssler BC sa 42.1). Diese späte, zweikolumnige Handschrift (max. Blattmaß 37 x 28,5 cm, 3137 Zeilen) hat zahlreiche farbige Ornamente (Vögel und andere Tiere) und Verzierungen (Blüten, Ranken- und Flechtbänder), meistens auf der Vorderseite. Wuchernde, große und in farbige Ornamente übergehende Initialen finden sich auf jeder Seite. Der Text wird im allgemeinen durch Punkte (rot eingefaßt), Spatium und Absätze, im besonderen (Kapitelanfänge etc.) durch Strich-, Strich-Punkt- oder Punktlinie gegliedert. Viele Blätter sind stark beschädigt, und die Schrift ist verwischt. Da sie häufig zusammengeklebt waren und naß wurden, ist die Schrift zum Teil nur noch spiegelschriftlich abgedrückt lesbar (z.B. BN 1293 f. 185 vo, Schüssler BC sa 42.12). Die Texthandschriften (Codices) 31 Dieser Codex wirkt im Ganzen sehr heterogen. Er ist in einer typisch späten Handschrift geschrieben. Wenigstens ein Blatt (sa 42.4, BN 1293 f. 180) ist sicher von einem anderen Schreiber oder gar eingefügt, was die Lagenänderung von der 6. zur 7. Lage ausgelöst haben kann. Die Blätter sa 42.6 (BN 1293 f. 181), 42.8 (BN 1293 f. 179), 42.11 (Manchester JRL, N. 8 f. 2 ro und 3 vo) und 42.13 (Ann Arbor, UML, 158,5) haben nachträglich geschriebene Passagen von anderer Hand, die hervorgehoben werden sollten. Die Buchstaben wurden gern über den Kolumnenrand und über die erste Zeile gezogen. Der Silbenstrich wird zum Punkt. Punkte werden auch zur Markierung der Wort- oder Silbenanfänge/-enden gesetzt (besonders bei ) und +). Die Interpunktion ist jedoch oft inkonsequent gehandhabt. Das Schriftbild wirkt zuweilen ungleichmäßig, und die Kolumnen lösen sich auf. Es gibt auch schon arabische Bemerkungen auf dem Rand (z.B. BN 1293 f. 170 ro, sa 42.2). Schrift und Sprache zeigen eine starke Tendenz zur Auflösung der klassischen Formen. So werden die Präposition %&" und der unbestimmte Artikel des Plurals %)" in der Schreibung nicht mehr auseinandergehalten (z.B. Jer 9,25.26; 10,3; 32,18; Bar 3,22). Diese Erscheinung setzt sich auf allen Ebenen fort, so daß der Silbenstrich über silbenbildenden Konsonanten oder Konsonantengruppen durch den Vokal ) ersetzt wird, z.B. (in Klammern die Standardform der klassischen Sprache): 2)!$'/*")$82&!9,$.:)"$8.:&"9,$)5$85#9,$;-,)"($8;-,&"(9,$ ;)33) 8;&33)9,$):)"$8):&"9,$4<,4)"$84<,4&"9,$)"4-=$8"#4-=9,$"#")4)":*$8"#")4&"(9, 4!)"&45)!"#%<4$84!&"45&!(9,$!)"$8!&"9 etc. (vgl. Jer 9,24.25; 4,31; 10,1.2; 5,4.5; 32,18; 42,13; Bar 3,14). Besonders zu beachten sind die Formen des Genitivs mit dem Pluralartikel: ")"%)>"-;$ 8"#"#(9,$ ")!!+)*"$ 8"#!#(9,$ ")"2-!$ 8"#"#(9, "#")"3+6$ 8"#"#(9 (vgl. Jer 10,2.3.16; Bar 3,14), da hier Verwechslungen mit dem Possessivartikel möglich sind. Des weiteren verschwindet % im An- und Auslaut: z.B. %)"3<,)$ 8%)"%3(9,$ )=)!-,$ 8(!-,%9 (Jer 10,15; 15,14). Die Schreibung der griechischen Wörter nimmt, neben der klaren Tendenz zur neugriechischen Aussprache, teilweise abenteuerliche Formen an: ?@1)A-;,"<$ 8?*1+*-;,"<9, %<6<$8%,6<9,$1&6,'4."$8B6,'4-"9,$4)6)'.5@+$84+6+*'.5*+9,$)"1+2)* 8)B1+1)*9,$+*A4@$8)4*9,$C*+15*")$8?*+15*")9,$;,"%)>5*-"$8;,"%)?5*-"9 etc. (vgl. Jer 9,24; 10,3.14; 15,8.9.10.17; 40,12). Fehler finden sich, vor allem im ersten Teil des Jer, recht häufig. Überaus deutlich die (sicher aussprachebedingte) Verwechslung des Imperfekts mit Neg. Futur III in Jer 27,11: "&")4"),D5+")$ .$ .$ . "#")4&"/-,/-, anstelle von ")4)4&"(. Man trifft auch – allerdings selten – auf Typika anderer Dialekte (F, L und M?): +/+%+!$ 8+/+%-!9,$ +"+1$ 8+"-19, %+!)"4$8%-!"49,$/+-'$8/--'9 (Jer 4,31; 15,12; Bar 3,22). Schließlich will ich noch auf die bei bestimmten jüngeren Texten öfter zu beobachtende (vgl. z.B. L 32) Verwechslung von = mit 3 hinweisen, besonders bei dem Verb =@ (z.B. Jer 10,5b). Das Interessante dieses Codex liegt wohl in der schriftlichen Fixierung von Formen, die der Aussprache seiner Zeit nahegestanden haben können. Obwohl 826 weniger Textausfälle durch Homoioteleuton zu haben scheint als 822 (und dessen Ausfälle zum Ende des Buches Jer 826 heilen hilft), muß dennoch auf eine völlig korrupte Textstelle Jer 15,5-7 hingewiesen werden, wo der Schreiber den Text mit mehreren Homoioteleuton-Sprüngen und einer Dittographie unbrauchbar machte. X.-XI. Jh. (IX. Jh. Nagel; X.-XI. Jh. Till) 32 Die Textzeugen Jer 4,22-26.28-5,1.3-6 (Schüssler BC sa 42.1) 9,23-10,18 (sa 42.2) 15,3-19 (sa 42.3) 27,4-17 (sa 42.4) 28,21.22.24-26.27-29 (sa 42.5) 28,59-29,4 (sa 42.6) 32,8(22)-23(37) (sa 42.7) 32,23(37)-33,13 (sa 42.8) 33,13-34,4 (sa 42.9) 39,42-43,7 (sa 42.11) 46,1-3.14-16 (sa 42.10)3 50,6-51,25 (sa 42.12) 51,25-52,7 (sa 42.13) 52,26-31.33-34fin. Bar 1,1-2.4-5 (sa 42.14)4 3,6-30 (sa 42.15) Lam 5,9-22fin. EpJer 0-7 (sa 42.16) 827 Schüssler BC 1.2, sa 43, 89-94 (Zoega, Nr. 27) Dieser Pergamentcodex aus dem Weißen Kloster bei Achmim gehörte ebenso in die Sammlung Borgia, ist aber noch fragmentierter (13 Blätter und Blattfragmente bisher bekannt) als 826. Ein Blatt befindet sich noch in Rom (BV, Schüssler BC sa 43.4), zwei zusammenhängende Blätter in Venedig (BNM, Schüssler BC sa 43.5). Die meisten Blätter sind wiederum nach Paris (BN, Schüssler BC sa 43.3.6.7.8) gekommen. Drei Einzelblätter hat Wien erhalten (PS, Schüssler BC sa 43.10.11.12), ein Blatt ist in Ann Arbor (UML, Schüssler BC 43.2) und lediglich jeweils ein Fragment von zwei Blättern in London (BL, Schüssler BC sa 43.1.9). Der zweikolumnig beschriebene Codex 827 hat ungefähr das gleiche Format wie 826 (max. Blattgröße 33 x 27,5 cm, 29-34 Zeilen), jedoch sind seine Seiten praktisch ohne Ornamente und Verzierungen, die 826 im Überfluß besitzt. Allein die Initialen werden farbig gerahmt und hervorgehoben (" ist, soweit aus den wenigen Seiten ermittelbar, sogar mit einem Flechtband gebildet), sie sind aber seltener als bei 826 und reichen maximal über fünf Zeilen. Nur wenige Blätter sind gut erhalten (sa 43.4.5.7.10.11), die Londoner Blätter bestehen nur noch aus zwei Fetzen. Deshalb ist die Paginierung oft verloren, und der Aufbau der einzelnen Lagen läßt sich nur schwer rekonstruieren. 3 4 Schüsslers sa 42.10 hat mit 39,1-2.14-16, wohl nach Delaporte, die hebräische Kapitelzählung. Das Fragment ist unpubliziert und muß zu Jer 46,1-3.14-16 (LXX) berichtigt werden; Korrektur in Schüssler BC 1.4, 122. Von 42.14 verso (Ann Arbor, UML, inv. 111 vo) habe ich kein Photo, da ich, trotz dreimaliger schriftlicher Bestellung eines Photos in Ann Arbor, von dort nicht einmal eine Antwort erhielt. Die Texthandschriften (Codices) 33 Das Schriftbild zeigt eine ähnliche späte Hand wie 826. Die Buchstaben verlassen oft den Rand der Kolumne, wie auch die Kolumne selbst zur Auflösung ihrer Form zu neigen scheint. Der Text ist regelmäßig durch Punkte, Spatium und Absätze gegliedert; Kapitelanfänge sind, wenn überhaupt, nur durch die Initialen gekennzeichnet. Die Punktsetzung innerhalb der Verse läßt aber keine Regel erkennen. Mit geübter, schnell dahingleitender Hand geschrieben, die sich keinen Stop für das Trema erlaubt und es zumeist zum Strich zusammenzieht, zeigt der Text jedoch eine große sprachliche Geschlossenheit und folgt in der Regel der klassischen Orthographie, mit der nicht unwesentlichen Ausnahme, daß der Silbenstrich über silbenbildenden Konsonanten so gut wie nie geschrieben wird. Dagegen wird ein Strich sehr regelmäßig über betonten Vokalen, aber auch an eigentlich recht ungewöhnlicher Stelle gesetzt. In einigen Fällen wird es sich um einen Paragraphos handeln, jedoch kann ich keine Regel für seine Setzung erkennen. Zudem hat der Schreiber diese Striche recht nachlässig geschrieben, so daß sie oft nicht über dem(n) Buchstaben stehen, den sie markieren sollten. Ich habe mich bemüht, die Schreibungen wie in der Handschrift wiederzugeben. Hier einige Beispiele für die Markierung von Vokalen: +,ù,$4+1E,$E:")=,$"4E,$!<#,$<#,$C"+1ù,$;):ù, %*<#,$ /=&.,$ ù"&%,$ 6E,$ 'F%5) (Jer 4,26.27.30; 5,1.2.5.9; 18,15; 21,9; 28.8.9) oder Doppelvokalen )&++ &# = &# ,$%.&.4),$1++&=,$!-&-/),$%4ù.5,$%+&+4),$%<&<4), )4:-&-5 (Jer 4,23.30; 5,7; 12,5.9; 18,14; 39,3.18). Ganz eigenwillig ist die Vorliebe des Schreibers, Vokal und Sonor zu markieren – so ständig bei der Negationspartikel +&", regelmäßig bei der Präposition )%-,&", aber auch in unerwarteter Position: )5/+&"C,$'')4"+"-,&=,$"&+#",$')15+&",$):.&",$!+&"/.'), ')&"4+=%.",$;)"+)&"$4),2*:,$ %)&"/.:',$ C"+)&"41,$ )5/+&"4!$ '),( !+&"5/+$ 5$ :+)@) (Jer 4,30; 13,23; 14,7.9; 21,14; 29,7.10.17.21), selbst bei Eigennamen: 3+3,6.&",$ >+@!+&",$ ?+@?+&". Gern wird auch konsonantisches -, + Sonor oder Vokal markiert: -,&",$;-,&",$-,&!-,,$'-,&+$'-,&+,$/-,&-, :*-,&) (Jer 13,23; 5,5; 14,12; 5,8; 14,17; 29,10). Dann fällt noch die Markierung von / auch in nicht silbenbildender Position auf: +/#,$)2./#,$/-,;--,/#), "/#!&!-,$ '+/#,$ %5/#@5) (Jer 5,7; 13,23; 14,11; 19,4; 18,22; 29,20), allerdings scheint mir hier der Strich nur unachtsam gesetzt, so daß er eigentlich über einem Vokal oder silbenbildenden Konsonanten stehen sollte. Wie auch immer, auffällig sind viele der o.g. Markierungen nur, weil die gewöhnliche Strichsetzung eigentlich nicht verwendet wird. Sollte diese Handschrift eine Art Präsenzexemplar der Bibliothek gewesen sein, da es den in seiner Zeit üblichen Buchschmuck vermissen läßt? Die eigentümliche Orthographie ohne Silbenstriche stellte vielleicht den ungeübten Leser sogar vor Probleme. IX.-X. Jh. (X. Jh. Schüssler; XII. Jh. Till) Jer 4,9-10.14-16 (Schüssler sa 43.1) 4,22-31; 5,1-10 (sa 43.2) 6,20-22; 7,6-9 (sa 43.3) 11,21-12,14 (sa 43.4) 13,14-14,19 (sa 43.5) 16,9-21; 17,5 (sa 43.6.1 und 2, zwei Teile desselben Blattes, Text lückenhaft) 18,14-19,5 (sa 43.7) 34 Die Textzeugen 21,4-22,4 (sa 43.8) 28,7-9.22-24 (sa 43.9) 29,3-23 (29,3-8; 30,1-16) (sa 43.10) 39,3-23 (sa 43.11) Lam 4,2-20 (sa 43.12) 801 BN 1293 fol. 163-168. Delaporte (1913), 89. Maspero, 226-228 und 245-248 6 Blätter einer Pergamenthandschrift aus dem Weißen Kloster bei Achmim5. Es scheint sich weder um einen Codex noch um ein Lektionar zu handeln; vielleicht ein „Gelegenheitstext“ zum persönlichen Gebrauch6. Die aufeinanderfolgenden Blätter sind, in der Art von Lektionaren, nur auf dem Verso paginiert und zeigen die Seitenzahlen (19)/20, (21)/22, (23)/24, (25)/26, (27)/28, (29)/30. Maspero bemerkte, daß wir hier einen Palimpsest einer großen Evangelienhandschrift vor uns hätten, dessen Seiten abgewaschen und gefaltet worden seien, so daß kleinformatige Seiten von 23 cm (Höhe) x 17 cm (Breite) entstanden seien. Die Blätter sind bis auf fol. 167, von wenigen Löchern abgesehen, intakt; der in einer Kolumne und gegen die Schriftrichtung des Evangeliencodex geschriebene Text ist meist völlig verwaschen und sicher noch schlechter lesbar als zur Zeit Masperos. Die Photos helfen dabei nicht viel. Im Zweifel habe ich mich nach Masperos Text gerichtet. Wenige farbige Ornamente finden sich an den Seitenrändern (Blütenmotive?), dazu ornamental gestaltete und farbig hinterlegte Initialen, die über mehrere Zeilen, oder, nur mit rot eingefaßt, über zwei Zeilen reichen. Die Paginierung auf den Verso scheint von einer anderen Hand, denn der Text geht von Jer 2,35 fin. von Seite 20 direkt in die Mitte des Verses Lam 2,17 auf Seite (21) über, genauso von Lam 3,24 fin. von Seite 28 in die Mitte von Jer 3,17 auf Seite (29). Der Paginierende hat wohl seine Exzerpte nach eigener Vorstellung geordnet. Die Schrift ist regelmäßig und gerade, von geübter Hand geschrieben. Die Buchstaben haben eine späte Form, sind aber nie über die Zeile gezogen und relativ schnörkellos. Das Wortende wird zuweilen mit einem Häkchen abgesetzt. Die in ihrer Größe ausufernden Initialen verraten aber, neben den spärlichen Ornamenten, eine späte Schriftgestalt. Orthographie und Sprache entsprechen gutem Sahidisch, Fehler sind selten. Die griechischen Lehnwörter deuten durch den Iotazismus eine spätere Sprachstufe an: 16,5-"-G!)*H,$ 16,5-"-!*+,$ %,'-( !<") (Jer 3,18-19; Lam 3,24). Es gibt auch hier die Tendenz, betonte Vokale zu markieren: ):ù,$ !#!E,$ /-,E,$ 'ù%&4 (Jer 2,17.18.19). Der Schreiber hatte sicher eine alte Vorlage, denn der Text stimmt in Lam fast ausnahmslos mit 822 überein. Archaismen fehlen jedoch, z.B. Lam 3,7: 822 )5.)*, aber 801 )5-@. Die Lam werden mit den hebräischen Zahlwörtern und mit Zahlzeichen gezählt. Die hebräischen Zahlwörter sind vom Text abgesetzt und überstrichen. 5 6 Maspero erklärt im Vorwort, daß alle von ihm publizierten Texte aus dem Weißen Kloster stammten. Mein Kollege Jürgen Horn hat in einer Klassifikation der möglichen Quellen zum Bibeltext die zum persönlichen Gebrauch exzerpierten Bibelstellen als „Occasionalia“ bezeichnet. Die Texthandschriften (Codices) 35 IX.-X. Jh. BN 1293 f. 163, p. (19) ro Jer 2,31*-33a 2,31*-33a, p. 20 vo Jer 2,33b-35 2,33b-35; Maspero 226-227. BN 1293 f. 164, p. (21) ro Lam 2,17*-19a 2,17*-19a, p. 22 vo Lam 2,19b-20ab 2,19b-20ab; Maspero 245-246. BN 1293 f. 165, p. (23) ro Lam 2,20b-22a 2,20b-22a, p. 24 vo Lam 2,22b-3,4 2,22b-3,4; Maspero 246. BN 1293 f. 166, p. (25) ro Lam 3,5-10ab 3,5-10ab, p. 26 vo Lam 3,10b-16a 3,10b-16a; Maspero 247. BN 1293 f. 167, p (27) ro Lam 3,16b-21a* 3,16b-21a*, p. [28] vo Lam 3,21b-24* 3,21b-24*; Maspero 247-248. Dieses Blatt ist am stärksten zerstört. Ein Riß geht von der ersten Zeile bis in die untere Blatthälfte, unten fehlen 2 Zeilen fast gänzlich. Die Paginierung auf verso ist nicht mehr richtig lesbar. BN 1293 f. 168, p. (29) ro Jer 3,17*-19a 3,17*-19a, p. 30 vo Jer 3,19b-21* 3,19b-21*; Maspero 227228. 802 Wien PS K 7062, 2715, 2714a/b; Till 1940, 16-17, Nr. 56 und 58 Fragmentarische Reste von drei Blättern eines Pergamentkodex. K 7062 ist nur die obere Ecke eines einkolumnig (?) beschriebenen Blattes mit der Paginierung 177/178, 9 x 5 ½ cm (Till). K 2715 war ein einkolumnig beschriebenes Blatt und besteht nur noch aus einzelnen Fragmenten7. K 2714a/b sind die Reste (vier Teile) eines Doppelblattes, zu dem ein heute fehlendes Zwischenblatt gehörte. K 2714a ist wie 2715 einkolumnig und schließt im Text an dieses an, 11 ½ x 11 ½ cm (Till). K 2714 b ist zweikolumnig beschrieben, die einzelne Kolumne 4 ½ cm breit, das Fragment 10 x 11 ½ cm (Till). Die Paginierung ist auf allen Blättern verloren. Die Herkunft der Fragmente ist unbekannt, denn Till vermerkt weder im Katalog noch in der Publikation irgendetwas dazu. Heute ist noch mehr vom Text verloren als zu der Zeit, als Till ihn publizierte. Die Schrift ist eine schöne, sehr sorgfältig ausgeführte Unziale. Der Schreiber war sogar sorgfältiger als der von 822. Die Handschrift von 802 ist aber jünger. Die Buchstaben sind relativ breit, wundervoll gerundete .,$ /, die Hasten der Buchstaben ,,$:,$ ),$1,$4 gehen von feiner zu stärkerer Zeichnung über, um an den Enden in Verdickungen auszulaufen. Am Rand zuweilen ein rotes, J-förmiges Zeichen zur Gliederung der Abschnitte. In Lam 4 herausgerückte Zahlzeichen, die zu beiden Seiten durch drei Punkte (der äußerste rot), oben und unten durch eine schwarze, mit Rot abgesetzte Linie gerahmt sind. Der Text der Lam ist durch sehr gleichmäßige Zwischenräume und Absätze gegliedert, das letzte Wort des vorhergehenden Abschnittes mit einem hochgestellten Punkt markiert. Die ausgeschriebenen hebräischen Buchstaben stehen allein (nach den Zahlzeichen) in der Mitte einer Zeile und sind oben durch eine Linie hervorgehoben. Die Sprache ist ein 7 Einige der kleineren gehören nicht hierher, sondern müssen zu K 2714 gezählt werden. Die ganz kleinen Fetzen mit einzelnen Buchstaben konnte ich nicht zuordnen. Man hat also in Wien auf dem Photo von K 2715 Fragmente von 2714b mit abgelichtet, was bei der Winzigkeit der Fragmente nicht verwundert. Allerdings fehlen diese schon in der Publikation von Till. 36 Die Textzeugen klassisches Sahidisch und zeigt kaum Besonderheiten. Interessanterweise trifft man auf ähnliche Schreibungen wie bei 822, die andere etwa zeitgleiche Zeugen (808) vermeiden, z.B. D- statt '%- (Lam 4,16) oder )I* mit einem Bogen über beiden Buchstaben (Lam 4,18). Selten gibt es archaisierende Schreibungen wie ;)*.", '-6)*;, wo selbst 822 ;*.",$'-6*; hat (Lam 4,22; 5,11). Einmal erscheint ein einfacher Vokal, wo sonst im Sahidischen ein Doppelvokal steht !),)$(Lam 5,1), was bei 822 nicht ungewöhnlich ist, jedoch nie bei diesem Wort auftaucht. In EpJer 17 haben 822 und 802 eine ähnlich „aussprachegefärbte“ Form des Neg. Fut. III: )")"#;--") 822 und )"");--G")H 802 für "#")$ "#;--"). Dann zeigt 802 sogar einmal die in 822 konstatierte Assimilation von "# an anlautendes 5, die 822 hier vermissen läßt: "#5#G5.!)H (EpJer 25). Wir haben folglich einen alten Text vor uns, der sprachlich 822 nahesteht. Schon Till hatte die starke Ähnlichkeit von 802 und 804 (K 2594) bemerkt. Die Schrift scheint auf den ersten Blick identisch, beim näheren Betrachten ergeben sich jedoch einige kleine, aber deutliche Unterschiede. Dagegen gehört meiner Ansicht nach das Fragment K 7062 zu 802. V.-VI. Jh. (Till gibt zu K 7062: 5. Jh., zu K 2715/14: 6. Jh.) Blatt 1: K 7062, p. 177 ro Jer 39,2*-3* 39,2*-3*, p. 178 vo Jer 39,4*-6* 39,4*-6*; Till 1937, 226. Blatt 2 (A): K 2715, ro Lam 4,12*-16* 4,12*-16*, vo Lam 4,17*-21* 4,17*-21*; Till 1937, 226-228. Blatt 3 (Doppelblatt): (B) K 2714 a, ro Lam 4,22*-5,8* 4,22*-5,8*, vo Lam 5,9*-19* 5,9*-19*, Till 1937, 229-230. (C) K 2714 b, ro EpJer 15*-19* 15*-19*, vo EpJer 20*-22*,24-26* 20*-22*,24-26*, Till 1937, 230-231. 803 BN 1293 f. 177/178; Delaporte (1913), 90; Maspero, 236-238 Zwei Blätter eines zweikolumnig beschriebenen Pergamentkodex aus dem Weißen Kloster bei Achmim (vgl. 801, Anm. 5). Bei beiden Blättern fehlen der obere und untere Rand mit einigen (ein bis drei) Zeilen Text. Nach Maspero messen die Blätter heute 22 (Höhe) x 24 (Breite) cm (177) und 24 (Höhe) x 22 (Breite) cm (178). Die Schrift ist stark verwischt, und teilweise ist nur noch der spiegelverkehrte Text des Blattes, welches darauf durch Feuchtigkeit geklebt war, erkennbar. Bei 178 hat sich noch die Paginierung mit den Seitenzahlen 38/39 erhalten. Da der Text zwischen beiden Blättern eine Lücke aufweist, die jedoch nur ein Blatt umfaßt haben kann, wird die Paginierung des ersten Blattes 34/35 gewesen sein. Das Schriftbild verrät eine breite, recht große Unzialschrift, jedoch sind die Buchstaben dicker und weniger fein gezeichnet als bei 802. Eigentlich gibt es keine Initialen, gelegentlich wird aber ein Buchstabe in dieser Funktion etwas aus der Kolumne gerückt. Der Silbenstrich ist mit einer sehr feinen Linie sorgfältig gesetzt, die durch den Zustand der Handschrift leider zuerst unsichtbar wurde. Das Wortende ist regelmäßig durch ein Häkchen angemahnt. Der Text wird durch einen Punkt gegliedert, nach dem ein Spatium gelassen oder sogar ein Absatz gemacht wird. Jer 25,1-2 scheint von anderer Hand neu geschrieben zu sein. Sofern noch erkennbar, wurden auch Vokale (meist bei Endbetonung) markiert: -&,,$ '&55E, *)5E,$ 4+/E,$ '-,ù,$ )5E (Jer 24,3.8; 25,10.11.14). Einige Namen haben die eher alte Form mit )*, wo später meistens *$ steht: @.+1)*!,$@.;)*+; (Jer 25,1). Die Texthandschriften (Codices) 37 Der erhaltene Text zeigt ein klassisches Sahidisch ohne auffallende Eigenheiten. VI. Jh. Blatt 1: BN 1293 f. 177, p. [34] ro Jer 24,2*-7* 24,2*-7*, p. [35] vo Jer 24,8-25,2* 24,8-25,2*; Maspero 236-237. Blatt 2 : BN 1293 f. 178, p. 38 ro Jer 26,8*-13a 26,8*-13a, p. 39 vo Jer 26,13b-19* 26,13b-19*; Maspero 237-238. 804 Wien PS K 2594; Till 1940, 16, Nr. 53 Ein durch Zerstörung in der Mitte geteiltes Blatt eines zweikolumnigen Pergamentcodex. Das Blatt mißt 21 ½ x (13 ½) cm, die Kolumne 16 x 6 cm mit 28 Zeilen, bei einer Buchstabenhöhe von 3 mm. Der rechte Rand (gesehen von recto) des Blattes ist ebenso zerstört. Am Rand erscheinen zuweilen mit Rot eingefaßte, J-förmige Zeichen. Die Paginierung ist nicht erhalten. Die Schrift gleicht auf den ersten Blick ganz der von 802. Genauer betrachtet zeigen sich jedoch leichte, aber deutliche Unterschiede. Die Buchstaben sind, obwohl musterhaft kalligraphiert, nicht so sorgfältig gezeichnet wie bei 802. Besonders klar wird dies bei dem hier nur als dünne Linie gezogenen Silbenstrich und bei den Buchstaben :,$ %,$ 4 , die in 802 feiner gebildet sind (Übergang von feiner zu stärkerer Zeichnung) und deren Enden in deutlicheren Verdickungen auslaufen. Das J-förmige Zeichen am Rand ist hier viel kleiner und weit weniger kunstvoll „geschwungen“. Viel augenfälliger ist die andere Gliederung des Textes durch (oft rote) Doppelpunkte. Es gibt kein Spatium im Text, und das Wortende wird, wie bei 803, durch Häkchen angezeigt. Auf unterschiedliche Codices deutet auch die Schreibung von Jerusalem: >*&&6#&<#&!# 802 (Jer 39,2 K 7062), aber >*&<#&!# 804 (Jer 19,3). Die in 802 zwar seltenen, aber vorhandenen sprachlichen Besonderheiten zeigen sich hier nicht. Auffällig ist hingegen die Schreibung des unbestimmten Artikels des Plurals mit Silbenstrich statt Vokal in der Art jüngerer Handschriften (z.B. 826 und L 32): "#%&"/+:),$%&"$%&"')4"+"-,-,,$"#%&"1)"-,4),$"#%&"!+, %&"%--, (Jer 18,20; 19,4.5.6). Die Markierung von betonten Vokalen scheint ebenfalls vorzukommen, leider ist das bei dem Zustand der Handschrift auf dem Photo kaum erkennbar: 4!+@E,$:ù (Jer 18,19; 19,3). Auf dem Recto findet sich auf dem oberen Rand von anderer Hand der Zusatz: G+'H+$ 1,5*66-;$ )43) ;-,$1&>. Auch wenn, wie ich glaube, Unterschiede zwischen 802 und 804 auf der Hand liegen, so will und kann ich nicht ausschließen, daß beide zu einem Codex gehört haben (der z.B. verschiedene Vorlagen hatte). Ich behalte einstweilen die Trennung bei8. Andererseits ist zu erwarten, daß – soweit ich das nach Tills Beschreibung beurteilen kann – K 2713 (Doppelblatt mit Is), Till 1940, N. 51 zu 804 gehört, womit sich zumindest vom Befund her Reste eines großen Prophetencodex identifizieren ließen. V.-VI. Jh. ro Jer 18,18*-23ab 18,18*-23ab, vo Jer 18,23b-19,6* 18,23b-19,6*; Till 1937, 223-225. 8 Es ist mir anhand der Photos und der wenigen Blätter nicht möglich, diese Frage überzeugend zu beantworten. 38 Die Textzeugen 805 BN 1317 f. 36 Ein einzelnes an den Rändern abgerissenes Blatt eines Pergamentcodex, das in zwei Kolumnen zu 30 Zeilen geschrieben ist. Das Blatt ist heute in sehr schlechtem Zustand, die Tinte stark verblichen und verwischt. Die Paginierung 71/72 ist noch auszumachen. Eine über zwei Zeilen gehende Initiale ist noch erhalten, die wie die Seitenzahlen mit Ornamenten gerahmt ist. Sonst sind keine Verzierungen mehr erkennbar. Die Schrift ist in einer großen, breiten Unziale älteren Typus gehalten (ähnlich 803). Auf dem recto (Jer 30,6 init.) wurde eine Passage von anderer, späterer Hand zur Hervorhebung neu geschrieben. Der Silbenstrich ist als sehr dünne Linie gezogen (vgl. 803) und daher oft nicht mehr sichtbar. Die Gliederung des Textes erfolgte durch Spatium und Doppelpunkte. Ein Häkchen wird für ein Wortende gesetzt, zweimal sogar als Komma (Jer 30,10). Betonte Vokale werden markiert, z.B.: 4+1E,$-,<#<3,$):ù,$2+!-&,6,$>&33*E (Jer 30,3.5.7.8). Der Text zeigt keine auffälligen Formen oder sprachlichen Besonderheiten. Ein Hinweis auf eine spätere Datierung (später als 822 oder 802) wäre die Form des Perf. rel. vor Nomen in Jer 30,6 "#4+, wo die älteren Zeugen )"4+ hätten, um den Unterschied zum Perf. II zu wahren. VI.-VII. Jh. p. 71 ro Jer 30,2*-7a 30,2*-7a, p. 72 vo Jer 30,7b-11* (lacuna in 9); Schleifer 1912, 25-27 (VII.). 806 Manchester JRL Suppl. 3 Ein Fragment eines Pergamentblattes aus einem zweikolumnig beschriebenen Codex, das – nur mit dem Photo – sehr schlecht lesbar und überall lückenhaft ist. Der Text ist an den Kolumnenrändern außen abgebrochen. Die schöne, alte Unzialschrift ist der von 802 oder 804 ähnlich: breite Buchstaben, der Silbenstrich nur als dünne Linie, keine Initialen. Der Text scheint durch hochgestellte Punkte mit folgendem Spatium gegliedert zu sein, hat aber keine Absätze. Die hebräischen Zahlwörter zur Zählung der Lam, die bei 802 allein in der Zeile standen (hier nur zweimal erhalten), sind in den Text eingebunden. Besonders ungewöhnlich und altertümlich ist wohl die Negation -,)/$ "#C;(Lam 2,21), wo 822 und 802 das zu erwartende !#'&1C;-$ 8!#')1(9 verwenden. Überhaupt erlaubt sich der Text von 806 einige, wenn auch geringe Abweichungen vom durch 822, 802 und 808 geprägten sahidischen Bibeltext (vgl. Lam 2,22; 3,13.14.21.23). Man trifft auch, wie bei 804, auf die Formen des unbestimmten Artikels des Plurals mit Silbenstrich statt Vokal: %&"$%&"G!+H,$"#% # " & 1G..;H,$%&"G355)H (Lam 3,6.23). Der Codex, zu dem 806 einmal gehörte, wäre sicher ein lohnender Zeuge für die Textkritik, wenn schon ein Fragment davon so viele Lesarten beisteuert. V.-VI. Jh. ro Lam 2,21*-3,1*.5*-8* 2,21*-3,1*.5*-8*, vo Lam 3,13-17*.19*-23* 3,13-17*.19*-23*; Till 1952, 442-444. Die Texthandschriften (Codices) 39 807 BN 1331 f. 2. Boud’hors 1987 Fragment eines Pergamentblattes von 121 x 126 mm (Boud’hors). Nach Boud’hors war der zugehörige Codex eher kleinformatig (17 x 14 cm). Zwei Kolumnen zu 21 oder 22 Zeilen. Die Paginierung, Initialen oder sonstige Zierate haben sich nicht erhalten. Die Schrift ist eine alte Unziale von ähnlicher Qualität wie bei 802 oder 804. Der Silbenstrich ist wieder sehr dünn gezogen. Einzige vermerkbare Eigenheit sind die markierten Vokale endbetonter Wörter, z.B. 4+:5-J,$ 14-J,$ G;H-,-J (Jer 23,22.28). V.-VI. Jh. ro Jer 23,21*-24*.25* 23,21*-24*.25*, vo Jer 23,27-28*.29-30* 23,27-28*.29-30*; Boud’hors 1987, 29-31. 808 Florenz, Istituto Papirologico „G.Vitelli“, PSI inv. C 35 Zwei fragmentarische Pergamentblätter, die aus den Grabungen des o.g. Institutes 1939 in Antinoupolis stammen. Leider habe ich von diesen noch kein Photo. Beide Blätter sind durch zwei Risse beschädigt, durch die vor allem vom oberen (vom recto gesehen), aber auch vom unteren Teil der Blätter Stücke verlorengingen. Blatt 1 mißt heute 17,4 x 14,7 cm, Blatt 2 17,7 x 15 cm (Donadoni). Der Text ist in zwei Kolumnen zu 28 Zeilen angeordnet. Bei Blatt 1 verso ist, wohl von anderer Hand, ein einfaches Ornament zwischen die Kolumnen gesetzt. Die Paginierung ist verloren. Diese Blätter waren wohl die beiden extremae eines Quarterniums, jedenfalls entsprächen zwei fehlende Blätter recht gut der Textlücke zwischen Blatt 1 und 2. Auf den unteren Rändern finden sich Reste von Buchstaben und Wörtern von anderer Hand und Schriftrichtung, die wohl die Besitzer des Codex hinterlassen haben (vgl. Donadoni, 402), bevor man die Blätter wegwarf. Das könnte heißen, der Codex wäre schon vor der Neuzeit zerstückelt worden. Die qualitätvolle, alte Unzialschrift („una bella mano onciale, decisa ed elegante“, Donadoni) mit einer Buchstabengröße von ca. 3 mm ist der von 802, 804 oder 807 vergleichbar. Das Versende wird mit Doppelpunkten angezeigt, die weitere Gliederung durch einen hochgestellten Punkt. Den Versen in Lam sind Zahlzeichen, die als einzige den Rand der Kolumne verlassen, und die hebräischen Zahlwörter, für welche eine Zeile reserviert bleibt, vorangestellt. Beide scheinen durch Punkte und Striche hervorgehoben. Die Orthographie ist klassisch, zeigt aber archaisierende Formen wie 822, z.B.: )5.@ (Lam 3,7), 822 )5.)*, 801 und 806 )5-@, dann noch: !+$ "#!--/), wo selbst 822 das zu erwartende !+ !#!--/) hat. Aber diese treten nur sehr vereinzelt auf. V.-VI. Jh. Blatt 1 (A) ro Lam 2,19*-21*.22*-3,4* 2,19*-21*.22*-3,4*, vo Lam 3,6*-18* 3,6*-18*; Donadoni, 403-404. Blatt 2 (B) ro Lam 4,5*-8.9*-12* 4,5*-8.9*-12*, vo Lam 4,13*-15*.16-19* 4,13*-15*.16-19*; Donadoni, 405-406. 40 Die Textzeugen 2.2 Die Lektionare In der Einführung zur Textausgabe wurde bereits auf die Schwierigkeiten bei der Erschließung und Rekonstruktion der sahidischen Lektionare hingewiesen. Hier können nur die Perikopen der Bücher Jer und Lam behandelt werden. Eine Gesamtbetrachtung und Charakterisierung der Lektionare, aus denen diese Perikopen gewonnen wurden, kann aus den genannten Gründen nicht gegeben werden. L 33 und L 99 liegen dem Halleschen Projekt „Koptische Septuaginta“ jetzt als kopierbares Photomaterial vollständig vor und sollen mit L 32 in einer Monographie im Rahmen der Projektarbeit des Vorhabens „Koptische Septuaginta“ bearbeitet werden, um die gewünschte Grundlage zur Arbeit mit den Lektionaren als Textzeugen zu schaffen. Für alle hier verwendeten Lektionarperikopen hatte ich Photos (bzw. Kopien) der Handschriftenblätter konsultieren können. Alle bekannten Perikopen aus Jer und Lam habe ich auf acht Lektionare verteilt. Es ist jedoch keineswegs sicher, daß es sich wirklich um Teile von acht verschiedenen Lektionaren handelt. Zwei (L 32 und L 99) stammen sicher aus dem Weißen Kloster bei Achmim, die anderen wahrscheinlich zum überwiegenden Teil. Die meisten Lesungen aus Jer hat das alttestamentliche Jahreslektionar (L 32) erhalten, in dem die Propheten gut vertreten sind. Nach Schrift und Sprache sind alle spät anzusetzen (nach dem 11. Jh.). Zwei haben schon eine arabische Übersetzung (L 50 und L 99). Zu fünf Lektionaren habe ich keine weiterführende Information (L 31, L 36, L 40, L 50 und L 80). L 32 Borg. copt. 109, cass. X, fasc. 32 (Zoega, Nr. 32) und Komplementblätter; Ciasca II, XXV-XXVI; Hebbelynck, 53-57; Till 1940, 39-40 (Nr. 169) Ein großformatiges Pergamentlektionar aus dem Weißen Kloster bei Achmim, von dem bisher 24 Blätter bekannt geworden sind, die aber auf die Bibliotheken des Vatikan, der BN in Paris, der BL in London und der Wiener PS verstreut wurden. Die Blätter haben durchschnittlich die Maße 32-34 x 24,5-26 cm (Hebbelynck). Die Kolumnen sind durchschnittlich 8,5 bis 9 cm breit und haben 36-40 Zeilen. Die erhaltenen Seitenzahlen zeigen gerade Zahlen immer auf recto. Die Perikopen sind durch Numerierung, Lemmata und Rubra hervorgehoben („ab p. 214, eine Art Anhang mit prophetischen Texten zu beliebiger Lektüre“ ohne Perikopennummer9). Es handelt sich um ein alttestamentliches Jahreslektionar, das ungewöhnlicherweise ausschließlich Lesungen des AT enthält. Auf den Rändern finden sich farbige Ornamente, die oft von den Initialen ausgehen, welche überlang werden. Einige Seiten sind durch Tiermotive verziert (unterer Rand), einmal erscheint ein Menschenkopf auf dem unteren Rand (BN 12919 f. 14 ro), und einmal in einer Initiale (selbiges Blatt verso). Zuweilen gehen die Ornamente zwischen den Kolumnen über die ganze Seite. Da sahidische Lektionare, wie es den Anschein hat, immer auch das NT vertreten haben (manchmal nur das NT und die Psalmen), bliebe zu klären, ob L 32 zu den eigentlichen Lektionaren gehörte. 9 Peter Nagel, Manuskript zur Textausgabe von Gen. Die Lektionare 41 Die Texte zeigen eine späte, recht schmale, aber gerade Schrift. Die klassische Orthographie geht deutlich verloren, wie schon bei 826 beobachtet werden konnte (in Klammern wieder die klassische Schreibung): der unbestimmte Artikel des Plurals wird mit Silbenstrich statt Vokal geschrieben: "#%&"')>--,$ 8"#%)"(9, "#%&"%+',$ "#%&";-E") (Jer 12,1; 18,22), aber auch sonst tritt der Silbenstrich an die Stelle eines Vokals: "#"#2*:$ 8")"2*:9,$ "#"#"#%--,$ 8"#")"%--,9,$ '&%5--, 8')%5--,9 (Jer 11,21; 42,8). Andererseits, allerdings seltener, kommt es auch zur Auflösung des Silbenstriches: )5$ 85#9,$ ):)"$ 8):&"9,$ %*5)"$ 8%*5&"9,$ %)668%&66-9 (Jer 11,18.21; 33,10; 38,13). Der Konsonant = wird häufig, auch an recht ungewöhnlicher Stelle, durch 3 wiedergegeben: ;<3)$ 8;<=)9,$ 3-4-,$ 8=-4-,9, %-"&3$8%-"&=9 (Jer 11.22; 18,21.23; 42,14). Die Vokale haben auch nicht mehr ihre klassische Quantität: "&"4+=%."