mySTORYs Schreibratgeber
Für Anfänger und Fortgeschrittene

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Interview

Das sagt Heiko Wolz

Foto: © Tom River Photography

Gewinnspiel: Das sagt Heiko Wolz zu deinem Exposé

Gewinne eine Einschätzung des Kinderbuchautors zu deinem Kurzexposé! Er verspricht, dir in einigen Sätzen seine ehrliche Meinung dazu abzugeben. Sicher, das kann hart werden, aber kompetente Kritik bringt dich schließlich weiter. Und vielleicht ist Heiko ja auch ganz begeistert, dann hast du eine Empfehlung aus mehr als berufenem Munde. Schwarz auf weiß! Eine, die vielleicht sogar Türen öffnen kann.

Und so geht es:

Beantworte meine Gewinnspielfrage und sende sie an hfaquote@pb-netz.de. Unter allen richtigen Einsendungen und unter Ausschluss des Rechtsweges ziehe ich einen Gewinner oder eine Gewinnerin. Dieser/diese darf mir dann ein Kurzexposé von maximal 3000 Zeichen (inkl. Leerzeichen) schicken, und ich leite es an den Autor weiter. Dann heißt es, gespannt sein!

Einsendeschluss ist der 20. Oktober 2016!

Die heutige Frage:

Bei der Fahnenkorrektur macht sich ein Autor noch ein letztes Mal auf die Suche nach Fehlern, bevor sein Werk gedruckt wird. Häufig soll er sich dabei auch noch um andere kümmern, nämlich um

a) Oma und Opa,
b) Jungen und andere Kinder,
c) Tischler und Prostituierte,
d) den großen Onkel. 

Na, das ist doch gar nicht so schwer. Viel Glück!

 

Interview

Klar, obligatorische Frage: Wie hat das bei dir mit dem Schreiben begonnen? Gibt es einen Zeitpunkt in deinem Leben, von dem du sagen würdest: Von da an war ich Autor/Schriftsteller?

Wie die meisten KollegInnen auch hat mich das Lesen zum Schreiben gebracht. All die wunderbaren Bücher und Geschichten! Mit zehn Jahren war mir klar, dass ich Autor werden möchte. Seitdem schreibe ich. Seitdem bin ich Schriftsteller.

 

Siehst du dein Schreiben heute mehr als Hobby oder mehr als Beruf? Gibt es da überhaupt einen Unterschied für dich?

Der Unterschied liegt darin, dass man dem Hobby nachgeht, wenn und weil man Lust dazu hat, im Beruf zwar auch Erfüllung findet, hin und wieder aber das Gefühl hat, ihn ausüben zu müssen. Das Schreiben ist meine Leidenschaft, und ich habe das große Glück, damit Geld zu verdienen. Das heißt nicht, dass es manchmal nicht mühsam ist! Aber für mich vereint sich im Schreiben das Beste aus beiden Bereichen.

 

Welche drei Dinge haben dich deiner Meinung nach auf deinem Weg als Autor am meisten vorangebracht?

Das Lesen, natürlich. Ohne Lesen kein Schreiben. Später wurde die Rückmeldung von KollegInnen sehr wichtig – verbunden mit dem Wissen, dass Kritik am Werk nie Kritik an der Person bedeutet. Man muss ein dickes Fell haben, ja. Aber nur durch ehrliche Meinungen von außerhalb kann man sich entwickeln. Meine Arbeit mit Menschen mit geistiger Behinderung spielte auch eine Rolle. Eine wichtige Eigenschaft dabei ist es, sich ins Gegenüber einzufühlen. Wenn Schwerstmehrfachbehinderte ihre Bedürfnisse nicht aktiv äußern können, ähnelt das durchaus der Figurenentwicklung beim Schreiben: wieso ist der / die andere, wie er / sie ist? Wie wird er / sie auf dieses oder jenes reagieren? Welche Wünsche und Ziele hat er / sie?

 

Gab es vielleicht auch einen Fehler, eine Schwäche, die du erkannt und abgestellt hast, um in deinem Sinne als Autor erfolgreicher zu sein?

Als junger Autor dachte ich, die Welt hätte nur auf meine Geschichten gewartet. Aus dem Weg, hier komme ich! Hört, was ich zu sagen habe! Wahrscheinlich ist das nicht nur das Recht, sondern sogar die Pflicht der Jugend, junger Künstler vielleicht sogar noch mehr. Mittlerweile geht es mir weit weniger darum, gehört zu werden. Die Geschichten stehen im Mittelpunkt. Mal sind sie laut, mal leise. Sie sind, wie sie sind. Und oft sind sie damit mehr, als man beim Schreiben von ihnen erwartet hat.

 

By the way was bedeutet für dich persönlich Erfolg in deiner Autorenkarriere?

