Das britische Unterhaus hat mit großer Mehrheit der vorgezogenen Neuwahl am 8. Juni zugestimmt. Von den Abgeordneten stimmten 522 für den Vorschlag von Premierministerin Theresa May, 13 stimmten dagegen. May will sich mit den Neuwahlen eine starke Mehrheit verschaffen, um während der Brexit-Verhandlungen mit Brüssel ausreichenden Rückhalt zu haben.

Vor der Abstimmung hatte die Opposition der Premierministerin vorgeworfen, mit der vorgezogenen Parlamentswahl ihr Wort zu brechen. "Wir begrüßen die Wahl, aber das ist eine Premierministerin, die gesagt hat, es werde keine geben", sagte Labour-Chef Jeremy Corbyn. Er nannte May "eine Premierministerin, der man nicht trauen kann".

Auch andere Abgeordnete, beispielsweise der Liberalen, kritisierten May, deren Sprecher noch vor vier Wochen öffentlich verkündete, dass es in Großbritannien keine Neuwahlen geben werde. Sie warfen May Opportunismus vor. Und so sagte Yvette Cooper von der Labour-Partei, dass Theresa May als Frau wahrgenommen möchte, die ihr Wort hält. Doch das Gegenteil sei der Fall.

Die konservative Premierministerin hatte am Dienstag überraschend die Neuwahl angekündigt. Sie hatte die Entscheidung damit begründet, dass das Parlament in der Brexit-Frage zerstritten sei. Dieser Streit zeigte sich in der Anhörung am Mittwoch aber nicht – vielmehr debattierten die Abgeordneten über Mays Glaubwürdigkeit.

Die Premierministerin warb bei den Abgeordneten um Unterstützung für ihren Kurs. "Ich werde das britische Volk um ein Mandat dafür bitten, den Brexit zu vollenden und daraus einen Erfolg zu machen", sagte May. Mit der Abstimmung im britischen Unterhaus wolle sie ihre Position gegenüber den Kräften stärken, die den Austrittsprozess aus der Europäischen Union verhindern wollten.

Der nun feststehende Neuwahlbeschluss der Premierministerin wird sich auch auf den Zeitplan für die Brexit-Verhandlungen auswirken. Nach Angaben von EU-Kommissionssprecher Margaritis Schinas werden "die wirklichen politischen Verhandlungen über Artikel 50 mit dem Vereinigten Königreich" erst nach der für den 8. Juni geplanten Wahl beginnen. Dies sei nach einem Telefonat von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker mit May beschlossen worden.