-,$ 8")"4+=%-"-,9,$ )"+@$ 8+"+@9 (Jer 42,10.18). Dann stehen Doppelvokale, wo sie in klassischer Orthographie nichts zu suchen haben: C"++)*!)$ 8C"+)*!)9,$ +1"++,$ 8+1"+,9 (Jer 11,18; 12,3). Erwähnenswert ist noch die permanente Schreibung des Inf. caus. neg. 4&!$'45) (Jer passim). Die griechischen Wörter, abgesehen vom üblichen Iotazismus, scheinen auch zu entgleisen, z.B.: ?*+>,1)$ 8?*+><1<9,$ B+5'-;$ 81+5'-;9 (Jer 38,12.31.32). Die Treue zum sahidischen Bibeltext (wenigstens im Buch Jer) ist recht gut. Abweichungen gehen meist auf Fehler zurück. XI. Jh. (Till). Im folgenden werden die Perikopen nach der Reihenfolge des Jeremiastextes aufgelistet. Jer 11,18-12,4* 11,18-12,4*: BN 12919 f. 14 vo ab (p. 227, peric. 157); Maspero, 229-230. Jer 17,19-25* 17,19-25*: BN 12922 f. 7 ro b, vo a (15. Lage, p. 178/179, peric. 91); Lacau, 106-107. Jer 18,18-23* 18,18-23*: BV Borg. copt. 109, cass. X, fasc. 32 f. 5 vo ab (p. 219, peric. 151); Ciasca II, 253-255. Jer 33,8*-15* 33,8*-15*: BV Borg. copt. 109, cass. X, fasc. 32 f. 3 vo ab (p. 215, peric. [145] ausgelassen); Ciasca II, 255-256. Jer 38,7-8* 38,7-8*: Wien PS K 9875 ro a (p. verloren, peric. auf vorhergehender Seite); Wessely, Nr. 26 a, 67. Jer 38,10-14 38,10-14: Wien PS K 9877 vo ab (p. verloren, peric. [2]33); Wessely, Nr. 26 h, 74. Jer 42,5-10 42,5-10: Wien PS K 9878 ro ab (p. verloren, peric. 234); Wessely, Nr. 26 i/k, 75/76. Jer 42,12-16* 42,12-16*: Wien PS K 9878 vo ab (p. verloren, peric. [236] ausgelassen); Wessely, Nr. 26 l, 77. L 33 Oxford, Bodleian Library, Cod. XX (Huntington 5); Erman, 3-5; Schmitz-Mink sa 292L, 740-74310 Eine Papierhandschrift („bombycinus“) eines Karwochenlektionars (Lektionar der Heiligen Woche) mit noch 37 erhaltenen Blättern, die nur auf dem verso 10 Alle Angaben zu der Menge der erhaltenen Blätter und zur Funktion des Lektionars verdanke ich Jürgen Horn. 42 Die Textzeugen paginiert sind, von 35,5-36,5 x 23,5-24,5 cm. Stammt dieses auch aus dem Weißen Kloster? Es enthält Lesungen aus dem AT und NT (vgl. Schmitz-Mink). Der zweikolumnige Text (29-31 Zeilen) hat große, farbige und ornamentierte Initialen (über 3-4 Zeilen) am Perikopenanfang und aus der Kolumne gerückte kleinere Initialen (max. über zwei Zeilen) ohne oder mit spärlicher Ornamentierung. Die Perikopentitel waren wohl rot gehalten. Zuweilen stehen arabische Glossen oder Zusätze und Berichtigungen von anderer Hand (z.B. Blatt 7 vo und Blatt 7 ro) auf dem Rand. Der Perikopentitel bei den Propheten ist, wie seit dem 12. Jh. in der ägyptischen Kirche üblich, Griechisch geschrieben, z.B.: *)5<!@+;$ '5-D<4<;,$)K)1*<6$-$'5-D<4<; (Blatt 7 ro, Blatt 16 ro). Die späte Schrift ist aufrecht und gleichmäßig, teilweise jedoch eher kursiv. Teile der Buchstaben am Kolumnenrand sind oft über diesen hinausgezogen, besonders gern bei ,,4,!,+, sehr ähnlich der Schrift von 826. Gliederung im Text wird durch Punkte und Spatium erzeugt. Die Orthographie ist noch gut. Selten erscheint der unbestimmte Artikel des Plurals mit Silbenstrich statt Vokal. * ist immer mit Trema geschrieben. Eine Tendenz zur Markierung von anlautendem Vokal (besonders$ )) mit einem Punkt ist auffällig. Das Verständnis der Orthographie griechischer Wörter läßt nach, z.B.: ),L+") statt +,L+") (Jer 22,30). XII.-XIII. Jh. (Horner XIII. Jh., vgl. Schmitz-Mink) Jer 9,7-11 9,7-11: Oxford, Bodl. Lib. Hunt. 5 Bl. 7 p. (251) vo ab – Bl. 7 p. 252 ro a; Erman, 26-27 (Ciasca II, 250). Jer 22,29-23,6* 22,29-23,6*: Oxford, Bodl. Lib. Hunt. 5 Bl. 16 p. 272 ro ab – Bl. 17 p. (273) vo a; Erman, 27-28. Dieses Lektionar läßt auf die letztgenannte Jeremiasperikope eine apokryphe Stelle des Jer folgen, die sich nicht in den Codices findet, aber auch aus bohairischen Lektionaren bekannt ist (vgl. Tattam, vi). Ein Grund mehr, die Lektionare – ohne andere Referenz – als Textzeuge mit Vorsicht zu behandeln. Apokr. Jer: Oxford, Bodl. Lib. Hunt. 5 Bl. 17 p. (273) vo ab – Bl. 17 p. 274 ro a; Erman, 34 (Ciasca II, 260). Eine weitere apokryphe Stelle zu Jer (Jer 45) ist durch Wessely (Nr. 20, 51-54) publiziert worden. Dieses Wiener Blatt, K 9846 (Photo konsultiert), scheint mir keinem Lektionar angehört zu haben, denn es bietet fortlaufenden Text ohne Perikopeneinteilung. Die Paginierung 19/20 ist erhalten. Es gibt auch sonst keine Anzeichen der für Lektionare typischen Merkmale. Form und Schrift des Textes sind mit 826 identisch (vom selben Schreiber), können aber schwerlich zu diesem Codex gehört haben, obwohl die Seiten 19/20 bei 826 verloren sind. Am wahrscheinlichsten ist wohl, wie Oscar von Lemm schon vermutete11, daß es sich hier um ein Stück aus einer Vita prophetarum handelt. L 99 BV Borg. copt. 109, fasc. 99 (Zoega, Nr. 99); Zoega, 189-192; Ciasca I, XXVIXXVIII; Balestri, LXI-LXIV; Schmitz-Mink sa 16L, 1084-1086; Schüssler BC 1.4, sa 108L, 49-69 11 Koptische Miscellen, Leipzig 1914 (Neudruck der Ausgabe von 1911), 219-226. Die Lektionare 43 Die noch größtenteils erhaltene Papierhandschrift von 189 Seiten, die Blätter 36-37 x ca. 27 cm, stammt ebenfalls aus dem Weißen Kloster. Es handelt sich um ein Karwochenlektionar (Lektionar der heiligen Woche, vgl. L 33) mit Lesungen aus dem AT und NT sowie nichtbiblischen Texten. Dem einkolumnigen Text (2628 Zeilen) ist eine arabische Übersetzung gegenübergestellt. Einige Blätter sind nur Koptisch oder nur Arabisch beschrieben. Die Seiten sind nur auf dem Verso paginiert, aber mit Fehlern. Die späte Schrift, anscheinend mehrerer Hände, ist teils nach rechts geneigt, teils gerade (oder leicht nach links geneigt), der Schriftspiegel wirkt unruhig. Perikopeninitialen sind farbig gerahmt und ornamentiert (über vier und mehr Zeilen), sonst werden öfter kleinere Initialen aus dem Text gerückt. Der Text ist fehlerhaft und zeigt bohairischen Einfluß ('2&;). Der Silbenstrich erscheint zumeist nur noch als Punkt, seine Setzung entspricht aber noch guter Orthographie. Der Anlaut ist mit einem Punkt markiert und der unbestimmte Artikel des Plurals mit dem Silbenstrich geschrieben. Die hier verwendete Jeremiasperikope hat einen guten Text – auch wenn die Orthographie fehlerhaft ist –, der zum Teil bessere Lesungen bietet als das parallele L 32. Allgemein muß man wohl den Lesungen dieses Lektionars mißtrauen. Die Lesung der Perikope war für die neunte Stunde des Karfreitages vorgesehen (4:&'$>#$4"-2$!#'+5+;1<, sic), wie es noch heute in der koptischen Osterliturgie üblich ist (Jer 1,18-12,13). Schüssler (BC sa 108L) hat jetzt den Aufbau und die Perikopenfolge dieses Lektionars rekonstruiert. XIII.-XIV. Jh. (nach Ciasca; Horner XIII. Jh.; Balestri XIII.-XIV. Jh.) Jer 11,18-12,1* 11,18-12,1*: BV Borg. copt. 109, fasc. 99, p. 378 ro – (379) vo; Ciasca II, 250251. L 36 BL Or 3579 A (36) 56-57 + BNU Strasbourg Copte 102; Crum 1905, Nr. 953, 396; Boud’hors 1998, 48 Zwei beschädigte Blätter (Doppelblatt) einer Pergamenthandschrift. Ein Fragment der oberen linken Ecke (von recto gesehen) von Blatt 1 befindet sich heute in Strasbourg. Die Blätter haben nach Crum die Maße 11 ¼ x 8 ½ inches (28 ¼ x 21 ¼ cm nach Schleifer). Der Text steht in zwei Kolumnen zu etwa 44 (!) Zeilen. Der Lektionartyp läßt sich mit nur zwei Blättern, auf denen nur alttestamentliche Lesungen erscheinen, nicht bestimmen. Auf Blatt 2 ro a könnte man für die Perikope Ex 19,10-16 die Überschrift: Dritter Sonntag des Monats Thot (?) rekonstruieren 4!)%/-!4)$"G1,5*+1<H$%"$4--$84->9$M$?)L-?-G;H (sic). Crum 1905 hatte die Reihenfolge der Blätter umgekehrt. Er konnte auf Blatt 2 (bei ihm 1) noch die Seitenzahlen 67/68 erkennen. Die Reihenfolge der Blätter ist aber wie bei Schleifer 1912 anzusetzen. Zu den anderen Lesungen vgl. ibidem, 16ff. Die sehr schlanke Schrift späterer Type ist sehr eng geschrieben; daher die ungewöhnlich hohe Zeilenzahl (s.o.). Die Perikopentitel werden in Rot und durch Doppelpunkt-Strich-Linie abgesetzt. Das Ende der Perikope ist durch Doppelpunkt und eben diese Linie angezeigt. Die Initialen sind recht groß, farbig ornamentiert (über 4-5 Zeilen) oder mit schwacher Doppellinie bzw. einfacher Linie (2-3 Zeilen) gezogen. Die Buchstaben ,, +, :, !, 2 werden gern mit ihren Hasten über den rechten Rand der Kolumne gezogen (vgl. L 33), * mit Trema. Der Silbenstrich 44 Die Textzeugen scheint zuweilen weggelassen, ist aber sonst wie zu erwarten gesetzt. Teilweise ist noch ein Punkt über dem Buchstaben des Wortanlautes auszumachen. Der Text zeigt noch eine gute Orthographie, in den Jeremiasperikopen gibt es aber einige Fehler. X.-XII. Jh. Jer 1,9-13 1,9-13: BL Or 3579 A (36) 57 ro a (Blatt 2) p. [67]; Schleifer 1912, 20-21. Jer 3,14*-17* 3,14*-17*: BL Or 3579 A (36) 65 vo ab (Blatt 1); Schleifer 1912, 19. + BNU Strasbourg Copte 102 vo; Boud’hors 1998, 48. L 50 BL Or 3579 A (5); Crum 1905, Nr. 6, 21, 45, 50 und 56 (Seiten 3, 8, 13-15) Mehrere Blätter einer Papierhandschrift eines Lektionars aus Deir el Baramus (Nitria). Wie viele insgesamt erhalten sind, hatte Crum nicht klären können. Schleifer 1909 (V., 23-28) publizierte nur zwei Blätter mit der Paginierung 160/ 161 und 156/157. Es gelang mir trotz dreimaligen Versuches nicht, das richtige Photo des Blattes mit der Jeremiasperikope auf p. 161 aus London zu erhalten. Ich gebe hier, um anderen die Suche zu ersparen, alle mir z.Zt. bekannten Blätter dieses Lektionars nach den erhaltenen Seitenzahlen geordnet: Or 3579 A (5) 7 ro/vo p. 152/153: Ex 17,7*-12*; Publikation? Or 3579 (5) sic! 9 ro/vo? p. 156/157: Hos 6,6-10; Job 4,19-25; Schleifer 1909, 26-27. Or 3579 (5) sic! 9 ro/vo sic? p. 160/161: Is 30,11-14; Jer 2,4-5* 2,4-5*; Schleifer 1909, 24-26. Die Zählung in der BL ist bei den letzten beiden Blättern sicher durcheinander gekommen, da p. 157 als 9 vo zu p. 160 mit 9 ro gesetzt wurde, wie ich nach den Eintragungen auf den Photos feststellte (mir fehlen Photos von p. 161 und 156). Auf p. 161 soll nach Crum die Lage 9 vermerkt sein. Crum bemerkt auch noch zu Cat. Nr. 6, daß das Blatt MS copt. d. 2 der Bodleian Library Oxford hierher gehörte. Die Blätter messen nach Crum 11 ½ x 8 inches (28 x 20 cm nach Schleifer). Der einkolumnige Text hat 21-22 Zeilen und eine arabische Übersetzung. Die Perikopentitel sind in Rot und durch Linien hervorgehoben. Die Gliederung des Textes ist durch Punkte, bei Versanfang mit einem Absatz durchgeführt. Die Initialen zum Versbeginn (über zwei bis drei Zeilen) sind farbig gerahmt. Eine recht ungleichmäßige, späte, leicht bis stärker nach rechts geneigte Schrift. Die Orthographie scheint noch gut, jedenfalls steht die Qualität der Schrift dazu im Widerspruch. Es handelt sich wohl um die Abschrift eines älteren Textes. Der Silbenstrich steht als kurze Linie noch in der erwartbaren Position. Fehler und Unsicherheiten sind im Text nicht selten. Die Verwendung von '2&; zeigt bohairischen Einfluß. Wortanfang und Ende sind besonders bei Vokalen markiert, der unbestimmte Artikel des Plurals wird mit Silbenstrich statt Vokal geschrieben. Iotazismus bei griechischen Wörtern. XIII.-XIV. Jh. Schleifer 1909, 24-26. Die Lektionare 45 L 31 BL Or 3579 A (31); Crum 1905, Nr. 22 und 47 (Seite 9 und 14) Ein an den Seiten fast überall zerstörtes Pergamentblatt und eine untere Ecke eines Pergamentblattes. Nach Crum (Budge) soll es aus Achmim sein (d.h. vom Weißen Kloster?). Das fragmentarische Blatt mißt nach Crum 10 ½ x 8 ½ inches (Schleifer 26 ¼ x 20 ½ cm). Der zweikolumnige Text ist durch große Punkte und Absätze gegliedert. Der rote Perikopentitel steht allein in einer Zeile. Initialen scheinen ebenfalls rot umrandet (über zwei Zeilen). Keine Paginierung hat sich erhalten. Gleichmäßige, aufrechte Schrift späteren Typus, jedoch ohne Tendenz, die Buchstaben aus der Kolumne wachsen zu lassen, mit guter Orthographie. Der Silbenstrich ist nur eine kurze Linie, teilweise bis zum Punkt verkürzt, * mit Trema. Iotazismus bei griechischen Wörtern (?*+>,1<). Das fragmentarische Blatt hat folgende Lesungen: BL Or 3579 A (31) 52 ro ab Is 45,16-19; ro b Jer 38,31-33* 38,31-33*; Schleifer 1909, 2123. vo hat Apc 22,15-21, was Schleifer nicht publizierte. Dazu käme nach Crum das Fragment: Cat. Nr. 22, Or 3579 (15) mit Job 27,1114. Schleifer verwies noch auf Crum Cat. Nr. 53 (Seite 15). Ohne Photo kann man das leider nicht verifizieren. Die Rekonstruktion dieses Lektionars wäre interessant, denn die Lektionare der Karwoche (L 33 und L 99) haben, soweit erhalten, anscheinend nie die Apokalypse. IX.-XI. Jh. L 80 Wien PS K 9685-9690; Till 1940, 40 Nr. 172 Dieses Lektionar (Pergament) scheint nur Lesungen des AT zu haben. Der Text der 6 Blätter ist fortlaufend ohne Lücke. Ich gebe summarisch die Beschreibung von Till 1940 und Till 1934, XI wieder, da ich kein Photo dieses Lektionars zur Verfügung habe: Zwei Doppelblätter und zwei Einzelblätter, 16-17 x 13-13 ½ cm. Einkolumniger Text zu 15-18 Zeilen (Kol. 12 ½-15 x 9-10 cm). Auf den Recto der Doppelblätter sind innen senkrechte Linien gezogen, sonst gibt es keine Unterteilung durch Linien. Keine Paginierung, keine Initialen. Rote Punkte nur auf recto von K 9690. Die Perikope aus Lam wird mit hebräischen Zahlwörtern gezählt, sie ist überschrieben mit )*)5)!)*+;$ ):!$ ');4+,5.;*;. „Unbeholfene Schrift, halbschmal“ (Till). Der Lam-Text zeigt einige Schreibfehler und läßt in Lam 1,22 einen Teil aus. Alle Perikopen sind aus dem AT; zu den anderen vgl. Till 1940, 40. XI. Jh. (Till) Lam 1,20-2,1* 1,20-2,1*: Wien PS K 9685 ro; Till 1934, 12. L 40 BN 1293 f. 171; Delaporte (1913), 90; Bouriant, 395 Ein Pergamentblatt aus dem Roten Kloster bei Achmim. Bouriant publizierte das Blatt mit anderen in einem Bericht über eine Mission in Oberägypten 1884-85, 46 Die Textzeugen während der er verschiedene Manuskripte aus dem Kloster von Händlern erwerben konnte. Darüber hinaus machte er überhaupt keine Angaben über die publizierten Blätter. Ich habe nur ein Photo des ro, auf dem sich ein arg zerstörtes Blatt mit stark verblichener Schrift zeigt. Bouriant hatte wohl noch einen gut lesbaren Text vor sich, denn er vermerkt keine Lücken oder schlecht lesbare Buchstaben. Der Text ist zweikolumnig und die Schrift heute nur sehr mühevoll lesbar. Er schließt in Jer 13,11b mit einer Zierborte, die ein Flechtbandmuster enthält, ohne den Schluß des Verses ab. Auf dem vo steht ein Kolophon zum Abschluß des Buches mit der identifizierenden Passage (nach Bouriant): Der Herr Jesus Christus . . . +==*$ '5--,/$ !#'*"-2$ "#1)D+6+*-"$ "#:..!)$ .$ .$ .$ +=4++=$ )%-," )4)116<;*+$ !#')")*.4$ !'5-D<4<;$ +,.$ +57<!+"?5*4<;$ +'+$ /)( "-,4)$)45),./=$"#%<4&=$.$.$. etc. Mangels jeglicher weiterführender Hinweise und jeglichen Kontextes vermute ich ein Lektionar. Soweit erkennbar, hat das Blatt eine gerade, regelmäßige Schrift und breite Buchstaben, gut in der Kolumne und Zeile stehend. Der Text zeigt gute Orthographie, kaum Fehler (Homoioteleuton von Jer 13,9 zu 13,10). Der Silbenstrich ist als deutliche Linie gesetzt. Der unbestimmte Artikel des Plurals wird mit Silbenstrich statt Vokal geschrieben und Perf. rel. "#4+@( usw., wie in jüngeren Handschriften üblich, nicht mehr von Perf. II getrennt. Die Schrift ähnelt der von 805. VII.-VIII. Jh. Jer 13,6*-11* 13,6*-11*; Bouriant, 395. 2.3 Die Zitate In der Einführung zur Textausgabe ist bereits ausführlicher auf die Problematik der Einbeziehung von Zitaten als Textzeugen eingegangen worden. Die Auswahl der Autoren der koptisch-sahidischen Literatur und die für den textkritischen Apparat unumgänglichen Abkürzungen ihrer Namen stützen sich auf die Vorarbeiten Peter Nagels zur Genesisausgabe12. Ich habe alle Abkürzungen übernommen bzw., wenn es nötig war, einige hinzugefügt, um eine benutzerfreundliche Einheitlichkeit in den Textausgaben herzustellen. Bevor die für diese Ausgabe verwendeten Zitate nach Kapiteln geordnet vorgestellt werden, sollen alle Abkürzungen erläutert werden. Mit Hilfe der Textstelle und der Abkürzung kann man die Herkunft jedes Zitates überprüfen. In der Textausgabe erscheinen nur das Siglum Q (Quotatio) und der jeweilige Autor in leicht erschließbarer Abkürzung: Q Sch(enute), Q Besa usw. Die sich hier anschließende Liste, zunächst der Publikationen der sahidischen Autoren und dann der Zitate, hat zur leichteren Auffindung noch den Namen des modernen Autors der jeweiligen Publikation, wenn die Zitate eines sahidischen Autors aus mehreren Publikationen gewonnen wurden, z.B.: Sch Am II, Zitat aus dem Werk des Schenute in der Publikation von Amélineau, Band I usw. 12 Peter Nagel, Manuskript zur Textausgabe des Buches Gen. Die Zitate 47 Ath Athanasius von Alexandria epistolae: L.Th. Lefort, S. Athanase. Lettres festales et pastorales en copte, Louvain 1955 (CSCO 150/151, script. copt. 19/20). Besa Schenutenachfolger: K.H. Kuhn, Letters and Sermons of Besa, Louvain 1956 (CSCO 157/158, script. copt. 21/22). BHom E.A.W. Budge, Coptic Homilies in the dialect of Upper Egypt, London 1910. BMCT E.A.W. Budge, Miscellaneous Coptic texts in the dialect of Upper Egypt, London 1914. ExAn Exegesis de anima („Die Exegese über die Seele“), NHC II, 6, 127-137. M. Krause / P. Labib, Gnostische und hermetische Schriften aus Codex II und Codex VI, Glückstadt 1971. Hor Horsiese, discipulus Pachomii: Oskar von Lemm, Kleine Koptische Studien, Bulletin de l’Académie impériale de St. Pétersbourg 1899-1912, Nr. LV (1908), Zu den Briefen des Hor-si-êsi, 67. Pach Pachomiana: L.Th. Lefort, Oeuvres de S. Pachôme et ses disciples, Louvain 1956 (CSCO 159/160, script. copt. 23/24). PsSch Pseudo-Schenute: K.H. Kuhn, Pseudo-Shenoute on Christian Behaviour, Louvain 1960 (CSCO 206/207, script. copt. 29/30). Sch Schenute von Atripe Am II: E. Amélineau, Oeuvres de Schenoudi, Texte Copte et traduction française, Tome premier – fascicule 2, Paris 1907. Am II II: Ibidem, Tome deuxième, Paris 1914. Behlmer Behlmer: Heike Behlmer, Schenute von Atripe: De Iudicio, in: Catalogo del Museo Egizio di Torino, Serie prima – Monumenti e Testi Vol. VIII, Turin 1996. Leipoldt Leipoldt: J. Leipoldt, Sinuthii archimandritae vita et opera omnia III-IV, Paris 1908-1913 (CSCO 42 et 73, script. copt., series secunda – tom. IV et V, textus). H. Wiesmann, Idem, Paris 1931-1936 (CSCO 96 et 108, script. copt., series secunda – tom. IV et V, versio). Young Young: Dwight Wayne Young, Coptic Manuscripts from the White Monastery: Works of Shenute, Wien (Österreichische Nationalbibliothek, MPER XXII) 1993. VPach Vita Pachomii: L.Th. Lefort, S. Pachomii vita sahidice scripta, Paris 1933 (CSCO 99/100, script. copt., textus, series III, tom. VIII). Verzeichnis der Zitate Die Zitate werden in der Reihenfolge des Bibeltextes aufgeführt. Unvollständig zitierte Verse werden mit * gekennzeichnet13. Zitate, von denen nur andere Lesarten (auch zu einem anderen Zitat) im Apparat erscheinen, sind kursiv markiert. Die Titel nach der Stellenangabe sind aus der entsprechenden Publikation. 13 Wie in der Textausgabe wird die Länge eines Verses an der Göttinger Ausgabe der LXX gemessen, d.h. ein unvollständiger Vers ist ein Vers, der kürzer ist als in der LXX. Die koptischen Väter hatten sicherlich andere Einteilungen der Verse als die moderne Edition. Diese Frage kann aber hier nicht berücksichtigt werden. 48 Die Textzeugen Jer 1,5 2,5* 2,8* 2,9* 2,12-13 2,18-19*, 20*-21 2,22 2,24* 3,1-4 3,2-4* 3,5* 3,10 3,10* 3,22* 3,22* 4,11* 4,14* 4,18* 4,31* 5,3* 5,8 5,14* 5,14* 5,22* 5,23-24* 5,31* 6,8 6,11 6,19* 6,26 6,30 7,29*(a) 7,29*(b) 7,31 8,2* 8,4* 8,6 8,7* 8,19* 8,21 Hom Hom, 108 (fol. 134b, Kol. 1) – Homily of Apa Basil. + PsSch PsSch, 15 (Zeile 13-16). Sch Am II, 169 (Anm. 13, Zeile 9-10). PsSch PsSch, 42 (Zeile 1-2). Sch Am II, 113 (Zeile 1-2). Besa Besa, 29 – reproofs and monastic rules. Besa Besa, 93 – to Matthew (zu 19* cf. Besa 16; 2,21* cf. Sch Am I, 291, Zeile 1-2). Besa Besa, 29 – reproofs and monastic rules. Pach Pach, 78 (Zeile 24-25) – Horsièse Catéchèses. ExAn ExAn, 71 (Zeile 8-21) – 72 (Zeile 22). Besa Besa, 116 – a denunciation of an erring nun. Besa Besa, ibidem. Besa Besa, 16 – on strife in the community. Sch Am II, 143 (Zeile 12) – 144 (Zeile1). BHom BHom, 13 (fol. 17a Kol.2/b Kol. 1). PsSch PsSch, 4 (Zeile 10-11). Besa Besa, 68 – on stealing from the sick. Besa Besa, 46 – admonitions to sinners. Besa Besa, 68 – on stealing from the sick. Besa Besa, 10 – on repentance. Sch Young Young, 165 (Mich 158,20 h, p. 240, Kol. 1, Zeile 1-5; cf. 168, Anm. 847). PsSch PsSch, 22 (Zeile 5-6). Sch Young Young, 38 (Wien K 930, p. 117, Zeile 7-15; cf. 45, Anm. 89). BMCT BMCT, 198 (fol. 15 a 2) – Cyril Archbishop of Jerusalem, the discourse of the cross. Besa Besa, 53/54 – on the sinfulness of the community. Besa Besa, 31 – reproofs and monastic rules (cf. 69 – on stealing from the sick). PsSch PsSch, 41 (Zeile 24). Sch Am II, 47 (Anm. 4, Zeile 12-14). Sch Leipoldt Leipoldt, 196 (Zeile 20-25) – De ira Dei. Sch Leipoldt Leipoldt, 117 (Zeile 26-28) – De vita monachorum XXI. PsSch PsSch, 29 (Zeile 10-14). Besa Besa, 16 – on strife in the community. Sch Am II II, 318 (Anm. 9, Zeile 7). Besa Besa, 16 – on strife in the community. VPach VPach, 332 (Kol. 2, Zeile 11-23). Ath Ath, 25 (Zeile 28-31) – Lettre 41. BHom BHom, 13 (fol. 17a, Kol. 2) – the discourse of Apa John. Besa Besa, 94 – to Matthew. PsSch PsSch, 46 (Zeile 7-10). Besa Besa, 59 (Zeile 27-29) – to nuns who are disrupting the community. Sch Am II II, 98 (Anm. 6, Zeile 8-9). Die Zitate 49 Besa Besa, 59 (Zeile 11-13) – to nuns who are disrupting the community. PsSch, 1 (cf. Sch Am II, 228 Anm. 3, Zeile 1-2). PsSch PsSch PsSch, 6 (Zeile 25-29). BHom BHom, 36 (fol. 49a, Kol. 1) – the discourse of Apa John. Sch Leipoldt Leipoldt, 125 (Zeile 24-26). Ath Ath, 29 (Zeile 19) – Lettre 43 (cf. 68, Zeile 23-24). Besa Besa, 94 (Zeile 1-4) – to Matthew. Sch Am II II, 160 (Anm. 4, Zeile 5-6). Sch Am II II, 7 (Anm. 7, Zeile 3-4). VPach VPach, 70 (Kol. 2, Zeile 23-27). Sch Am II II, 158 (Anm. 5, Zeile 8; cf. BHom, 32, fol. 43b Kol. 2). Besa Besa, 44 (Zeile 22-23) – admonitions to sinners. Sch Am II, 366 (Anm. 10, Zeile 12-13). Sch Behlmer Behlmer, 79 (fol. 27 ro, Kol. 1, Zeile 21-24). Sch Am II, 291 (Anm.7, Zeile 5-8). Sch Am II, 353 (Anm. 7, Zeile 3-5 u. 6). Sch Am II II, 12 (Anm. 6, Zeile 9-10). PsSch PsSch, 8 (Zeile 12-14). Sch Am II, 366 (Anm. 8, Zeile 4-5). Ath Ath, 25 (Zeile 27-28) – Lettre 41 (cf. 63, Zeile 17-20). Sch Behlmer Behlmer, 185 (fol. B ro, Kol. 1, Zeile 14-21). PsSch PsSch, 51 (Zeile 32-33) – 52 (Zeile 1-2). Ath Ath, 63 (Zeile 21-23) – Lettre 24. Ath Ath, 31 (Zeile 10-13). Besa Besa, 114-115 – continuation of Besa’s defence. Sch Am II, 367 (Anm. 3, Zeile 11). Ath Ath, 126 (Zeile 27-28). Sch Am II, 367 (Anm. 5, Zeile 14-15). Sch Leipoldt Leipoldt, 175 (Zeile 26-28) – De vita monachorum XXI. Sch Am II, 328 (Anm. 15, Zeile 4). PsSch PsSch, 52 (Zeile 8-10). Sch Behlmer Behlmer, 66 (fol. 78 vo, Kol. 2, Zeile 24-28) – 67 (fol. 32 ro, Kol. 1, Zeile 1-7). Ath 22,18*-19 Ath, 25 (Zeile 33) –26 (Zeile 1-2) – Lettre 41 (cf. Ath. 63, Zeile 24-28). Sch Am II 23,9-10* II, 98 (Anm. 5, Zeile 3-7). Sch Am II 23,14* II, 23 (Anm. 4 – Ez falsch, Zeile 1-2). Besa 23,19-20* Besa, 64 (Zeile 34-35) – 65 (Zeile 1-2) – on theft and deceitful behaviour. Besa 23,24 Besa, 23 (Zeile 18-20) – to an erring monk. PsSch 26,11* PsSch, 1 (Zeile 11-13). Hor 27,7* Hor, Lemm KKS LV, 67. Sch Am II 27,17 II, 343 (Anm. 4, Zeile 9-11). 27,18*-20*(a) Sch Am II II, 344 (Zeile 11-15) – 345 (Anm. 3, Zeile 1). Sch Am II 27,20* (b) II, 340 (Anm. 2 – Zch falsch, Zeile 3-4). 8,22 8,22 9,1*-2 9,1* 9,2* 9,3* 9,4*-5 9,8* 9,11* 9,17* 9,21* 10,24 10,25* 11,15* 11,16 12,8 12,9* 13,16* 13,23* 14,16* 15,1* 15,10* 16,4* 16-19*-20 17,5-10 17,5* 17,5* 17,7* 17,8* 19,4* 20,18 22,13 50 Die Textzeugen 28,9 28,50* 29,6-7* 29,11* 31,10* 31,10* 37,18 38,7* (a) 38,7* (b) 38,8*-9* 38,10* 38,11 38,29-30 Lam Bar 38,30 3,53-59 3,64-66 5,16*-17* 5,21*-22 4,7* 4,8* Besa Besa, 71 (Zeile 16-19) – on stealing from the sick. Besa, 11 (Zeile 18-19) – on faith, repentence and vigilance. Besa PBerol. 20915 (p. 100 vo, Zeile 6-11)14. Sch Am II II, 92 (Anm. 4, Zeile 11-12). Ath Ath, 126 (Zeile 26-27). Sch Am II, 342 (Anm. 9, Zeile 4). Sch Am II II, 340 (Zeile 5-6). Sch Am II II, 344 (Zeile 8). Sch Am II II, 340 (Zeile 4). Sch Am II II, 340 (Zeile 6-7). Sch Am II II, 339 (Anm. 2, Zeile 10). Sch Am II II, 340 (Anm. 5, Zeile 8). Sch Behlmer Behlmer, 185 (fol. B ro, Kol. 2, Zeile 21-24) –186 (fol. B vo, Kol. 1, Zeile 1-12). Besa Besa, 94 (Zeile 31-33) – to Matthew. Sch Am II II, 95 (Anm. 6, Zeile 9-11, 12-14) – 96 (Zeile 1-2). Sch Am II II, 96 (Zeile 5-8). Besa Besa, 10 (Zeile 25-26) (cf. 31, 43, 68). PsSch PsSch, 36 (Zeile 15-17). Besa Besa, 72 (Zeile 23-27). Besa Besa, ibidem. 2.4 Weitere Quellen zum Bibeltext Als weitere Quellen zum Bibeltext sind, wie schon in der Einführung erwähnt, die Scala Copte 44 der BN in Paris und ein Ostrakon des Leipziger Museums (OL) einbezogen worden. Sie geben den kodifizierten Bibeltext und dürfen als gute Textzeugen gelten. Das gilt insbesondere für den Text des Ostrakons. Die Scala zeigt eine späte Sprache und ist oft fehlerhaft. Abweichungen vom Bibeltext, wo man diese anhand eines Codex überprüfen kann, resultieren daher eigentlich immer aus Fehlern. Jedoch kann die Scala keinesfalls mehr bieten als Bruchstücke von Versen. Deshalb habe ich die Scala, wenn sie allein als Textzeuge in den Text tritt, ebenso wie die Zitate durch Kleindruck abgesetzt. Die Scala ist eine Art spätes, wohl schon mittelalterliches Glossar15, in dem Bibelstellen durch eine arabische Übersetzung erläutert werden. Die Textstellen sind nach der Reihenfolge des Bibeltextes fortlaufend angeordnet. Die Verse aus den Propheten Is, Jer und Ez stehen – in dieser Reihenfolge – auf den foll. 112-115; 14 15 Nach einer Mitteilung von Hans-Martin Schenke, der an der Publikation der Fragmente des sog. „Berliner Koptischen Buches“ beteiligt ist und mir das Zitat freundlicherweise zukommen ließ. Vgl. ZÄS 126 (1999), 61-70. Hyvernat 1896, 549: bombycin; environ XIIIe siècle. Sullam (littéralement, échelles) ou grammaire suivi d’un lexique où les mots sont arrangés par ordre de matières, le tout illustré par des exemples pris de l’Écriture Sainte. Weitere Quellen zum Bibeltext 51 Jer fol. 113 ro – 114 vo (Seite 228-231 der Publikation). Da alle Verse in der Scala, bis auf EpJer 31, unvollständig sind, wird dies hier nicht mehr extra vermerkt. Die Lesungen der Scala, von denen nur im Apparat Lesarten erscheinen, werden wieder kursiv markiert. Die Textstelle wird im folgenden mit Anfang und Ende des koptischen Textes gegeben, weil die Kapitel und Verse in der Publikation nicht angegeben sind. Jer 2,23 +"+,$ –$ ')"4+5++= 3,7 +,.$ !')=14-=$ –$ 41+4-*1*+$ "#*-,?+ 4,20 %&"$ -,/;")$ –$ "2*$ "+4)55*; 4,29 '1+%$ –$ 4)7.5+$ 4<5; 6,1 +,.$ "4)4";)!+"<$ –$ 3+*>+1+55)*! 6,21 -,4)/)$ –$ ;)"+4+16,23 ";)+!+%4)$ –$ ")="+"+$ +" 7,18 "),%*-!)$ –$ "4') 7,21 :)$ ;.-,%$ –$ ")4">,;*+ 7,31 +,.$ +,1.4$ –$ "")""-! 8,7 4+;*?+$ –$ -,3<") 13,1 "+*$ ")4)5)$ –$ )4)1C') 17,8 +,.$ ="+"-,:)$ –$ -,+43); 17,11 !')5?*L$ –$ !')=:'--, 19,1 4-4)$ –$ =!-"1B sic 19,2 "B3.1$ –$ 7+5;*> 19,8 +,.$ "4+1+$ –$ -,/!/<2) 23,33 :)$ -,$ ')$ '6,!!+$ –$ "4.4"$ ')$ '6,!!+ 26,2 ):"$ 42-!$ –$ "1<!) 26,9 "")2./$ –$ "6*3,1-; 26,18 :)$ ">)$ !'%*4+3,5*-"$ –$ >+6+;;+ 28,27 +,.$ "4)4)"=*$ )3-6$ %*4--4-,$ ""+;7+"+K+*-; 34,2 4+!*-$ –$ %&"16+6 51,19 !<$ –$ )3-6$ %"<5' 51,21 !<$ –$ ">*)6&<#&!# EpJer 31 ;)./$ –$ %"$ -,%+'$ 1..; Lam 4,7 +,433-$ –$ )4'.5:$ )3-6 Das Ostrakon des Leipziger Ägyptischen Museums der Universität (OL)16 hat die Inventarnummer 1652. Im Katalog von Sebastian Richter, dem ich auch eine Kopie des Photos dieses Stückes verdanke, erhielt es die Nummer 1. Das Ostrakon ist 19x14 cm groß, aus rotem Ton mit einem gelblichen Überzug. Über seine Herkunft ist nichts Genaues bekannt, vermutlich stammt es aus Theben. Die schmale, etwas kursive, aber schöne Unziale sowie die sprachliche Qualität des Textes, der den Bibeltext von 822 hier stützt, machen die Annahme einer Schülerübung sehr unwahrscheinlich. Die poetische Form der Lam, die selbst den Übersetzer oft vor größere Verständnisprobleme stellte (cf. Lam 3,43/44), wäre für eine 16 Vgl. Schüssler BC 1.4 (sa 113ex), 83. 52 Die Textzeugen Schreibübung ziemlich anspruchsvoll gewesen. Sebastian Richter datiert das Ostrakon in das 7. Jh., worauf vor allem die Schriftform hindeutet. Der Text auf dem vo ist heute verloren, jedoch brachte ein Archivphoto noch die bruchstückhaften Verse Lam 3,50-51 ein. Auch auf dem ro sind durch einen diagonalen Bruch die Zeilenanfänge nach unten zunehmend abgebrochen. Das Leipziger Ostrakon bietet Lam 3,39-46* und 3,49*-51 3,49*-51. 3. Die textgeschichtliche Stellung des Corpus Jeremiae als Version der LXX Obwohl schon seit mehr als einhundert Jahren zweifelsfrei feststeht, daß das ägyptische AT aus der LXX übersetzt worden war und nicht aus dem Hebräischen, ist bis heute unbekannt, welchen Platz die in verschiedenen Dialekten überlieferte ägyptische Version in der weitverzweigten und von Rezensionen geprägten Geschichte der LXX einnimmt und wie sich dabei die Versionen der Dialekte zur LXX und zueinander verhalten. Man muß davon ausgehen, daß die ägyptischen Übersetzungen des AT aus der LXX nicht gleichzeitig, nicht einheitlich und wohl nur im sahidischen Dialekt vollständig angefertigt wurden1. Auch innerhalb des am umfangreichsten überlieferten Dialektes, des Sahidischen, kann bei jedem biblischen Buch (oder Corpus) mit einer anderen Textgeschichte gerechnet werden, wobei natürlich ungefähr gleichzeitig übersetzte und als zusammengehörig empfundene Bücher (z.B. Pentateuch, poetische Bücher und Propheten) starke textliche und textgeschichtliche Gemeinsamkeiten haben dürften. Daher ist es unumgänglich, jedes Buch (oder Corpus) zunächst separat und nach Dialekten getrennt zu edieren und seinen Textcharakter gegenüber der LXX zu untersuchen, um einen Ausgangspunkt für textgeschichtliche Vergleiche auf innerägyptischer Ebene und mit der LXX zu gewinnen. Neben der sahidischen Übersetzung des AT hat nur die bohairische (zeitlich und räumlich) weite Verbreitung gefunden. Allerdings setzt ihre Überlieferung praktisch erst im 9. Jh. ein. Die bohairische Übersetzung muß aber früher erfolgt sein, schwerlich jedoch vor dem 6./7. Jh., als die Klöster der Nitritischen Wüste zum Zentrum der Kirchenpolitik wurden. Die wachsende Bedeutung der bohairischen Version zeigte sich dadurch, daß sie im 11. Jh. alle anderen ägyptischen Versionen verdrängt hatte und bis heute als einzige Bibel des AT in Ägypten verwendet wird. Die bohairischen Bibeltexte scheinen textgeschichtlich am homogensten zu sein, da sie in einer bewußt geplanten und konzentriert verwirklichten Übersetzungsarbeit (bohairische Neuübersetzung) angefertigt wurden, offenbar sogar mit dem Ziel, die sahidische Version zu ersetzen. Aber nicht alle Bücher des AT liegen in Bohairisch vor. Die anderen Dialekte2, in 1 2 Zum Folgenden vgl. Nagel 1991. Die in jüngster Zeit zu immer subtileren Unterteilungen der Dialekte neigende Dialektforschung hat deren Zahl beträchtlich erhöht. In Anbetracht der vereinzelten Textbezeugung in den kleineren Dialekten (vor allem der Sub-, Meta-, Meso- und Protodialekte) scheint es mir evident, daß zur Textgeschichte der Bibelübersetzung des AT nur die relativ gut belegten und klar differenzierbaren Dialekte Fajjumisch, Mittelägyptisch und Achmimisch (für Subachmimisch/Lykopolitanisch konnte bisher keine Übersetzung des AT nachgewiesen werden) etwas, oft nur fragmentarisch, beitragen können. Vgl. CE 8, 97-101; Pap. Bil. 1, 5256; Feder 2001b, 7ff. 54 Die textgeschichtliche Stellung des Corpus Jeremiae als Version der LXX denen Übersetzungen aus der LXX vorliegen, erlangten zeitlich und räumlich nur geringe Ausdehnung und Auswirkung. Meistens haben sich nur wenige Bücher oder Fragmente erhalten. Und es ist sehr wahrscheinlich, daß auch nur einige Bücher des AT in diese Dialekte übersetzt worden sind. Eine textgeschichtliche Abhängigkeit von einem der großen Dialekte (Sahidisch/Bohairisch) für diese anzunehmen ist mehr als naheliegend. Bisher ist allein die Achmimische Version aus dieser Sicht näher untersucht worden, die sich als abhängig von der sahidischen erwies3. Wie in der Einleitung dargelegt, soll und muß die textkritische Edition der sahidischen Übersetzung der LXX Ausgangspunkt für alle Studien sein, die diese Fragen beantworten wollen. Mit dem Corpus Jeremiae soll ein Anfang in diese Richtung gemacht werden, dessen Edition eine Grundlage für weiterführende Arbeiten zur Textgeschichte und Textkritik sowie zur Übersetzungstechnik legen möchte. Ein zusammenhängendes Urteil über die Textgeschichte der sahidischen Version der LXX wird man sich erst nach der Edition der meisten Bücher des sahidischen AT erlauben können, und die sich auf diesem Wege neu ergebenden Fragen werden die Komplexität dieser Aufgabe nur erneut unterstreichen. Es führt kein Weg an der Edition jedes einzelnen rekonstruierbaren Buches des sahidischen AT vorbei, das zunächst für sich textkritisch untersucht werden muß, wenn man jemals zu einem Gesamturteil kommen will. Die fragmentarische Überlieferung des Corpus Jeremiae erschwert und relativiert die Ergebnisse seiner textkritischen Untersuchung, stellt sie aber keinesfalls in Frage. Das Fehlen paralleler Überlieferung der sahidischen Textzeugen im überwiegenden Teil des Corpus erzwang andererseits die konsequente Einbeziehung der LXX in die Textkritik. Die Reihenfolge der Bücher, Kapitel und Verse des Corpus folgt dem Kanon der LXX4. Es gibt lediglich zwei Ausnahmen: die erste wurde im Laufe der Tradierung des sahidischen Textes durch eine innersahidische Korrektur wieder beseitigt, die zweite ergab sich aus der textgeschichtlichen Stellung des Textes der sahidischen LXX (Sa) und blieb erhalten. 