Die Antwort darauf hängt mit der jeweiligen Geschichte zusammen, um die es konkret geht. Bei manchen definiert sich Erfolg ganz klar über die verkauften Exemplare. Andere muss ich erzählen, unabhängig davon, ob sie zehntausend Leser haben werden oder keinen. Sie müssen nur mir gefallen. Erfolg insgesamt könnte also bedeuten, in meinem Schreiben ehrlich und authentisch zu sein – egal, in welchen Bereich ich das jeweilige Buch eher zuordne. (Wobei eine eindeutige Zuordnung unmöglich ist. Das Pendel schlägt mal mehr in die eine, dann in die andere Richtung aus.)

 

Glaubst du eher an schriftstellerisches Talent oder Handwerk?

Talent ohne Handwerk wirkt chaotisch, Handwerk ohne Talent seelenlos. Erst die Verbindung von beidem macht einen guten Schriftsteller aus.

 

Hattest du Hilfe auf deinem Weg? Welche Möglichkeiten für eine*n angehende*n Autor*in, von anderen zu lernen, kannst du besonders empfehlen?

Ich hatte das große Glück, früh auf erfahrene KollegInnen zu treffen, die mich in meiner Entwicklung unterstützt haben. Ob es nun eine Gruppe Gleichgesinnter ist, die man braucht, ein einzelner Mentor oder gar einen Schreibkurs – jedeR muss für sich selbst den idealen Weg finden.

 

Und welche Ratschläge hinsichtlich des Schreibhandwerks findest du für angehende Autor*innen besonders wichtig? Was sollte man unbedingt versuchen, was unbedingt vermeiden?

Es gibt unendlich viele handwerkliche Regeln und Ratschläge. Sie sind alle wichtig. Versuche, sie zu verstehen - und hüte dich davor, sie blind anzuwenden, wenn du glaubst, sie verstanden zu haben! Show, don't tell auf Biegen und Brechen macht noch lange keinen Bestseller, ein rein narrativ erzählter Text keine literarische Sensation.

Im Zen gibt es den Begriff des Anfänger-Geistes. Egal, wie viele Bücher ich veröffentlicht habe, ich fange jedes Mal bei Null an und gebe mein Bestes, den Figuren im Rahmen meiner Möglichkeiten gerecht zu werden. Insofern scheint mir wichtig zu sein, immer wieder Aspekte des Schreibens zu finden, an denen ich wachsen kann.

 

Was braucht es deiner Meinung nach, um als Autor*in zu einer Verlagsveröffentlichung zu kommen? Welchen Weg schlägst du vor?

Für mich war der Weg über eine Agentur richtig. Das muss nicht für jeden passen! Ich glaube aber, dass ein guter Agent / eine gute Agentin Türen öffnet, die einem allein Anklopfenden verschlossen bleiben. Allerdings wird auch der beste Agent kein schlechtes Manuskript vermitteln können. Entscheidend ist also letzten Endes die Qualität des Geschriebenen.

 

Wäre für dich aus heutiger Sicht Selfpublishing generell oder in bestimmten Fällen eine Alternative oder sogar mehr? Wo liegen die Vorteile, wo die Nachteile gegenüber einem klassischen Verlag?

Ein Selfpublisher hat alle Fäden in der Hand. Für den einen mag das ein Vorteil sein, für den anderen ein Nachteil. Mein Metier beispielsweise ist das Schreiben. Mit Layout, Marketing, usw. habe ich nichts am Hut. Auch ein Lektorat tut den meisten Texten gut. Hier müsste ich Profis mit ins Boot nehmen. Dieses finanzielle Risiko will ich nicht tragen. Insofern sehe ich mich – momentan – als klassischen Verlagsautor. Ich schließe aber nicht aus, bereits veröffentlichte Texte, die vergriffen sind und deren Rechte an mich zurückfallen, den LeserInnen auf diese Weise wieder verfügbar zu machen.

 

Was mich zum Schluss noch interessieren würde: Ich weiß, dass du auf Umwegen zum Kinderbuch gekommen bist. Welche Ader in dir hast du da erst entdecken müssen? Hast du einen Tipp für Autor*innen, die auch mit dem Gedanken spielen, für Kinder zu schreiben?

Manche AutorInnen scheinen noch immer zu glauben, dass das Schreiben für Kinder einfach ist – zumindest einfacher, als für Erwachsene zu schreiben. Sie sehen in Kindern noch nicht fertige Erwachsene … insofern müsste auch ein Buch für Kinder noch nicht ganz den Ansprüchen von Erwachsenenliteratur genügen, oder? Damit setzen sie die jungen LeserInnen herab und begegnen ihnen nicht auf Augenhöhe. Wie soll auf diese Weise ein Text entstehen, der einfühlsam ist, ohne belehrend zu werden; dessen Witz Kinder anspricht, sich aber nicht anbiedert oder – noch schlimmer – vom Verfasser gar von oben herab belächelt wird; dessen Handlung klar, aber nicht langweilig ist; dessen Sprache einfach, aber nie naiv sein darf?

Es klingt platt, aber ich glaube, wer für Kinder schreiben will, muss sie als das Wichtigste der Welt ansehen – und selbst Kind bleiben.

Vielen Dank für das interessante Interview!

 

Veröffentlicht am 30.09.2016
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