1) Der Codex 822 hat die Bücher des Corpus wie folgt angeordnet: Jer, Lam, EpJer, Bar – diese Reihenfolge haben der griechische Codex S, der mit Lam 2,20 abbricht und wohl genauso fortsetzte wie 822, und offensichtlich Bo – sofern Tattam Lam nicht willkürlich auf Jer folgen ließ. Allerdings besteht zwischen 822 als Vertreter der sahidischen Version der LXX (Sa) und gr. S keine textgeschichtliche Verwandtschaft, ebensowenig wie zwischen Sa und Bo. Das heißt, diese Reihenfolge der Bücher hatte die griechische Vorlage von Sa (Sa-Text) mit gr. S nur als äußerliche Gemeinsamkeit, die keiner textlichen entsprach. Wie der späte sahidische Codex 826, bei dem allein neben 822 die Reihenfolge der Bücher noch erkennbar 3 4 Vgl. Nagel 1988. Die hier und in den folgenden Kapiteln verwendeten Abkürzungen der griechischen Handschriften, ihrer Rezensionen sowie Versionen/Übersetzungen (Buchstaben für Unzialhandschriften, Zahlen für Minuskeln, kursive Buchstaben für eine Handschriftenfamilie einer Rezension – z.B. O für Origenes’ hexaplarische Rezension –, Abkürzungen für die Versionen und die Zitate aus der griech. und lat. Patristik usw.) entsprechen der LXX-Textausgabe. Die innersahidische Textgeschichte 55 ist, zeigt, ist die dem Konsens der griechischen Handschriften des B-Textes (Codex gr. B), der Leithandschrift der LXX, folgende Anordnung der Bücher Jer, Bar, Lam, EpJer in der Zeit zwischen dem 4. und dem 9./10. Jh. auch für Sa festgelegt worden. Leider hat sich von 827 nur ein Blatt aus Lam erhalten, so daß man nicht feststellen kann, ob diese Handschrift die eine oder die andere Anordnung der Bücher hatte. Wahrscheinlich ging sie mit 826. 2) Die in der LXX fehlenden Verse Lam 3,22-24 erscheinen in Sa. Diese Verse sind auch bei Textzeugen der hexaplarischen (O) und der lukianischen (L) Rezension sowie unter den Versionen Bo, La (altlateinische Übersetzung) und Arm (armenische Übersetzung) vertreten. Ob und welche Schlußfolgerungen sich im Gesamtzusammenhang hieraus ergeben, wird in Kapitel 3.2 behandelt. In der Anordnung der Verse innerhalb eines Kapitels und der Länge einiger Kapitel (besonders in Jer), die in den Publikationen der sahidischen Textzeugen sehr variabel sein kann, da man sich an der LXX-Handausgabe (Rahlfs 1935), an Bo oder an der ganz anderen Einteilung des hebräisch-masoretischen Textes, oder gar der Vulgata orientierte, bin ich praktisch überall Ziegler gefolgt. In wenigen Fällen haben sich aus inhaltlichen Gründen unwesentliche Änderungen ergeben5. Weil es in der Textgeschichte des Buches Jer in der LXX, gerade auch wegen der oft ganz anderen Anordnung ganzer Kapitel im hebräisch-masoretischen Text (MT), sicherlich schon „historische“ Unstimmigkeiten bei der Vers- und Kapitelzählung gegeben hatte, ist die Verwendung der Vers- und Kapiteleinteilung der LXX-Ausgabe schon aus Gründen der wissenschaftlichen Transparenz konsequent. Eine Wiederherstellung der antiken sahidischen Verszählung ist ohnehin nicht möglich, weil sie in den Handschriften nicht erscheint. 3.1 Die innersahidische Textgeschichte Das Verhältnis der einzelnen sahidischen Textzeugen des Corpus Jeremiae zueinander läßt sich nur an einigen Stellen verfolgen (Jer in Kap. 4-5, 11-12, 18-19, 2829, 33, 39, 40-43, 46, 50-52; Lam in Kap. 2-5; EpJer am Anfang; Bar in Kap. 3). Am ergiebigsten sind Jer 40-43 und 50-52 mit 822 + 826 sowie Lam 2-5, wo die frühen, aber fragmentarischen Handschriften 802, 806, 808 und die späten 801, 826 oder 827, jedoch keineswegs durchgehend, 822 begleiten. Überall gibt es beträchtliche Lücken. Nur in Jer 40-42, 50-51 und Lam 4 begleitet eine andere Handschrift 822 über das ganze oder annähernd das ganze Kapitel. Ein endgültiges Urteil über die innersahidische Tradierung des Corpus Jeremiae mag man bei diesem Befund für unmöglich halten. Jedoch gibt die Klarheit des Ergebnisses der textkritischen Untersuchung keinen Raum für die Vermutung, daß sich einzelne Handschriften in den nicht (sahidisch) verifizierbaren Stellen vom sahidischen Konsens wieder entfernten. Alle sahidischen Codices und Lektionare überliefern in erstaunlicher Geschlossenheit, bis zum Ende der Verwendung des Sahidischen als Literatursprache und der Durchsetzung der bohairischen Neuübersetzung, den 5 Zu den Einzelheiten s. Kapitel 5: Text und Apparat. 56 Die textgeschichtliche Stellung des Corpus Jeremiae als Version der LXX sahidischen Bibeltext, der wohl zum Ende des 3. Jh. und im frühen 4. Jh. aus dem Griechischen übersetzt worden ist. Alles deutet darauf hin, daß jedes Buch des Corpus Jeremiae von einem anderen Übersetzer in das sahidische Ägyptisch übertragen wurde. Dabei ist es wahrscheinlich, daß Jer von einem oder von zwei Übersetzern übersetzt wurde. Das können nur detaillierte Untersuchungen zur Übersetzungstechnik klären, die mir in diesem Rahmen nicht möglich waren. Einige Überlegungen und Ergebnisse werden aber hier und im folgenden Kapitel in die Argumentation einfließen. Die sahidischen Textzeugen haben nur wenige und zumeist unwesentliche Abweichungen untereinander, wenn man von Fehlern des Schreibers und korrupter Textüberlieferung absieht. Der sahidische Bibeltext des Corpus Jeremiae ist im Laufe seiner Tradierung sehr sporadisch korrigiert worden, allerdings in sehr zurückhaltender Weise, um die alte Übersetzung nicht zu beschädigen. Hier kann man nach dem Zeugnis vor allem der jüngeren Handschriften erstens von einer unsystematischen und sehr selektiven, phasenweise sogar eigenmächtigen Korrektur sprechen, die aber überwiegend einzelne Wörter betrifft oder nur Tempus, Genus, Numerus und seltener die Syntax verändert – Abweichungen, wie sie in einer derart langen Textgeschichte nicht ungewöhnlich sind, die aber die Integrität des Textes prinzipiell nicht beeinträchtigen. Sehr vereinzelt und ohne den Text wirklich zu verändern in Jer, Lam und EpJer, eindeutig und weitgehend jedoch in Bar, ist zweitens ein Bemühen festzustellen, die alte literarische und freiere Übersetzung in Richtung auf eine wörtlichere in der Syntax möglichst nahe an der griechischen Vorlage orientierte Übersetzung zu korrigieren, die für dieses Ziel die Grenzen der ägyptischen Syntax strapazierte und sich von der klassischen sahidischen Literatursprache abwendete. Eine Methode zur wörtlichen Übersetzung ist nur in der bohairischen Neuübersetzung recht konsequent angewendet worden. Im Corpus Jeremiae ist allein das Buch Bar in dieser Weise, aber auch nicht konsequent, bearbeitet worden, da dieses Buch wohl eine frühe und gegenüber den anderen Büchern die am wenigsten wörtliche oder freieste Übersetzung zeigt, das heißt z.B. der griechischen Vorlage in der Wortstellung am wenigsten folgt, dafür aber dem sahidischen Stil und Sprachgebrauch ihrer Zeit. Doch auch der Text des Bar wurde nicht einfach aufgegeben und durch einen neuen ersetzt, wie Kasser annahm6, sondern weitgehend bearbeitet, damit er der griechischen Vorlage möglichst nahe kommt. Denn es bleiben Verse, die nicht oder fast nicht verändert wurden, als Beleg, daß der alte Text als Grundgerüst erhalten wurde. Das bedeutet, daß das Buch Bar gar nicht neu übersetzt worden ist, sondern nur neu „organisiert“. Einige Beispiele sollen das weiter unten belegen. Der Text von Jer, Lam und EpJer ist praktisch in der Form tradiert worden, die er bei seiner Übersetzung erhalten hatte. Wenn davon gesprochen wird, daß z.B. die Handschrift 826 diese oder jene Korrektur vorgenommen hätte, so dient dies nur der Vereinfachung der Darstellung. Denn es ist ja selbstverständlich möglich, daß 826 die Korrekturen aus seiner Vorlage übernahm. Zu welcher Zeit der sahidische Bibeltext korrigiert wurde und von wem, ist bei der doch sehr geringen Anzahl 6 Pap. Bodmer XXII, 24. Die innersahidische Textgeschichte 57 wirklicher Korrekturen und der fragmentarischen Überlieferung schwer einzugrenzen. Zudem scheinen die Korrekturen nicht systematisch und an keinen begrenzten Zeitpunkt gebunden zu sein. Überhaupt ermöglichten nur die Handschriften 826 und 822, die Korrekturen über ein Kapitel zu verfolgen. 3.1.1 Die Bewertung der Zitate Zunächst jedoch muß im vorliegenden Zusammenhang die Problematik der Zitate noch einmal durch einen weiterführenden Hinweis aufgenommen werden. In der Einführung ist deutlich geworden, daß die Zitate den sahidischen Bibeltext nur bedingt überliefern, da sie ihn in der Regel nicht nach kodifizierten Quellen zitieren. Es blieb natürlich die Frage offen, ob erkennbar wäre, daß die Zitate aus anderen Quellen als dem sahidischen Bibeltext schöpften. Diese Frage kann im Rahmen der Textausgabe des sahidischen Bibeltextes nicht gelöst werden. Allerdings gibt es Lesarten, in denen die Zitate von Autoren der klassischen sahidischen Literatur gegen die LXX oder sogar gegen den sahidischen Bibeltext mit anderen Zeugen der LXX zu gehen scheinen. Die Abkürzungen der Textzeugen sind die des Apparates der LXX-Textausgabe. Folgende Stellen seien genannt: Jer 4,31 Q Besa, gegen LXX und Sa, om. !"#$% mit 966 verss.p Tht.p Cyr. II 604 Jer 5,14 Q Sch + BMCT, gegen LXX, om. !"#$%& mit& 534 Bo Or. IV 188 Or.lat VI 56 VI 276 XII 283 Lo. Cyr. IV 604 V 213.753 Ambr. VI 196. Vgl. auch Jer 3,22. Jer 9,1 Q PsSch, gegen LXX '()*&+,(%*&-(./ liest '()*&+,()*&'(.0'(* mit V-106 OQc L’-36-130’ Bo Arm et multi patres. Jer 11,16 Q Sch, gegen LXX, + ,"*1%231& 4.05& !"4& "& ,."'1%* mit rel. Jer 15,10 Q PsSch, gegen LXX (."%'!&$"2!6%+17,& und Sa (."8&$"2!%+17,/ liest (."8 $"2!%+17,& (."9!%* allein mit Lukian (L). Beachte im selben Vers Q PsSch, gegen LXX und Sa, om. !"#$% mit Bas. I 765 III 224 Tht. Ambr. VII 267p Hi.ep. 39,2 et 96,4 et adv. Ruf. 2,24 = Vulg. Jer 28,50 Q Besa, gegen LXX 8,596%,*& .:-$0*/ liest 8;& 1:-$0* mit A Arab. Wie aus diesen wenigen Beispielen ersichtlich ist, kann man keine eindeutige Tendenz erkennen, welchen außersahidischen Textgruppen die Zitate zuneigen, wenn sie Lesarten gegen LXX und Sa haben. Ja, meistens lassen sich scheinbar eindeutige Fälle, wie Jer 15,10 oder 28,50, ebenso plausibel als rein zufällige Übereinstimmung erklären, da es keinen Anhaltspunkt dafür gibt, daß PsSch oder Besa ihre Zitate nach Lukian oder dem A-Text ausrichteten. Allenfalls könnte man verfolgen, ob die Lesarten der sahidischen Zitate häufiger mit den griechischen Väterzitaten gehen als in den oben angeführten Stellen. Denn warum sollten Autoren wie Schenute oder Besa die griechische Patristik nicht gekannt haben, aus der sich sicher – ganz im Sinne der christlichen Literatur und nicht der genauen Überlieferung des Bibeltextes – Anregungen für die eigenen Werke ergaben? Was bei Athanasius, dessen Werke man ja ins Ägyptische übersetzte, gar keine Frage wäre. Sicherlich brächte eine Studie, die die sahidischen Zitate genauer auf ihren Textcharakter hin untersuchte, einiges Erstaunliche zutage; deshalb habe ich – um 58 Die textgeschichtliche Stellung des Corpus Jeremiae als Version der LXX einen Zugang zu ermöglichen – auch bei den Zitaten im Apparat vermerkt, wenn sie anderen Lesarten der LXX entsprechen. Aber als Textzeugen zur Rekonstruktion des sahidischen Bibeltextes bieten sie auch von dieser Seite betrachtet keine verläßliche Textgrundlage, wenn sie allein den Text vertreten. Deshalb werden die Zitate hier nicht weiter diskutiert. 3.1.2 Das Buch Jeremia Hier folgen nun Beispiele für die innersahidische Textgeschichte, die das weiter oben Gesagte untermauern mögen. Jer 4,31: 826 korrigiert, wie es scheint, eigentlich unnötigerweise, die in 827 präsente ältere Lesung: 827 !"#$%&'()* )%+!,,-) 826 !"#$%&.()* )%!,+!,,-) cf. LXX $"96*(.%71< und Bo !"#$%&'( Jer 5,5: 826 verwendet anstelle der älteren Übersetzung in 827 eine andere, damit die Wortzahl mit LXX übereinstimmt, auch wenn die Übersetzung vielleicht nicht die adäquateste ist. Erstaunlicherweise ist 826 hier im Bemühen um Wörtlichkeit (Wortstellung und formale Entsprechung) sogar genauer als Bo: 827 !)/)* #$0!* 1#(* ((##$ 826 !2334) LXX '(.)<& ,:95(.%< Bo $)* !+,!* -.-$* /+0-1* 1+12-. Jer 4,28: 826 ergänzt ein Wort nach LXX, welches die ältere Überlieferung oder der Schreiber von 827 weggelassen oder vergessen hatte: 827 /5)* 4"* -,-) 826 6/5)7* 4"* -,-)* &.* /5) (scr. 55)) 7.78(',7,%'$& (:& (."5,*()<! "#$%&'(% LXX Bo ,+3!* !4* 5%&(* 1+6+/2( Jer 18,18: 827 korrigiert eigenmächtig ein Wort, wie es der Kontext scheinbar verlangt. Die alte Handschrift 804 und das späte L 32 haben die richtige Lesung erhalten: 827 ,$3*#$8#2!)*)9#:*&./!*#$%,9)*,$3*#$8#2!)*)9#:*&./! #$54#;</<% 804 und L 32 haben statt des zweiten 8#2!)*wie LXX (+(%#(<) und Bo (-."%0() #$8,2). Allerdings vertreten die Lesung von 827 auch zwei griechische Minuskeln (+(#67-(%< 62 410). Zum Ende des Verses haben die jüngere Handschrift 827 und L 32 eine in der Wortstellung der LXX angepaßte Lesung, während 804 eine freiere und ältere (?) Wiedergabe bietet: 804 !/!2.* -4#=* &0!* !)=8,2) 827+L32 !/!2'* -4#=* ("(#=* &0!* #$8,2) LXX 8,6)& 4,',%=$-!*& ,."'()*& !"*& #+$%77> Bo 7,!$/%4(* !+4-8* 9!$* 3+:%" Die innersahidische Textgeschichte 59 Jedoch hat kein sahidischer Textzeuge die eigentlich nicht-wörtliche (lexikalisch adäquate) Übersetzung von #+$%771 mit 8,2) als störend empfunden. Bo gibt das ägyptische Synonym (die lexikalische Entsprechung)* :%" und damit die wörtlichere Übersetzung7. Die sahidische Übersetzung bevorzugte ein anderes Wort als das Synonym, weil die „Zunge“ hier nicht die semantische Breite wie im Griechischen vertreten konnte. Der bohairische Übersetzer entscheidet sich, seiner Methode der wörtlichen Übersetzung folgend, für die Wiedergabe durch die lexikalische Entsprechung. Jer 29,3: 826 „regräzisiert“ eine ältere Lesung in 827, die unbedingt im Ägyptischen verständlicher, aber nicht wörtlich genug übersetzt ist. 827 !!)')'9* !!)=#$)4</) 826 !!&#5:#!* !!)=#$)4</) Die Stelle ist in der LXX korrupt überliefert. Ziegler stellte nach Schleusner die ursprüngliche Lesung wieder her. Sa und Bo folgten der Lesung, die in den meisten älteren Handschriften vorlag. LXX '$0*& (:%4+$*& '$0*& 6:%44$*& ,."'(.0 (v.l. 4(9$0*) $('-6:-$* 7,!* $!8;%:%.0 Bo Jer 39,4: Ein nicht mehr gebräuchliches Wort in einer alten Handschrift (802) wurde durch ein gebräuchlicheres in der jüngeren Handschrift (827) ersetzt: 802 !"/)* 463=* 8,72)* (0!* 436=7 827 !/)* /)=/,54#* 8,2)* (0!* /)=/,54# Jer 40,10: 822 überliefert das Versende wie LXX. 826, Bo und nur eine griechische Minuskel (239) lassen es, wohl als scheinbare Doublette, weg. 822 !,'* )!/,$64* 2,).)7* 2)* (0!* 43()* 8##5* #$6>)* /9!<7 LXX ',60<& 1"51-$-!%*,6<& 4,5,)& '()& -1)& !6"0*,6& ,"%*35$4(*& 8,6)& 8'10*(< 826 und Bo können aber auch einen Ausfall durch Homoioteleuton, wegen des vorhergehenden )(0!*43()*!"&</0=*#$>)*/09!<, gehabt haben. Diese wäre eine Stelle, wo 826 theoretisch nach Bo gegangen sein könnte. Allerdings sprechen die meisten vergleichbaren Stellen nicht dafür, sondern eher dagegen. 826 bediente sich bei Korrekturen wohl einer ähnlichen Methode wie jene, durch die die bohairische Neuübersetzung gekennzeichnet wird. Jer 41,21: 826 korrigiert das von 822 (und Bo) getreu der LXX überlieferte %)>)-.,%* 5044#* !"+#$>,., zu %)>.* 504.* !"'#$>,, wohl wegen !",4?3! !"'#$>, in 41,19 und ("5#:.%*!"'#$>, in 40,22. Es gibt keinen Grund anzunehmen, daß 826 den LXX-Lesarten folgt, die hier auch 6(.9, lesen (A C’-613 534 Arab). Jer 42,3: 822 stützt hier eine Lesung, die Ziegler gegen den Konsens der ältesten griechischen Codices (B-S A) mit gutem Grund in den Text nahm8. 822 ')@#!.,% = LXX und Bo 826 ')?#!.,% = B-S-130-538 A-106’ 46 Aeth Arm 7 8 Zu der Problematik von „freier“ und „wörtlicher“ Übersetzung im antiken Verständnis s. Kap. 4. Ziegler hatte den wichtigsten Zeugen für Sa, 822 (1964 ediert), bei seiner zweiten Auflage (1976) nicht berücksichtigt. 60 Die textgeschichtliche Stellung des Corpus Jeremiae als Version der LXX Hier kann man erwarten, daß 822 eine andere Lesung in seiner Vorlage hatte als 826. Solche innersahidischen Textkorrekturen, die augenscheinlich auf unterschiedliche griechische Lesarten zurückgehen, treten nur sehr vereinzelt auf, da man den alten sahidischen Text nicht aufgeben wollte. Ein ähnlicher Fall liegt in Jer 52,4 vor. 826 hat statt der von 822, LXX und Bo vertretenen 3. plur. die 3. sing. und geht so mit vielen anderen Zeugen gegen LXX. 822 ,$-3/)* )4#%* ,$3* ,$-3/* &.43% 826 ,=-3/)* .* .* .* ,=-3/ und vertritt so eine Lesart gegen LXX wie folgende Zeugen: 4!56!?,5,%8$7,* LXX] @7!* S A-106 O-86mg L’-62 C’-613 Aeth Arab Arm 4!56A8(9(%-17,* LXX] -7!* A O-86mg L’-62 C’-613 Aeth Arab Arm Auch wenn es den Anschein hat, daß – wie oben in Jer 41,21 – 826 regelmäßig dem A-Text folgte, so muß noch einmal betont werden, daß jede Analyse, die das zu beweisen sucht, das Gegenteil offenbaren wird. Denn es handelt sich ja nur um wenige Abweichungen innerhalb der sahidischen Textzeugen, die sich dem sonst durchgehend gemeinsam vertretenen Sa-Konsens unterordnen. Im folgenden Abschnitt 3.2 wird sich erhellen, daß es keine Verwandschaft zwischen Sa und dem A-Text gegeben haben kann. Andererseits ist es möglich, daß 826 eine dem A-Text nahestehende griechische Handschrift zur Korrektur verwendete, während Bo diese oder eine andere dem A-Text zugehörige Handschrift zur Übersetzung benutzt zu haben scheint. Jer 42,15 zeigt, daß 826 Wörter nicht nur zu „gräzisieren“, sondern auch zu „reägyptisieren“ scheint. Dadurch wird die Willkürlichkeit mancher Korrekturen deutlich. L 32, jünger als 826, hat die alte Lesung. 822 )9#:* !"/)=&'<* ("5#!<4#! 826 )9#:* &0!* /)=&'<* AB##$ L 32 )9#:* &0!* /)=&'<* ("5#!<4#! LXX ,"4()& (:9(.0& ,."'(.0& '10<& 4(*15,0< Bo !+<-:* '%* 6!812(,* !,'2-. Wieder läge die Vermutung nahe, daß 826 Textstellen nach Bo verändert. Aber ein Blick auf Jer 51,27 unterstreicht, daß es dafür keine Grundlage gibt. 822 (0!* 5)&-# 826 (7!* 5)&933! Bo $!1* 6++'+&Jer 51,20 ist in 826 ein Wort, wohl durch Versehen des Schreibers, verlorengegangen. Möglich wäre auch wieder eine Korrektur. Jedenfalls gibt es keine Stütze durch eine Lesart der LXX: 822 !)!/,$#$3809* !,=:* !&)!8,2)* )=23* ("(#%* !,$ 826 om. !"&)!8,2), cf. LXX '(60<& ,"4(8563!6076*& ,."'A0& +(%#(.</& +!%#$* Bo !+,%.!+4* -.2+* $%8* 7$%("%0(* !802* 1+1-" 826 erweist sich, obwohl sie eine sehr späte und fehlerhafte Handschrift ist, als eine wichtige Hilfe, die häufigen Homoioteleuton-Sprünge in 822 zu heilen. Für diese Aufgabe kommt 826 auch oft genug nur allein in Frage, da sie nach 822 der umfangreichste Textzeuge ist. 826 hat nur in Jer 15,5-7 eine größere korrupte Die innersahidische Textgeschichte 61 Passage, wo ein von Dittographie und Homoioteleuton völlig entstellter Text vorliegt. Jer 51,23 gewährt Einblick in ein sehr interessantes Beispiel, wo der Textausfall in 822 durch 826 geheilt werden kann und durch die Lesung, die allein hexaplarische Textzeugen überliefern, bestätigt wird. In spitzen Klammern werden die in 822 fehlenden Stellen mit 826 ergänzt: 822/826 ,$3* ("5)/0!%3/0(;* !"%,* C5)&4##$* ("D52#).%* .* .* .* C&./(* 5,'D ,!)'5)B##$* /<4#$:* ).* )&4,'* )23/0! LXX 8,6)& (."8& 1"8(.%7,'!& '10<& 2$*10<& 8.56%(.& ;& ;& ;& 8,6)& !"4!+,%B!'(& .:-$0*& ',) 8,8,)& ',.0', Bo -.-'*1+6!,!$"2,!1*7"%*,+"+1)*1+6+;="=* >*>*>*-.-'*%+$%(6!,'2-. ,%'!* ?)$-. Die Lesung &./(* 5,' geben Zeugen der hexaplarischen und der lukianischen Rezension (O 62 Arm 96,)& '(.0'(), die es nach MT hinzufügen. Es wäre möglich, daß Sa hier statt 96,% eine andere Präposition las, denn 96,)&'(.0'( wird gewöhnlich durch )/9)*5,' wiedergegeben. Es spräche aber nichts dagegen, die verwendete Übersetzung für genauso adäquat zu halten. Es spricht hingegen alles dagegen, Sa mit Arm und der Lesung propterea im Apparat zusammenzustellen und von O zu trennen, wie Ziegler das tat. Die Lesung mit /<4#$ ist aber nur durch die hexaplarischen Lesarten vom Rand der griechischen Minuskel 86 für Aquila und Symmachos (,C7C) belegt: 8,6)& 96,)& '(.0'(& ,"41%*'17!*& .:-60*& 4,%*',& ',)& 8,8,)& ',.0', Die Ursache für diese Übereinstimmung ist der im folgenden Abschnitt 3.2 zu besprechende Textcharakter der Vorlage von Sa als vorhexaplarische Rezension der LXX, die von der hexaplarischen Rezension verwendet worden ist. Für diese Stelle ist 822 die älteste handschriftliche Bezeugung dieser Lesart. Jer 52,26-27 relativiert den Wert von 826 als Quelle zur Wiederherstellung der Textausfälle von 822. Hier überliefern 822 und 826 „einmütig“ ein Homoioteleuton, das in der gesamten sahidischen Textgeschichte „bewahrt“ wurde. In spitzen Klammern der ausgefallene und von mir konjizierte Text. Vers 26 endet: 822/826 ,=!"/#$*8,*5044#*!"/9,9$:3!*)&4,'*)>)9:,B,*27*C,=5,/,%%) ("(##$*!"1.*5044#*!"/9,9$:3!*&0!*>)9:,B,D*&0(*5-,&*!")(,B: Vgl. LXX 8,6)& 1"%#,#!*&,."'(.)<&45()<&B,76+!%,&D,B.+$0*(<&!6"<&E!B+,3,/& 27&8,6) !"4,%',77!*&,."'(.)<&B,76+!.)<&B,B.+$0*(<&!"*&E!B+,3,&!"*&#>0& F-,3; 3.1.3 Lamentationes und Epistula Jeremiae Die Klagelieder (Lam), in denen die alten, aber fragmentarischen sahidischen Handschriften 802, 806 und 808 den Text von 822 stützen, liefern Beispiele für leichte innersahidische Abweichungen. Allerdings stellte ihre Übersetzung besondere Ansprüche an die Kenntnisse des Übersetzenden, da es sich um ein Buch in poetischer Form handelt, wo Verse wirklich als Verse im Sinne einer Dichtung verstanden wurden und die Bezeichnung „Lied“ zutreffend ist. Der griechische Text hat den Übersetzer zuweilen in arge Bedrängnis gebracht, so daß er bestimmte Stellen, die er nicht verstanden hatte, vereinfachte. Besonders die Zuordnung der 62 Die textgeschichtliche Stellung des Corpus Jeremiae als Version der LXX in der griechischen Syntax sehr flexiblen Stellung der Objekte zu Subjekt und Prädikat, die im Ägyptischen – mangels Deklination – an strikte Wortfolge oder bestimmte Konstruktionen gebunden ist, bereitete ihm oft Probleme, wodurch z.B. Anfang und Ende der Verse verschoben wurden. Dennoch muß man diese Übersetzung wegen ihrer poetischen Qualität hervorheben. Lam 2,21 vertreten zwei alte Handschriften (822, 806) und eine jüngere (801) den Text, wobei 806 eine sehr ungewöhnliche und sicher schon im 4. Jh. altertümliche Negation zeigt, die allerdings nur sprachgeschichtlich interessant ist und keine textkritische Bedeutung hat. Leider besteht 806 – soweit mir bekannt ist – nur noch aus einem Fragment. Sollte diese Handschrift mehr solcher Anzeichen einer sehr frühen Übersetzung gehabt haben? Der erhaltene Text von 806 verläßt jedoch deshalb keinesfalls den sahidischen Konsens. 822 ("50-+* %# 801 ,$3* ("50-+* %# 806 #$)8!"* +* %# LXX (."8& !"2!6%7$ Bo 1+6!&#* %+"801 scheint durch den Zusatz ,$3 eine Korrektur zu überliefern – wie wir es öfter bei der ebenfalls jüngeren Handschrift 826 beobachteten –, die auch andere Textzeugen der LXX aufweisen: pr. 8,6% Syh 410 544 Aeth Arab Arm. Lam 3,14 erweist hingegen, daß die jüngere Handschrift (801) die Lesung der LXX vertritt, die älteren (822, 808, 806) aber eine andere. 822+808+806 ("5:,#% = v.l. LXX om. -(. Q-V-26-46-86txt-147-233-534-544710 L’ C’ Bo Aeth 801 ("5,:,#% = LXX Derselbe Vers erstaunt uns aber sogleich mit einer Lesart, die dieses Mal von 822, 808 und 801 vertreten wird, während 806 mit LXX geht. 822+808+801 !)).#* !,$* !"E,:(#% = v.l. LXX G,+-()<& 1"%-1*& ,."'$0* L’ 806 (0!* #$6E,:(#%* !,$7 = LXX LXX G,+-()<& ,."'$0* Bo $!1* -.@%:1-"* $2-. Zunächst steht hier die jüngere Handschrift nicht gegen die älteren. Dann muß man konstatieren, daß die Lesart gegen LXX nur von der lukianischen Rezension und Sa überliefert wird. Lam 3,16 zeigt wiederum, daß 801 und 808 der LXX entsprechen, 822 aber der Lesart des Apparates. 822 ,=B.# = v.l. LXX A-106’ Qtxt-V-26-46s-86’-130-147-233-239-534-538544 62-449 Bo Arab Arm Tht. Olymp. 808+801 ,$3* ,=B.# = LXX Lam 3,23 führt vor Augen, daß 801 als jüngere Handschrift nicht unbedingt, wie zuweilen 826, den Text wörtlicher gestalten will, d.h. die Wortstellung des Griechischen nachmacht, sondern die ältere 806. Jedoch fehlt dieser Vers in der LXX. Seine Übersetzung ins Ägyptische verlangte einige Phantasie. Bo ist der griechischen Konstruktion am nächsten, da es die griechische Wortstellung übertrug, sie jedoch in der ägyptischen Sprache nicht verständlicher gemacht haben muß. Die innersahidische Textgeschichte 63 822+801 )/)&#$)./)* /)-5.%/.%* !,83% 806 &0!* /)6&#$)./)7* !0%F,86#* !"1.* /)-5.%/.%7 iG Mss gr. 8,6*,)& !6"<& ',)<& 45$6H%,<& 4(++1)& 1:& 46%7'6<& 7(. Bo '%$<!4(* 7,!* '%$%+,--.(+* -.$(/#* 6!* 6!&$%'# Dann finden sich wieder Korrekturen, für die kein anderer griechischer Text verantwortlich gemacht werden kann. So Lam 4,9. Eine schwer übersetzbare Stelle wird im Laufe der Textgeschichte vereinfacht, ohne jedoch die alte Übersetzung aufzugeben. 822 )$2#/0&* &,* 5)&-#* !"#).-* (0!* !)&4<$)* !"/%38) 827 )$2#/0&* &,* 5)&-#* !"!)&4<$)* !/%38) LXX !"88!8!*'1-!%*(6& ,"4()& #!*1-,%'$*& ,"#5$0* Bo !.9!:92:* 7,!* $(-.,%'* 7,!* ,+&-( Die Wendung !"88!8!*'1-!%*(6& ,"4()& #!*1-,%'$* war nicht ohne erläuternden Zusatz ins Ägyptische übertragbar. 822 gab dem natürlich auch im Griechischen unterschwellig mitzudenkenden „Hunger“ noch „nach Brot“ zu, was die Stelle wohl verständlicher macht, aber nicht der Vorlage entspricht. 827 verzichtete folglich darauf. Bo ist es hier gelungen, nicht nur die Wortstellung und die Wortzahl zu übertragen, sondern auch mit $(-.,%' eine recht annehmbare Übersetzung zu finden. Da es für #!%*1-, wohl keine direkte ägyptische Entsprechung gibt, bliebe nur -.,%', das allerdings die direkte Entsprechung zu 8,54(%< ist und nicht die semantische Breite von #!%*1-, hat. Lam 5,9 exemplifiziert erneut die Willkürlichkeit bestimmter Korrekturen bei 826. 822+802 ("5)("/#* )9#:* !"/%<=)* ("52,).) 826 ("5(/#* )9#:* !"/%<=)* ("52,2) LXX ,"4()& 45(7$%4(.& 5:(-2,6%,<& '10<& !"51%-(. Bo !+<-:* '%* 6+'-* 7,+")8(* 7,!* 6+/%8! 826 hielt das „Schwert der Wüste“ für einen Fehler und setzte „Schwert des Feindes“ als vorgeblich richtige Lesung ein, die auch lautlich am wahrscheinlichsten sein müßte. LXX und Bo bestätigen aber die Lesung von 822+802. Auch die Lam blieben in 822 nicht von Homoioteleuta verschont. Lam 5,19 gibt ein Beispiel, wo 822 und 826 den Textausfall an jeweils anderer Stelle haben (in den spitzen Klammern der verlorene Text). 822 !"/#-*>)*52#).%*-8##5*C8,*)!)&*5)-B4#!#%*8##5D*8, 826 LXX Bo &)!H)!),* (0!* &)!H)!), !"/#-* >)* 52#).%* -8##5* 8,* )!)&* 5)-B4#!#%* 8##5* 8, &)!H)!),* C(0!* &)!H)!),D 7.)&9!%/&8.%56!/&!6"<&'()*&,6"$0*,&8,'(681%7!6</&(:&35(%*(<&7(.&!6"<&#!*!,)*&8,6) #!*!,%*; 7?-&*A!*6+;" = *= &+/-6*/%*!+$!'*6!&?+4-$-"*("0!$*02-.*/%*02-. EpJer 5 zeigt, wie eine korrupte Textstelle in 822 durch 826 geheilt werden konnte. 822 &0(* 5/4)/)/0!!,$* )4##$* )$(##8) 826 &0(* 5/4)/)/0!!,$* )$(<<8) LXX 6"9(%*',<& ("%?+(* Bo %4!,!$/%$$%.* !+-.1)/ 64 Die textgeschichtliche Stellung des Corpus Jeremiae als Version der LXX 822 hatte wohl die Verschreibung von (<<8) zu (##8) in seiner Vorlage gefunden und mußte )4##$ ergänzen, um dem Satz überhaupt einen Sinn zu geben. Die Lösung war jedoch einfacher, wie 826, LXX und Bo deutlich machen. EpJer 25: 822 erfaßte den Sinn der Stelle wohl nicht ausreichend und zog es daher vor, die Übersetzung stark zu vereinfachen. Die nicht wesentlich jüngere Handschrift 802 berichtigte die Stelle mit dem adäquaten Ausdruck. 822 )$=.* &,4##$ 802 )$=.* ("(##$* &.* !)$!,&09 LXX !"4& "& $"%-(6<& 2!%5(*',6 Bo !.8%(* 1+12-.* '(* ,-.$%'<( Es scheint demnach, daß das Wort $"0-(< dem in 822 manifesten Übersetzer nicht geläufig war und so dem Sinne nach wiedergegeben wurde. Eine korrupte Textstelle in der Vorlage ist aber ebenso möglich. 3.1.4 Das Buch Baruch Abschließend sollen Beispiele aus Bar etwas ausführlicher geboten werden, da Bar – wie eingangs erwähnt – als einziges Buch des Corpus Jeremiae durch eine Bearbeitung wirklich verändert wurde. Überdies ergeben sich interessanteste Aufschlüsse zur Übersetzungstechnik des alten und des bearbeiteten Textes. Bar 1,4: Dieser Vers ist fast unverändert geblieben, und es entsteht der Eindruck, daß 826 hier eigentlich unnötige Veränderungen vornahm. Ich gebe nur die abweichenden Stellen. 822 2.!* 5)$-#$'* 8,* 5)$!#1:* #$#!* !'(:* )/8##5:* &0!* /9,9$:3! 826 26.!* !)$-#$.7* 8,* !G)$6!#1* !!)7/#G$<G&* i /6<4#$7* i&6!7* /9,9$6:3!7 LXX ,"4()& -685(.0& !:%$<& -!#,%+(./& 4,%*'$*& '$0*& 8,'(68(.%*'$*& !"*& D,B.+$0*6 Bo ("0!$*6-.&-.0(*/%*6-.$(/#*-.-$*$(<!$*!,/-6*9!$*<%<.:2$ Man könnte vermuten, daß 826 sich bei der Bearbeitung des Bar bemühte, die in Jer oder Lam und EpJer benutzten Äquivalente für die griechischen Wörter anstelle der von 822 in den Text zu nehmen. Sucht man in diesen Büchern nach Anhaltspunkten, ob 4,%*'!<& und 8,'(68(.0*'!<& –&8,'(68!%$ öfter durch #$#!* !'( und )/8##5*–*835) oder durch /<4#$ und I!J)/#$<&*–*#$3& wiedergegeben wurden, so stellt man fest, daß in Jer mal die eine und mal die andere Variante bevorzugt wurde, in Lam dagegen zwar #$#!* !'( den Vorzug bekommt, dazu aber die eine oder die andere Verbform kommen kann. Zudem, wie wir in Bar 3,20 sehen werden, möchte sich der in 826 manifeste Korrektor wohl vorzugsweise gegen 822 entscheiden. Bo hat auch hier, wie die übrigen Verse zeigen, die sahidische Version nicht beeinflußt. Bar 3,7 bot einen wirklichen Grund für eine Korrektur, denn ein Teil des Textes von 822 ist hier offensichtlich korrupt, so daß er in einer Form von der LXX abweichen würde, die im Corpus Jeremiae ungewöhnlich wäre. Es gibt zudem keine Lesart der LXX, die nur ansatzweise diese Lesung in 822 stützte. Zunächst haben 822 und 826 einen gemeinsamen Text, der in 826 nur stilistisch geändert wurde, um ihn dem griechischen Text weiter anzunähern. Sehr interessant für die Die innersahidische Textgeschichte 65 Übersetzungstechnik ist, daß beide Übersetzungen die LXX zwar richtig wiedergeben, in der Methode aber verschieden vorgehen. 826 ist bemüht, wie Bo die Wortzahl und die Wortstellung so weit wie möglich an die griechische Übersetzung, auch auf Kosten des Stiles der sahidischen Literatursprache, anzupassen. 822 !"/0!%(#$* )4#-:* &0(* 5-,&:* )!/,$5##!)!* )9#::* )4#=: 826 ,$3* /)!!,K(#$* A4#-* &0(* L-,&* ("5)!(,* !1#':): LXX 8,6)& ,6"*!%7(-!%*& 7!& !"*& '>0& ,"4(686%I& 1:-$0* Bo -.-'* !$!'2"* !+4-&* 9!$* 6!$-.2,!<* !+<-: Es folgt eine korrupte Stelle, welche der Schreiber von 822 wohl in seiner Vorlage fand und mit Elementen der umliegenden Passagen „reparieren“ wollte, ohne dem Text allerdings einen Sinn geben zu können. So ist nicht sicher zu rekonstruieren, welchen Text die alte Überlieferung gehabt hatte. 822 2)*&4,'*&0!*!"1.2*!"!)!).#/)*(0!*5-,&:*)!/,!5##!)*)9#::*)4#=: (0!* !"!#9)* )!/,$6,,7M* ("5)-("/#* )9#:: 826 2)* ,!-3* )&4,'* )2)(* 5)!&</:* !"!)2'!1#!%"* /<4#$* !"!0!)'N/): !,'* !"/,$)4* !#9)* ("5)-("/#* )9#:: LXX (:%'6&,"4!7'5!%G,-!*&!"46)&8,596%,*&1:-$0*&4,07,*&,"9686%,*&4,'!%5$*&1:-$0*&'$0* 1:-,5'18(%'$*& !"*,*'6%(*& 7(.; Bo 0!* %$,%"?-* !+0!$* 6!$'),* 7;(70-$"* ,)4-.* 7,!* $!$(-#* $) !,%.!4* $-<(* 1+6!&1?-> Schon im folgenden Vers Bar 3,8 zeigt sich jedoch, daß 826 die Konsequenz von Bo in der Übersetzungstechnik nicht kannte. ,"4(686%, wird anders als in 3,7 von 822 mit einem verwandten griechischen Wort, von 826 mit einem anderen ägyptischen Wort wiedergegeben. 822 &0!* /-,/#.-.,* 6/7,G'* )!/,-2##40!* )9#::* )4#%* )$6!7#1!)1:* !,! 826 &0(* 5)!53O!)* A9#::* 5(,* !"/,-2#N4)!* A9#:* )4#=:* )!8##5 )$!#1!)1 LXX !"*& '>0& ,"4(686%I& 1:-$0*/& (.:0& 96!%74!65,<& 1:-,0<& !"8!60& !6"<& ("*!6967-(%* Bo 9!$* 6!$-.2,!<* !+<-:* 6(1%* !,%&0-4!$* !+4-8* !./2/ 826 versucht wieder, der griechischen Konstruktion zu folgen. 822 hat die Passage aber eleganter und „ägyptischer“ übersetzt. Andererseits sind die Veränderungen, die 826 hier vornimmt, auch von der Methode einer wörtlicheren Übersetzung her betrachtet, nicht gerade glücklich, denn die Wortzahl entspricht nicht der griechischen. Man muß sich wohl mit Recht fragen, weshalb 826 diese Stelle überhaupt verändert hat. Auch Bar hat uns Lesarten von 822 und 826 erhalten, die sich bei Textzeugen der LXX finden. Noch der Schluß des Verses Bar 3,8 enthält gleich zwei davon. 822 )9#::* 627)G* #$0!* #$#!* )4#!* -,/,* !"2.!61#7!0%* !"!)!).#/)* 2) ,$%,&36#7$* )9#::* ("52#).%* 5)!!#$/) 826 (0!* #$B)(-#:* -,/,* !)2'!1#!K* /<4#$* !!)!)'N/)* !,'* !"/,$P %,&3#$* A9#:* ("(#-* L2#)'%* 5)!!#$/) LXX 8,6)&!6"<&("%2+176*&8,',)&4,%7,<&',)<&,"9686%,<&4,'!%5$*&1:-$0*/&(6:)&,"4!%7'17,* ,"4()& 8.56%(.& 3!(.0& 1:-$0* Bo $!1*-."4%'*&%,%*$(;(70-$"*,)4-.*7,!*$!$(-#*$)*!,%.'!$-. !+<-:* '%4-&* 6;"* 6!$$-.# 66 Die textgeschichtliche Stellung des Corpus Jeremiae als Version der LXX Die Lesung #$0!*#$#!*)4#! in 822 gibt die Lesart !6"<&("2!6%+176* wieder, die nur die Minuskel 534 gegen LXX !6"<&("%2+176* vertritt. 826 geht mit LXX. Dann fehlt in 822 /<4#$ (4,%7,<), was nur durch die Vetus Latina gegen LXX bezeugt wird (Las). Dagegen entspricht der Schluß in 822 der LXX, während 826 (wie Bo) der Lesart ,"4(%& 7(.& 8.%56!& (:& 3!()<& 1:-$0* (L’ LaCLV Sy) folgt. Bar 3,9 offenbart wiederum das Bemühen von 826, als inadäquat übersetzt empfundene Passagen in 822 zu korrigieren und der griechischen Konstruktion anzupassen. Der Anfang des Verses ist identisch. 822 64.-)* ("75)-(,,2)* )$(0!/%,9) 826 2'* %(<* )/4)/)/!%#M6!7* Q6(!/74(* !"&6</7 i LXX !"*$'6%7,73!&#*$0*,6&25(%*176* Bo ;(* "1)* !+!1(* !.1!,"%<! Die Wiedergabe von !"*$'6%J(-,6 mit 2.*%(<*scheint in Jer die übliche zu sein (vgl. Jer 8,6). Bar 3,11 steuert zwei interessante Lesungen bei, deren zweite eine LXX-Lesart einbringt. Zunächst wollte 826 wohl ein altes Wort durch ein gebräuchlicheres ersetzen. 822 ,-%##= (lies %33=) 826 ,-23&0( LXX 7.*!-6,%*31< Bo %&!4* /3)4* 7;29!1 In der Tat wird in Jer -6,6%*$ wohl nur mit 23&0( wiedergegeben (vgl. Jer 2,33; 3,1). %33= erscheint nur in Baruch und könnte so ein Hinweis auf das Alter des Textes von Bar in 822 sein. Überaus bezeichnend für den Charakter der Übersetzung von Bo ist die geradezu sklavische Übertragung selbst des 7.*- ins Bohairische, so daß man sich beinahe an Aquila erinnert fühlt. Das Ende des Verses bietet folgende Textvariante: 822 (0!* !)/9<-* )5)%</* ),6(07!/) 826 ()G!* !)/&)!* R()!/) LXX -!',)& '$0*& !6"<& I:%9(. Bo $!1* $)* !,9!$* %1!$# 826 und Bo entsprechen der LXX. 822 ergänzt 8,',B,6%*(*'$* gegen LXX, wie auch 22mg LaV Sy Arm Or. Vergleicht man diese Stelle mit Bar 3,8, so wird erneut deutlich, daß 822 und 826 Lesarten mit und gegen die LXX enthalten, wobei sie sich jeweils konträr verhalten können. Bar 3,14 soll, ausnahmsweise, als ganzer Vers davon zeugen, wie der Text von 822 in 826 „umgebogen“ wurde, um ihn der griechischen Wortstellung unterzuordnen. Offensichtlicher kann die eigentlich nur stilistische Umformung, im Sinne einer wörtlicheren Wiedergabe, durch 826 nicht hervortreten. 822 8.!)*1)*2)*)4)*/(0!"0/40(!"&</*/3!*,$3*2)*)4)*/1#(*&06!7*,8 ("(,*,$3*2)*)%/3!*!"1.*/(06!/7%,9)*2)*)-)%#$3!#$*&.*#$%6#57 )4)*5,&)*)/!,83=:*&0!*,8:*("(G6,7*C(!*53!&D*,$3*)4)*5#$#).! !"!"9,::* &0!* ,G687* ("(,:* (0!* +4<!< 826 )'()* 1)* 2)* )%/3!* Q()!Q4)(!"&</:* A4)* Q1#(* !"/3!:* A4) Q(0!Q%,9)*&0!*,8*("(,:*%#$O!#$*&'*#$%#5:*A4)*5,&)*)/!,83= !"/3!* (0!* 53!0&:* )=/3!* 5#$N)'!* !"!)!9,:(sic)* (0!* +4<!<: Die innersahidische Textgeschichte 67 LXX -,%3!&4(.0&!"7'6&25(%*176</&4(.0&!"7'6*&6"7?.%</&4(.0&!"7'6&7.%*!76<&'(.0&#*$0*,6 ,:%-,/&4(.0&!"7'6&-,85(B6%$76<&8,6)&J$1%/&4(.0&!"7'6&2$0<&("23,+-$0*&8,6)&!6"51%*1; Bo %4(!1(*-.$*0!*%"?2$*#1!,"%<!*%"?2$*#021*%8?2$*6(&%#*!+!1( 0!*%"?2$*#1!,$!<%'(*$!1*6(2$9*%8?2$*3-.2($(*7$(<%:*$!1 #'(4)$)> In der Wortwahl und in der Konstruktion ist 822 augenscheinlich die freiere Wiedergabe, die sich bemüht, dem Stil der sahidischen Literatursprache und der Verständlichkeit zu dienen und daher versucht, der im Ägyptischen als stilistisch eintönig empfundenen stereotypen Wiederholung der griechischen Fragekonstruktion 4(.0&!"7'6 zu entgehen. Auch 826, obwohl das Bemühen um eine größere Nähe zum griechischen Text in der Verwendung von )'()* und* %#$3!#$ für -,%3! und #*$0*,6 unverkennbar ist, sah sich außerstande, wie Bo in die gleiche Eintönigkeit der Fragekonstruktion zu verfallen. Damit offenbart sich aber auch die Inkonsequenz der Korrekturen in 826, die die Frage aufwirft, ob der Austausch von einigen Fragekonstruktionen überhaupt eine nötige Änderung bedeutete. Substantiell ist allein die Aufdeckung des Textausfalls in 822 ((0!* 53!&) eine Verbesserung des Textes bei 826. Andererseits ist auch hier unübersehbar, daß 826 den alten Text nicht völlig aufgeben wollte. Dieser Vers ist um so mehr ein hervorragendes Beispiel, wie die unterschiedliche Übersetzungstechnik sich auf die Übersetzung ein und desselben Textes innerhalb einer Sprache auswirken kann. Ein weiteres Beispiel dafür findet sich in Bar 3,20 3,20. Obwohl 822, 826 und Bo die griechische Wortstellung einhalten können, verzichtet nur 822 – weil im Koptischen die Folge: Subjekt, Prädikat, Objekt fixiert und unmißverständlich ist – auf die Voranstellung des Subjektes und die damit notwendige Wiederaufnahme des Subjektes durch ein resumptives Pronomen, um die griechische Konjugation und die Stellung von !6"09(* genau nachahmen zu können. Dies stellt für das Koptische eine eher umständliche Konstruktion dar (wie man besonders bei 826 sieht), aber es ermöglicht eine wörtliche Übertragung der griechischen Wortstellung. Bo hat sogar die Wortzahl angeglichen. 822 ,!8<4)* -#$'* !,$* )56#$#).7! 826 A&)!8<4)* 8<(* !):* ,$!,$* A5#$#).! LXX *!$%'!5(6& !6"09(*& 2$0< Bo '%$%:2-.(+* %.$%.* !+-.-.2($( Bar 3,20, wie zu Bar 1,4 angedeutet, macht die Vermutung wahrscheinlich, daß 826 sich einfach gegen die Lesung des älteren Textes in 822 entscheiden wollte. Denn hier kehrt sich die Änderung in Bar 1,4 genau um, wo 826 #$3& für 835)* eingesetzt hatte. 822 ,$#$3&* &.20(* 5-,& 826 ,$835)* &.20(* 5-,& LXX 8,'A%817,*& !"46)& '10<& #10< Bo %./26(* '(0!$* 6(&%'( Auch Bar 3,23 liefert ein anschauliches Beispiel für die Übersetzungstechnik. 822 ("657#G$%#$3!* /)&.<* !"/%#;., 826 /)&'S* >)* !"/%#;',:* ("5#$%#$3!0% LXX (:9()*& 9!)& 7(26%,<& (."8& !"%#*$7,* Bo 312(,* 7,!* #"-3(%* 1+6-."-.2$8 68 Die textgeschichtliche Stellung des Corpus Jeremiae als Version der LXX 822 bietet die im Koptischen angemessenste und einfachste Übersetzung. 826, wie Bo, behalten die griechische Wortstellung bei und sind daher, mangels Deklination, gezwungen, das Objekt als resumptives Pronomen hinter der konjugierten Verbform (wo es im koptischen Satz stehen müßte) wieder erscheinen zu lassen. Ausschlaggebend für die Entscheidung von 822, die einfache Übersetzung vorzuziehen, war das Fehlen von 9!% in der Vorlage, das auch andere Textzeugen gegen LXX auslassen (A-410 62 verss.p). Denn in Bar 3,20 bedient sich 822 der gleichen Konstruktion (6/7)&.<* >)* ("(0!/%,9)* ("5#$%#$637!0%). Während 822 in der Regel aber die der ägyptischen Sprache näherliegende Konstruktion favorisiert, sucht 826, ausgehend vom älteren Text, nach einer wörtlicheren Übertragung des Griechischen, jedoch ohne die Konsequenz von Bo. Bar 3,25 nährt ein weiteres Mal den Verdacht, daß die Änderungen in 826 stilistisch fragwürdig, wenn nicht überflüssig sind. Keinesfalls kann man behaupten, daß 826 die Stelle besser übersetzt hätte. Die angestrebte Wörtlichkeit ist holprig und kann die eindrucksvolle Wirkung der griechischen Adjektive nicht nachvollziehen; ganz abgesehen davon, ob der koptische Text so besser verständlich wäre. 822 hat die schwer übersetzbaren griechischen Adjektive durch glänzende Umformung in eine freiere Übersetzung nicht ihrer Wirkung beraubt. Bo hält sich so weit wie möglich an die griechische Wortstellung und bleibt weit mehr als 826 der Wörtlichkeit verpflichtet. 822 #$!#1* 5)* )(0!/)=* &,<* )(0!/0=* 8.* ("5)=2.%) 826 #$!#1* 5)* (0!/0=* R4<<20=* ,$3* =T2#%):* ,$3* ()!/0=* 8.: LXX -!%#,<& 8,6)& (."8& !"%?!6& '!+!.'1%*/& .:G1+()<& 8,6)& ,"-!%'51'(<; Bo -.$(/#* 6!* -.-'* 1+1-$,!8* 9%)* 8;-"(* -.-'* -.%,/(* !+4-8* 6!> Abschließend soll Bar 3,26 noch einmal die Bearbeitung des sahidischen Textes durch 826 zeigen. Hier gibt es erneut LXX-Lesarten. 822 2)*("5(,*)/0((,$*!"/,$25#*!"!H" .H,%*!)!/,G$8G 35)*!"#!#(,%/#% 826 2.!* !"8#405* )!,83#$* &0!* /)$8.* !G6)/7%##$!* ("(G.8) !"/,$835)* ("(,$* !"1.* !"-'H,% (sic)* !"4)(!"%#)'/:* ,$835)* 2.! /)&#$)'/)* A&)!!#1* !):* &)!* /)$1#/* )$%##$!* !)4* 5#:$(#% (sic) LXX !"8!60& !"#!**1%317,*& (6:& #6%#,*'!<& (6:& ("*(-,7'(6)& (6:& ,"4& "& ,"5?10</& #!*(%-!*(6 !."-!#!%3!6</& !"467',%-!*(6& 4(%+!-(*; Bo !,%.1("(* 1+1%.* 70!* $(%3-6(* $(-$-1%",-"* ("0!$* ')* %./26( !.-(* 7$(/#* !."2-.$* 1+6(6-:!1-"> Der Anfang des Verses erstaunt dadurch, daß diesmal 822 die griechische Wortstellung beibehält und in recht gelungener Form das griechische Passiv übersetzt. Allerdings haben 822 und 826 !"#!*1%317,* gelesen (wie auch A-410 Q-46s-86’130 O 311-62-449 91-c LaCLSV Arab Olymp. Ambr. I 365 Aug. civ. 15,23), während Bo die Lesung der LXX wiedergibt. Dann haben 822 und 826 das dritte (6: nicht gelesen (wie B Syh 613 Bo Sy Arm), 826 wohl auch das zweite nicht. 822 und Bo übernehmen das griechische Wort ("*(-,7'(%< und machen damit wahrscheinlich, daß 826 mit 4)(!%#)./ wohl ein ägyptisches Wort herbeigezwungen hatte, um nicht das von 822 nehmen zu müssen. Nur Bo scheint aber die Zuordnung von #!*(%-!*(6 richtig verstanden zu haben. 822 las noch (6:& !"467',%-!*(6 Die textgeschichtliche Stellung der sahidischen Version der LXX 69 (wie 106 534), wohingegen 826 und Bo mit der LXX gehen. Ansonsten wollte 826 wohl alle Wörter in 822 ersetzen, so daß am Ende das griechische Wort 4(%+!-(< (schon dem Iotazismus unterworfen) steht, weil 822 (.8) verwendete. Dieser Vers erweist ein weiteres Mal, daß die zuweilen plausibel erscheinende Vermutung, 826 ginge mit Bo, nicht verifizierbar ist. Die Verse Bar 3,15.16.22.27.29, die in 822 und 826 identisch oder fast identisch sind, unterstreichen, daß 826, wie es hier und da möglich wäre, keine neue oder unabhängige Übersetzung des sahidischen Bar sein kann. Die obigen Beispiele haben dagegen herausgestellt, daß in 826 eine oft inkonsequente Bearbeitung des in 822 manifesten Textes der alten, freieren Übersetzung vorliegt, die den Text besser an den griechischen anpassen wollte. Wie die textkritisch relevanten Lesarten verdeutlichen, könnte 826 einen griechischen Text zur Korrektur benutzt haben, der der Gruppe des griechischen B-Textes oder dem A-Text sehr nahestand, aus dem auch Bo übersetzt worden sein könnte. Da dieser Befund auch in den anderen Büchern des Corpus, wenn auch sehr vereinzelt, verfolgbar ist und ebenso bei den anderen und älteren Textzeugen auftritt, muß man konstatieren, daß solche Korrekturen – gerade wenn man sich die bei weitem überwiegende Einmütigkeit der sahidischen Textzeugen vergegenwärtigt – nur mit aller Vorsicht eingefügt wurden, um den alten Text nicht zu beschädigen. Allein im Buch Bar sind sie unübersehbar. Dennoch werden viele Abweichungen in Jer, Lam und EpJer keine Korrekturen, sondern textgeschichtlich keineswegs ungewöhnliche Varianten sein, die im Laufe der griechischen und dann sahidischen Tradierung entstanden sind. Die Seltenheit und Geringfügigkeit dieser Varianten, denn in diesem Abschnitt sind praktisch alle wesentlichen Stellen besprochen worden, sowie die Unmöglichkeit, eine Systematik hinter vielen Varianten feststellen zu können, läßt kaum einen anderen Schluß zu – um so mehr als der folgende Abschnitt zur Textgeschichte von Sa in der LXX erweisen wird, daß die Vorlage von Sa eine frühe Rezension der LXX voraussetzt. 3.2 Die textgeschichtliche Stellung der sahidischen Version der LXX Die sahidischen Textzeugen des Corpus Jeremiae überliefern vom 4. Jh. bis zum Ende des Gebrauches der sahidischen Bibelversion (etwa 11.-12. Jh.) in größter Geschlossenheit einen Text, der zweifelsohne der älteren Texttradition der LXX angehört, d.h. einer Zeit, bevor die hexaplarische und die lukianische Rezension allgemeine Verbreitung und Verwendung fanden. Die sahidische Version des Corpus Jeremiae (Sa) entfernt sich jedoch von dem ältesten Text der LXX in eine bestimmte Richtung: sie enthält eine frühe Bearbeitung der LXX, die sie dem hebräisch-masoretischen Text (MT) anpaßte. Diese Rezension, die der zur Übersetzung ins Sahidische verwendete griechische Text (Sa-Text) enthielt, ist aber weit entfernt von der Breite und Konsequenz, mit der die Zeugen der hexaplarischen Rezension (O) und der lukianischen Rezension (L) die LXX nach dem MT berichtigen. Das wird schon äußerlich dadurch deutlich, daß O und L die Kapitel- und Verseinteilung des MT übernehmen, während Sa die der LXX beibehält. Die 70 Die textgeschichtliche Stellung des Corpus Jeremiae als Version der LXX vollständig erhaltene bohairisch-ägyptische Übersetzung des Corpus Jeremiae, welche nach dem 11. Jh. die sahidische Version verdrängte und schließlich die einzige in Ägypten verwendete Version des AT wurde, ist eine wahrscheinlich seit dem 6./7. Jh. begonnene Neuübersetzung, die – im Gegensatz zu Sa – einen griechischen LXX-Text voraussetzt, der ganz in die Textgruppe der Unzialhandschriften B S und A gehört, die den Grundtext der LXX-Textausgabe konstituieren. Zieglers Zuweisung der gesamten koptischen Versionen (Co) zu dem B-S Text trifft also nur für Bo zu9. Sa bildet einen eigenen Textzweig, der keiner der bekannten Textfamilien anzugehören scheint. Folgende signifikante Stellen sollen den Textcharakter von Sa verdeutlichen. Die Änderungen des LXX-Textes in Sa nach dem MT treten in Jer und Lam als Zusätze (+), Auslassungen (-) und Umstellungen auf. Die Zusätze gegen LXX sind mit Abstand am häufigsten (über 140). In weiter Distanz folgen die Umstellungen (wenigstens 36) und die Auslassungen (wenigstens 17). Auch wenn man in Betracht zieht, daß die zahlreichen Lücken in Jer noch weitere Änderungen verbergen, so wird die Zahl der hexaplarischen Rezension jedoch keinesfalls erreicht worden sein (allein etwa 900 Zusätze). Um der Septuagintatextkritik die Überprüfung zu erleichtern und die Darstellung der Beispiele nicht übermäßig auszudehnen, werden die Lesarten von Sa genau wie im Apparat der LXX-Ausgabe (mit den entsprechenden Abkürzungen) und in der griechischen Lesung aufgeführt. Da Ziegler viele Lesungen von Sa nicht erkannte oder erkennen konnte (822 hatte er gar nicht berücksichtigt) und folglich Sa nicht unter den Textzeugen einer solchen Lesung in seinem Apparat erscheint, habe ich in diesen Fällen Sa fett gedruckt. Ansonsten erscheint Sa wie bei Ziegler. Der sahidische Text kann in der Textausgabe verifiziert werden, wo zu der sahidischen Lesung immer vermerkt ist, ob ihr eine Lesart des LXX-Apparates entspricht (v.l. = Sa). Zusätzlich werden hinter Sa in Klammern auch die sahidischen Textzeugen mit ihrer Nummer oder einer anderen Abkürzung genannt. Der hebräisch-masoretische Text wird, im Gegensatz zu der LXX-Textausgabe, immer MT abgekürzt. 3.2.1 Zusätze gegen LXX (+) Jer 1,11 fin.] + (U O) !"#$)& (:5$0 O-233 L’-130’-613 Sa (L 36) Syp Arab Arm Tht. = MT Jer 4,10 !"%7',6 B-S] + .:-60* rel. (Sa-827) = MT Jer 6,22 !"%3*1] !"%3*(<& -!%#, Sca A 87mg Sa (827) Bo Arab = MT; ein interessantes Beispiel für die Stellung von Sa, wenn man die anderen Lesarten vergleicht: !"%3*(< Qc (+ U& -!%#,& 8,6)& B,76+!60<& 4(++(6%& mg)-86mg 239; !"%3*(<& -!%#,& 8,6)& B,76+!60< 9 Die noch fragmentarischer als Sa erhaltene fajjumisch-ägyptische Version (Fa) bedarf noch einer genaueren Untersuchung anhand von Sa, um endgültig feststellen zu können, wie ihre textgeschichtliche Stellung ist. Die in einer sehr alten Handschrift (Pap. Bil. 1) in Fa erhaltenen Lam bieten sich hier besonders zu einer Untersuchung an. In EpJer benutzte ich auch Fa zum Vergleich, und es wurde recht deutlich, daß dieser (späte?, s. Quatremère) fajjumische Textzeuge Bo zuneigt. Die textgeschichtliche Stellung der sahidischen Version der LXX 4(++(6%&O (8,6&B,76+!6<&4(++(6 sub 71 U)-233 L’-130’-449 106 Aeth Arm. D.h. O und L haben mehr Zusätze als Sa. Jer 10,16 8.%56(<] + '$0*&9.*,%-!$* O L’ Sa (826) Aeth Arm Chr. Tht. = MT. Der gleiche Zusatz findet sich auch in Jer 11,20 (L 32, L 99); 32,14.15 (826); 40,12 (822, 826). Neben Sa erscheinen fast nur die Textzeugen der hexaplarischen und der lukianischen Rezension, die aber entweder noch weitere Zusätze haben (z.B. (:& 3!()<&K75,1+) oder die Ergänzung '$0*&9.*,%-!$* weit häufiger einsetzen (z.B. Jer 32,18; 33,18; 42,13.17.18.19; 51,25 etc.) als Sa, d.h. den Text konsequenter nach MT bearbeiten. Jer 10,24 3.-A0] + 7(. O-86mg-233 Sa (Q Besa) Aeth = MT: cf. Ps 6,2 Jer 12,3 9!9(86%-,7,<] . . .; pr. (U O-Qmg) !6"09!%<&-!&8,6% O-Qmg L’ 534 Sa (827, L 32) Arm = MT Jer 23,2 fin.] + (U O) 2176& 8.%56(< O-233 L’ Sa (L 33) Arm = MT Jer 26,10 8.56%A 2° B-S Bo] . . .; + 7,B,$3 rel. (Sa-803) = MT Jer 26,13 K!5!-6%(.] + '(.0& 45(21%'(. (+ 4!56%& L’) O L’-538(mg) 544 Sa (803) Arm = MT Jer 27,19 L,5-1%+A] + 8,6)&'1)*&D,7,* O-86mg = MT; 8,6)&!"*&'>0&D,7,* L’ Sa (Q Sch) Arm Or. III 214 Tht.(comm.) Jer 33,10 +,A0] + (U O-Qmg) +!%#(*'!< O-Qmg-86mg-233 L’ Sa (826, L 32) = MT Jer 42,8 1:-$0* 1°] + 8,',)& 4,%*',& (:%7,& !"*!'!6%+,'(& 1:-60* O-86mg-233 L’ 239 Sa (822, 826, L 32) Arm = MT Jer 51,28 !"467'5!%G(.76*] . . .; + !"8 (,"4() 62) #10<&M6"#.%4'(. O L’ 544 Sa (822, 826) Arm Chr. = MT Jer 52,34 fin.] + (U O) 4,%7,<&',)<&1:-!%5,<&'10<&J$10<&,."'(.0 O L’ Sa (822, 826) Arm = MT Lam 3,61 ,."'$0* 1°] + 8.%56! O-Qmg l 239 538 Bo Sa (822) Arm Ambr. V 475 = MT Obwohl kein Zusatz nach MT, gehören auch die Verse Lam 3,22-24, die Sa als + gegen LXX hat, hierher, da Sa erneut mit den Textzeugen der hexaplarischen und der lukianischen Rezension geht: O-Qmg L’-26-538 C’-239 Law Co (Sa-822, 806, 801) Arm Tht. Ambr. V 157 VII 334 Spec. Ich gebe, da diese Verse in der LXX fehlen, den griechischen Text, aus dem Sa übersetzt worden ist: Lam 3,22-24 ',)& !"+!%1 (822 sing.) 8.56%(.&(:%'6&(."8& !"=!%+64!%*& -!N&(."& 7.*!'!+!%7317,*& (6:& (6"8'65-(6)& ,."'(.0& -10*,<& !6"<& ',)<& 45$6H%,<& OP& !"+!%17(*& 8.%56!& (:%'6& (." 7.*!'!+!%731-!*&(:%'6&7.*!'!+!%7317,*&(6:&(6"8'65-(6)&,."'(.0&(7(. 822) 8,6*,)&!6"< ',)<&45$6%H,<&4(++1)& 1:& 46%7'6<&7(.&OQ&-!56%<&-(.&8.%56(<&!6"04!*&1:& G.?1%& -(.&96,) '(.0'(& .:4(-!*$0& ,."'(%*; Besonders signifikant für den vorhexaplarischen Text von Sa sind die Ergänzungen nach dem MT, die nur einen Teil des Zusatzes der hexaplarischen und lukianischen Rezension wiedergeben; d.h. O und L haben den Text konsequenter und vollständiger nach MT ergänzt. Folgende Stellen seien genannt. Der in Sa vorhandene Teil ist, wenn nötig, kursiv gesetzt. Jer 3,17 !6"<&,."'1)*& / 4,%*',&',)& !"%3*1 Tyc.] . . .; + (U O) 'A0& ("*(%-,'6&8.56%(.&!6"< K!5(.7,+1- O-233 L-62 87mg-91mg Arm Tht. = MT; + 'A0&("*(%-,'6&8.56%(. 51c Sa (L 36); + !6"<& K!5(.7; Aeth Iust. 72 Die textgeschichtliche Stellung des Corpus Jeremiae als Version der LXX Jer 43,32 !"%+,B!& D,5(.?& ?,5'6%(*& !:%'!5(*] )(*(+,$"-! (#$."/(! 0"*1,$2%! (3$1(*2% (8!2,+69,& !'!5,* L-407)! 4",5! (#$6&4(%! "7#125! 8*25-! (,.'1*& '$& L-407) 9"*270 .6:(*) & (.6$ L-407)&*156%(.&'()*&#5,--,'!%,& ('$&#5,--,'!6 L-407) O-233 L-407 Sa (822) Arm = MT. Jer 47,4 !"46)& 7!%] . . .; + 4",5! (,#! 82%:*25%!(#% 2#;'".+2,<-!=27!(#.'(,<%&-!'&"& !"-(.< !(,#/"/7.&<%"!4,.07,6&(,4(-!6*(*&8,6 L’) N&6"9(.)&4,07,&1:&#10&!"*,*'6%(*&7(. (+ (4(. ,* Syh L’ Tht.) !6"<& (>"0 Tht.; > Syh)&,"#,3()*&8,6)& !6"<& (> Syh)&'()& !."3!)<& (,5!7'(* pro !6<&'(&!.3!< Tht.p; + !*&(23,+-(6<&7(.& O; + 7(6 51c-449 Tht.) 4(5!.310*,6 (!84(5; L-36 311; 7(. 407) !"8!60 (> L-36 311 233 Tht.; tr. !8!6 ante 4(5; 311) 4(5!.%@ (. (!84(5; 233) O-Qmg-233 L’ Sa (822) Law (om. 4,.7,6 – fin.) Arm Tht. (om. init.– 4,.7,6) = MT. Beachtenswert ist, daß Sa und die Vetus Latina (Law) bis auf das in Sa fehlende -!'& "& !"-(.0 die gleiche unvollständige Ergänzung haben. Jer 48,7 !6"<& '()& 25!%,5] . . .; + "7 "125- (,.'(.<& ,.'(< 88) 4",5! (6:& ,"%*95!<! 2,3! +(1 #! "7#127< O-Qmg-233’ L-407 Sa (822) Arm = MT. Jer 49,(13)14 fin.] + '(.0& 3!(.0& 1:-$0*& (14) .($>2%1(- O-233 L’ Sa (822) Arm (om. +!#;) = MT. 3.2.2 Auslassungen gegen LXX (-) Jer 3,1 ,"*,8,%-4'(.7,] ÷ O; > Sa (Q ExAn) Aeth Armp = MT. Jer 15,14 8.%8+A] ÷ 86mg; > Q-V-86txt-130-538-544-710 l-710 764 Law Co (Sa-826) Arm Hi. = MT. Jer 19,3 8,6)& ,"%*95!<& K(.9,] ÷ O-Q-86; > A-410 311-62 91 233 613 Law Sa (827, 804) Aeth Arab = MT. Jer 34,2 !6"<&,"4,%*'176*&,."'$0*] ÷ O-Q-86 Anon. apud Ghisler. II 622 („'()&9!)R&!6"< ,"4,%*';& ,."'$0*/& $"B!%+67',6“); > 239 Sa (826) Arm = MT; Jer 45,27 om. 8.56%(. Syh-Qc L-36-407 Sa (822) Arm = MT. Jer 47,5 om. !"*&#>0& K(.9, 2° S-130 Qtxt-26-544 O L’-538 Bo Sa (822) Aeth Arm Tht. = MT. Jer 52,17 8,6)& ,"41%*!#8,*] . . .; > Q-V-26-46-86’-239-534-544 O-233 L’-538 Sa (822, 826) Arm = MT. Zumindest eine Stelle kann auch hier angeführt werden, wo Sa nur einen Teil des in O und L nach MT getilgten Ausdruckes wegläßt. Die Lesung von Sa habe ich nachgetragen: Jer 39,19 (:&3!()<&(:&-!%#,<&(:] . . .; om. (:&3!()<&(:&-; 62-407; om. (:&-!%#,< Sa (827); > O L-449 Arm = MT. 3.2.3 Umstellungen gegen LXX Diese betreffen Änderungen des Tempus, Genus und Numerus sowie die Umstellung einzelner Satzteile oder die Verwendung eines anderen Wortes. Es sei auch an die Stellen erinnert, welche schon im vorhergehenden Abschnitt (3.1) mit verschiedenen Lesungen innerhalb Sa aufgeführt wurden. Folgende Stellen sollen als Beispiel dienen: Die textgeschichtliche Stellung der sahidischen Version der LXX 73 Jer 3,18 ,."'$0*] .:-$0* 534 Sa (801) Aeth = MT. Jer 10,13 2$0<] ,"*!%-(.< Q-46-613 O-233 L’-198 C’ Sa (826) Aeth Arm Or. III 60.61 Theophil. Eus. praep. 7,11 Tht. Cypr. Hi. = MT: cf. Ps 134,7 Jer 12,7 ?!605,<] sing. Sa (827) Aeth Armp Syp = MT. Jer 13,14 (."8&!"464(31%7$/& / +!%#!6&8.%56(<] tr. O-233 L’-198 Sa (827) Aeth Arm Or. Tht. = MT. Jer 17,10 '(.)<&8,54(.%<] fructum LaSg Sa (Q Besa) Arm Spec. Aug. PsVig. = MT. Jer 21,7 '(.0& +6-(.0& ;&;&;&'10<&-,?,6%5,<] tr. O-233 L-62-198 Sa (827) Aeth Arm = MT. Jer 27,15 3!(.0] domini Sa (826) Aeth = MT. Jer 39,8 '()*& (> Q-V-538-544) !"*&#>0& D!*6,-6* / '()*&!"*&M*,3$3] tr. Q-V-26-46239-538-544-613 O-233 L’ Sa (827) Arm = MT. Jer 41,22 #10*] 4(%+6* O-233’ L’ 239 Sa (822,826) Arm = MT. Jer 42,15 ',)& $"0',] '() (> L-449 233) $"%'6(* O-233 L’ Law Sa (822,826,L 32) Arm = MT. Jer 45,14 !"5$'1%7$] !"5$'$0 O-233 86’ 239 Sa (822) = MT. Jer 50,6 ',)& +(64,% B-S-106’ Bo] ',)& *1%46, V (om. ',) -26-86’-130-239-534-538544 (om. ',) O-233 Sa (822) Arm: cf. MT. Jer 51,10 ,."'$0*] .:-$0* O-Qmg-233 130 Sa (822,826) Arm = MT. Lam 3,40 !"=15!.*1%31] -*17,-!* 26; !"=!5!.*1%7$-!* (!5!.*; 88) O (Syhtxt) 538 Sa (822) Spec. PsCypr. paen. 19 = MT. Ein weiterer Hinweis, daß die in Sa manifeste frühe Rezension weitgehend in der hexaplarischen Rezension Verwendung fand, sind die Stellen, in denen Lesungen von Sa nur durch das hexaplarische Material der jüngeren Übersetzer (HexaplaApparat der LXX-Ausgabe10) gestützt werden. Allerdings sind solche Stellen nicht häufig. Auch hierfür einige signifikante Beispiele: Jer 26,14 '1)*& 7-6%+,8,%& 7(.: cf. Nah 1,10] quae in circuitu tuo sunt Sa (803) = MT? (6&+C&',)&8.%8+A&7(. Q 86 (sub 3C) Syh (sub ,C 7C) Olymp. (anon.) Anon. apud Ghisler. II 815; (& 7.5C& ',)& !"*& 8.%8+A& 7(. Tht. p.712. Jer 27,15 (vgl. oben) 3!(.0] domini Sa (826) Aeth = MT? ,C7C 8.56%A* 86. Jer 45,14 ,7!+671+] tertiam 7,+61+ (Sa 7,+6761+) Bo Sa (822) ? 6$C&,C&7C&!6"< '1)*&!6"%7(9(* ((9(* 86; om Bo Sa) '1)*&'56%'1* 86 Syh (sub 7C); (6&+C&;&;&;&'1)*&'56%%@ '1* Q Apoll. apud Ghisler. II 773. Daß Bo und Sa hier zusammengehen, kann eigentlich nur als Entlehnung von Bo aus Sa erklärt werden, denn Bo ist sonst immer der Gruppe B-S oder A treu. Es gibt jedoch noch weitere Stellen, wo Bo und Sa gemeinsame Lesungen vertreten. Vielleicht handelt es sich um Übernahmen aus einer alten, uns unbekannten bohairischen Version, die Sa nahestand11. Vgl. auch Jer 51,23 unter Abschnitt 3.1. 10 11 Vgl. LXX, 98ff. Fast der einzige frühe Zeuge ist der Pap. Bodmer III (Gen; 4. Jh.), dessen Text von Sa abhängig zu sein scheint. 74 Die textgeschichtliche Stellung des Corpus Jeremiae als Version der LXX 3.3 Der Textcharakter von Sa Aus den oben angeführten Beispielen ist deutlich geworden, daß Sa einen griechischen Text zur Vorlage gehabt haben muß, der eine alte vorhexaplarische Rezension enthielt, welche die LXX nach dem hebräisch-masoretischen Text (MT) berichtigt hatte. Die von Sa überlieferten Änderungen nach MT zeigen, daß Sa fast immer mit der hexaplarischen und/oder der lukianischen Rezension (O und L) zusammengeht. Dagegen erweisen die bei weitem zahlreicheren und konsequenteren Änderungen nach MT in O und L, daß Sa eine ältere Rezension voraussetzt, die weitgehend durch O und L verwendet und konsequenter nach MT bearbeitet wurde. Sucht man in der Einleitung der LXX-Textausgabe von Ziegler nach einer Textfamilie mit einer vorhexaplarischen Rezension nach MT, so fällt einem sofort die nach der Unziale Q benannte Familie des Q-Textes auf. Äußerlich gesehen meint man, daß eine augenscheinliche charakterliche Verwandtschaft des Q-Textes mit Sa bestünde, da beide eine vorhexaplarische Bearbeitung enthalten. Die Analyse der nach MT geänderten Stellen stellt jedoch klar heraus, daß es keine direkte textgeschichtliche Verwandtschaft zwischen dem Q-Text und der Vorlage von Sa (Sa-Text) gegeben haben kann. Die von Ziegler aufgeführten exemplarischen Stellen, wo die Zeugen des Q-Textes12 geschlossen auftreten, lassen keine Verbindung zu Sa erkennen. Dennoch finden sich unter den in 3.2 genannten Beispielen auch Stellen, in denen der Q-Text und Sa zusammengehen. Betrachtet man die Änderungen nach MT, so ergeben sich bei den Zusätzen (+) eigentlich kaum gemeinsame Lesarten, denn Sa erscheint zumeist nur in Begleitung von O und L. Zudem hat Sa wohl mehr Zusätze nach MT gehabt als der Q-Text, denn die Textlücken würden sicher noch weitere bezeugen. Unter den Auslassungen nach MT gibt es einige Stellen (vgl. oben Jer 15,14; 34,2; 47,5; 52,17), wo Sa mit dem Q-Text geht, wie auch unter den Umstellungen (vgl. oben Jer 10,13 und 39,8). Zusätzlich zu diesen Stellen seien hier noch aufgeführt: Jer 3,19 ,"4(7'5,21%7!73!] -2171 S V-198-449-534-544 O-Qc-233 C’ Sa (801) Aeth Arm Or. III 30 = MT. Jer 19,3 om. 8,6)&(6:&!6"74(5!.(%-!*(6&!"*&',60<&4.%+,6<&',.%',6< S V-26 O L’-36 Law Co (Sa-827, 804) Aeth Arm = MT. Jer 26,14 !6"<& S!%-26*] + 8,6)& !"*& ',%2*,< Q-86’-538-544-613 O-233 L’ Sa (803) Arm Tht. Olymp.(comm.) = MT. Jer 27,13 7.56!60 Q-V-26-46-86’-130-544 O-233 L’-538 Co (Sa-826) Aeth Arm = MT. Jer 29,10 bietet eine Lesart nach MT und eine andere: (6:%] > A Q*-V-46-86’-130534-544 Syh Sa (827) = MT. Und 8,+,-1%-,', O L’] 8,',+!6%--,', A Q-V-4686’-130-233-538-544 Co (Sa-827) Arm Tht.p. Die Q-Familie hat in diesem Vers aber zuvor noch den Zusatz + 7(6& (MT), während Sa diesen mit B-S . . . ausläßt. Jer 41,8 + '()*&!"*&K!5(.7,+1- A Q-V-26-46-86’-544-613 O-233’ L’ Sa (822, 826) Arab Arm = MT. 12 LXX, 59-66. Der Textcharakter von Sa 75 Die Q-Familie tritt in diesen Beispielen nirgendwo geschlossen auf13. Es kann sogar ein Hauptexponent (Q-V) fehlen. Die Minuskeln zeigen ohnehin des öfteren Abweichungen von der Familie. Die gemeinsamen Lesarten mit Sa scheinen aus der älteren Tradition zu stammen (hier S und A) und müssen keinesfalls auf eine Verwandtschaft von Sa und dem Q-Text zurückgehen. Alle Änderungen nach MT wurden jedoch in O und/oder L aufgenommen. Zur Verdeutlichung seien noch zwei Stellen gegeben, wo Sa und der Q-Text zusammengehen, ohne daß eine Änderung nach MT vorläge: Jer 13,11 (:%'6&8,3,%4!5] 8,3,%4!5&#,%5 Q-V-26-46-86txt-130-233-534-544-613-710 L’-198-449-538 Sa (L 40) Law Tht. Jer 23,29 + 2+!%#(*& Q-26-46-106’-130-233-239-534-538-544-613-710 36 C’ Sa (807) Arab . . .; pr. 2+!%#(* A. Zieht man noch die vier Textstellen zu Rate, wo Sa den Zusatz '$0*&9.*,%-!$* zu 8.%56(< nach MT ergänzt, der in O und L weit häufiger und mit weiteren Zusätzen erscheint, so trifft man in Jer 11,20 nur auf V, und allein Jer 40,12 lägen weitere Zeugen der Q-Familie (unter rel.) vor. Jer 41,1 ist eine besonders interessante Stelle, denn Qtxt-V-46-86txt-130-233’-239534-710 90 lassen hier 8,6)& 4,07,& 1:& #10& ,"5?10<& ,."'(.0 gegen LXX aus. Die Ergänzung, welche Sa (822, 826) hier überliefert, nähert sich dem MT, wird aber nur noch durch den Rand (mg) der zur Q-Familie gehörenden Minuskel 86 so wiedergegeben: 8,6)& 4,07,&1:& #10& ,"5?10< (+ ?!65(< O Arm) ,."'(.0& 8,6)& 4,%*'!<&(6: +,(6%. Der Rand von 86 ist eine wichtige Quelle für hexaplarische Lesarten, und es gibt daher keinen Anlaß anzunehmen, daß der Q-Text jünger wäre als der SaText. Im Gegenteil, die Änderungen nach MT scheinen ja in Sa häufiger zu sein und lassen die Vermutung zu, daß wir mit dem Q-Text eine frühe Bearbeitungsstufe vor uns haben und mit dem Sa-Text eine spätere, auf der aufbauend die konsequente hexaplarische Rezension erfolgte. Denn sowenig sich Abhängigkeiten zwischen dem Q- und dem Sa-Text direkt feststellen lassen, es bleiben die unübersehbaren Verzweigungen, die es zwischen beiden, sozusagen als Zwischenstufen, gegeben haben muß. Das sind die keineswegs seltenen und durchaus signifikanten Lesarten, die Sa mit einigen Minuskeln der Q-Familie allein vertritt. Die Minuskeln 26 und 534 der Q-Familie, die sich sehr regelmäßig von dieser entfernen, und die Minuskel 538, welche von Ziegler zum B-S-Text gestellt wird, aber erstaunlich oft mit der Q-Familie geht, sind auch nicht vom Sa-Text direkt abhängig. Oft genug stehen sie treu zu ihrer Familie. Doch sie stellen wohl ein Bindeglied zwischen der Rezension des Q-Textes und der des Sa-Textes dar, wenn sie Lesarten überliefern, die sonst allein aus Sa bekannt sind, oder wenn sie bei einer Änderung nach MT allein die Q-Familie vertreten. Hier wird die Verzweigung der frühen Bearbeitungen der LXX greifbar. Erst die Hexapla des Origenes legte eine neue Grundlage, auf der sich eine neue Texttradition aufbaute. So erscheinen O und L als Rezipienten der früheren Rezensionen bei Änderungen nach dem MT neben Sa und den Minuskeln. 13 Beispiele dafür LXX, 59-60. Keine der hier angeführten Stellen enthält Sa. 76 Die textgeschichtliche Stellung des Corpus Jeremiae als Version der LXX Folgende Stellen seien genannt: Jer 3,18 (vgl. oben) ,."'$0*] .:-$0* 534 Sa (801) Aeth = MT. Sehr selten steht ein Hauptexponent der Q-Familie in dieser Position (vgl. oben zu Jer 11,20 + '$0*& 9.*,%-!$*). Jer 11,21 -(.] 7(. V O L’ Sa (L 32, L 99) Arm = MT. Jer 12,3 (vgl. oben) 9!9(86%-,7,<] pr. !6"09!%<&-!&8,6% O-Qmg L’ 534 Sa (827, L32) Arm = MT. Jer 14,15 ,"4(3,*(.0*',6& ;& ;& ;] ,"4(+(.0*',6 . . . 26 Co (Bo; Sa-827). Jer 17,21 '(.0& 7,BB,%'(. 534 Sa (L 32) Or. Cyr. = MT. Jer 23,5 ,"*,7'1%7$] + '()*&+(%#(*&'()*&,"#,3(%* (om. '(*&,#,3; Sa)/&(:)*&!"+,%+17, (Sa mendose !"/,'%(!/0=) !"46)& '()*&K75,1+ (K!5(.7,+1- Sa) 8,6)& !"46)& '()*&(6"08(* K(.9,&!"*&',60<&1:-!%5,6<&!"8!6%*,6<&,"*,'!+$0 26 Co (Bo; Sa-L 33). Die Abweichungen in Sa gehen sicher auf eine korrupte Textüberlieferung des Lektionars (L 33) zurück. Wiederum ist erstaunlich, daß auch Bo diesen erheblichen Zusatz überliefert. Jer 24,3 om. ?517',% 2° et 4(*15,% 2° 534 Co (Bo; Sa-803). Jer 33,1 K$76%,] + B,76+!%$<& K(.9, Q O-86mg L’ 239 Sa (826) Arm Hi. = MT. Jer 33,7 '(.)<& +(%#(.<& '(.%'(.<] om. 534 Sa (826). Jer 41,1 7'5,'(%4!9(*] 7'5,%'!.-, 534 Co (Bo; Sa-822, 826). Jer 43,3 8,8,%] + ',.0', 538 Sa (822, 826). Jer 43,23 om. !6"<& '()& 4.05 2°- fin. V-26-233-534 Sa (822). Jer 44,18 7.)& 96%9$<] om. 7.% 26 Sa (822) Aeth = MT. Lam 1,12 !"#!*1%31] + -(6 534 Bo Sa (822) Arab Arm Cassiod. ps. 73,5 = MT. Lam 1,16 .:%9$5] 9,%85., 26 Sa (822) Aethp Arab Arm. Lam 2,8 8,6)&!"4!%7'5!G!*] !"+(#6%7,'( (+ 8,6)&!"4!%7'5!G! 538 Sa [822]) rel. = MT. Lam 3,40 (vgl. oben) !"=15!.*1%31] -*17,-!* 26; !"=!5!.*1%7$-!* O 538 Sa (822) Spec. PsCypr. = MT. 1:& (:9(%<] ',)<& (:9(.%<& O 26-538 Sa (822) Spec. PsCypr. = MT. Lam 4,7 *,J!65,60(6] pr. ,"2$567-!%*(6 26-538 Co (Bo; Sa-822, 827, 808). Lam 4,9 ,"#5$0*] ,"#5(.0 26 534 Co (Bo; Sa-822, 827, 808) Or. = MT. In steter Regelmäßigkeit folgen diese Minuskeln Sa auch in EpJer (besonders 26 538) und Bar (meistens 534). In Bar fällt auch die Häufigkeit auf, mit der sich die Zeugen der Vetus Latina (La), oft auch ganz allein, Sa anschließen. Und es erscheint daher geradezu folgerichtig, daß wir die Minuskeln 26 und 538 sowie La unter den Textzeugen finden, welche die in der LXX fehlenden Verse Lam 3,2224 mit Sa überliefern, die dann in O und L aufgenommen werden: O-Qmg L’-26 538 C’-239 Law Co (Bo; Sa-822, 801, 806) Arm Tht. Ambr. Spec. Wohlgemerkt, in O und L sind diese Verse nur eine Ergänzung neben vielen anderen in der LXX fehlenden Versen, die nach MT hinzugefügt wurden; Sa geht nur hier über den Kanon der LXX hinaus. Bezeichnenderweise kennen die Hauptexponenten der Q-Familie, Q und V, diese Verse nicht, wohl aber die Minuskel 26, die – wie wir gesehen haben – sich oft Sa anschließt. Auch Bo, ein eigentlich sehr treuer Begleiter von B-S mit Neigung zu A, besitzt diese Verse. Der Beachtung wert scheint mir, wie schon die oben gegebenen Beispiele deutlich machen können, daß Bo solche für seinen Text untypischen Zusätze (besonders die nach MT) nicht nur Der Textcharakter von Sa 77 mit Sa gemeinsam hat – was die Bewahrung einer älteren, in Sa erhaltenen innerägyptischen Textform naheliegend zur Ursache gehabt haben könnte –, sondern auch augenfällig oft mit 26. Womit wir es hier zu tun haben und warum die sonst gänzlich voneinander unabhängigen ägyptischen Versionen Sa und Bo doch einige Gemeinsamkeiten aufweisen, die sich vielleicht in einer griechischen Überlieferung wiederfinden lassen, kann nur anhand einer kritischen Ausgabe des Corpus Jeremiae von Bo einer Antwort zugeführt werden. Die Ausgabe von Bo ist von 1852 und gibt nicht einmal eine nähere Bestimmung der verwendeten und wohl sehr späten Handschriften14. Sa hält mit Bo an der alten Texttradition der LXX fest, wie sie die Unzialhandschriften B-S vertreten, wenn man die in Jer besonders zahlreichen Namen betrachtet. Sa gibt die Namen in der Regel so, wie sie diese Handschriften des älteren Hauptstranges der LXX erhalten haben. Die Q-Familie scheint die Namen in ihrer urtextlichen Gestalt erhalten oder nach dem Hebräischen wiederhergestellt (wie O) zu haben. Einige Beispiele hierzu: Jer 45,1 T,2,'6%,< O-Qmg-233 26 46 86’ 534 538 544 Arm] T,2,*6%,< B-S-130 A-410 L-36 Bo Sa (822) Arab. Jer 46,3 U,5#,+7,5,7,5 Zi.] S,5#,*,7,5 B-S-106’ Bo Sa (822) Aeth; U15#!+7,5,7,5&Q-V-26-46-86’-534-544-613 O-233 L’ Arm.; U15#!+7,7,7!5 A Arab. Jer 52,31 V.+,6-,5,9,? A 239] V.+,6-,9,5,? Q-V-26-46-86’-130-233-534538-544-613; V.+,6-,9,?,5 B-410 Sa (822,826 (.+!-;). Die textkritische Analyse von Sa hat ergeben, daß von den koptischen Versionen Bo und Sa des Corpus Jeremiae nur Bo in die Textfamilie des gr. B-S oder A Textes gehört. Sa läßt sich keiner der von Ziegler gruppierten Textfamilien sicher zuordnen und wird durch eine umfangreiche Rezension charakterisiert, die den Text der LXX hauptsächlich durch Zusätze (+) genauer an den MT anpaßte. Die Art und Weise der Änderungen nach MT und ihre scheinbare Inkonsequenz im Vergleich zur hexaplarischen Rezension lassen keinen anderen Schluß zu, als daß die griechische Textvorlage von Sa (Sa-Text) eine vorhexaplarische Bearbeitung der LXX enthielt, die anscheinend vollständig in O (und L) aufgenommen wurde. Allem Anschein nach gab es zwischen dem Sa-Text und der Q-Familie in der Textgeschichte bestimmte Gemeinsamkeiten, die durch die Minuskeln 26 und 534 in erster Linie und die von Ziegler zur B-S-Familie gestellte 538 vermittelt werden. Eine direkte Abhängigkeit ließ sich jedoch nicht feststellen. Ebenso wie Sa zeigte die Q-Familie Änderungen nach MT, diese wohl aber in noch geringerem Maße als der Sa-Text und unabhängig vom Sa-Text. Die hauptsächlich durch die genannten Minuskeln sichtbaren Gemeinsamkeiten zwischen dem Sa- und dem Q-Text stammen sicherlich aus der älteren Texttradition der LXX, aus der beide hervorgingen und der sie im Prinzip noch zuzurechnen sind. Die ältere LXX-Überlieferung war durch zahlreiche Korrekturen zwar sehr divers geworden, wurde aber erst durch das Bemühen, die LXX näher an den MT (der im 1. Jh. Gestalt angenommen hatte) anzupassen, rezensie- 14 Vgl. Tattam, V. 78 Die textgeschichtliche Stellung des Corpus Jeremiae als Version der LXX rend bearbeitet. Ihren Höhepunkt erreichte diese Rezensionstätigkeit mit der von Origenes begonnenen sog. hexaplarischen Rezension, die allgemeine Verbreitung fand und als Randtext auch in ältere Handschriften einging. Die sahidische Textüberlieferung der LXX ging diesen Schritt nicht mit und blieb fast uneingeschränkt und bis zu ihrem Ende der ursprünglichen Übersetzung aus dem Sa-Text treu. Obwohl es naheläge und sich durch das vorgelegte Material bis zu einem gewissen Grade wahrscheinlich machen ließe, mit dem Sa-Text und eventuell den Minuskeln 26, 534 und 538 eine weitere Textgruppe zu bilden, enthalte ich mich dieses sehr vermessenen Versuches angesichts der offensichtlichen Heterogenität einer solchen Textfamilie und angesichts der fragmentarischen Textüberlieferung von Sa. Allerdings ist auch die Familie des Q-Textes noch heterogener, als schon Ziegler annahm. So muß Sa einstweilen isoliert betrachtet werden. Das vorgestellte Material möge aber Kompetenteren und in der LXX-Textkritik Bewanderteren Anregung sein, ein klareres Bild der Stellung des Sa-Textes in der Textgeschichte der LXX zu gewinnen. Noch vermessener, aber verführerisch ist es – und manch anderer hat wohl schon in den vorangehenden Ausführungen diesen Gedanken nicht vermeiden können –, hier die Frage nach der eigentlich nur aus dem Zeugnis des Hieronymus (praef. in paralip.) und nicht aus Textzeugnissen bekannten Rezension des Hesych zu stellen. Man betrachte diese Idee als Argument einer ungeprüften Hypothese: Wenn Hesych als in Ägypten gebräuchliche Rezension in Sa enthalten wäre, so hätte man erstens eine Erklärung für die nicht häufigen, aber evidenten Gemeinsamkeiten zwischen Sa und Bo in bestimmten Stellen, die in Bo die Reste des einst gemeinsamen hesychianischen Textes wären. Und wenn die Rezension des Hesych vollständig in der Rezension des Origenes aufgegangen (wie die MT-Änderungen des Sa-Textes) und damit ersetzt worden wäre und aus der griechischen Textüberlieferung verschwunden wäre, so hätte man eine Erklärung für das Fehlen einer handschriftlichen Bezeugung. Denn der Text des Hesych wäre weder der z.B. in Bo avisierte Text der alten LXX noch der beste nach MT korrigierte Text der „neuen“ LXX gewesen, so daß er nicht mehr tradiert wurde, als man daranging, die Papyrusrollen durch Pergamentcodices zu ersetzen, welche unsere Hauptquellen sind. Das Beharren der Ägypter auf der in Sahidisch erstellten ersten Übersetzung der LXX ins Ägyptische, die erst nach dem 11. Jh. durch die an der alten, nicht nach MT rezensierten LXX (alexandrinischer Text, B-S A) orientierte bohairische Neuübersetzung (6.-7. Jh.?) ersetzt wurde, hätte den hesychianischen Text, oder einen Zweig davon, aber erhalten. Das würde jedoch bedeuten, daß Hesych keine nachhexaplarische Rezension gewesen wäre15. Die koptisch-ägyptische Literatur Ägyptens und die Kirchengeschichte geben keinen Hinweis auf Hesych. A. Vaccari16 wollte die hesychianische Rezension in den Prophetenbüchern in folgenden Handschriften wiedererkennen: A Q 26 86 106 198 233. Vielleicht ist es kein Zufall, daß die Zeugen des Q-Textes (vor allem 26), die uns oben recht ausführlich beschäftigt hatten, auch Vaccari aufgefallen sind, ohne daß er allerdings eine Verbindung zum Sa-Text herstellen konnte. 15 16 Vgl. Tov 1987, 182. The Hesychian Recension of the Septuagint, Biblica XLVI (1965), 60-66. 4. Der Einfluß der Übersetzung auf die Textkritik Wie bei anderen Versionen (Übersetzungen) der LXX, und ganz elementar bei der Übersetzung der LXX aus dem Hebräischen, ist die Frage der Einwirkung sprachstruktureller Unterschiede zwischen der Quellen- und der Zielsprache sowie der dafür angewendeten Übersetzungstechnik, die zu Lesarten führen können, welche keine textkritische Relevanz haben können, von nicht zu unterschätzender Bedeutung für die textkritische Analyse. Denn eine geringe Aufmerksamkeit gegenüber den übersetzungsbedingten Varianten, die zu ihrer Aufnahme als Lesarten in den textkritischen Apparat führt, kann unter Umständen wenigstens zu einer Verzerrung in der textkritischen und textgeschichtlichen Bewertung eines Textes führen. Obwohl eine wirkliche Verzerrung der Textgeschichte von Sa nicht vorliegt, hat Ziegler recht häufig, wie weiter unten an Beispielen demonstriert werden soll, solche scheinbaren Lesarten von Sa in den LXX-Apparat seiner Textausgabe aufgenommen. Allerdings sind die schon mehrfach erwähnte Unzulänglichkeit und Unzugänglichkeit vieler Publikationen der sahidischen Bibeltexte des AT und vor allem das Fehlen einer textkritischen Edition ein denkbar ungünstiger Ausgangspunkt gewesen. Bisher ist nur eine umfangreiche Studie zu diesem Problem aus der Sicht der Textkritik von der koptologischen Seite durch G. Mink1 vorgelegt worden, allerdings nur für das NT. Auch der Versuch, mit Hilfe der Methoden der modernen Sprachwissenschaft – die wegen des unüberschaubaren und weiter wachsenden Sprachmaterials lebendiger Sprachen auf ein sehr hohes Maß an abstrahierender Systematik angewiesen ist – das eher überschaubare und eher begrenzte Material des Ägyptischen der koptischen Sprachstufe (zumal nur aus dem Corpus der Bibeltexte des NT) einer ebensolchen Systematisierung zu unterziehen, um der Textkritik und der Erforschung der Lexik und Grammatik des koptischen Ägyptisch eine systematische, aus dem abstrahierten Sprach-Systemvergleich GriechischKoptisch gewonnene Methode in die Hand zu geben, kann nur sinnvoll und repräsentativ sein, wenn konkrete, „heuristische“ Vergleiche anhand von Textausgaben und Konkordanzen überhaupt eine Materialbasis dafür liefern2. Das ägyptische AT ist bisher in keiner Weise in dieser Hinsicht erschlossen oder erschließbar gemacht worden. Daher sollte man zunächst die Grundlage für weiterführende theoretische Studien in der Form von Textausgaben und den daraus erstellbaren Konkordanzen (lexikalisch und grammatisch) legen. In diesem Rahmen ist es mir nicht möglich, diese Fragestellung methodisch zu vertiefen. Gerade weil der Versuch einer theoretischen Vertiefung ohne eine tiefere Durchdringung des Textmaterials nur oberflächlich sein kann, beschränke ich mich auf die Diskussion übersetzungsbedingter Lesarten im Corpus Jeremiae, die für die Septuaginta1 2 Mink 1972. Dazu Funk. 80 Der Einfluß der Übersetzung auf die Textkritik textkritik von Bedeutung sind. Innerhalb gewisser Grenzen sind die hier vorzustellenden Beispiele typisch für die sprachstrukturellen Unterschiede zwischen dem Griechischen und dem Koptischen, die sich auf die Übersetzung auswirken. Zunächst soll noch die Übersetzungstechnik in unser Blickfeld treten. Die Betrachtung möglicher von den Übersetzern angewendeter Methoden ist vor allem deshalb ein interessantes Feld, weil sich die ägyptischen Übersetzer wohl von ganz ähnlichen Grundsätzen leiten ließen wie ihre jüdischen Vorgänger in Ägypten bei der Übersetzung ins Griechische und ihre syrischen „Kollegen“ bei der Übersetzung aus dem Griechischen. Besonders inspirierend sind mir einige Studien von James Barr3, vor allem zur Frage von „wörtlich“ und „frei“ im Verständnis alter Bibelübersetzungen, erläutert an der Übersetzung aus dem Hebräischen ins Griechische, und von Sebastian Brock4, ausgehend von der Übersetzung aus dem Griechischen ins Syrische, gewesen. In Anlehnung an diese einsichtsvollen Arbeiten möchte ich hier einige Überlegungen zur ägyptischen (koptischen – hier sahidischen und bohairischen) „Politik“ der Übersetzung aus dem Griechischen vorausschicken, wie sie sich im Corpus Jeremiae zeigt. Dieses hochinteressante Thema kann in diesem Zusammenhang leider nur gestreift werden und muß daher sehr allgemein gehalten bleiben. Jedoch hoffe ich, Anregung für weitergehende Arbeiten an den ägyptischen Übersetzungen geben zu können und zu Vergleichen mit der Übersetzung aus dem Hebräischen und anderen Übersetzungen aus dem Griechischen Anreiz zu schaffen. Grundsätzlich muß man sich auch bei den ägyptischen Übersetzungen von der Vorstellung befreien, daß der antike Übersetzer eines Bibeltextes sich von der gleichen Sympathie für eine freiere, sinngemäße Wiedergabe leiten ließ und die gleiche Geringschätzung für die wörtliche („sklavische“) Übertragung des Bibeltextes in die eigene Sprache hegte, wie die moderne Vorstellung einer Übersetzung dies nahelegt. Im Gegenteil, man muß allergrößte Zweifel haben, ob der antike Bibelübersetzer überhaupt solche Kriterien wie „wörtlich“ und „frei“ bei seiner Arbeit in Erwägung zog. Es ist oftmals sogar offensichtlich – wie Barr auch gezeigt hat –, daß der antike Übersetzer sich gar keiner konsistenten Methode bediente und, besonders in den frühen Übersetzungen der Bibeltexte, vielfach extemporierend seiner eigenen, einige Verse zuvor scheinbar verfolgten Methode widersprach – was auch nicht sehr verwunderlich ist, wenn man in Betracht zieht, daß ihm praktisch keine Vorarbeiten und fast keine lexikalischen Hilfsmittel verfügbar waren. Sucht man nun nach Kriterien für „freie“ und „wörtliche“ Übersetzungen in den Bibeltexten, so wird man erkennen, daß es durchaus Anzeichen für beide Richtungen gibt, die sich zuweilen sogar mit unserem modernen Verständnis vereinbaren lassen. Allerdings wird man auch feststellen, daß innerhalb eines Buches, ja selbst innerhalb eines Verses, „freie“ und „wörtliche“ Wiedergaben nebeneinander stehen können5. So müssen wir die Frage anders stellen: Welches Ziel verfolgte der antike Übersetzer, wenn er den Text der Quellensprache in einer uns freier oder in 3 4 5 Barr. Brock. Vgl. Barr, 280-81 u. 290. Der Einfluß der Übersetzung auf die Textkritik 81 einer uns wörtlicher erscheinenden Wiedergabe in seine Sprache übersetzte, welcher Methoden bediente er sich dazu, und wie konsequent setzte er sie in seiner Übersetzung um? Über seine „Politik“ bei der Übersetzung vom Griechischen ins Lateinische gibt uns einer der prominentesten Übersetzer der Bibel, Hieronymus, sogar selbst Auskunft (Brief 57 an Pammachius). Er bekennt freimütig, daß er in seinen Übersetzungen nicht Wort für Wort vorginge (verbum e verbo), sondern der Vermittlung des Sinngehaltes (sensum de sensu) den Vorzug gäbe – ganz in der Tradition der antiken (paganen) Übersetzer vor ihm (z.B. Cicero und Horaz, oder Vergil) stehend, denen der fidus interpres wie eine Art „Wortsklave“ erschien –, außer in den heiligen Schriften, wo schon die Wortstellung ein Mysterium sei6. Nun war Hieronymus nicht der erste Übersetzer der heiligen Schriften, aber der erste Übersetzer heiliger Schriften, der uns Auskunft über seine Methode gibt. Und noch mehr, er gibt uns den Hinweis auf das Ziel, das die Bibelübersetzer mit dem im Laufe der Zeit deutlich sich intensivierenden Bemühen um mehr Wörtlichkeit gegenüber den ersten Übersetzungen verfolgten: die göttlich inspirierten Schriften, wenn sie denn überhaupt übersetzt werden können, möglichst in jeder Einzelheit ihrer Struktur zu übertragen, um ihre heilige Kraft nicht zu verletzen. Barr und Brock bemerkten, daß die älteren Übersetzungen aus dem Hebräischen und dem Griechischen ins Syrische ein höheres Maß an „Freizügigkeit“ aufwiesen als die jüngeren. Diese äußerte sich vor allem darin, daß der Übersetzer den Text der Quellensprache in einer Form übertrug, die der Grammatik und dem Stil der eigenen Sprache (oder der eigenen Vorstellung davon) am nächsten kommt und den semantischen Gehalt (sensus de sensu) des Originals vermittelt. Mit anderen Worten: den Leser (oder Hörer) vom Original auf einem mit vertrauten, „einheimischen Elementen“ gepflasterten Weg zur übersetzten Version zu führen, also der Verständlichkeit des Textes in der eigenen Sprache möglichst zu dienen. Die zahllosen Variationen, die dabei zutage traten, gingen aber keinesfalls von der Überlegung aus, daß große Variabilität zum guten Stil einer Übersetzung gehöre, sondern waren vor allem der Inkonsistenz und der Inkonsequenz bei der Übersetzung, aber oftmals auch der reinen Sorglosigkeit der Übersetzer geschuldet. Die daraus resultierenden Ungenauigkeiten und Abweichungen mögen dem einen oder anderen aufgefallen sein, die anerkannte Autorität der Übersetzung der LXX stand 6 Der Kenner dieser Stelle wird sofort feststellen, daß ich sie recht frei wiedergegeben habe und von den einzelnen Elementen im Satze des Hieronymus mit dem Ziel abgewichen bin, seinen Sinngehalt im Sinne meiner Argumentation möglichst verständlich zu machen. Somit habe ich ein Beispiel für eine sehr freie Übersetzung gegeben. Eine wörtliche Übersetzung, die sich bemüht, jedes Element des lateinischen Satzes möglichst an seiner Stelle im Satze zu belassen und mit einer adäquaten Wortentsprechung ins Deutsche zu übertragen, „übersetzt“ zwar – soweit mit der deutschen Syntax vereinbar – die Struktur des lateinischen Satzes, macht aber seinen semantischen Gehalt nicht unbedingt deutlicher: Denn ich gestehe nicht nur, sondern bekenne freimütig, mich bei der Übersetzung der Griechen, außer in den heiligen Schriften, wo auch die Ordnung der Wörter ein Mysterium ist, nicht Wort für Wort, sondern dem Sinne nach auszudrücken. Ein dem antiken Problem nicht unähnliches Beispiel. 82 Der Einfluß der Übersetzung auf die Textkritik aber nicht in Frage. Als die Schrift jedoch in den ersten christlichen Jahrhunderten zum Schlachtfeld inter- und innerreligiöser Kämpfe wurde, war jedes Wort nicht nur durch seine Inspiriertheit unverletzlich geworden, es mußte auch zum Kampfe gerüstet werden. Denn jede Variante, jede Nuance, welche nicht dem Original entsprach, war ein Pfeil im Köcher des Gegners. Der Wunsch nach mehr Genauigkeit und Konsistenz führte über die wörtliche Übersetzung zum Original zurück. Das Bestreben um eine adäquatere Wiedergabe des Originals brachte im Laufe der Zeit Revisionen der älteren Texte, wörtlichere Erstübersetzungen (bei erst später übersetzten Büchern) oder Neuübersetzungen ein, welche die als ungenau und inadäquat empfundenen Texte ersetzten. Barr gab sechs mögliche Kriterien, die bei der Übersetzung eines hebräischen Textes ins Griechische das Streben nach Wörtlichkeit verdeutlichen können7. Verkürzt dargestellt könnte man als wesentliche Anzeichen der angestrebten Wörtlichkeit folgende nennen: die Wiedergabe jedes einzelnen Elementes des Satzes im Original mit möglichst genau einer Entsprechung und möglichst in derselben Reihenfolge wie im Original in der Übersetzung (formale Entsprechung und Wortstellung); die Wiedergabe eines Lexems/Syntagmas der Originalsprache mit (möglichst) immer demselben Lexem/Syntagma der Zielsprache (geprägte Äquivalente/reguläre lexikalische Entsprechung); und, im extremsten Fall, die Wiedergabe von Elementen der formalen und grammatischen Struktur der Originalsprache, für die es keine Entsprechung in der Zielsprache gibt, mit Hilfe von dazu vom Übersetzer geprägten Neologismen oder Bedeutungsübertragungen, die in der Zielsprache wenigstens unüblich sind. Als letzte Steigerung kann man den Ausdruck etymologischer Beziehungen (z.B. Wortstammableitungen) in der Originalsprache durch – oftmals vom Übersetzer dazu geschaffene – korrespondierende etymologische Beziehungen in der Zielsprache bezeichnen. In der Realität sind diese Methoden nicht einmal von dem dafür berühmten und berüchtigten Aquila bis zur letzten Konsequenz angewendet worden. Denn die letzte Konsequenz wäre wohl der totale Verlust der semantischen Information der Originalsprache in der Übersetzung, ohne Kenntnis des Originals, gewesen. Barr zitiert für diese Methode der extremen Wörtlichkeit einen sehr eindrucksvollen bildlichen Vergleich: „He (Aquila) is concerned solely with the several words as such and not at all with the context which alone yields meaning to its components. To him the Hebrew text represents a mosaic which must be left unchanged, except for the replacement of its Hebrew ‚Stones‘ by Greek ones. The result may neither be Greek nor make sense; but to those in the know, those who have Hebrew … it calls to mind the Hebrew original with all its minutiae.“8 Für die ägyptischen Bibeltexte, insbesondere des AT, verfügen wir über keine vergleichbare Studie, die die Übersetzungstechnik in so einsichtiger Weise transparent macht. Das Fehlen von Textausgaben des AT und die Notwendigkeit einer 7 8 Barr, 294. Barr, 311, nach Katz und Walters. Der Einfluß der Übersetzung auf die Textkritik 83 Neuedition des NT sind die Haupthindernisse, die die Erforschung der koptischen Texte als Übersetzungen aus dem Griechischen auf die Ebene der Textkonstituierung zurückstellen. Meine Ausführungen können daher nur von dem Material des Corpus Jeremiae ausgehen. Auch wenn den Beispielen durch die wohl allen Übersetzungen des ägyptischen (koptischen) AT gemeinsamen sprachstrukturellen Unterschiede, die zwischen dem Griechischen und dem Ägyptischen bestehen, eine gewisse Allgemeingültigkeit zukommt, so darf nicht außer Acht gelassen werden, daß die Übersetzungstechnik in anderen Büchern (wie das auch bei der LXX der Fall ist) eine andere gewesen sein kann und daß die verschiedenen Dialekte (vor allem Bo und Sa) dasselbe Buch anders, also unabhängig voneinander, übersetzt haben können (wie im Jer Sa und Bo). Grundsätzlich muß man davon ausgehen – und das dürfte für das gesamte ägyptische AT gelten –, daß die imitative Übersetzungstechnik der extrem wörtlichen Übersetzung, wie sie Aquila oder die jüngeren syrischen Übersetzer (vor allem das herakleische NT) anwendeten, niemals von den Ägyptern auch nur in Betracht gezogen wurde. Es gibt auch keinen Anhaltspunkt dafür, daß jemals ein hebräischer Text die Vorlage für die Übersetzung des ägyptischen AT gewesen war. Die Autorität der LXX als inspirierte Schrift war von der ägyptischen Kirche ebenso anerkannt wie vom ägyptischen (alexandrinischen) Judentum und ist niemals in Frage gestellt worden. Die unübersehbare (aber inkonsequente) Anpassung des sahidischen Textes des Jer an den MT resultierte nicht aus einer gewollten Annäherung des ägyptischen Bibeltextes an den Hebräischen, sondern basierte auf einer in diesem Sinne bearbeiteten griechischen Vorlage, aus der das sahidische Corpus Jeremiae im späten 3. bis zum frühen 4. Jh. übersetzt worden war. Im Sinne dieser Orthodoxie ist die noch sehr literarische und frühe sahidische Übersetzung in späterer Zeit (6.-7. Jh.?), sehr inkonsequent und sporadisch, revidiert worden, um den nun als ungenau und nicht wörtlich genug empfundenen Text näher an den griechischen anzupassen. Da die ursprüngliche Übersetzung aber nicht aufgegeben und auf diese Weise nur wenig verändert wurde, ging die ägyptische Kirche schließlich noch einen Schritt weiter (zurück) und ersetzte die alte sahidische Übersetzung durch eine neue Übersetzung im bohairischen Dialekt, die in höchstem Maße der alten (alexandrinischen) Textform der LXX entsprach. Nur dieser bohairische Text hat mit einiger Konsequenz das wesentlichste und augenscheinlichste der oben genannten Kriterien einer wörtlichen Übersetzung erfüllt: das Streben nach der gleichen Wortstellung wie im griechischen Original9. Dieses scheint auch das einzige Kriterium gewesen zu sein, das die ägyptischen Revisoren/ Übersetzer im Bemühen um eine adäquatere, wörtlichere Wiedergabe des griechischen Originals konsequenter verfolgt haben. Ich verweise hierzu auf die in Kapitel 3.1 angeführten Beispiele aus Jer und Lam, besonders aber auf Bar, wo sich ursprüngliche Übersetzung, Revision und bohairische Fassung klar gegenüberstehen. Eine Revision im Sinne der Beseitigung offensichtlicher christlicher Zusätze 9 Die Imitation der Wortstellung ist generell in den alten Bibelübersetzungen am häufigsten verwendet worden. Vgl. Brock, 81. 84 Der Einfluß der Übersetzung auf die Textkritik zur LXX, etwa um sich dem Vorwurf der Verfälschung durch die Juden zu entziehen, hat für die ägyptische Version keine Bedeutung gehabt, da die LXX (AT) und das NT als Einheit betrachtet wurden. Lam 4,20 zeigt dann auch sehr deutlich, daß die interpretatio christiana sorgfältig vom ältesten (822) und von einem weit jüngeren (827) sahidischen Zeugen sowie von der bohairischen Übersetzung tradiert worden ist: LXX !"#$%&'(!)*+,-!*$(./&,%"(0)1+2*34(5$)1-*$(+$"#6.-&78.(#9"(2'1%4(:1'78*)'1%4 '$92,%" Sa !"!#$%&' ($!"#)*' !"' !"+%,' !-*".,' &/0&)*1' )%#' #"/0&2* Bo !"!#$$%$& '()& !)#*+& !)& !$,$-$& !./$-$& %0(%*+1& 2)#& #)#(%3+ Ein Bemühen um lexikalische Entsprechung (geprägte Äquivalente), also die Wiedergabe eines griechischen Wortes mit (möglichst) immer demselben ägyptischen Wort, als andere naheliegende Möglichkeit, das Original adäquater (wörtlicher) zu übersetzen, kann bei den ägyptischen Übersetzern kaum verfolgt werden. Ägypten konnte zur Zeit der Bibelübersetzung schon aus der Erfahrung einer mehr als fünfhundertjährigen Auseinandersetzung mit dem Griechischen schöpfen10. So verfügte der ägyptische Wortschatz der koptischen Sprachstufe über ein reiches Reservoir an Lehnwörtern, das den Übersetzern die Suche nach ägyptischen Äquivalenten häufig ersparte, da man das griechische Wort einfach übernehmen konnte. Ja, die Sprache der in Ägypten aus dem Hebräischen übersetzten LXX selbst, die unverkennbar die Züge der 5*1".- des hellenistischen Ägyptens trägt11, war den ägyptischen Übersetzern natürlich vertrauter als z.B. den syrischen. Viele griechische Wörter waren so sehr assimiliert worden, daß sie wie ägyptische Wörter auch zur Wiedergabe anderer griechischer Wörter verwendet wurden; d.h. ein griechisches Wort im Ägyptischen (Koptischen) entsprach nicht mehr vollständig seinen semantischen und syntaktischen Funktionen im Griechischen. Besonders deutlich und häufig tritt das bei Konjunktionen auf, die gern übernommen wurden, da das Ägyptische der koptischen Sprachstufe nur noch sehr wenige eigene besaß. So wurde *$9:#- im Koptischen als koordinierende Konjunktion bei mehreren aufeinanderfolgenden negativen Aktionen für mehrfach wiederholtes 5'13(*$9(5) oder 5'13 *$9( &.- eingesetzt. Es übernahm auch die korrelative Funktion von *$9-2#, so daß *$9-2# eher selten und nur in der gehobeneren ägyptischen Literatur (z.B. Schenute) öfter vorkommt, oder – anders gesagt – von *$9:#- überhaupt unterschieden wird. Natürlich konnte es auch „griechisches“ *$9:#- bleiben. Dagegen wird &.- im Koptischen nur im Fragesatz gebraucht. Für 5'1- kann im Koptischen auch '966'oder :#- stehen, und '966'- wiederum vertritt unterschiedslos '966'- und '966(9(.9-. .9selbst ersetzt im Koptischen (meist Sahidisch) bei mehreren aufeinanderfolgenden Fragesätzen oder Konditionalsätzen in der koptischen Konstruktion z.B. das zweite 10 11 Nicht zu vergessen, daß vor und in unmittelbarer Nähe der Übersetzung des AT die zunächst wohl rein aus dem Griechischen erschlossene Aneignung, Verbreitung und schließlich Übersetzung des NT stand. Von dort werden die Übersetzer auch ihre ersten Erfahrungen mit dem „biblischen Griechisch“ bezogen haben. Vgl. Tov 1987, 152. Der Einfluß der Übersetzung auf die Textkritik 85 (oder weitere) (5'13) &.- oder (5'13) #9'-". Schon diese Beispiele lassen erahnen, wie oft man eine ägyptische Übersetzung als andere Lesart mißverstehen kann, wenn man glaubt, sich mit den „griechischen“ Wörtern auf sicherem Terrain zu befinden. Überaus verbreitet ist die „Übersetzung“ eines selteneren griechischen Wortes der LXX durch ein geläufigeres, z.B. "*#-, für +$"1-.&1. Besonders vorteilhaft für den Übersetzer waren die Lehnwörter, für welche man im Koptischen keine Entsprechung hatte oder zu haben glaubte. Denn so konnten vor allem theologisch recht gewichtige Wörter wie :1'8.-5., deren Übersetzung aus dem Hebräischen ins Griechische schon schwerfiel, einfach übernommen werden. Wörter, die niemals übersetzt wurden, sind z.B. !"#$%&';( <$0.-;( #9-8"*4;( 6'*-4;( !)*7.-2.4;( !)*7.2#$-, oder '9-)0,";( +2)'2.=*-4 und ./=#&,-". Fest geprägte Äquivalente sind eine große Hilfe, wenn man etwa feststellen will, ob innerhalb eines Buches (oder im Vergleich zwischen zwei Büchern) verschiedene Übersetzer tätig waren. Die sahidische Übesetzung verwendet solche eigentlich nie, d.h. man hält sich schwerlich schon innerhalb eines Kapitels, oft nicht einmal innerhalb eines Verses, an die Wiedergabe eines griechischen Wortes mit immer demselben ägyptischen Wort. Der Kontext bestimmt, wofür sich der Übersetzer in jedem Fall entscheidet; mithin ein klares Indiz für eine freiere Übersetzung. Dabei kann er es für angemessen halten, ein griechisches Wort mit jeweils einem anderen ägyptischen oder verschiedene griechische Wörter mit demselben ägyptischen Wort zu übersetzen. Natürlich ist es möglich, gerade bei den Nomina, die möglichen Äquivalente einzugrenzen, so daß man sich bei einer Konjektur sehr sicher fühlen kann. So gibt es kaum eine Möglichkeit im Koptischen, '9".-) und '9-"8),!*4 anders als mit 34(" wiederzugeben. Dagegen müßte man sich, wenn im griechischen Text !*)#$-*&'1 (+ Komposita) steht, zwischen 542,' ". und (**6" (+ Präposition oder Adverb) im Sahidischen, oder zwischen "4& 5+6"4& -"#" und 6) #%7 (+ Präposition oder Adverb) im Bohairischen entscheiden, da auch der wörtlicher transferierende bohairische Übersetzer weit entfernt von „aquilaischer“ Konsequenz war. Allein formelhafte Sequenzen zur Einleitung der Rede des Herrn werden stereotyp wiederholt, z.B.: #&7'#"0"3"'!-*"7,'-4'($(**/ (Bo #%" #)&#8&).()19:&5.5:+0) für 2'-:#(6#-=#1(5$-)1*4 oder 0&7'0"'8"'#$0&'!-*"7, -**, (Bo !%";8<& %19+-& '9)& !./$-$) für *$/-2,4( #19%!#( 5$-)1*4. Nur die bohairische Version, in ihrem Streben um adäquate Wiedergabe des griechischen Textes, läßt dieses Kriterium der wörtlicheren Übersetzung erkennen, wie folgende Beispiele erhellen sollen: Sa gibt #194(#$/-)#&' Jer 45,2 und 46,18 mit "/)9/, 51,35 aber mit "03",*/-&7 wieder, Bo übersetzt jeweils )09"5". Sa übersetzt #9!18$&.-&'2' Lam 1,7 #")#&&/' "0,(", Lam 1,10 #":,;)#&&/ "0,*0%! und Lam 2,4 #:&;("3&0", also dem jeweiligen Kontext ad hoc angepaßt. Bo bleibt konsequent bei +0:6&'*8(. Bo erweist sich auch aus dieser Sicht gegenüber Sa als die weitgehend standardisierte Version. Somit haben wir ein weiteres Kriterium, das Sa als freiere und Bo als wörtlichere Übersetzung charakterisiert. Dadurch wird aber auch klar, daß es sehr schwierig sein wird, Anhaltspunkte zu finden, die in der sahidischen Version die Arbeit verschiedener Übersetzer aufdecken können. Man wird wohl auf die Ebene der innersahidischen Lexik und der Stilistik ausweichen müssen. 86 Der Einfluß der Übersetzung auf die Textkritik 4.1 Typische übersetzungsbedingte Lesarten Die meisten Probleme für einen ägyptischen Übersetzer ergaben sich, wenn er zur möglichst adäquaten Wiedergabe des Originals versuchte, die griechische Syntax im Koptischen nachzuahmen – was ein ergiebiges Feld der Untersuchung vor allem von Bo wäre –, denn auf der Ebene der Syntax bestehen die substantiellsten Diskrepanzen. Die meisten Probleme für den Bearbeiter ägyptischer Bibeltexte, der die ägyptische Version zur textkritischen Analyse der LXX heranziehen will (d.h. den unterliegenden griechischen Text rekonstruieren will), ergeben sich aber, wenn der ägyptische Übersetzer dies gerade nicht oder nur teilweise versuchte, wie es offensichtlich in Sa der Fall war (vgl. auch Kap. 3.1). Hier kommen alle relevanten sprachstrukturellen Unterschiede zum Tragen. Unter dieser Bedingung sind auch die häufigen griechischen Lehnwörter im Koptischen nicht unbedingt eine Stütze (vgl. oben und folgend). Denn der wörtliche Übersetzer hilft dem Bearbeiter, indem er mit seiner Übersetzung einen Weg zum Original öffnet. Der freiere Übersetzer öffnet mit seiner Übersetzung Wege zu seiner Sprache, auf denen der Bearbeiter auf der Suche nach dem Original in die Irre geführt werden kann. Aber die theoretische Durchdringung und Darlegung der Unterschiede in den Sprachsystemen zwischen Griechisch und Koptisch soll und kann uns hier nicht beschäftigen. Im folgenden werden anhand von Beispielen aus dem Corpus Jeremiae einige Strukturunterschiede herausgestellt, die besonders viele übersetzungsbedingte Lesarten erzeugt haben und sehr oft als kritische Lesarten in den Apparat der LXX aufgenommen wurden. Keinesfalls soll hier eine systematische Auflistung und Berichtigung solcher Stellen in Zieglers Apparat auch nur versucht werden, die Zieglers großartiger Arbeit nicht gerecht würde. In vielen Fällen ist die Entscheidung, ob man eine textkritisch relevante oder eine übersetzungsbedingte Lesart vor sich hat, nicht sicher zu treffen. Dem an der textkritischen Verwertung der koptischen Übersetzung Interessierten soll ein kleiner Wegweiser zur Verfügung gestellt werden, der ihn auf die typischen „Verursacher“ übersetzungsbedingter Lesarten im Koptischen aufmerksam macht. Der Wegweiser hätte dann seinen Zweck erfüllt, wenn sein Nutzer sich auch in anderen ägyptischen Bibeltexten textkritisch damit zurechtfindet. 4.1.1 Die Wiedergabe von 5'1Eine der ergiebigsten Quellen für übersetzungsbedingte Lesarten ist die Wiedergabe der Konjunktion 5'1- im Koptischen12. Da es keine direkte Entsprechung für 5'112 Die Paradigmata werden in Sahidisch gegeben. Vom Koptischen zu sprechen ist insofern legitim, als die anderen Dialekte lediglich andere Formen mit derselben syntaktischen Funktion benutzen; d.h. ein sprachgeschichtlich identisches Wort ist im Koptischen in den Dialekten anders realisiert (vokalisiert) worden. Sahidisch' &/4 und Bohairisch +0+* sind z.B. von vorkoptischem w3ih abgeleitet. Auch in vorkoptischer Zeit gab es solche Dialektunterschiede. Sie wurden aber erst durch die Verwendung des griechischen Alphabetes im Koptischen sichtbar. Die Hieroglyphenschrift und ihre Ableger (Hieratisch und Demotisch) nivellierten diese. Typische übersetzungsbedingte Lesarten 87 gibt, wird es, je nach dem syntaktischen Kontext, durch &/4,' (%#,' ).,' &<<& ('966'-),' =" (:#-),' 9 (.9-), wenn 5'1- eine zweite oder weitere Negationen anreiht durch */=" (*$9:#-), oder durch kein Element (0) im koptischen Satz vertreten. Es scheint naheliegend, daß die Verwendung der entlehnten griechischen Konjunktionen in erster Linie als textkritisch relevante Lesarten mißverstehbare Varianten erzeugt. Jedoch liegt nicht hier die Hauptquelle für die Probleme bei der Bewertung solcher Lesarten, sondern in der Auffassung (so anscheinend auch Ziegler), daß – außer in Aufzählungen von Nomina, wo das Koptische (%# oder (seltener) ). für 5'1- einsetzt – &/4 im Prinzip Äquivalent zu 5'1- wäre. Dies ist aber durchaus nicht so. Eine Ursache für diese Annahme ist sicherlich die Beobachtung gewesen, daß Bo sehr häufig 5'1- wirklich mit +0+* direkt übersetzt. Keineswegs ist das eine Eigenart des Bohairischen gewesen, eine fast universelle (außer in Anreihungen von Nomina, wo #)5 stehen muß) Entsprechung für 5'1- herausgebildet zu haben. Im Gegenteil, es ist eine gänzlich unägyptische Ausdrucksweise, die allein dem Streben nach wörtlicher Wiedergabe des Originals geschuldet ist, jedes 5'1-, soweit es die ägyptische (koptische) Syntax nur irgendwie zuläßt, mit dem für diese Rolle zurechtgemachten&+0+* wiederzugeben. Kurz gesagt – diese Übereinstimmung ist durch die Übersetzungstechnik künstlich erzeugt worden und keine sprachliche Eigenheit des Bohairischen. Einige Beispiele mögen dies verdeutlichen. Ein recht klarer Fall, bei dem im Koptischen der klassischen Literatursprache eigentlich kein 5'1- wiedergebendes Element stehen darf, ist die Weiterführung des Imperativs und des Futurs durch den Konjunktiv, da dieser hier eine seiner Hauptfunktionen hat (und dem Namen Konjunktiv alle Ehre macht). Das „und“ ist im koptischen Konjunktiv implizit. Das Griechische kennt eine solche Form nicht. Der bohairische Übersetzer will jedes Element des griechischen Satzes imitieren und läßt daher den guten Stil seiner Sprache fallen. Jer 29,15 LXX >$"'-08.2#( 5'13( !')'=#-"#+8#( #194( '$92.-";( '9"'-+2.2# (v.l. pr. 5'13)( #194 !*-6#&*" Bo =:+0<& +0+*& %.5:"#"& ).;+-& +0+*& ()#=8#+0& ).!"!+>)5+Sa ,4*/)' #0"0#"7' "34,:' #0"0#04*/#' "/!*<"(*, Eine textkritisch relevante Lesart kann man so nur aus Bo gewinnen, da das in der LXX fehlende zweite 5'1- durch die Lesart des LXX-Apparates bestätigt wird. Das heißt, Bo geht hier mit dieser Lesart. Für Sa kann man nicht feststellen, ob in der Vorlage ein- oder zweimal 5'1- stand, was für die koptische Übersetzung eigentlich irrelevant war. Man kann auch annehmen, daß Bo in seiner Vorlage 2*3" !*-6#&*" las, weil Bo den griechischen Artikel nach Möglichkeit mit dem bestimmten Artikel wiedergibt. Artikellosigkeit ist im Koptischen nur in bestimmten Fällen13 erlaubt, in der Regel muß jedes koptische Nomen mit dem bestimmten oder unbestimmten Artikel verbunden sein. Ein freierer koptischer Übersetzer entscheidet sich bei einem griechischen Nomen ohne Artikel, je nach dem Kontext, in einem konkreteren Fall für den bestimmten, in einem unkonkreten oder abstrak- 13 Vgl. Till Gramm., § 103 ff. 88 Der Einfluß der Übersetzung auf die Textkritik ten, nur einen Teil eines Ganzen bezeichnenden Fall für den unbestimmten Artikel (Ausnahmen gibt es natürlich); ein Beispiel: '9"'-+2.2#(#194(!*-6#&*" und '9"'-+2.2#(#194(!*-6#&*"(2*1%4(?'6:'1-*14 würde im Sahidischen entsprechend 04*/#' "/!*<"(*, und 04*/#' "!!*<"(*, */5"' #"+&<=&.*, lauten. Oder &'0'1-)@( 5'13( !$)1- und &'0'1-)@( 5'13( !$)13 5$)1-*$ entspräche )%#' */,91"' (%#' */,&0" und )%#' 0,91"' (%#' 0,&0" ($!-*".,. Daraus folgt, daß bei Artikellosigkeit im Griechischen die Verwendung des bestimmten oder unbestimmten Artikels in Sa kein Hinweis auf eine andere Lesart sein muß. Auch hierbei hat der bohairische Übersetzer sich von seiner Sprache entfernt, da er sich in der Regel bemüht, ein artikelloses griechisches Nomen mit einem Nomen mit unbestimmtem Artikel wiederzugeben. Allerdings hat Bo nicht immer die Methode der wörtlichen Übersetzung konsequent verfolgt, so daß man oftmals – wie bei Sa – nicht entscheiden kann, welcher griechische Text zugrunde lag. Die konsequente Wiedergabe artikelloser griechischer Nomina mit einem Nomen mit unbestimmtem Artikel wäre ein Zeichen für eine nach Wörtlichkeit strebende Übersetzung und würde textkritisch relevante Lesarten deutlich machen. Eine freiere Übersetzung, die sich an den Gegebenheiten der ägyptischen Sprache orientiert, würde textkritisch relevante Lesarten hier kaum erkennen lassen. Späte sahidische Handschriften (besonders die Lektionare), die überdies wie 826 (vgl. Kap. 3.1) eine leichte Tendenz zur wörtlichen Übersetzung haben, verletzen den klassischen Stil auch, jedoch niemals so weitgehend wie Bo: Jer 32,13 LXX !1-#2#(5'13(&#8$-+8.2#(5'13(#9A#&#-+'2#(5'13(!#+#1%+8#(5'13(*$9(&.3('9"'+2.%2# Bo -:& +0+*& ="2"& +0+*& ).;)()#).6%(+0& +0+*& ).;)()#).*)"& +0+* #.#)()#()#=8#+0 Sa ,4'&/4'#$0"0#$>)"'#$0"0#2&5*<'#$0"0#)"'&/4'#$0"0#0(04*/# Die sahidische Handschrift (826) wollte wohl den Text stärker im Sinne einer wörtlicheren Wiedergabe gliedern, was nicht besonders gelungen wäre. Sie hält den Konjunktiv bis zum Ende durch, denn auch die griechischen Futura wurden, ganz klassisch, mit dem Konjunktiv weitergeführt. Jedoch hätte man zumindest #0"0#)" im Futur erwartet, 0"0##&)" etwa, um dann den Konjunktiv wieder aufnehmen zu können. Beide &/4 könnten wegfallen. Doch setzen auch ältere Handschriften auf griechische Imperativa folgende Futura einfach mit dem Konjunktiv fort, was eine textkritische Auswertung solcher Stellen nahezu unmöglich macht. Bo „hämmert“ seinen Text nach dem griechischen zurecht, und selbst die Abweichung vom Imperativ #9A#&#-+'2#, wo Bo Futur hat, erklärt sich durch die Lesart #9A#&#-+#2# im Apparat (nach der griechischen Unziale B). Wiederum kann man nur aus Bo wirkliche Lesarten gewinnen. Wenn jedoch im Koptischen bei zwei aufeinanderfolgenden Imperativen der Zweite nicht mit dem Konjunktiv weitergeführt wird, so besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, daß auch in der griechischen Vorlage kein 5'1- stand. Diese erhöht sich noch, wenn eine Lesart des LXX-Apparates 5'1- ausläßt und Zeugen auftreten, die häufiger mit Sa gehen: Typische übersetzungsbedingte Lesarten 89 Jer 30,9 LXX '9"'-+2.81( 5'13( '9"'-B.81 Bo (:#3& 5%6)& #%3 Sa 04*/#' 542' ")3&7 Im LXX-Apparat findet sich: om. 5'1- Q-V-26-46-86’-130-534-544 O-233 L’ Co (Sa-805) Aeth Arm Tht. Olymp. = MT (zum textgeschichtlichen Hintergrund vgl. Kap. 3.2). Ein weiterer Hinweis wäre, daß Bo ein in seiner Vorlage befindliches 5'1- bestimmt wiedergegeben hätte. Aber auch in solchen Fällen kann man sich nicht uneingeschränkt sicher sein, eine Lesart gefunden zu haben. Vorsichtiger sollte man dies vor allem dann bewerten, wenn keine Lesart des LXX-Apparates die Auslassung von 5'1- bestätigt. Führt dagegen der Konjunktiv einen von einer anderen Konjunktion abhängigen Nebensatz weiter und wird der so weitergeführte Nebensatz als Abgrenzung gegenüber dem vorhergehenden empfunden, so wird nicht 5'1-, sondern diese Konjunktion vom Konjunktiv vertreten. Jer 51,8 LXX 1/-"'( #955*!.%2#( 5'13( 1/-"'( =#-".+8# Bo *"#%& '-)1)(& =8#+0& ).?+>& +0+*& '()()#6:!" Sa -"2&,' "/")"05' 09/0%#' &/4' #$0"0%#64!" &/4/+0+* können so stehen bleiben. Interessant ist noch, daß Bo nicht nur die griechische Konjunktion 1/-"', sondern auch, wie im Griechischen, den davon abhängigen Konjunktiv verwendet. Die Abhängigkeit von Konjunktionen ist für den ägyptischen Konjunktiv in seiner Sprachgeschichte unbekannt, obwohl auch er subjunktivische Funktion besitzen kann. Hier handelt es sich lediglich um eine Nachbildung des Griechischen, die zu dem Kuriosum führt, daß der Konjunktiv sich selbst weiterführt. Sa benutzt die erwartbare koptische Konjunktion mit dem Futur III und setzt mit dem Konjunktiv fort. Ziegler notierte Co unter ‚om. 1/-"' 2°‘. In narrativen Passagen offenbart sich die Inkompatibilität von 5'1- und &/4 am deutlichsten. &/4 dient im klassischen Koptischen – in der Regel – zur Einführung einer neuen Sinneinheit, zur Anzeige eines neuen Faktums oder einer neuen, darauffolgenden Aktion. Sobald nur derselbe Gedanke (Erzählung) fortgeführt wird oder eine wie auch immer geartete Anreihung von Fakten und Aktionen vorliegt, wird &/4 vermieden (wie in der Anreihung von Nomina (%# erscheinen muß). Mit anderen Worten, &/4 hat weniger eine verbindende (konjunktive) Funktion, sondern eine abgrenzende. Und nur ein 5'1- in dieser Funktion wäre, unter Umständen, kompatibel. Daher findet man ein 5'1- wiedergebendes &/4 am häufigsten am Beginn eines Verses. Deshalb entsteht auch der Eindruck, wollte man 5'1- und &/4 quantitativ in beliebigen Sätzen vergleichen, daß jenes im Koptischen (hier nur im Sahidischen) weit seltener erscheint und sehr oft kein einziges 5'1- in der Übersetzung wiedergegeben wird. Insbesondere jüngere sahidische Handschriften lassen dies schon häufig außer acht. Bo dehnt die Grenzen der koptischen Syntax aus Gründen der Übersetzungstechnik. Der Einfluß eines Strebens nach wörtlicher Übersetzung ist bei jüngeren sahidischen Handschriften (besonders 826 in Bar) auch im Corpus Jeremiae zu spüren, ohne jedoch die Deutlichkeit von Bo zu erreichen. Widersprüche zu dem in diesem Abschnitt Gesagten sind in anderen Büchern unaus- 90 Der Einfluß der Übersetzung auf die Textkritik weichlich, wenn der Übersetzer in diesen einer wörtlicheren Übersetzungsmethode folgte als im Corpus Jeremiae, das sehr wesentlich durch den Text der alten Handschrift 822 geprägt wird. Das scheint mir z.B. im sahidischen NT (z.B. Joh) der Fall zu sein, denn man kann beobachten, daß &/4 in unübersehbarer Weise auch dort zur direkten Wiedergabe von 5'1- verwendet wird, wo der klassische Stil kein &/4 eingesetzt hätte (z.B. vor Personalpronomina). Jer 24,6 LXX 5'13('9"*15*:*&.-+,('$92*$34(5'13(*$9(&.3(5'8#-6,(5'13(5'2'7$2#$-+,('$92*$34 5'13( *$9( &.3( #9521-6, Bo )").3+(+0& +0+*& #.#%+0+9!+0& )").(/:+0& +0+*& '#%1+9+0 Sa &/4' >#&2*0*/' #0&0(6%3643*/:' >#&0*?*/' #$0&0(!*32*/ Auch für Bo war es hier undenkbar, alle 5'1- in der Übersetzung erscheinen zu lassen. Obwohl der bohairische Übersetzer auf den Konjunktiv ganz verzichtet, kann er nur zwischen die beiden Aktionspaare +0+* bringen, um nicht die Wirkung der Gegenüberstellung der positiven und der negativen Aktion zu zerstören. Sa macht sich solche Schwierigkeiten nicht und setzt zur Verbindung den Konjunktiv. &/4 steht nur zur Abgrenzung gegen das Vorhergehende einmal am Anfang. Keine koptische Version darf hier als ‚om. 5'1-‘ gewertet werden. Ein weiteres Beispiel: Jer 41,22 LXX 19:*$3( #9=,3( +$"2'-++,;( 7.+13( 5$-)1*4;( 5'13( #9!1+2)#-<,( '$92*$34( #194( 2.3"( =.%" 2'$-2.";(5'13(!*6#&.-+*$+1"(#9!(9('$92.3"(5'13(6.-&<*"2'1('$92.3"(5'13(5'2'C 5'$-+*$+1"( '$92.3"( #9"( !$)13( 5'13( 2'34( !*-6#14( D*$:';( 5'13( :,-+,( '$92'34 #9).-&*$4( '9!*3( 5'2*15*$-"2,"E Bo *88!)&%.#+3&)").+0%*&-%*#"&!)9)&!./$-$& +0+*&)").(%-=:+0&).*.;8" ).!%"3%*"& +0+*& )0).?+(-& ).;+1& +0+*& )0)./"(1& )0).;+3*1& 2)# !.,.;:5&+0+*&#"?%3"&'()&"+0@%&)").(8"(+0&+0+*&)").6+1+0&).?+> *%& #8& )(6+!& '28(+0A Sa ".,')990"'@&A#*2'"0*/")',&)#"'!"-"'!-*".,'@>A#&20**/'")3&7 "0"7!*<.,:'#$,"(.6"'#%((&,:'#$,"-.'($(*,'#$,"3*2%), %$ ')%#'*/,&0"'(%# ($!*<.,'#$7*/=&'&/4'>#&0&&/'#$-&"."'"(%#'!"0*/9)'#$)90*/ : Ziegler notierte Sa unter ‚om. 5'1-‘ 1° und 3°, dabei hätte er, wenn er hier die Auslassung von 5'1- als Lesart ansehen wollte, 1°-4° notieren müssen. Das erste wird aus stilistischen Gründen nicht wiedergegeben (um das Vorhergehende nicht abzugrenzen), die anderen durch den Konjunktiv ersetzt (das Futur weitergeführt). Für das fünfte 5'1- muß folgerichtig (%#' stehen, da 2'34( !*-6#14 nach 5'2'5'$-C +*$+1"('$92.-" die Anreihung eines Nomens bedeutet. Nur das letzte 5'1- bekommt ein &/4, weil der sahidische Übersetzer eine darauffolgende Handlung („und dann“) verstanden hatte und sie vom Vorhergehenden abgrenzen wollte. Das bedeutet: Jedes 5'1- fand sich in der Vorlage von Sa! Bo dagegen hatte wohl in seiner Vorlage ein Homoioteleuton mit Ausfall des 2° '$92.-" (= Lesart im LXXApparat; das Pronomen erscheint trotzdem in Bo, da die Verbform nicht ohne Objekt bleiben kann), so daß, obwohl sonst jedes 5'1- „rücksichtslos“ mit +0+* übersetzt wird, das 4° in Bo wegfiel und demzufolge 2'34( !*-6#14( D*$:' als proleptisches Objekt zu 5'13( :,-+,( '$92'-4 aufgefaßt wurde (das fünfte 5'1- ist Typische übersetzungsbedingte Lesarten 91 deshalb nicht, wie in Sa, #)5 geworden). Dadurch stand für Bo #9).-&*$4 isoliert und wurde in eine Verbform verwandelt ()").6+1+0, als stünde #9).&,-+,). Zählt man die Verbformen nach, so bemerkt man, daß Bo eine mehr als der griechische Satz besitzt. Der bohairische Übersetzer sah sich wegen dieses Mißverständnisses gezwungen, den ihm defektiv erscheinenden Satz zu ergänzen und die gesuchte Wörtlichkeit zu lockern. Unter den Zeugen, die 5'1- ult. haben, steht bei Ziegler nur Sa, obwohl auch Bo das letzte 5'1- ohne Zweifel gelesen hatte. Die bohairischen Lesarten sind für diesen Vers im LXX-Apparat nicht erschlossen. Ebenso muß die Notierung ‚+ eis Co Arm‘ zu 5'2*15*$-"2," für Bo und Sa (Co) wegfallen, denn */4) (oder 64!") in der Bedeutung „wohnen“ verlangt immer, im Gegensatz zum Griechischen, ein mit )%#B,' #$)90C angeschlossenes Objekt. Die einzige textkritisch relevante Lesart in Sa ist !*-61" (= MT!) anstelle von =.%". Im narrativen Kontext der Vergangenheit (affirmatives Perfekt), wo kein Konjunktiv zur Anreihung verwendet werden kann, wird die Inkompatibilität von 5'1und &/4 auch in Bo deutlich. &/4 steht – in der Regel – dort, wo der ägyptische Übersetzer abgrenzend gliedern will. Dabei fallen 5'1- und &/4 nur an wenigen Stellen zusammen. So entstehen Sätze, in denen fast immer weniger &/4 als 5'1in der Vorlage erscheinen, öfter auch keines. Eine textkritische Wertung – die die griechische Vorlage von Co rekonstruieren möchte – ist hier nur mit äußerster Vorsicht oder, wenn der ägyptische Übersetzer beispielsweise den griechischen Text mißverstand, gar nicht möglich. Jer 39,10 LXX 5'13( #9-=)'<'( #194( B1B61-*"( 5'13( #9+7)'=1+'-&."( 5'13( :1#&')2$)'-&." &'-)2$)'4( 5'13( #9-+2.+'( 2*3( '9)=$-)1*"( #9"( F$=G%E Bo +0+*& %"-.2%"& '+09:5& +0+*& %");& -.B;%C"D"#& 5.5+1& %"=.;) *%#5)=;)& );& 5)=;)& %"6"& 5.!"*%(& '*.;8"& 2)#& +05%6"A Sa &/4' &7,)&7' "/-44("' &70445"' ((*1:' &/4' &703"' )"#(#03" "/3' (#03":' &767' (!)&0' )#' */(&6": Den vier 5'1- im griechischen Satz stehen in Sa und Bo nur jeweils zwei' &/4/ +0+* gegenüber. Das erste steht in Sa und Bo am Anfang, während das zweite an einer jeweils anderen Stelle erscheint. Angesichts der Unmöglichkeit, jedes 5'1wiedergeben zu können, entschied der sahidische Übersetzer sich an einer anderen Stelle für die Zäsur als der bohairische – jeder ganz seinem Verständnis des griechischen Satzes folgend, ohne daß irgendeine Lesart Ursache dafür gewesen sein dürfte. Der LXX-Apparat gibt so auch keine Lesart her. Ein letztes Beispiel hierzu: Jer 39,23 LXX 5'13( #19+.-68*+'"( 5'13( #96'-B*+'" Bo +0+*& %0".& ).2+0#& %0/"(1 Sa &/542' ")*/#' &/-701 Bo scheint bestrebt zu sein, jedes nur mögliche 5'1- wiederzugeben, und da es nicht möglich war, beide aufzunehmen, entschied man sich folgerichtig für den Versanfang. Sa sah keine Notwendigkeit für eine Wiedergabe von 5'1-. Wenn 5'1- eine oder mehrere Negationen anreiht, so verwendet das Koptische */=" (*$9:#-). 92 Der Einfluß der Übersetzung auf die Textkritik Jer 41,14 LXX 5'13( *$95( .9-5*$+'-"( &*$( 5'13( *$95( #9-561"'"( 2*3( *$9%4( '$92,%"E Bo +0+*& 5.!+0-:()5& '-:"& +0@)& 5.!+0;)3& #+05%69& ).;+"A Sa &/4' ($!*/,40%(' #$@,A47' #$?.' #"0%#".*0"' */="' (!*/3.2"' #$#"/B (&&-"' "3*7 : Sa weist einen Zusatz (nach MT) auf, #"0%#".*0", sonst ergibt sich keine textkritisch relevante Lesart. Am Beginn eines Haupt- oder Nebensatzes, die von Personalpronomina oder Konjunktionen eingeleitet werden, kann oft kein &/4/+0+* vorangehen. Anstelle dessen werden andere Konjunktionen oder Partikel verwendet (auch griechische), die sich nachstellen lassen (enklitisch). Auch in diesem Falle neigt Bo dazu, diese Einschränkung – wegen der Übersetzungstechnik – aufzugeben. Jer 38,32 Jer 33,19 Jer 49,19 LXX 5'13( #9=,5'13( ./&#1%4 5'13( "$%" Bo %.#+3& *: +0+*& %.#+#& *:# <#+0 Sa &#*2' )4 &#*#' )44# 0"#*/' ?" Auch =" (:#-) wird hier zum Ersatz von 5'1- benutzt. Ansonsten vertritt es 5'1- im Koptischen auch bei einer Verbform, wenn ein in 5'1- implizites ‚aber, nun, doch‘, also ein Gegensatz, aus dem Kontext erschließbar ist. Das Koptische, mangels einer universellen Konjunktion wie 5'1- oder mangels anderer syntaktischer Möglichkeiten, ist zu größerer Genauigkeit gezwungen. Wieder hat Bo die Tendenz, der wörtlichen Übersetzung Vorrang zu geben. Jer 47,10 Jer 42,14 Jer 45,1 Jer 43,16 LXX 5'13($/&#1%4 5'13(#9=,5'13(.9-5*$+# 5'13(#9=#".-8. Bo +0+*&'=:()# %.#+3&@)&*: %1-:()5&@) +0+*&%-6:!" Sa #$040%#'="')4009/0%# &#*2'=" &1,40%('=" &,64!"'=" Gleichermaßen steht =" oft für 5'1- vor Bedingungssätzen. Jer 45,21 Jer 45,18 LXX 5'13(#19(&.3(8#-6#14(+$5'13(#9'3"(&.3(#9A#-68H4 Bo "-9)&@)&'=+3&,.+0:6&A&A&A&%# ).6:!&@)&%36.()5".&)?+> Sa "6-"'#%D*/46'="'&#'#$0*2 "64!"'="'"26&#0%("7'"5*< Zu Jer 45,18 notierte Ziegler Bo (in Sa hatte er 822 nicht berücksichtigt) unter der Lesart #9'3"(:#-. Obwohl diese Möglichkeit hier nicht ausgeschlossen werden kann, sprechen doch viele andere Stellen, in denen keine Lesart des LXX-Apparates vorliegt, dagegen. So muß jeder Fall geprüft werden. Im Zweifel sollte man sich eher gegen die Annahme einer Lesart entscheiden, zumal wenn Bo und Sa übereinstimmen. Denn Bo wird sich, wenn die Möglichkeit besteht, zur wörtlichen Wiedergabe für eine Imitation der griechischen Konstruktion entscheiden. Bei mehreren aufeinanderfolgenden Bedingungssätzen kann das anreihende 5'1durch 9 (.9-) oder bohairisch )" ersetzt werden. Jer 49,6 LXX 5'13( #9'3"( '9='8*3"( 5'13( #9'3"( 5'5*-" Bo ).6:!& ).+0!)=#%#)1& !)& )"& +0!)(*:+0& !) Sa &/4' "64!"' */!"0#&#*/1' !"' 9' */!"8**/' !" Typische übersetzungsbedingte Lesarten 93 Es ist gut möglich, daß Bo in seiner Vorlage das erste 5'1- nicht hatte, was der LXX-Apparat stützen würde, so daß man hier eine Lesart annehmen kann, allerdings nicht mit absoluter Sicherheit. Für das zweite 5'1- hingegen mußte das Koptische eine andere Lösung finden, da &/4E/+0+* die Anreihung nicht zu realisieren vermochten. Ebenso wie =" kann &<<& ('966'-) im Koptischen an die Stelle von 5'1- treten, wenn in diesem ein Gegensatz inhärent ist (‚aber, sondern‘) oder – für den Übersetzer – zu sein scheint. Jer 42,10 LXX 5'13( G95.-+'&#"( #9"( +5."'1%4( 5'13( .95*$-+'&#"( 5'13( #9!*1.-+'&#" Bo %>>%& %#6:!"& 2)#& *%#-.30#8& +0+*& %#-:()5& +0+*& %#".;" Sa &<<&' &#64!"' )%#' )"#,@29A#9:' &/4' &#,40%(:' &#".3" Die Verwendung von &<<& ist in Bo und Sa bewußt vorgenommen worden, denn Bo gibt jedes folgende 5'1- mit +0+* wieder. Beide koptischen Übersetzer entschieden sich für &<<& unabhängig voneinander, aber ihrer Sprache verbunden. Der sahidische Übersetzer setzte wiederum nur ein &/4, um eine Abgrenzung an dieser Stelle einzufügen, der bohairische bemüht sich, das griechische Original so wörtlich wie möglich zu übertragen. Ziegler konnte zu 5'1- 1° nur Co mit '966'notieren, was verdeutlicht, daß keine Lesart vorliegt, denn andere Zeugen belegen eine solche Lesart nicht. Ein nachgestelltes 5'1- kann natürlich nicht mit &/4/+0+* wiedergegeben werden. Dazu verwendet das Koptische )44C mit dem entsprechenden Suffixpronomen oder stellt nur das Personalpronomen nach. Jer 2,33 Jer 41,5 LXX '966'3(5'13(+$56'$-+*"2'1(5'13(+#Bo %>>%&'=+3 )0).;"5"&).;+3&*:3 Sa &<<&'#$0*2')442 "0*/#&3.("'"3*2')442 Als letztes Beispiel für die Wiedergabe von 5'1- im Koptischen steht noch die Anreihung von Nomina (Aufzählung) durch (%#/#)5 und ). aus. Besonders zu beachten ist, daß (nicht wie im Griechischen) keine Präpositionen nach (%# mit angereiht werden können, da (%# selbst eine Präposition ist (‚mit‘). Die Präposition steht nur bei dem ersten Nomen und wird durch (%# sozusagen weitergeführt. Jer 41,17 LXX #194( 2.3"( &'-0'1)'"( 5'13( #194( 2*3"( 8'-"'2*"( 5'13( #194( 2*3"( 61&*-" Bo ).+0-81"& #)5& +05+0& #)5& +0*.3+ Sa "/,91"' (%#' */(*/' (%#' */)2* Möglicherweise deuten die unbestimmten Artikel in Bo und Sa auf eine Lesart hin, denn der griechische Artikel wird vorzugsweise mit dem bestimmten Artikel im Koptischen wiedergegeben. Bei Artikellosigkeit im Griechischen ist dies weniger klar (vgl. oben). So findet sich zu dieser Stelle eine entsprechende Lesart im LXXApparat zur Bestätigung. Das sprachgeschichtlich ältere ). (Bo verwendet in dieser Funktion auch #)5) ist ebenfalls eine Präposition. Seine Anwendung ist aber auf die Anreihung von Nomina in sehr begrenzten Fällen beschränkt. Es verbindet Materialien oder Produkte (sehr oft Speisen etc.), meist als unbestimmte Menge gedacht, ohne daß 94 Der Einfluß der Übersetzung auf die Textkritik ein Artikel verwendet werden kann. Auch Ein- oder Mehrzahl sind daher nicht gekennzeichnet, denn die Anreihung von Produkten durch ). (vorkoptisch ihr) ist ein „historisches“ Relikt aus der Zeit, als das Ägyptische noch keinen Artikel benutzte und der Numerus durch Wortstammendungen, die im Koptischen nur in erstarrten Rudimenten bei manchen Nomina überlebt haben, vermittelt wurde. Jer 48,8 LXX !$)*13( 5'13( 5)18'1-;( &#-61( 5'13( #9-6'1*" Bo '-+0+.& #)5& ":(& E#)5& 8;!F& #)5& ).?":.& #)5& #)* Sa #$,*/*' ).' ".40' ).' "5.4' ).' #") Lesarten, die aus der fehlenden Kennzeichnung des Plurals, der Artikel oder von Präpositionen gewonnen würden, verbieten sich daher. Bo hat aber einen textkritisch relevanten Zusatz (in Klammern). Im Französischen läßt sich diese Konstruktion sehr gut imitieren, wie die Übersetzung Kassers zu dieser Stelle zeigt: „de blé et d’orge et de miel et d’huile“. Ziegler hatte in der Notierung zu !$)*1- und 5)18'1-: ‚sing. verss.p‘ wohl auch Co gemeint. 4.1.2 Komplementierung Die Tatsache, daß das Ägyptische keine Deklination kannte, erforderte ein recht genaues Regime der Wortstellung und Wortfolge in der koptischen Syntax. Abhängigkeiten innerhalb des griechischen Satzes, die durch die Casus vermittelt werden und eine sehr variable Wortstellung ermöglichen, sind im Koptischen nur durch die Wortfolge oder durch Hilfskonstruktionen darstellbar. Die gewöhnliche und unmißverständliche Wortfolge14 im Satz (außer Nominalsatz) ist: Subjekt (meist durch ein Konjugationspräfix eingeführt), Prädikat, direktes Objekt („Akkusativ“), indirektes Objekt („Dativ“), adverbieller Ausdruck. Ein (von einer Präposition abhängiges) indirektes pronominales Objekt kann vor das direkte treten15. Eine mögliche Hilfskonstruktion ist z.B., wenn ein Objekt (jedoch kein von einer Präposition abhängiges pronominales Objekt) wie im Griechischen vor Subjekt und Prädikat tritt, also hervorgehoben werden soll, die sog. Cleft Sentence: '96.-8#1'"(6#-=, */("' 0">-4' ($(*, Da der Akkusativ im Koptischen nicht erkennbar ist, wird die Abhängigkeit durch ein der Relativkonstruktion der Cleft Sentence nachgestelltes (im Relativsatz obligatorisches) resumptives Pronomen deutlich gemacht. Die Cleft Sentence dient auch der Emphase eines herausgestellten Subjektes und imitiert so die Betonung von Satzgliedern durch Voranstellung im Griechischen. Dabei kann die griechische 14 15 Es gibt noch einige Verbformen, die das, meist pronominale, Subjekt dem Verbstamm suffigieren. Sie sind jedoch nur Reste der vorkoptischen Sprachstufe und in der lebendigen Morphologie des Koptischen Fremdkörper, da sie die zur Prädikatierung des koptischen Satzes wesentlichen Elemente, Infinitiv und Qualitativ, nicht mehr bilden können. Vgl. Till Gramm. § 281 ff. Till Gramm. § 258 ff. und § 378 ff. Typische übersetzungsbedingte Lesarten 95 Wortstellung oft nicht nachgemacht werden, die Emphase bleibt aber durch die Cleft Sentence ausgedrückt16. Ein adverbieller Ausdruck kann in der Regel nicht an den Satzanfang treten (wörtlichere Übersetzungen versuchen das öfter). Zur Nachahmung der hervorhebenden (emphatischen) Funktion eines im Griechischen an den Satzanfang gestellten Ausdruckes kann das II. Tempus dienen17. Die Emphase wird in der konjugierten Verbform (II. Tempus) markiert, der adverbielle Ausdruck behält seine Stellung im koptischen Satz: Jer 11,20 LXX !)*34( +#3( '9!#5'-6$<'( 2*3( :15'1-,&'-( &*$ Bo +08"& ).(%"/:;!& 5.!%5%"& ).?+>& *%;+3 Sa #$0&7?4<%!' :"5*<;' "3*2' ($!&0(&7* Sa positioniert diesen adverbiellen Ausdruck wie ein pronominales indirektes Objekt. Die Annahme einer anderen Lesart in der Wortstellung ist undenkbar. Nicht selten ist das Koptische gezwungen, durch die Deklination sichtbare Abhängigkeiten im griechischen Satz, wie hier die Aneinanderreihung von drei Objekten, mit einer zusätzlichen Verbform zu ergänzen, um diese Abhängigkeit unmißverständlich übersetzen zu können. Diese Komplementierung hat keine Entsprechung im griechischen Original und wurde bei Ziegler oftmals als Lesart interpretiert. Jer 18,23 LXX 5'13( +$-;( 5$-)1#;( #9-=",4( '/-!'+'"( 2.3"( B*$6.3"( '$92,%"( #9!( 9( #9&#3( #194( 8'-"'2*" Bo +0+*& '=+3& !/$-$& %3).5"& ).!+0-+/#"& (8;1& ).(%0%"1& ).;+"& ).B.5+0 Sa #0*2' ="' !-*"7,' &2"7("' "!"/6*-#"' 0931' !"#0&/&&1' "3*7 6&)3&7' "!(*/ Ziegler notierte zu 2.3"(B*$6.3"('$92,%" ‚+ quem fecerunt Co‘. Lesarten, die – hier wie in den oben genannten Beispielen – allein von Co vertreten werden, sollten also von vornherein skeptisch machen, denn die Wahrscheinlichkeit, eine allein übersetzungsbedingte Lesart vor sich zu haben, ist überaus hoch. Die koptischen Übersetzer fügen einen Relativsatz ein, der die Abhängigkeitsverhältnisse klarstellt. Dann muß man bei koptischen Relativsätzen zusätzlich beachten, daß das Koptische kein Relativpronomen besitzt18, sondern nur ein Relativum, in dem weder Genus noch Numerus – und schon gar kein Casus – enthalten sind. Daher muß, wenn das Subjekt des Relativsatzes verschieden vom Antecedens ist, dieses als resumptives Pronomen, das auch Genus und Numerus sichtbar macht, im Relativsatz erscheinen. Das leistet in unserem Beispiel das 1 in !"#0&/&&1. Ich weise hier nochmals auf die unterschiedliche Wiedergabe von 5'1- in Sa und Bo hin. 16 17 18 Polotsky CP, 424, sonst 418-435. Polotsky CP, 125 ff. und 407-409. Dieses Relativum war im Ägyptischen einstmals ein Relativadjektiv mit Genusendungen, die aber spätestens im Neuägyptischen ihre Funktion verloren hatten. Die Notwendigkeit, ein vom Subjekt des Relativsatzes verschiedenes Antecedens durch ein Pronomen im Relativsatz auszudrücken, bestand aber immer. Vgl. Gardiner EG § 199. 96 Der Einfluß der Übersetzung auf die Textkritik Ein ähnlicher Fall zeigt sich in Lam 3,61: LXX !'-"2'4( 2*$34( :1'6*=1+&*$34( '$92,%"( 5'2( 9( #9&*$% Bo #+0-+/#"& (8;+0& ).(+0;%& 5.5:+0& 2%;+#& 5.!").*++0& (8;1 Sa #"/(*2("2' 093*/' "#0&/&&/' "3*". Daß die Ergänzung nur eine übersetzungsbedingte Notwendigkeit ist und keine Lesart, wird auch durch die Verwendung des Perfekts in Sa und des Präsens in Bo klar – je nachdem, wie der Übersetzer glaubte, sich entscheiden zu müssen. Ziegler notierte zu dieser Stelle die Lesart: ‚quos fecerunt adversus nos tota die Bo: ex 62‘. Textkritisch relevant ist jedoch allein das, allerdings aus dem folgenden Vers genommene, adversus nos tota die. Der folgende Vers Lam 3,62 offenbart noch deutlicher den Charakter der übersetzungsbedingten Ergänzung, denn Bo verwendet die Konstruktion von 3,61, Sa aber einen ganz anderen Ausdruck: LXX 5'13( &#6#-2'4( '$92,%"( 5'2( 9( #9&*$% Bo #)5& #+05)>)(8& ).(+0;%& 5.5:+0& 2%;+# Sa &/4' #"/("<"09' #"/6**!' ")*/#' "3*7 In diesem Vers wäre textkritisch zu Bo nur ‚adversus nos‘ anzumerken. Ziegler notiert, wie zuvor, die koptische Satzergänzung mit. Sa konnte er nicht vergleichen, da er die Handschrift 822 nicht berücksichtigte. Ein im griechischen Relativsatz direkt von einer Verbform abhängiges Objekt stellt für das Koptische eigentlich keine Schwierigkeit dar. Es muß jedoch dann noch einen Infinitiv mit Objekt hinzufügen, wenn ein Mißverständnis mit dem resumptiven Pronomen möglich ist, welches obligatorisch für das vom Subjekt des Relativsatzes verschiedene Antecedens aufgenommen werden muß. Jer 39,42 LXX !'-"2'( 2'3( '9='8'-;( '/3( #96'-6.+'( #9!( 9( '$92*$-4 Bo '#"%C%=+#& (8;+0& ).(%"-%9"& 5.5:+0& ).).#+0& ).9:+0 Sa ##&D&8*#' 093*/' #0&7-**/' "03&#0*/' "-4*/ Sa bedient sich des kausativen Infinitivs, der das Subjekt (‚ich‘) ausdrücken kann, Bo des einfachen Infinitivs mit Objekt (im ‚status pronominalis‘). Bo neigt auch bei der übersetzungsbedingten Komplementierung dazu, der Übersetzungstechnik den Vorzug vor der sprachlichen Konsistenz zu geben, um dem griechischen Original möglichst zu entsprechen. Jer 42,9 LXX #9A#56.+1-'+'"( ".+2#1-'" Bo %0=:+0<& ).+0#8-("% Sa &/,4*/)' "".3"' #$*/#9,0.& Die Komplementierung ist auch notwendig, wenn der Satz im Koptischen ohne Ergänzung mißverständlich wäre. Jer 51,1 LXX */( 6*-=*4( */( =#"*-&#"*4( !)*34( D#)#&1-'"( '/-!'+1( 2*1%4( ( 9D*$:'1-*14 Bo !"-%9"& ).(%16:!"& *%& ");)5"%-& ).9+1& '#""+0@%"& (8;+0 Sa !6&-"' ($!-*".,' "#0&164!"' 6&' 7"3"(.&,' "0&/*1' "-%# #$7*/=&.' 093*/ Textkritisch relevant sind, nur in Sa, die Ergänzungen ($!-*"., und "-%#, für die sich auch Bestätigung im LXX-Apparat findet. Typische übersetzungsbedingte Lesarten 97 Passagen, die im Griechischen ganz ohne Verbform auskommen, müssen im Koptischen Ergänzungen erfahren, um überhaupt verständlich zu sein. Bo bemüht sich, zur möglichst wörtlichen Wiedergabe die Ergänzungen auf das unumgängliche Minimum einzuschränken. Jer 50,11 LXX *$/34(#194(8'-"'2*";(#194(8'-"'2*";(5'13( *$/34(#194('9!*151+&*-";(#194('9!*151+&*-"; 5'13(*$/34(#194()/*&7'1-'";(#194()/*&7'1-'" Bo #8& )(=86& ).B.5+0& ).B.5+0& +0+*& #8& )(=86& ).!"+0:()?& )?+> )1).+0+=?+0& ).?+>& +0+*& #8& )(=86& ).(.-81"& ).(.-81" Sa #"0096' "!(*/' ")3&7' "!(*/' &/4' #"0096' "/!44#"' "5*< "/!44#"'"5*<'&/4'#"0096'"0,91"'"/#&)"'"0**0,'#$0,91" EpJer 5 LXX #9-&!)*+8#"( 5'13( *9-!1+8#"( '$92,%"( !)*+5$"*$%"2'4( '$92'Bo *"B%*+0& 5.5:+0& #)5& *"(*8& )+0+0:6(& 5.5:+0 Sa ).)9' ($(**/' &/4' "/*/9)' #$,4*/' "/*/46%0' #&/ Ziegler notierte im Apparat Co unter #9-&!)*+8#"] + '$92,%"; was nur für Sa zutreffend ist, jedoch keine Lesart sein muß, bemerkte aber die eigentliche Lesart von Bo nicht, das #9& - !)*+8#"( und *9-!1+8#" umgestellt hat (wie im LXX-Apparat LaV und Tert.), sonst aber genau dem Griechischen entspricht. Sa hat eine Verbform ergänzt, um den Ausdruck verständlicher zu gestalten. Transitive Verben stehen in der LXX sehr oft ohne Objekt. Das Koptische muß ein Objekt hinzufügen. Jer 43,18 43,19 Lam 1,21 LXX #9-=)'7*" 7$6'-++#1" */-21(+$3(#9!*1-.+'4 Bo %"-.28(+0 ).%; . )*&).;+1 9)&'=+3&%3);&#%G Sa &".,)&.'($(**/ "03"/&3")'"3*1 -"'#$0*2'!"#0&2&&/'#&7 Zuweilen muß einem Objekt ein weiteres beigefügt werden. Jer 49,4 LXX '9"'==#6,%( $/&1%" Bo )").(%5:()#& ).;+1 Sa >#&0&(40%#' "3*1 Es sei auch an die schon oben erwähnten Verben'*/4)/64!" erinnert, die in der Bedeutung „wohnen“ immer ein Objekt anschließen, auch wenn das im Griechischen nicht der Fall ist. Jer 9,11 LXX 2*3( &.3( 5'2*15#1%+8'1 Bo 5.5+#& !)(6++!& '28(+0 Sa "0%(03"/*/4)' #$)90*/ Die vor allem in Sa beliebte Ergänzung eines Objektes (‚zu ihm/ihnen‘) zu der Wendung „indem er sagte“ "1-4'($(*,'#&1/#&/, wo in der LXX nur 6#-=," steht, macht ihre textkritische Wertung besonders schwierig, da jeder Fall theoretisch eine Lesart sein könnte. Die Häufigkeit ihres Auftretens läßt aber in den meisten Fällen eine Lesart unwahrscheinlich erscheinen. Wenn der LXX-Apparat eine solche Lesart stützt, so ist eine wirkliche Lesart anzunehmen. Man wird aber niemals absolut sicher sein können, da die freiere Übersetzung in Sa ein eindeutiges 98 Der Einfluß der Übersetzung auf die Textkritik Urteil unmöglich macht. Die Lesungen von Bo dürften hier als guter Maßstab dienen, ob man eine Lesart vermuten muß oder nicht, da Bo sich an das griechische Original halten wird. In Sa vgl. z.B. Jer 43,27.29; 44,6.13; 45,8.10.20; 47,9; 51,1.15.20. Eine sprachliche Eigenheit und oftmals eine Notwendigkeit im Koptischen ist die sehr häufige Ergänzung eines Possessivums (Possessivartikel) zu Nomina bei der Wiedergabe bestimmter griechischer Wendungen. Auch diese ist leicht als Lesart mißverstehbar und sehr oft von Ziegler in den Apparat aufgenommen worden. Ein besonders markantes und in Jer mehrfach vertretenes Beispiel ist das folgende, das immer als Lesart in Zieglers Apparat aufgenommen wurde, da andere Zeugen hier eine Lesart haben. Allerdings wären es immer verschiedene Zeugen, die Co begleiten, so daß eine aus einer bestimmten Texttradition entnommene Lesung schon daher unwahrscheinlich wäre. Zudem ist eine gemeinsame Lesart von Bo und Sa zunächst immer verdächtig, einen rein sprachlichen Hintergrund zu haben. Jer 51,12 (vgl. 49,1.8 und öfter) LXX '9!*3( &15)*$%( 5'13( #/-,4( &#='-6*$ Bo "-9)#& !+03+09"& 6%& !+0#"6< Sa -.#' !"/2*/7' 6&' !"/#*? In anderen Fällen entscheidet sich Bo, wenn es möglich ist, für die genaue Wiedergabe des Griechischen. Man beachte auch die Setzung des Artikels im Koptischen. Jer 10,15 (et passim) Jer 9,26 LXX #9"(5'1)G% +')51Bo 2)#&!E"F-8+0 2)#&(+0-%;H Sa )%('!"/*/*"76 )"#'0"/,&3F Ein etwas komplexeres Beispiel gibt EpJer 5: LXX #19-!'2#( :#3( 2H%( :1'"*1-@( >*13( :#1%( !)*+5$"#1%";( :#-+!*2' Bo %9+-& '=:()#& 2)#& !)()#*8(& 9)& '=+3& )()& -6)& '+0:6(& #%3 B#8? Sa #$040%#' ="' &-.,' )%(' !"0%#)90' -"' #$0*2' !"' !-*".,' !"0"66" "*/46%0' #&2' (&/&&2 Es gibt im Koptischen nur noch wenige Verben, die eine Imperativform bilden können. Zumeist wird der Infinitiv verwendet19. Zwar gehört &-., zu diesen Imperativformen, es kann aber keine Person ausdrücken. Daher stellen Bo und Sa das Personalpronomen der 2. Person Plural hinzu. Die Komplementierung mit dem Possessivartikel bei der Wiedergabe von 2H%( :1'"*1-@ ist eine sprachliche Notwendigkeit im Koptischen. Ziegler hatte wohl mit ‚:1'"*1-@] +( $/&,%" verss.‘ auch Co gemeint. Man beachte wieder, wie genau Bo sich bemüht, die griechische Wortstellung einzuhalten, während Sa den Satz effektvoll im Sinne der ägyptischen Sprache etwas umbaut. Der im Koptischen fehlende Vokativ macht bei der Anrede den Artikel (appellativ), z.B. 5$-)1#'!-*".,, oder den Possessivartikel unumgänglich. Bei Eigennamen, die meist keinen Artikel haben können, behilft man sich mit dem griechischen 19 Till DG, § 231ff. Typische übersetzungsbedingte Lesarten 99 Vokativ. Ursache für scheinbare Lesarten sind die Formen mit dem Artikel oder dem Possessivartikel. Jer 15,10 Jer 22,18 Bar 4,19 LXX I19-&&*1( #9=,-;( &.%2#) (J( 9- '9-:#67# B':1-F#2#;( 2#-5"';( B':1-F#2# Bo +0+"& #8"& %.#+3& (%5%0 :.& !%-+# 5+6"&C%;&#%68;"&5+6" Sa */*7' #&7' &#*2' 0&(&&/ 4' !&,*# (**6"' ?"' #&@6A93" #$0"0%#542 Lam 2,13 LXX 21-( */&*1,-+,( +*1;( 8$-='2#)( D#)*$+'6.& Bo %"#%()#=:#"& ).#"5& (.6);"& '".>$8$5$ Sa "".#&0%#04#"' "#.(' 06""3"' #$8.%9$%($ In Jer 15,10 und Jer 22,18 notierte Ziegler Lesarten zu Co (22,18 hat er nur Bo, da Sa ein Zitat ist), die sogar eine Änderung nach MT bedeuten würden, was aber nicht der Fall ist. 4.1.3 Wortstellung Die koptische Syntax ist mangels Deklination an eine strikte Wortfolge gebunden. Abweichungen von dieser verlangen besondere Konstruktionen, die das Satzgefüge oft komplizierter gestalten. Jedoch entfernt sich der wörtliche Übersetzer, der so weit wie möglich die griechische Wortstellung nachahmen will, weit häufiger von der gewöhnlichen Wortstellung im koptischen Satz. Das ist besonders in Bo zu beobachten. Allerdings ist es auch dem wörtlichen Übersetzer in vielen Fällen unmöglich, die griechische Wortfolge einzuhalten, da der Satz in dieser Form mißverständlich wäre. Lesarten, in denen die koptischen Versionen von der Wortfolge in der LXX abweichen, müssen demnach zunächst auf ihre sprachliche Notwendigkeit überprüft werden, bevor man eine textliche Variante in Betracht ziehen kann. Besonders vorsichtig muß man sein, wenn Bo und Sa gemeinsam eine andere Wortstellung als die LXX bezeugen, denn der wörtlichere Übersetzer in Bo wird nach Möglichkeit die griechische Wortstellung beibehalten. Die Stellung mehrerer Objekte im koptischen Satz ist keinesfalls so flexibel wie im Griechischen. Ein direktes Objekt wird immer einem indirekten vorgezogen, es sei denn, es handelt sich um ein von einer Präposition abhängiges Pronomen. Jer 18,20 LXX #19( '9"2'!*:1-:*2'1( '9"213( '9='8,%"( 5'5'-K Bo %.#& -)#%<& '*%#!)(*:+0& '(.6.)?":.& '*%#!)(#%#)0 Sa "6-"' 6&/>' #$)"#!"8)**/' "!(&' #$)"#!"0#&#*/*/ Ziegler notierte Co unter ‚'9"213( '9=E/5'5'-] tr.‘; im Koptischen ist diese Wortstellung natürlicher und unmißverständlich. Die von Sa und Bo angestrebte Wortstellung bietet keine textkritisch relevante Lesart. Ganz ähnlich in Jer 19,3: LXX #9=,3( #9!'-=,( #9!13( 2*3"( 2*-!*"( 2*$%2*"( 5'5'Bo %.#+3& <#%".#"& '*%#!)(*:+0& ).9)#& !%"5% Sa &#*2' >#&"7#"' #)"#!"8**/' "-(' !"7(& Die Aufnahme dieser Stelle in Zieglers Apparat als ‚#9!13( 2*3"(2E(2*$%2*"/5'5'-] tr. O Co = MT‘ ist aus sprachlichen und textkritischen Gründen nicht haltbar, da Co 100 Der Einfluß der Übersetzung auf die Textkritik nicht von O abhängig ist, wie in Kapitel 3 herausgearbeitet wurde. Die veränderte Wortstellung überliefert so nur O. Wie schon zuvor angemerkt, zieht das Koptische ein pronominales indirektes Objekt in der Regel dem nominalen direkten Objekt vor. Die griechische Wortstellung wird daher nicht beachtet. Jer 41,17 LXX 5'6,%( '9-7#+1"( $/&1%" Bo )").5+0<& #:()#& '+0,:& ).?+> Sa >#&0%##**/' #90%#' #$*/24' "5*< Auch hier wird Ziegler im Apparat Co unter ‚verss.‘ gerechnet haben, die wie andere Zeugen die Wortstellung nach MT geändert haben. Co fällt allerdings heraus. Zu beachten ist noch, wie der freiere sahidische Übersetzer 5'6,% lieber durch das ihm näherliegend erscheinende 0%##**/ (‚schicken, senden‘) übersetzt, als wie Bo die wörtliche Entsprechung 5+0< ((*/0") zu wählen. Ein adverbieller Ausdruck muß im koptischen Satz in der Regel am Ende des Satzes stehen. Die hervorhebende Voranstellung eines solchen Ausdrucks im Griechischen kann mit dem – eine Emphase des in der Endstellung belassenen adverbiellen Ausdruckes bewirkenden – II. Tempus (vgl. oben unter 4.1.2) ausgedrückt werden. Wo eine solche Emphase aber nicht gewünscht oder beabsichtigt ist, wird die gewöhnliche Wortstellung im koptischen Satz der griechischen vorgezogen. Jer 51,25 LXX 2G%( +2*-&'21( $/&,%"( #96'6.-+'2# Bo %.;)()#-%9"& 2)#& ;:()# Sa &0"0%#6&-"' )%#' 0"0%#0&!3* Wiederum findet sich Co unter den Zeugen im Apparat Zieglers, die eine nach MT veränderte Wortstellung aufweisen. Noch ein letztes Beispiel hierzu. Lam 1,20 LXX #9-A,8#"( .92#-5",+#( &'-0'1)' Bo +0-81"& %-%"(& '%(68;"& -%?+> Sa &0,91"' &&0' #$&0693"' ).5*< Textkritisch relevant ist hier nur die Hinzufügung von &# zu .92#-5",+#, die Co mit der Mehrheit der Textzeugen teilt. Bo möchte die griechische Wortstellung imitieren, kann aber nur das Subjekt antizipieren, da der adverbielle Ausdruck am Ende stehen muß. Sa bevorzugte die „einfache“ Wortstellung des koptischen Satzes. Das Koptische besitzt zwei Möglichkeiten zur Wiedergabe von !'%4: 093C (+ Suffixpronomen) oder #7(. Beide werden dem Nomen nachgestellt. Daher ist die von Ziegler vermutete Lesart im folgenden Beispiel für Co irrelevant. Jer 12,4 LXX !'%4( */( 0*-)2*4 Bo !"-"5& (8;1 Sa !"+*30*,' 0931 Im Apparat von Ziegler steht Sa (nicht Bo!) bei der Lesart ‚!'%4/*/( 0*-)2*4] tr.‘. Diese Wortstellung im Griechischen würde eher die koptische nachahmen als umgekehrt. Und für !'%4( 0*-)2*4 müßte +*30*,' #7( eintreten. Während im Typische übersetzungsbedingte Lesarten 101 Griechischen der LXX !'%4 vor und nach dem Nomen stehen kann, stellt das Koptische seine entsprechende Form immer nach. Die Verwendung des griechischen Wortes 0*-)2*4 in Sa führte wohl zu der irrtümlichen Annahme der Lesart. Die relativ flexible Stellung eines attributiven Adjektivs im Griechischen, das mit dem Artikel nach seinem Nomen steht und sogar durch ein weiteres Wort von diesem getrennt werden kann, ist im Koptischen nicht nachvollziehbar. Die lebendige Bildung und syntaktische Eigenständigkeit der Adjektive ist auf der koptischen Sprachstufe des Ägyptischen verlorengegangen. Auch die noch als Adjektive empfundenen Wörter werden syntaktisch wie Nomina behandelt. Das Attribut wird seinem Nomen ohne Artikel mit #$B angeschlossen20. Zwar können auf diese Weise mehrere Attribute angeschlossen werden, keinesfalls jedoch darf ein anderer Ausdruck zwischen Nomen und Attribut treten. Im Griechischen bleibt die Abhängigkeit durch die Deklination immer erkennbar. Jer 43,10 LXX #9"( !)*8$-)*14( !$-6.4( *19-5*$( 5$)1-*$( 2.%4( 5'1".%4 Bo *";)#& #";:+0& '()& <!0>8& 5.?);"& '()& !8"& 5.!./$-$ Sa ).3%#' #$3*' #$0!/<9' 5$5%33"' ($!97' ($!-*"., Ziegler vermerkte Bo (Sa fällt bei ihm wieder aus, da die Hs 822 nicht verwendet wurde) unter( ‚*19-5*$( 5$)1-*$/2.%4( 5'1".%4] tr.‘. Mit der Kenntnis von Sa hätte er wohl diese Lesart für Bo zumindest in Zweifel gezogen. 5$5%33" ist durch die Assimilation der Partikel #$B an den anlautenden Konsonanten entstanden, die besonders in alten sahidischen Handschriften auftritt (auch bei 3,' <). Scheinbare Lesarten ergeben sich auch bei der Wiedergabe von :$-"'&'1 durch das syntaktisch sehr unflexible 6B (können), welches nur verbunden verwendet werden kann; das heißt, ein von 6 abhängiger Infinitiv muß direkt an dieses angeschlossen werden. Eine Wortstellung wie im folgenden Beispiel im Griechischen kann nur durch eine andere Übersetzung, wie Bo das vorzieht, um die griechische Wortstellung einhalten zu können, realisiert werden. Allerdings ist 6 nicht die direkte lexikalische Entsprechung zu :$-"'&'1, da das Koptische ein semantisch so vielseitiges Hilfsverb nicht besitzt, so daß oftmals – je nach dem Kontext – eine mit ?*( (Macht, Kraft, Fähigkeit, Bo 9+5) gebildete Umschreibung (*/#' ?*(' ($(*C,' ?(' ?*() dafür eintreten kann oder muß. Jer 51,22 LXX 5'13( *$95( .9:$-"'2*( 5$-)1*4( #9-21( 7#-)#1" Bo +0+*& 5.!)19)59+5& '9)& !./-& ).1%" Sa ($!%1"6' 1.' ?"' "3*1' #$?.' !-*"7, Textkritsch relevant ist hier allein die Auslassung von #9-21 durch Bo. Ziegler hatte im Apparat Sa bei der Lesart ‚5$-)1*4/#9-21(7(#-)#1")] tr.‘ aufgenommen. Beachtenswert ist noch, mit Blick auf die vorangegangenen Abschnitte, daß Sa ein Objekt komplementiert ("3*1) und auf die Wiedergabe von 5'1- aus den oben (unter 4.1.1) skizzierten Gründen verzichtet. Bo erweist sich einmal mehr seiner Übersetzungstechnik treu, der es gelingt, die griechische Wortstellung nachzuahmen. 20 Daneben gibt es noch die Möglichkeit der direkten Verbindung und, selten, des Anschlusses ohne #$B (vgl. Till Gramm. § 114-122). Hier ist die Verbindung noch enger. 102 Der Einfluß der Übersetzung auf die Textkritik 4.1.4 Koptisches Futur für griechisches Präsens Obwohl die Wiedergabe der Tempora des Griechischen dem Koptischen oft Probleme bereitete, hatte es mindestens für den indikativen Aorist und das Imperfekt ein Pendant zur Verfügung, mit dem das griechische Tempus sehr konsistent übersetzt wurde. So wird der griechische Aorist im narrativen Kontext fast ausschließlich mit dem koptischen Perfekt und das griechische Imperfekt mit dem koptischen Imperfekt wiedergegeben. Zudem besaß das Koptische noch eine zusätzliche Konjugationsform, die wie eine Art „gnomische Verbform“ bei sehr allgemeingültigen (‚gewohnheitsmäßigen‘) Aussagen in der Gegenwart und der Vergangenheit für griechisches Präsens21, den Aorist, das Imperfekt oder sogar Futur (vgl. EpJer 9 u. 10) eintreten kann, sich also nicht auf ein bestimmtes Tempus festlegen läßt. Die Konjugationsform wird nach Polotsky22 Aorist genannt. Diese Bezeichnung sollte vor allem den unglücklichen Terminus „Praesens consuetudinis“ ersetzen, hat aber, besonders beim Sprachvergleich Griechisch-Koptisch, den Nachteil, mit dem griechischen Aorist zwar den Namen (in seiner ursprünglichen Bedeutung) zu teilen, sonst aber nichts mit diesem gemein zu haben23. Problematisch für das Koptische war aber die Übersetzung des griechischen Perfekt und des griechischen Präsens. Im Sinne der hier gestellten Aufgabe, übersetzungsbedingte Lesarten aufzudecken, die als textkritisch relevante mißverstanden werden können, soll uns hier nur die Wiedergabe des griechischen Präsens durch koptisches Futur beschäftigen. Das koptische Präsens24 ist ein ‚Zustandssatz‘, der einen Zustand beschreibt oder eine Handlung als (unvollendet) andauernd kennzeichnet (z.B. Englisch ‚he is doing/going‘, oder Spanisch ‚él está haciendo/andando‘). Daher wird es auch als ‚Dauerzeit‘ bezeichnet. Prädikat eines koptischen Präsenssatzes (sog. Präsens I) kann ein Infinitiv, das Qualitativ und ein adverbieller Ausdruck sein. Jede Verbalhandlung, die eine beabsichtigte oder bevorstehende Aktion ausdrücken soll, sich sozusagen von der Gegenwart in die Zukunft erstreckt, wenn im Griechischen durchaus das Präsens verwendet werden kann, muß im Koptischen spezifiziert werden. Dies wird bei transitiven Verben mit Hilfe des Hilfsverbes #& (ursprünglich ein syntaktisch vollwertiges Verb in der Bedeutung ‚gehen‘) + Infinitiv erreicht, das in der Grammatik als ‚Futur I‘ bezeichnet wird und eine Erweiterung des Präsenssatzes zu diesem Zwecke darstellt. Sehr naheliegend ist der Vergleich mit dem Englischen ‚going to‘. Bei Verben der Bewegung wird oft das Qualitativ in dieser Funktion verwendet, das die Bewegung als andauernd qualifiziert und daher für griechisches Präsens und Futur eintreten kann. Jer 38,12 Jer 38,31 LXX 5'13(./-A*$+1(5'13(#$97)'"8.-+*"2'1 9D:*$3(./&#-)'1(#9-)0*"2'1 Bo )0).".&+0+*&)0).+0#+1&5.5:+0 *88!)&+0+#&*%#).*++0&-)#8+0 Sa ,"#9/'#$,""/G3&#" ".,')"#)**/'#9/ 21 22 23 24 Z.B. Till Gramm. §304, Joh 5,7: 6&3"'2"*/&'3$'6*3%!'"3*.'–''9-66*4(!)*3(#9&*$%(5'2'B'1-"#1E Vgl. z.B. Polotsky CP, 239 und in OLZ 56 (1959), 460; Till Gramm. § 304-305. Der mittlerweile eingebürgerte Begriff „Generalis“ scheint geeigneter zu sein. S. Polotsky CP, 240 ff. Typische übersetzungsbedingte Lesarten 103 Jer 43,29 (cf. 44,8) LXX #19+!*)#$*-&#"*4( #19+!*)#$-+#2'1 Bo 2)#& +0".& )1).".& ).2+0# Sa )%#' */"H.' 1#9/ Bo bemüht sich, zur wörtlicheren Wiedergabe des griechischen Textes möglichst griechisches Futur auch mit Futur wiederzugeben, vorzugsweise mit dem eigentlichen Futur (Futur III). Es vermeidet daher die Verwendung des Qualitativs bei Verben der Bewegung zur Wiedergabe eines griechischen Futurs. Den Kollegen aus Ägyptologie und Koptologie zur Beachtung: dies ist weniger eine Eigenheit des bohairischen Dialektes als vielmehr das Ergebnis der Übersetzungstechnik des bohairischen Übersetzers. Bei transitiven Verben, gerade wenn die Handlung als (unmittelbar) bevorstehende gedacht ist, verwendet Bo wie Sa Futur I. Jer 38,8 (et passim) Jer 33,5 LXX #9=,3( '9-=,( '$92*$34 *$/34( #9=,3( '9!*+2#-66, Bo %.#+3& <#%=+0:.(+0 #"& %.#+3& ).<#%+0+;!+0 Sa &#*2' >#&#$0*/ #&.' &#*2' ">#&0##**/," Jer 39,3 (et passim) Lam 1,2 LXX :1-:,&1 */( !')'5'6,%" Bo <#%< B8& )=#%<& #+5< Sa >#&> !"0#&,%<,4<%, Zusammenfassend zu diesem Kapitel läßt sich sagen, daß übersetzungsbedingte Lesarten der koptischen Übersetzung des Corpus Jeremiae keinesfalls selten auftreten und häufig, als textkritisch relevante Lesarten mißverstanden, Eingang in den kritischen Apparat der Göttinger LXX-Ausgabe gefunden haben. Es sollten besonders signifikante Beispiele solcher Lesarten demonstriert und illustriert werden, ohne einen Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben. Um den gegebenen Rahmen nicht zu sprengen, mußten einige weniger signifikante Phänomene ungenannt bleiben, andere die wünschenswerte Ausführlichkeit vermissen lassen. Dennoch mag dem eingangs gestellten Ziel, Anregungen für intensivere und weiterführende Studien geben zu können, gedient worden sein. Es sollte gezeigt werden, welch großen Einfluß die von den Übersetzern gewählte Übersetzungstechnik auf die sprachliche und textkritische Beurteilung des koptischen Bibeltextes haben kann. 5. Text und Apparat Dieses Kapitel dient der Erläuterung des Aufbaus von Text und Apparat in der sich hier anschließenden Textausgabe. Wie schon bei anderer Gelegenheit angemerkt, richtet sich die Textausgabe in wesentlichen Punkten nach der LXX-Textausgabe von Joseph Ziegler. Ebenso ist in der Einführung zur Textausgabe (Kap. 1) schon dargelegt worden, daß die fragmentarische Überlieferung des sahidischen Bibeltextes im Corpus Jeremiae eine Textausgabe anhand einer oder mehrerer Leithandschriften, zu denen dann die Varianten der weiteren Textzeugen im Apparat notiert würden, unmöglich macht. Keine sahidische Texthandschrift (Codex) hat das Corpus Jeremiae vollständig oder auch nur einen überwiegenden Teil des Buches Jer erhalten. Zudem ist oftmals keine parallele sahidische Textüberlieferung verfügbar. Daher wird der Text der Codices, wo diese vorliegen, sukzessive in die Textausgabe gestellt. Wenn kein Codex Text beisteuern kann, kommen die Perikopen der Lektionare in die Textausgabe. Wo auch diese fehlen, werden die Zitate und die Lesungen der Scala Copte, aus den in der Einführung genannten Gründen kleingedruckt, in den Text genommen. Dennoch bleiben in Jer beträchtliche Lücken. Der Text der Textausgabe entspricht, mit den notwendigen textkritischen Verbesserungen und Konjekturen, dem der jeweiligen Handschrift; das heißt, er zeigt die orthographischen und sprachlichen Besonderheiten dieser Handschrift. Der Überlieferungsbefund ermöglicht leider keine andere Vorgehensweise. Für die Zitate (s. Kap. 2.3) und die Scala Copte (s. Kap. 2.4) habe ich die jeweilige Publikation zugrunde gelegt. Ab dem Kapitel Jer 40 und in den Büchern Lam, EpJer und Bar tritt der alte Codex 822 als Leithandschrift in die Textausgabe. Auch wenn dieser Codex eine gute Textgrundlage bietet, so verbessert er die Situation der innersahidischen Textkritik nicht grundsätzlich, da sehr oft auch zu 822 keine sahidische Parallelüberlieferung zur Verfügung steht. Der Wert seines guten und alten Textes wird leider durch die vom (Ab-)Schreiber des Codex verursachten „regelmäßig“ auftretenden Textausfälle relativiert, die man bei vorhandener Parallele natürlich leichter1 bemerkt. Ohne eine solche muß man sich jedoch, wie es häufig der Fall ist, allein auf das eigene Urteil und den Vergleich mit der LXX verlassen. Das schließt nun – bei aller Vorsicht – die Möglichkeit ein, daß ich mich zuweilen geirrt oder etwas übersehen habe, aber das liegt in der Natur von Konjekturen. Der Textbefund und der Wunsch, der Septuaginta-Textkritik eine bessere Grundlage zu geben, führte mich zu der Überzeugung, der koptisch-sahidischen Textausgabe einen Septuaginta-Apparat beizugeben. Das heißt, alle Lesarten, in denen Sa (sahidischer Bibeltext des Corpus Jeremiae) von dem Text der LXX abweicht, werden im Apparat notiert. Dieses Verfahren war ohnehin bei sahidischen Textzeugen ohne Parallele unumgänglich, da diese sonst ohne Apparat auskommen müßten. 1 Aber auch die anderen Codices sind von Textausfall nicht verschont geblieben. Der Text 105 5.1 Der Text Die Textausgabe ist, wie bei kritischen Editionen üblich, zu einem einkolumnigen Text vereinheitlicht worden (die Codices haben meist einen zweikolumnigen Text). Die Zitate und die Lesungen der Scala Copte, sofern sie in den Text kommen, werden durch Kleindruck abgesetzt, um ihren geringeren textkritischen Wert zu verdeutlichen. Über dem Text sind die Kapitel und Verse des jeweiligen Buches angegeben, die auf dieser Seite der Textausgabe erscheinen; eine Verszahl mit * zeigt an, daß der Vers unvollständig ist. Links neben dem Text steht die Kapitel(etwas eingerückt und fett) und Verszählung; der Versbeginn ist durch eine wiederholte verkleinerte Zahl innerhalb des Textes auffindbar. Die Verszählung sowie Beginn und Ende der Verse des sahidischen Corpus Jeremiae richtet sich nach der Einteilung der LXX-Textausgabe, da die sahidischen Texthandschriften (anders als der bohairische Bibeltext) keine Verszählung aufweisen, aber die Reihenfolge der Bücher, Kapitel und Verse offensichtlich der LXX folgt. Nur das durch hebräische Zahlwörter in sich stärker gegliederte Buch der Lam ließ erkennen, daß der sahidische Übersetzer an einigen Stellen den Versbeginn anders angesetzt hatte als die LXX-Textausgabe. In einem solchen Fall erscheint der Versbeginn der LXXTextausgabe in runden Klammern an der entsprechenden Stelle (z.B. Lam 3,45). Rechts neben dem Text können die Seiten- und Kolumnenzählung der Codices, die Seiten-, Kolumnen- und Perikopenzählung der Lektionare und die Autoren der Zitate in ihrer jeweiligen Abkürzung (vgl. Kapitel 2.3) mitverfolgt werden. Im Text selbst wird der Seiten- oder Kolumnenwechsel durch ‘ | ’ markiert. Ein Beispiel: 827 p. 52 vo a = Im Codex 827 beginnt die erste Kolumne der Seite 52 (verso). Entsprechend steht ‘b’ für die zweite Kolumne und ‘ro’ für recto. Bei den Lektionaren kommt, wenn vorhanden, noch die Perikopennummer nach ‘peric.’ hinzu. Unter der Textausgabe, d.h. zwischen Text und Apparat, werden die Textzeugen noch einmal in der Reihenfolge ihres Erscheinens aufgeführt. Nacheinander (sukzessive) den Text konstituierende Textzeugen werden durch ‘;’ voneinander getrennt. Nur im Apparat als Lesart notierte Textzeugen werden als ‘v.l.’ (varia lectio) nach der Handschrift, die im Text steht, genannt. Mehrere v.l. werden durch ‘,’ voneinander getrennt. Zwei Beispiele: 827; Q Sch; Q Ath; L 33 = Der Text wird durch den Codex 827, dann durch Zitate des Schenute und des Athanasius und schließlich durch das Lektionar 33 konstituiert. 827 v.l. 804, L 32, 19,1 !"!#$ –$ %&"'( et 19,2 '()*+$ –$ ,-./01 Scala = Der Text wird durch den Codex 827 konstituiert. Der Codex 804, das Lektionar 32 und in den genannten Passagen die Scala Copte liefern Lesarten (v.l.), die im Apparat notiert werden. 106 Text und Apparat Weitere Abkürzungen und textkritische Zeichen: ... [. . .] [230] -4 <56'> inc. fin. v(s). am Beginn, in der Mitte oder am Ende eines Verses zeigt an, daß der Beginn, die Mitte oder das Ende des Verses in der Handschrift verloren oder im Lektionar/Zitat/in der Scala nicht berücksichtigt ist. Lücke unbekannter Länge, deren Text nicht rekonstruiert werden konnte In der Handschrift verlorener und rekonstruierter Text Nicht mehr klar lesbarer Buchstabe, von dem aber noch Spuren in der Handschrift vorhanden sind Rekonstruierter Textausfall in der Handschrift incipit = Beginn des (lesbaren) Textes der jeweiligen Seite/Kolumne der Handschrift finit = Ende des (lesbaren) Textes der jeweiligen Seite/Kolumne der Handschrift versus 5.2 Der Apparat Der Apparat ist im Prinzip so gestaltet wie in der LXX-Textausgabe. Die Lesarten erscheinen dort nach Kapiteln und Versen geordnet nacheinander. Lesarten innerhalb eines Verses werden mit ‘|’ voneinander getrennt, die Versnummer steht bei der ersten Lesart. Die Lesarten verschiedener Verse werden durch ‘||’ voneinander getrennt. Wenn ein neues Kapitel beginnt, wird ein Absatz eingeschoben. Die Textzeugen werden, um die Übersichtlichkeit zu wahren, in ihren Abkürzungen (vgl. Kap. 2) hinter ihrer Lesart nur genannt, wenn mehrere sahidische Textzeugen den Text parallel überliefern. Sofern nur ein sahidischer Textzeuge den Text vertritt oder ihn nur ein anderer sahidischer Textzeuge als v.l. begleitet, genügt die bereits über dem Apparat vermerkte Nennung des Textzeugen. Das sahidische Lemma vor der Klammer ‘]’ ist das der Textausgabe, dahinter findet sich die Lesart (v.l.) des (der) begleitenden sahidischen Textzeugen: 5-] '7/- L 32 Der Apparat ist ein Septuaginta-Apparat und notiert alle Lesarten, in denen der sahidische Text von der LXX-Textausgabe abweicht. Auf die Notierung von rein orthographischen Varianten der sahidischen Textzeugen untereinander ist bewußt verzichtet worden, um den Apparat nicht mit ständig wiederholten Schreibvarianten zu überladen, die nichts zur Septuaginta-Textkritik beitragen können; z.B. müßte immer die Schreibung des relativen Perfekts in jüngeren Handschriften '7!- als Variante zu der älterer Handschriften (bes. 822) #'!- im Apparat notiert werden. Aus diesem Grunde ist die Beschreibung solcher Eigenheiten der sahidischen Handschriften in Kapitel 2 umfangreicher und detaillierter gehalten worden. Orthographische Besonderheiten kann der Interessierte in diesem Kapitel unter den jeweiligen Handschriften nachlesen. Dennoch finden sich zuweilen sprachgeschichtlich interessante Lesarten in runden Klammern, um die LXX-Lesarten nicht zu verwirren, direkt bei der Textlesart, denn hinter ‘]’ sollen die wirklichen sahidischen und griechischen Lesarten stehen. Der Apparat 107 804, L 32)] LXX tr. !"#$%& ad finem Wirkliche Textvarianten werden natürlich als Lesart notiert. 5&$ 2&"8]$ 5'$ "8&"8 L 32 Wenn es nötig ist, mit einem Verweis auf die Lesung der LXX. #!)-)8:*'] #."/ Q Besa (v.l. LXX = Q Besa) Die Notierung der Lesarten der LXX gegenüber Sa richtet sich nach folgendem, sehr kurz gehaltenem Schema, um den Apparat nicht unnötig auszudehnen. Nach der griechischen Lesart oder einem entsprechenden Hinweis auf die griechische Lesart (z.B. om. LXX, tr. LXX etc.) wird in runden Klammern vermerkt, ob und wie die sahidische Lesart sich zu Lesarten des Apparates der LXX-Textausgabe verhält. &2-'"&"/] '()*+ ("%(#,!'(#-+ ,() (v.l. '()*+ %(#,()+ ,() = Sa) In der Klammer wird auf den Apparat der LXX-Textausgabe verwiesen, wo man die Textzeugen verifizieren kann, deren Text ebenso wie Sa (= Sa) gegenüber der LXX verändert ist. Ein ? weist auf den Hexapla-Apparat der LXX-Textausgabe hin. Handelt es sich um eine Änderung, die eine Angleichung an den masoretischen Text (MT) bedeutet, so wird nach v.l. noch ein verkleinertes, hochgestelltes MT eingefügt. Das soll die Auffindung solcher Stellen erleichtern, die für den Textcharakter von Sa signifikant sind. Wenn eine MT-Lesart im Hexapla-Apparat der LXX-Textausgabe auffindbar ist, so steht MT? als Verweis auf diesen Apparat in der LXX-Textausgabe. '#.*"8$ '0"8;-] + .!/0+ !"#%123-+ 4()1! (v.l.MT om. = Sa) Wie besonders in Kapitel 4 herausgearbeitet wurde, sind viele Lesarten von Sa (und Bo) gegenüber der LXX nur übersetzungsbedingte, da sie bei der Übersetzung vom Griechischen ins Koptische und nicht auf Grund einer anderen Textgeschichte entstanden sind. Ihre Aufnahme als textkritisch relevante Lesarten in den Apparat der LXX-Textausgabe führte mich zu der Ansicht, solche scheinbaren Lesarten – in begrenztem Maße und an bestimmten Stellen – in den Apparat einfließen zu lassen, um der Septuaginta-Textkritik einige Besonderheiten der koptischen Übersetzung transparenter zu machen und möglichen Mißverständnissen vorzubeugen. Eine solche Erweiterung des Apparates ist nicht nur ungewöhnlich, sondern auch unpraktisch. Daher verbietet sich hier jeder Anspruch auf Vollständigkeit, und ich verweise ansonsten ausdrücklich auf Kapitel 4, wo einige grundsätzliche Probleme der Übersetzung besprochen werden. Übersetzungsbedingte Lesarten oder Fehler und Mißverständnisse des Übersetzers werden, wenn sie im Apparat erscheinen, eindeutig gekennzeichnet: modus vertendi (mod. vert.) bzw. error vertentis (error vert.) Auch die stellenweise Einbeziehung von Beispielen aus Bo (in anderer Schriftart) diente in erster Linie der Erläuterung übersetzungsbedingter Lesarten, aber auch, vor allem, wenn nur Zitate den Text bilden können, zum textkritischen Vergleich bei über das Maß von der LXX abweichenden sahidischen Textzeugen, denn Bo ist eine sehr wörtliche Übersetzung der LXX, allerdings textgeschichtlich von Sa unabhängig. 5'$ "8/9'# (9/'# 108 Text und Apparat Nur sehr sporadisch wird man im Apparat auf die Diskussion von Konjekturen der Autoren2 treffen, welche die sahidischen Bibeltexte zuerst publizierten. Besonders die Publikationen des 19. Jh. und des frühen 20. Jh. haben textkritische Methoden ganz außer acht gelassen. Die meisten Konjekturen von Maspero, Schleifer und Wessely etc. können nicht Gegenstand textkritischer Untersuchung sein, da sie mutmaßend einfach den bohairischen Bibeltext „sahidisiert“ in Fehlstellen setzten. Deswegen habe ich sie aus dem Apparat herausgehalten. Völlig indiskutabel ist die Publikation von Deiber, der zum größten Teil nur die schon von Maspero publizierten Texte noch einmal veröffentlichte und nicht einmal den Text der Handschrift verläßlich wiedergab. Daher sollte diese Publikation nicht weiter beachtet werden. Auch Till hat zuweilen einfach den bohairischen Bibeltext zur Grundlage seiner Konjekturen gemacht. Andererseits sollte die Edition des Corpus Jeremiae die qualitativ sehr unterschiedlichen und weithin verstreuten Publikationen ersetzen, weshalb jede Handschrift am Photo neu kollationiert wurde. Diese Edition kann jedoch keinesfalls eine in vielen Fällen notwendige Neupublikation der Handschriften selbst (ich denke z.B. an die Handschriften der Bibliothèque Nationale zu Paris) ersetzen, die nach den heutigen Anforderungen und am Original erfolgen muß. Glücklicherweise steht man mit der hervorragenden Publikation von 822 (Pap. Bodmer XXII) durch Kasser auf sehr sicherem Boden. Auf den Namen Kasser wird man daher im Apparat öfter stoßen, wenn Konjekturen diskutiert werden müssen. Im Apparat verwendete Zeichen und Abkürzungen: add., + cf. coni. corr. del. fin. hab. homoiot. init. leg. mend. plur. = = = = = = = = = = = = Zusätze confer coniecit correxit (-xerunt) delendum finis habe(n)t homoioteleuton initium legendum mendose pluraliter pos. pr. praec. rel. sec. sing. scr. seq. tr. trah. ult. vid. v.l. = = = = = = = = = = = = = posuit (posuerunt) praemittit (-tunt) praecedens reliqui secundum singulariter scripsit (scriptum) sequens transponit (-nunt) trahit (trahunt) ultimus (ut) videtur varia(e) lectio(nes) Bo = Bohairische Übersetzung des Corpus Jeremiae Fa = Fajjumische Übersetzung des Corpus Jeremiae Sa = Sahidische Übersetzung des Corpus Jeremiae (die vorliegende Textausgabe) 2 Vgl. Kap. 2 unter den einzelnen Textzeugen und im Literatur- und Abkürzungsverzeichnis. Der Apparat 109 Verzeichnis der fehlenden Verse und Kapitel in Jer und Bar Jer 1,1-4.6-8.14-19fin. 2,2inc.-3.6-7.10-11.14-17.25-30.36-37fin. 3,6.8-9.11-13.23-25 4,1-8.12-13.17.19.21 5,11-13.15-21.25-30 6,2-7.9-10.12-18.24-25.27-29 7,2inc.-5.11-17.19-20.22-28.30.32-34fin. 8,1.3.5.8-18.20 9,6.12-16.18-20.22 10,19-23 11,1-14.17 12,15-17fin. 13,2-5.12-13 14,20-22fin. 15,2.20-21fin. 16,1-3.5-8 17,12-18.26-27fin. 18,1-13 19,7.9-15fin. 20,1-17 21,1-3 22,5-12.14-17.20-28 23,10-13.15-18.21.26.31-32.34-40.7-8fin. 24,1 25,3-19 26,1.3-7.20-28fin. 27,1-3.21-46fin. 28,1-6.10-20.30-49.51-58 30,1.12-16fin. 31,1-9.11-44fin. 32,1-7 34,4-18fin. 35-36 37,1-17.19-24fin. 38,1-6.15-28.34-40fin. 39,1.24-41 Bar 5,6-9fin. Textteil Ieremias, Lamentationes (Threni), Epistula Ieremiae et Baruch Jeremias 1,5.9-13 113 114 Jeremias 2,4-5*.8*.9*.12-13.18-19*-20*.21-22.23*.24* Jeremias 2,31*-35; 3,1-5*.7* 115 116 Jeremias 3,10.14*-19 Jeremias 3,19-21*.22*; 4,9*-10.11*.14*-16*.18*.20* 117 118 Jeremias 4,22*-31 Jeremias 4,31fin.; 5,1-7 119 120 Jeremias 5,7-10*.14*.22*.23-24*.31* fin.; 6,1*.8.11.19* Jeremias 6,19*.20*.-22.23*.26.30 fin. 121 122 Jeremias 7,6*-10*.18*.21*.29*.31; 8,2*.4* Jeremias 8,6-7*.19*.21-22fin.; 9,1*-2.3*-5* 123 124 Jeremias 9,7-11.17*.21*.23*-25 Jeremias 9,25-26fin.; 10,1-12 125 126 Jeremias 10,12-18*.24-25*fin.; 11,15*-16 Jeremias 11,18-23fin.; 12,1-2 127 128 Jeremias 12,2-12 Jeremias 12,12-14*; 13,1*.6*-11 129 130 Jeremias 13,11*.14*-21 Jeremias 13,21-27fin.; 14,1-4 131 132 Jeremias 14,4-14 Jeremias 14,14-19* 133 134 Jeremias 15,1*.3*-10 Jeremias 15,20-19 135 136 Jeremias 15,19*; 16,4*.9*-10*.11*.12-15* Jeremias 16,15-16*.17-18*.19-21fin.; 17,5inc.-7 137 138 Jeremias 17,8-11*.19-23 Jeremias 17,23-25*; 18,14*-20 139 140 Jeremias 18,20-23fin.; 19,1-3 Jeremias 19,3-6*.8*; 20,18fin.; 21,4-6 141 142 Jeremias 21,6-14fin. Jeremias 22,1-4*.13.18*-19.29-30fin. 143 144 ... Jeremias 23,1-6*.9.10*.14*.19-20 (v. 7-8 desunt = LXX) Jeremias 23,20*.(21*).22-25*.27-28*.29-30*.33* 145 146 Jeremias 24,2*-5*.6-7*.8-10fin. Jeremias 25,1-2*; 26,2*.8*-14 147 148 Jeremias 26,14-19*; 27,4*.-7 Jeremias 27,7-15 149 150 Jeremias 27,15-17.18*-19.20*; 28,7*.-9,21*.22*-23 Jeremias 28,23-26*.27*-29.50*.59 151 152 Jeremias 28,59-64fin.; 29,1-4 Jeremias 29,4-14 153 154 Jeremias 29,14-23*fin. Jeremias 30,2*-9*.10 155 156 Jeremias 30,10-11*; 31,10; 32,8*-16 Jeremias 32,16-19*; 20-24fin.; 33,1-2 157 158 Jeremias 33,2-11 Jeremias 33,11-19 159 160 Jeremias 32,19-24fin.; 34,1-3*; 37,18* Jeremias 38,7-8*.9*,10-14.29-32 161 162 Jeremias 38,32-33*fin.; 39,2*-8 Jeremias 39,8-20 163 164 Jeremias 39,20-23*; 42*-44fin.; 40,1-4 Jeremias 40,4-11 165 166 Jeremias 40,11-13fin.; 41,1-4 Jeremias 41,4-14 167 168 Jeremias 41,14-22fin. Jeremias 42,1-8 169 170 Jeremias 42,8-16 Jeremias 42,16-19fin.; 43,1-5 171 172 Jeremias 43,5-13 Jeremias 43,13-23 173 174 Jeremias 43,23-31 Jeremias 43,31-32fin.; 44,1-10 175 176 Jeremias 44,10-19 Jeremias 44,19-21fin.; 45,1-6 177 178 Jeremias 45,6-16 Jeremias 45,16-25 179 180 Jeremias 45,25-28fin.; 46,1-16 (3-13 desunt = LXX) Jeremias 46,16-18fin.; 47,1-5 181 182 Jeremias 47,5-11 Jeremias 47,12-16fin.; 48,1-3 183 184 Jeremias 48,3-11 Jeremias 48,11-18fin.; 49,1-4 185 186 Jeremias 49,4-14 Jeremias 49,14-22fin. 187 188 Jeremias 50,1-10 Jeremias 50,10-13fin.; 51,1-4 189 190 Jeremias 51,4-12 Jeremias 51,12-20 191 192 Jeremias 51,20-25 Jeremias 51,25-32 193 194 Jeremias 51,32-35fin.; 52,1-7 (2-3 desunt = LXX) Jeremias 52,7-18 (15 deest = LXX) 195 196 Jeremias 52,18-26 Jeremias 52,26-34fin. (28-30 desunt = LXX) 197 198 Lamentationes Jer. Inscriptio-1,5 Lamentationes Jer. 1,6-10 199 200 Lamentationes Jer. 1,10-15 Lamentationes Jer. 1,16-21 201 202 Lamentationes Jer. 1,21-22fin.; 2,1-4 Lamentationes Jer. 2,4-9 203 204 Lamentationes Jer. 2,10-15 Lamentationes Jer. 2,15-19 205 206 Lamentationes Jer. 2,20-22; 3,1-2 Lamentationes Jer. 3,2-14 207 208 Lamentationes Jer. 3,15-26 Lamentationes Jer. 3,27-41 (29 deest = LXX) 209 210 Lamentationes Jer. 3,42-56 Lamentationes Jer. 3,56-66fin.; 4,1 211 212 Lamentationes Jer. 4,2-7 Lamentationes Jer. 4,8-14 213 214 Lamentationes Jer. 4,15-20 Lamentationes Jer. 4,21-22fin.; 5,1-9 215 216 Lamentationes Jer. 5,10-22fin. Epistula Jeremiae inscriptio -8 217 218 Epistula Jeremiae 8-17 Epistula Jeremiae 17-27 219 220 Epistula Jeremiae 27-38 Epistula Jeremiae 38-49 221 222 Epistula Jeremiae 49-58 Epistula Jeremiae 58-66 223 224 Epistula Jeremiae 66-72fin. Baruch inscriptio-1,9 225 226 Baruch 1,9-18 Baruch 1,18-22fin.; 2,1-3 227 228 Baruch 2,3-12 Baruch 2,12-21 229 230 Baruch 2,21-30 Baruch 2,30-35fin.; 3,1-5 231 232 Baruch 3,5-14 Baruch 3,14-22 233 234 Baruch 3,22-30 Baruch 3,30-38fin.; 4,1-7 235 236 Baruch 4,7-15 Baruch 4,15-25 237 238 Baruch 4,25-36 Baruch 4,36-37fin.; 5,1-5* 239 Index 1. Griechische Lehnwörter In diesem Verzeichnis werden alle griechischen Lehnwörter in der für griechische Lexika üblichen Form aufgeführt. Wenn die koptische Schreibung die griechische Wortform nicht mehr erkennen läßt, wird die jeweilige koptische Schreibung hinzugefügt. Da die griechischen Verben im Koptischen in eigener unkonjugierter Form verwendet werden, ist hier immer die koptische Schreibung mit angegeben. Unwesentliche orthographische Varianten (z.B. Iotazismus) bei der koptischen Wiedergabe griechischer Wörter werden nicht berücksichtigt. Die Einträge sind nach Buch, Kapitel und Vers verzeichnet. Mit einem Asteriskus * gekennzeichnete Wörter sind Konjekturen, da der Text in der Handschrift nicht erhalten ist. Ein A hinter einer Versnummer verweist auf eine Lesart im Apparat. !"#!$%&' Jer 15,11; 17,6; 24,5.6(bis); 27,12; 38,12.14; 39,42; 40,9(bis); Lam 3,17. 25.27 !"#!$%&( Lam 3,25 !"#!&)* Jer 2,33 !"##+,-%' Jer 47,10 !"&##+.%( EpJer 6 !"+/%&( Jer 29,17; Lam 4,19 !"$+/+&0 (!"#$#%) Jer 3,20(bis); 9,2; 12,1.6; 15,16; Lam 1,2 !,"1$!&'%2!, (!%&"!'#) EpJer 19.23.40.41 (pro '%+&0).49 !,"&1$*1,( EpJer 41 !,"/+&0 (!%$%) Lam 4,4 !,"32!.01,&! Jer 37,18; Lam 1,5.18; 2,14.21; Bar 4,10.14.24 !,"32!.0/,&40 (!%()!*+$%,#) Lam inscr. !,"32!&.0/%( Lam 1,4; EpJer inscr.; 1 !"5!$!61,&! Lam 1,9 !"5!&$!6/%( Lam 4,15 !"..!& Jer 2,33.34; 3,10; 9,24; 13,10; 15,17; 16,15; 17,6; 19,6; 27,13; 32,19; 38,29; 41,4.18; 42,10; 45,4.6; 47,9; 49,14; 50,3; EpJer 26.50; Bar 2,18; 3,5.32; 4,6 !"2+.+&0 (!)#*#%) Jer 38,32 !"2+.,&! Jer 31,10 (pro !"2+.0-() !"'!&#5* Jer 15,4 !"'!&)!71,( Jer 51,33 !"'!/%.*& Jer 23,5 !"'!306+&0 (!'!(+-#.) Jer 4,29 !"'%2,&! Jer 16,18*; Lam 4,6(bis).22(bis); 5,7 !"'/,&#6!8%' EpJer inscr. !"9,%&0 (!/%01) EpJer 40 !")!/!&0 (!2!$!) Jer 29,9; 45,22 !:).0-( Jer 8,6 !")%,5,&! Jer 47,1 !")%5!$,&1/*2, (!203!".&$!) Jer 16,15; 24,6 !"-6! Jer 4,10 !:&62! (4!-)!) Jer 22,4; 26,9; 28,21*; 29,3 !"&69 Lam 3,10 (pro LXX !"&65%() !"63*& Jer 30,2; 33,1; 41,1; Lam 2,19(bis); 4,1 !"63*#%&( Jer 3,4 !"63,2!&#+,6%( Jer 47,1.2.6; 48,10; 52,12.14. 16.19.24.26 !"&63%2!, (!-(#&"#) Jer 32,15 !"&630' Jer 17,25; 22,30; 28,59; 30,3; 33,10. 11.12.16.21; 41,19.21; 42,4; 43,12(bis). 14.21; 44,14.15; 45,22.25.27; 51,9.17. 21; 52,10; Lam 1,1 (05 '6!-(+' pro !"&630).6; 2,2.6.9; Bar 1,9.16; 2,1; 3,16 !"1+;+&0 (!&#78#9.) Jer 22,3; Lam 3,42; Bar 2,12 !"1+;*&( Jer 12,1; 23,19; 32,17 !"13*2%17&'* Lam 1,8 242 Index !7".*& Jer 30,6.8.11; 33,2; 39,2*.8.12*; 40,1; 41,2.4; 43,10.20; 44,21; 45,6.7.13.28; 46,14.15 !7"9!&'0 (!1/!'#) Jer 22,30 (#1/!'#) ;!1,&.+,%' EpJer 58* ;!&1,( Jer 52,17 ;,-5%( Jer 19,1 ;%*&$+,! Jer 16,19; 29,4; 44,7; Lam 3,57; 4,17 ;%*$+&0 (70:"%) Lam 1,7; Bar 4,17 ;%7'%&( Jer 29,17 #!&6 Jer 8,6; 13,11; 27,5(bis); 47,16; Lam 1,8.10; EpJer 6.7.15.23(bis).29.41.48. 50.52.53.54.59.65.69*.72*; Bar 3,13; 4,9(bis).10.11.12.15*.18.19.20.22(bis). 23.24.28.29.33.35; 5,3 #+'+!& Jer 7,29; Lam 5,19(bis) #+&'%( Jer 43,31; 48,1; Bar 2,15 #,&#!( Bar 3,26 #.7)/%&' Jer 8,19; 10,14 (3*12$+') #6!22!/+7&( Jer 43,10.12(bis).23; 44,15.20; 52,25 <!,2%&',%' Bar 4,7.35 <+& Jer 2,32.34; 4,22.27; 5,5.23; 7,8; 9,8.26; 10,15.16; 11,19; 12,2.3; 13,17; 17,7. 8(bis); 18,23; 21,9; 29,12; 32,17; 42,11. 16; 43.16.22.26(bis); 44,14; 45,1.2.6.7. 18.21.23.25.27; 47,4.10; 48,6.9.15; 49, 13; 51,18; 52,10.11.23.31; Lam 1,19; 3,42; 4,3; 5,7.19; EpJer 2.5.9.10(bis). 11(bis).14(bis).25.26.27(bis).31.32.33. 34(bis).42.43.50.54.62*.66.71(bis*); Bar 1,15; 2,6.22; 3,20.23A.34; 4,17.23; 5,4 <+&66,( ($#--%&) Jer 4,20 <,!$*&5* Jer 3,16; 27,5; 38,31.32(bis).33; 41,8.10.13.15.18(bis); Bar 2,35 <,!56,&'0 (;%!3-%'#) Jer 15,10 (<!3-.'#); EpJer 53 <,&5!,%( Jer 12,1; 23,5; Lam 1,18; 4,13; EpJer 72*; Bar 2,9 <,5!,%17&'* Jer 9,24; 22,3.13; 23,5; 27,7; Bar 1,15; 2,6*.18; 4,13; 5,2.4 <,5!,&02! Bar 2,17.19; 4,13 <,).%,=&( Bar 5,2 <,0#2%&( Lam 3,19 <%5,2!&40 (;03%)!,#) Jer 9,7; 11,20; 12,3; 17,10 <6!&50' Jer 9,11; 27,8; Lam 4,3 <7'!/%&( Jer 51,20; Bar 1,4.9 <0-6%' Jer 28,59; 40,11; 47,6; EpJer 26 +"#5!5+&0 Jer 15,9 (pro !")%5!5+&0, #'3!=#.) +"&$'%( (4#"'0&) Jer 1,5.10; 3,17; 4,16; 5,9; 6,22; 9,26; 10,2(bis).3.25; 16,19; 26,12; 27,9.12; 28,7.28; 29,15.16; 30,9; 32,17. 18(bis); 33,6; 38,7.10; 43,2; 51,8; Lam 1,1.3.10; 2,9; 4,15.18.20; EpJer 3.4.50.66; Bar 2,13.29; 3,16; 4,3.6.15 (bis*) +,"&<0.%' Jer 16,19; EpJer 72 +,"2*&/, Jer 51,14 +,"6*&'* Jer 4,10; 12,5.12; 14,13.19; 15,5; 32,23; 40,6.9; 41,5; 45,4.22 (pro +,"6*> ',5%&(); 50,12; Lam 3,17; EpJer 2; Bar 3,14; 4,20; 5,4 +,"6*',5%&' Jer 9,8 +"55.*1,&! Lam 1,10 +".!&3,1/%' Jer 29,21 +".),&40 (4#*2.,#) Jer 13,25; 51,14; Bar 4,22 +".),&( (4#*2.&) Jer 17,5.7; Lam 3,18 +"'/%.*& Jer 42,16.18; Bar 3,9; 4,13 +")+,<*& Jer 42,18 +"),$72,&! Jer 2,24 +"),5!.+&0 (#28#9%3!*8#9%) Jer 10,25; Lam 3,57; Bar 2,26; 3,7 +"),1/!&/*( Jer 52,25 +"),1/%.*& EpJer inscr. et subscr.* +"&6*2%( Bar 2,23; 4,19 +"&/, Jer 15,9 (!.$.); 39,15; 40,1.10 (!.$%). 12.13; 43,28.32; Lam 4,17 +7"86!,&'%2!, (#1>-!'#) Jer 27,11; 38,7. 12.13; Lam 2,17; 4,21; Bar 3,34 *"& Jer 2,31.32; 3,4(bis).5; 5,9.22; 8,4.19.22; 9,9; 12,9; 14,9; 15,5; 18,14; 21,13; 29,20; 49,6; Lam 2,13(bis).20; EpJer 33.39*.44. 56*.70*; Bar 2,17 *: # +20& ' ( 4:?#)+') Jer 28,23; 45,17; 46,3(bis); 47,1.7.13; 48,11.13.16; 49,1.8; 50,4.5 *:#%7&2+'%( (4:?01)#'0&) Jer 28,28 $!&.!11! Jer 15,8; 26,18; 29,7.22; 32,8; 52,17.20(bis); Bar 3,30 $*6,&%' Jer 12,9; 15,3; 41,20; EpJer 67; Bar 3,16 Griechische Lehnwörter $.,&;0 ("*%7#) Lam 1,3.5(bis).7.10.17.20; 2,17; 4,12 (pro +"5$.,&;0) $.,-?,( Jer 10,18; 11,16; 15,11 $6*-'%( Lam inscr. et subscr. $6%&'%( Jer 3,17; 17,25; 22,2.4.30; 43,30; 50,10; 52,32(bis); Lam 5,19 $7,&15* Jer 52,19 ("1&3:) $71,&! Jer 6,20*; 7,21; 14,12; 26,10; 51,17. 18.21.25; EpJer 27.29 $71,!1/*&6,%' Lam 2,7; Bar 1,10 ,:))+7&( (4%22#1&) Jer 4,29 ,"/!2%&( (4%$!)0&) Jer 6,23 5!$,&1/*2, (3!"%&$!) Jer 1,10; 47,5.7.11; 48,2.18; EpJer 33 5!,@A #!&6 Lam 4,21 (pro 5!,&A #+); EpJer 54 5!,6%&( Lam 4,19 5!5,&! Jer 2,19; 3,2; 4,14.18; 8,6; 12,4; 28,24; 243 .!%&( Jer 2,13.31.32; 4,10.11; 5,14.23.31; 6,19.21.22.26; 8,21.22; 9,2.7.9; 12,14; 13,11; 14,10.11.16.17; 15,7(bis); 16,10; 17,19; 18,15; 19,1; 21,7.8; 22,2; 23,2. 3.22.25; 24,6; 25,1.2; 26,16; 27,6.16; 33,7.8(bis).9.11.12.16.17.18.23.24; 38,7. 14; 39,21.42; 40,9; 41,1.8.10.19; 42,16; 43,6.7*.9.10.13.14; 44,2.12.18; 45,1. 4(bis); 46,14; 47,5.6; 48,10.13.14.16; 49,1.8; 50,1.4; 51,15.20(bis).21.24; 52,6. 16.25(bis); Lam 1,7.12.18; 2,11; 3,14.45. 48; 4,3.6.10; Bar 1,3.4.7.9; 2,4.11.30. 35(bis); 4,5 .*-22! Jer 23,33(bis); Lam 2,14 .,&;!'%( Jer 6,20; 48,5; Bar 1,10 .7)+&%2!, (*12%) Lam 1,22; Bar 4,33 .7)+&0 (*12%) Bar 4,8 .7&)* Bar 2,18 (in -65 *12: pro .7)+&%2!,) .73',&! Jer 52,19 Lam 1,22 5!50-( Jer 33,11 5!.0-( Jer 33,12; EpJer 60 5!6)%&( Jer 6,19; 12,2; 17,8.10; 38,12(bis); Lam 2,20 5!67&! (3!-0%!) Jer 1,10 5!/!& Jer 3,15; 10,2; 17,10(bis).22; 23,2; 27,15.18; 33,20; 38,32; 39,19; 42,8. 10.18; 43,8*; 45,4; 47,16; 49,4*.5; 51,17; 52,22; Lam 1,12.22; 3,32.64; EpJer 68*; Bar 1,6.21; 2,2(bis).20. 27(bis).28; 3,8 5!/!86%'+&0 (3!$!>-0'#.) Jer 29,16 5!/%,5,&! Jer 3,7; Bar 3,8 (pro !")%,5,&! ?) 5!7-2! Jer 43,30; Bar 2,25 5+6!2+7&( Lam 4,2 5*-)%( Jer 52,7 5,;0/%&( (=%701$0&) Jer 3,16 5,''!&202%' Jer 6,20 5.!&<%( (3*!$0&) Jer 11,16 5.*6%'%2+&0 Jer 3,18 5.*6%'%2,&! Jer 3,19; 10,16; 12,7.8.9.14; 16,18; 27,11; Lam 5,2 5.*-6%( Jer 12,13; 13,25 5%&55%( Jer 4,30; Lam 4,5 5%&.!1,( Jer 18,20 5%12+&0 (30&)8#9.) Jer 4,30; 10,4; EpJer 10 5%&12%( 2,32; 4,30 56+!&#6! (3-!1-! sic) Jer 52,18 56,&'0 (3-.'#) Jer 11,20; Lam 3,59; EpJer 63 56,/*&( EpJer 13 2!&#+,6%( Lam 2,20 2!5!&6,%( Bar 4,4 2!&62!6%( EpJer 71* 2!1/,#%&0 ()!&$.?01) Jer 5,3 2!&1/,9 Jer 6,8 2+#,1/!&' ()#?%&$!'0&) Jer 14,3; 24,8; 41,10 2+.+&/* Lam 3,62 2+&' EpJer 19.54 2+6,&( Jer 10,16; 12,10(bis); 13,25; Lam 3,24; 4,16 2+&6%( Jer 32,17 2+/!'%+&0 ()#$!'0#%) Jer 8,6 2*& Jer 2,31.32; 3,1(bis).2; 5,9.22; 8,4.19.22; 9,9; 12,9; 14,9.19; 15,12; 23,24(bis); 33,19; 51,9.19.21 2*&)%/+ Jer 6,8 2*&)0( Jer 45,19; 47,15 (pro 2*&); EpJer 26 (pro 2*&)%/+) 2*&/6! Jer 20,18 2,&/6! Bar 5,2 2%3.%&( Jer 30,9* ()0(*!); Lam 2,9; EpJer 17 '!4,6!,-%( Lam 4,7 '*-1%( Jer 29,4; 38,10 '*1/+7&0 (':&$#1#) Jer 14,12; Bar 1,5 '*1/+,&! Jer 43,6.9 '%+&0 ('+.) Jer 9,24 (pro 17',&*2,); 23,5 (pro 17',&*2,); Bar 3,32 ('0#% pro %,"-<!) 244 Index '%&2%( Jer 2,8(bis); 6,19; 18,18; 23,27; 29,13; )!/!&110 (2!$!&&#) Jer 21,6; 30,6; 40,5; 33,4; 38,33; 51,10.23; Lam 2,9; Bar 2,2.28; 4,1.12 44,10; 47,14.15(bis); 48,2.4; 50,11; 52,27* )!/6,!& Jer 2,4; 3,14 )+&<* Jer 52,11 (2#;#& plur.!) )+&6<,9 Jer 17,11 )+6,&402! Jer 13.1.6.7.10.11 )+&/6! Jer 4,29; 5,3; 16,16; 13,29; 28,25; 29,17 )*#*& Jer 2,13; 9,1; Bar 3,12 ),1/+7&0 (2%&$#1#) Jer 47,14; Lam 4,12 ),&1/,( Jer 5,1.3; 9,3; 40,6; Lam 3,23 ).!'!&0 (2*!'!) Jer 27,6 (pro !")%).!> '!&0) ).!&110A (2*!&&#) Jer 1,5; 10,16; 40,2 ).!/+,-! Jer 5,1; Lam 2,11.12; 4,18 ).*#*& Jer 10,18*; 14,17(bis, einmal als Verb); 15,18; 27,13 ).*& ' Jer 3,20; 10,24; 12,1; 33,15 (pro !"..A"A*"&).24; Lam 2,16; 3,3; EpJer 60 (pro /%@A <A"A !7"/%&) )'+7-2! (2'6A!) Jer 10,14; Lam 4,20; EpJer 24; Bar 2,17; 3,1 )%&.+2%( Jer 18,21; 29,15; 48,16; 49,14; EpJer 14.48.49; Bar 3,26A )%&.,( Jer 3,14; 4,26.29; 5,6; 9,11; 13,19; 14,18; 17,24.25; 19,8; 21,4.6.7.9.10; 26,16; 29,2.7.14.19; 32,15; 33,6.9.11. 12.15; 39,3.43.44(ter); 40,4.10.13(quinquies); 41,1.2.7(ter).22(bis); 42,11; 43,6; 44,4.8.10.21; 45,2.3.4.9.17.18.23; 46,2. 16; 47,10; 48,7; 50,13; 51,2.17.21; 52,5. 6.7(ter).13.25(bis); Lam 1,1.19; 2,11. 12.15; 3,51; 5,11; Bar 2,23; 4,32 )%.7!&'<6+,%' Jer 2,23; 19,2 )%'*6+7&%2!, (20':-#1#) Jer 2,33; 16,12; 49,20 )%'*6,&! Jer 9,7; 51,3.5.22; Bar 2,26 )%'*6%&' Jer 23,14; 33,3(bis); 42,15; 43,3.7*; 47,4; Bar 2,25.33 )%'*6%&( Jer 12,14; 23,14 )%6'+,&! Jer 3,2; 13,27; 40,5 )%6'+7&0 (20-'#1#) Jer 3,1.2 )%&6'* Jer 5,7 )6+1;7&/+6%( Jer 19,1; 33,17; Lam 1,19; 2,10; 5,12; Bar 1,4 )6%2!30&' Jer 40,4 )6%1+73*& Lam 3,8.44; Bar 3,4 )6%1*&.7/%( Jer 22,3 (2-0&1*:$0&) )6%&1/!#2! Bar 1,18; 4,1 %,"5%72+&'* Jer 9,12; Lam 4,12; EpJer 61 %:2%,&0( (40)0%+&) EpJer 27 et 34 (pro 0:1!7&/0().62 (pro /+ ?) %:2%.%#,&! (40)0*0?%!) Jer 51,25(bis) %"'%2!1/%&( Bar 3,26 %:&).%' (402*0') Jer 21,4; 26,9; 50,10 %")0&6! (402+-!) Jer 47,10.12 %:&6!2! (40-0)!) Jer 39,22 %:&6!1,( (40-!&.&) Jer 14,14; Lam 2,9 %"6#*& Jer 4,26; 10,25; 21,5; 23,19; 27,13; 32,23; 40,5; 43,7*; 51,6; Lam 1,12; 2,1.2.3.4.6; 3,66; 4,11; Bar 1,13; 2,13.20; 4,9.25* %"6+,'*& Jer 40,13 %:62*& (40-):) Jer 29,3 %"68!'%&( Jer 7,6*; 22,3; 29,12; Lam 5,3; EpJer 37 %:&/!' (40$!') Jer 3,1; 28,61.63; 41,14; Lam 3,27 %7"<+& Jer 3,16(bis); 4,11; 7,31 et 8,2; 13, 14(bis); 14,13.14(bis).15; 16,4; 17,22; 19,5; 21,7; 22,3.18.30; 23,4; 29,19; 40, 10(bis); 41,14; 42,7.15; 43,24; 49,14; 51,5.10.23; Lam 3,22; EpJer 33.35.37.49 (bis pro %7"&/+A BA BA BA %7"&/+).52.53(bis).56. 62(bis).63(bis).65.66*(bis); Bar 3,21(bis). 22(bis).23(bis*).27; 4,13(bis). 15 %7"&/+ EpJer 34; Bar 3,31 %7"3,& Jer 45,15 )!'/%56!&/06 Jer 3,19; 15,16; 29,19; 32,13; 39,14.19; 40,11;51,7; Bar 3,1.4 )!6!& Jer 17,9; Lam 3,51; EpJer 58 (bis pro *"& comparativum) )!6!;%.*& Jer 24,9* )!6!&#0 (2!-!?#) Jer 18,16 (pro <,!)%> 6+7&%2!,); 27,13 (pro <,%<+7&0); 29,18 (pro )!6!)%6+7&%2!,); EpJer 43 (pro )!6!)%6+7&%2!,) )!6!&<+,#2! Jer 8,2; 16,4 )!6!<,&<02, (2!-!;.;01) Jer 21,10; 24,8 )!&6<!.,( Jer 5,6; 13,23 )!6$+& ' %( Jer 2,32; 3,4 ()'$2!-"@ pro )!6$+',&!); 26,11; 38,13; Lam 1,4.15.18; 2,10.13.21; 5,12; EpJer 8 )!1/%8%&6,%' Jer 42,4 Griechische Lehnwörter )6%8*/+7&0 (2-0>:$#1#) Jer 11,21; 14,13. 14(bis).15.16; 23,21*.25; 32,16; 33,9. 11.12.20(bis); 39,3; 44,19 )6%8*&/*( Jer 1,5; 4,9*; 14,13.14.15(bis) .18; 18,18; 23,25.28*.30; 26,13; 28,59; 33,5; 42,15; 44,19; 49,2; 50,6; 51,4.31; 52,34 (subscriptio); Lam 2.9.14.20; 4,13; Bar 1,16.21; 2,20.24 )7&.* Jer 14,2; 15,7; 17,19(bis).20.21.24.25; 19,2; 22,2.4.19; 33,10; 43,10; 44,13; 46,3; 50,9; 51,6; 52,7; Lam 1,4; 2,9; 4,12; 5,14 6:!&2'%( (4-!)'0&) EpJer 70 1!&;;!/%' Jer 17,21.22(bis).24(bis); Lam 2,6 1!&.),#9 Jer 6,1; 49,14 1!&)8+,6%( Lam 4,7 (&!22%-0') 1!&69 Jer 9,26; 12,12; 17,5; 32,17; 51,35; Lam 3,4; Bar 2,3(bis) 1+.,&( Jer 43,23 1*2!,&'0 (&#)!':) Jer 6,1 1,&5.%( (semit.) Jer 39,9 15+&)* EpJer 67* 15+7-%( Jer 26,19*; 30,7 (&3#1: plur.); 52,18; Bar 1,8 (bis &3#1: plur.) 15*'*& Jer 4,20; 30,7; 41,7.10; Lam 2,4 15,6/!&0 (&3%-$!) Jer 27,11 15%)%&( Lam 3,12 1%8,&! Jer 10,12; 29,8; Bar 3,12.23 1%8%&( Jer 29,8 1)+&62! Jer 22,30; 27,16; 42,7 1)*&.!,%' Jer 12,9 1).!&#3'%' Bar 2,17 1/+8!&'* Jer 52,17 1/%.*& Bar 4,20; 5,1 1/6!/*#%&( Jer 28,23.28 1/6!&/+72! Jer 41,1; 48,12 1/6!/,!& Jer 7,18 1/6%7$%&( Jer 30,11 1/7-.%( Jer 50,13; 52,17.20.21.22; EpJer 58 17.!&0 (&1*!) EpJer 17 17'!#0#*& Jer 6,11; 27,9; 33,17; 51,15 17'+&<6,%' Jer 15,17 (&1'4#"-.0') 10&2! Jer 13,23; EpJer 21 10/*-6 Bar 4,22 /!.!,)06+&0 ($!*!%2+-#%) Jer 4,20 /!.!,)06,&! Jer 6,26; 12,12; 15,8 245 /+3',&/*( Jer 10,9 /%&/+ Jer 11,18; 19,1; 38,13 /6%3%&( Jer 29,3 7:!&5,'$%( (4.!3.'"0&) Jer 10,9 7:&.* (4:*:) Jer 10,3 7:)%2+&'0 (4120).'#) Jer 14,19; Lam 3,21. 24.25.26 7:)%2%'*& Jer 14,8 ("120)0':, leg. $ + 4120)0': 7:)%)%&<,%' (412020;%0') Lam 2,1 7:)%&1/!1,( (4120&$!&.&) Jer 10,17 8!15,&! Jer 2.32 (pro 1/*$%<+&12,() 8,!&.* Jer 52,18 3!.!&0 ((!*!) Jer 45,6 3!.5+,-%' Jer 1,13 3!&6,( Bar 1,12; 2,14 3!&6/*( Jer 43,2.4 3!70&' (hebr., (!70':) Jer 7,18; 51,19 3*&6! Jer 7,6; 15,8; 18,21; 22,3; 29,12; Lam 1,1; 5,3; EpJer 37; Bar 4,16 3,0&' Lam 4,7 3%.*& Lam 3,15.20 3%6%&( Lam 5,15 3%&6/%( Jer 12,4; 14,6 36+,&! EpJer 58 (in -65 (-%! pro 36!&%2!,) 36*&1,2%' EpJer 58 36*1/%&( Jer 40,11 36,1/%&( ((A&) Lam 4,20 30&6! Jer 3,18; 4,29; Lam 1,1; EpJer 13.52. 60.71* ?!.2%&( Lam 3,14; 5,14 ?+7<%)6%8*&/*( Jer 33,7.8.11.16 ?73*& Jer 2,24.34; 4,10*.30.31; 5,9; 6,8; 9,9; 11,21; 12,7; 13,17; 14,19; 15,9; 17,21; 18,20; 21,7.9; 27,19; 33,19; 38,12.14; 41,16; 45,2.16.17.20; 46,18; 47,14.15; 49,20; 50,6; 51,7.14.30(bis). 35; Lam 1,11.16.19; 2,19; 3,17.20.24.25.51.58; 5,9; EpJer 6; Bar 2,18(bis); 3,1 0"& Jer 4,10; 22,18; Bar 3,24 0:( (4+&) Jer 3,4; 15,10 0:&1/+ (4+&$#) Jer 19,3 246 Index 2. Eigennamen und Geographika In diesem Verzeichnis sind alle Eigennamen von Personen, Völkern, Ländern usw. aufgeführt. Sofern ein solcher Eigenname im Sahidischen einen Artikel erhält, erscheint dieser in Klammern vor dem Wort (außer bei Völkern, die meist den Artikel haben können). Alle Wörter sind in der sahidischen Schreibung gegeben, auch wenn es sich um Übernahmen aus dem Griechischen (oder anderen Sprachen) handelt. Die Einträge sind nach Buch, Kapitel und Vers verzeichnet. Mit einem Asteriskus * gekennzeichnete Wörter sind Konjekturen, da der Text in der Handschrift nicht erhalten ist. Ein A hinter einer Versnummer verweist auf eine Lesart im Apparat. Jer 45,7.8.10.11; 46,16 Bar 2,34 !?!- Bar 3,23* !,!-%!& Jer 49,1; 50,2 !,:3! Jer 41,7 !."!) Jer 29,20 !.*!) Jer 32,11 !**0>1*0& Jer 29,1.4 !)%$!!* Jer 52,1 !))+' Jer 9,26; 34,2; 47,11.14; 48,10.15 !'!"+" Jer 11,21.23; 39,7.8 !'!)#:* 39,7.8.9.12 !'!'%!& Jer 42,4; 43,12; 44,13 4!2# ( A"C),() Jer 26,15 !-!7! Jer 52,7 !-(!78#9%' Jer 42,2.3 !&! Jer 48,9 !&!;%!& Bar 1,1 8$9!&%;! (Storchenvogel) Jer 8,7 !&3!*+' Jer 29,5.7 !&&01- Jer 2,18; 27,17.18; Lam 5,6 !&&1-%0& Jer 42,11 !(.3!) Jer 33,24; 46,14; 47,5.6.11; 48,10; 50,6 !((07+- Jer 43,12 Bar 1,11.12 Jer 39,12.13.16; 43,4(bis).5.8.10. 13.14(bis).15.17.18.19.26.27.32; 50,3.6; 51,31.32; Bar 1,1.3 7!&!' Jer 27,19 7#*%&! Jer 47,14 7#'%!)8#9%' Jer 39,8.44; 40,13; 44,12.13; 45,7 7:"*##) Jer 48,17 7:* (vgl. 7!4!*) EpJer 40 !7;#)#*#( 7!*$!&!- !7-!4!) 7!-01( (;!!.) Jer 7,9; 19,5; 23,27* Jer 21,10; 26,13; 27,8.9. 13.14.16.17.18; 28,8.9.24.29(bis).59. 60(bis).61.64; 30,6.8; 39,2.3.4.5; 41,1. 2.3.7.21; 42,11; 43,29; 44,17.19; 45,3. 17.22.23; 46,1.3(bis); 47,1.4(bis).5.7(bis). 9.11; 48,2.18; 49,11; 50,10; 51,30; 52,4.9. 10.11(bis).12.17.26.27*.32.34; EpJer inscr.(bis)1.2.3; Bar 1,1.4.9(bis). 11.12; 2,21.22.24 7!%"!3!--#%) Jer 6,1 7!*;!&! (LXX D!!1!) Jer 48,9 7!4!* 8$97!71*+' Jer 48,12.16 Jer 48,17 ?!,! Jer 29,5 ?!*!!; Jer 8,22; 26,11; 27,19 ?!)!-%!& Jer 43,10.11.12 ?:+' (Name des Nils) Jer 2,18 ?0;0*%!& Jer 43,25; 45,1; 46,14; 47,5.6. 7.8.9.11.12.13.14.15.16; 48,1.2.4.6.10. 18; 50,6 ?0)0--! Jer 29,19 (?0-)0--!) ?!7!+' ?!7:-+" Jer 29,9; 32,8 Jer 43,12 ;!)!' Jer 47,1* ;!' Jer 4,15 ;!1#%; Jer 17,25; 21,12; 22,2.4.30; 43,30 (;A;) ;#7*!"! Jer 52,9.10.26.27* ;!%;!' ;!*!%!& Jer 41,9 Jer 41,9.14 #;+) Jer 9,26; Lam 4,22 #,#3%!& Jer 15,4; 33,18.19 #=+BC5plur. #=00B (Volk von Kusch) Jer 26,9; 45,7; 46,16 #*!&! Jer 48,1 (!*!&!) #*%&!)! Jer 43,12.20 et 21 (#*%&!) 4#7-!%! 4#7-!%0& Eigennamen und Geographika Jer 26,16 Jer 43,25 #)!" Jer 52,27 #'!3%) Jer 29,5 #''0)C5 #'+) Jer 7,31; 19,6 #&#7+' Jer 30,3 #&-%:* Jer 43,26 829#1>-!$:& Jer 13,7; 26,10; 28,63 #>-!.) Jer 4,15; 27,19 4#**:' #*'!"!' :&!1 Jer 29,11 Jer 29,8.21; 32,8; Bar 3,22.23* Jer 47,8 "!-&%& Jer 10,9 "#301! Jer 6,1 "!%)!' "!'!#)#" Jer 2,4; 10,16; 37,18; 38,7.11; Lam 1,17; 2,2.3; Bar 2,34; 3,37; 4,2 <;01)!8#9%! (lies $D%;01)@) Jer 9,26; 29,8.18.21; 34,2; 47,11; Lam 4,21 .#,0'%!& Jer 42,3 (A .#(0'%!&); 47,8 .#-#)#:* Jer 43,26 .#-#)%!&C58#9.#-:)%!& Jer 14,1; 18,18; 24,3; 25,1; 26,13; 28,59.60.61; 33,7.8.9.12. 20.24; 39,2.6; 40,1; 41,1.6.8.12; 42,1; 43,4(bis).5.8.10.18.19.26.27(bis).32(bis); 44,2.3.4.6.12.13.14(bis). 15.16.17.18.21; 45,1.7.11.12.13.15.17.19.20.27.28; 46,14.15; 47,1.2; 49,2.3.5.7; 50,1.2.6.8; 51,1.15.20.24.31(bis); Lam inscr.(bis); subscr.; EpJer inscr.; subscr. .#-#)%!& (aus Lobena, Vater der Amitaal der Mutter Zedekias) Jer 52,1 .#-#)%' Jer 42,3 4%#-%(+ Jer 52,8 "%#-01&!*:) (lies $D4%#-@) Jer 41,1; 43,1.9; 46,1 ".#*:)C5"%*:)C5"%:) (lies $D4%#*:) usw.) Jer 3,17; 4,10.14; 5,1; 6,8; 9,11; 13,9. 20.27; 14,2.16; 15,4; 17,19.20.21; 19,3; 22,19; 23,5; 24,8; 25,1; 28,50; 33,18; 34,2; 39,2.44; 40,10.13; 41,6.7.8; 42,11. 13.17; 43,1A.31; 44,5.11.12; 45,28; 49,18; 51,2.6.9.13.17.21; 52,4.12.14; Lam inscr.(bis); 1,7.8.17; 2,10.13.15; 4,12; Bar 1,2.7(bis).9.15; 2,1; 3,24; 4,8. 30.36; 5,1.5* .#(0'%!& (vgl. .#,0'%!&) Bar 1,3.9; 2,23 8298#9.0-;!':& Jer 12,5; 29,20 .!3+7 247 Jer 3,7.10.18; 9,11; 12,14; 13,9.11; 14,19; 15,4; 17,19.20; 19,3.4; 21,7. 11; 22,1*.2; 23,5.6; 24,5.8; 25,1(bis). 2; 27,4; 28,59; 33,1.10.18(bis).19; 34,2; 38,31; 39,44; 40,4.7.10.13; 41,2.4. 7(bis).9.19. 21A.22; 42,1.13.17; 43,1. 2.(bis).3.6. 9(bis).30; 44,1.7; 45,22; 46,1; 47,1.5.11.12.15; 49,19; 50,4.5.9; 51,2.6.7.9(bis).14(bis).17.21.26(bis).27. 28(bis).30.31; 52.10.31(bis); Lam 1,15; 2,2.5; 5,11; Bar 1,3.8(bis).15; 2,1.23.26 .01;!% (pro A "E%7<!,-%,) Jer 33,2; 39,12; 45,19; 47,11.12.15; 48,3; 51,1 <01;!.! (lies $D.01;@) Jer 14,2; 17,20; 41,21; 43,31; Lam 1,3 .01;!& Jer 13,19 .01;8#9%' Jer 43,21(bis).23 .&!!3 Bar 2,34 .&)!:* Jer 47,8.14.15.16; 48,1.2.6.7.8. 9(bis).10(bis).11.13.15.16.18 829%A:6A*C52%A&6A* (Israel) Jer 2,4.31; 3,16.18.20. 21; 9,26; 12,14; 13,11; 14,8; 16,14.15; 19,3; 24,5; 27,4.17.19; 30,2; 38,7.10. 31.33; 39,20.21; 40,7*; 46,16; 48,9; 51, 2.25.32; Lam inscr.; 2,1.3.5; Bar 2,1(bis).11.15.26.28.35; 3,1.4(bis).9.10. 37; 4,4.5 8294%$!71-%0' Jer 26,18 .+!38#9%) Jer 25,1; 33,1.21.23; 42,1; 43,1. 9.28.30.32; 44,1; 51,31; 52,31(bis); Bar 1,3.7 .+!'!' Jer 47,8.13.15.16; 48,11.13.14.16; 49,1.8; 50,2.4.5 .+!''!' Jer 42,4 .+!(!* Jer 44,3; 45,1 .+'!;!7 Jer 42,6.8.10.14.16.18.19 .+'!"!' Jer 43,12; 44,15.20; 45,26 .+&%!& Jer 25,1; 33,1; 42,1; 43,1.2.9; 44,1; 49,1; 51,31 .01;! Jer 47,8.13; 48,11; 50,2 Jer 33,20 3!-):*0& Jer 4,26; 26,18; 27,19 3#;#) Jer 30,6 3:;!- Jer 30,6(bis) 3:)# Jer 9,26; 16,14; 24,8; 26,2.11.13. 17.19*; 33,21.22; 38,32; 39,20.21; 41,13; 44,5.7; 48,17; 49,14.15.16.17.18.19; 50,2.7.11.12; 51,1.8.12.13.14.15.26(bis). 27.28.30; Lam 5,6; Bar 1,19.20; 2,11 3!-:# 3!-%!"%!-%) 248 Index Jer 41,7 Jer 38,14 *%7130& Jer 28,9 *07#'! Jer 52,1 *1;0& Jer 26,9 Jer 45,1 Jer 32,11 *!(%& 2!&(+- *#1#% 2#-&:& )!8!98&9&!%!& Jer 28,59; 39,12; 42,4; 44,3 Jer 46,3 (-!)!?) Jer 30,3 -:(!7 Jer 42,6.14.16.18.19 -0+70& (sic, LXX G0() Jer 32,9 -!7!)!? 4-!77!" )!!&&!.!& (Großvater des Baruch) Bar 1,1 Jer 48,5; Bar 1,10 Jer 15,4 )!-?!'!&!- Jer 46,3 )!&!.0& Jer 49,1; 50,2 )!&&:>! Jer 47,6.8.10.12.13.15; 48,1. 3.6.10 )#=$+* (F!&#<0.%() Jer 26,14; 51,1 )#*(%!& Jer 45,6 )#*(0* Jer 30,3 )A'E# (F+&28,() Jer 26,14.18 )#--!' Bar 3,23* ):;0& Jer 28,28 )%(!%!& Jer 33,18; 43,11 et 13 ()%(#!&) )0(!$#% Jer 47,8 )+!7 Jer 9,26; 34,2; 47,11 )+-!"%$:& Jer 33,18 )+8091&:& Jer 15,1; Bar 1,20; 2,2.28 )+>!& Jer 10,9 Jer 6,20 Jer 26,10 &!*:) Jer 48,5 &!*%&%:* (LXX !1+.,1*.) Jer 45,14 &!*+) Jer 39,7.8; 42,4 &!)!?+" Jer 46,3 &!)!%!& Jer 33,20 8$9&!)!-%! Jer 48,5 &!)01:* Jer 15,1 &!-!%!& Jer 28,59(bis).61; 43,26; 47,8; 52,24 &!-01.!& Jer 44,13.14 &!>!' Jer 33,24; 43,10.11.12; 46,14; 47,5 &!>!'%!& Jer 45,1 &#;#3%!& Jer 21,7; 24,8; 28,59; 34,2; 39,2.4.5; 41,2.4.6.8.21; 43,12; 44,1.3.17; 45,14; 46,1.2; 51,30; 52,1.5.10.11; Bar 1,8 &#;#3%!& (Urgroßvater des Baruch) Bar 1,1 &#*#)%!& Jer 43,12.14; 44,3.13; 45,1 &#*+) (LXX H!.02) Bar 1,7 &#>:*! Jer 39,44 (&#>#*!); 40,13 &:*+ Jer 33,6.9 &%;+' Jer 29,4; 34,2 &.+' Jer 3,14; 4,31; 8,19; Jer 14,19; 27,5; 28,24; 33,18; 38,12; Lam 1,4.6.17; 2,1.2. 4.6.8.10.13.18; 4,11.22; 5,11.18; Bar 4,9.14.24 &0;0)! Jer 29,19; Lam 4,6 &0*0)+' Jer 52,20 &0- Jer 21,13 &01!' (Monatsname) Bar 1,8 &01; Bar 1,4 &0>0'%!& Jer 44,3; 52,24 &1(#) Jer 48,5 )!''! &!7! )!'!&&: &!7!+" Jer 47,1; 50,6; 52,12.16.26 Jer 46,3 '!701&!(!- Jer 46,3 '!701(0;0'0&0- Jer 27,17; 30,6; 41,1; 42,11; 44,1; 46,1; 50,10; 51,30; 52,1; EpJer inscr. 1; Bar 1,9.11.12 '!?!-?!&'!&#- Jer 46,3 '!?#75 Jer 39,44 ('!?!7); 40,13 '!"!' 45,1 '!"!'%!& Jer 43,14; 47,8.14; 48,1 '!(!+ (Pharao Necho) Jer 26,2.17 '#$+>!$#% 47,8 ':-8#9%!& Jer 28,59; 39,12.16; 43,4*. 14(bis); 50,3.6; 51,31; Bar 1,1.8 (fälschlich für .+&%!) '!701,!-;!' '!701&!-#%& (Pharao w 3 µ „b R `w Psammetich I. oder whm ib R `w, Necho II., anstelle von µ` ` „b R ` w, Apries, genannt) Jer 51,30 01*#)!;!(!- Jer 52,31 01-%!& Jer 33,20.21 01!>-: 2!"01-:& Jer 51,1.15 Jer 7,31 Jer 26,14; 50,7.8.9; 51,1 Jer 29,4; 34,2 (;1-0&) $!>#"C5 $!>#$ $!>'!& $1-0& >!-!+ Jer 26,2.17; 44,5.7.11; 50,9 (!7!&#%' Jer 42,3 (A (!7&%') Eigennamen und Geographika (Vater des Joakim) Bar 1,7 Jer 44,16 Jer 43,14 (!*;!%0& Jer 21,4.9; 24,5; 27,8.10; 28,24; (#*3%!& 39,4.43; 40,5; 42,11; 44,5.8.9.10.11. 13.14; 45,2.18.19.23; 47,9.10; 48,3.18; 50,3; 52,7.8.14.17; EpJer 40; Bar 1,2 (!'!!' Jer 48,17; Bar 3,22 (!-&." Jer 19,2 (#*3%!& (Vorfahr des Baruch) Bar 1,1 (#-#" (01&% 249 ($20*%&5 )62-:, A :I+.,&%7A )%&.,() Jer 50,13 +># Jer 47,8 +'