125 Jahre Peugeot : Gut gebrüllt, Löwe
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Wunderschön: Der 1936 gezeigte Prototyp 402 Andreau Bild: Hersteller
Peugeot ist jung wie nie: In diesen Tagen feiert der französische Autohersteller 125 Jahre. Der Grundstein einer Erfolgsgeschichte wurde noch früher gelegt.
Ähnlich wie Opel hat Peugeot eine Firmenhistorie, die weit in die Vergangenheit reicht. Die Anfänge des Unternehmens reichen bis ins Jahr 1810 zurück. In Herimoncourt bauen die Brüder Jean-Frédéric und Jean-Pierre Peugeot eine Eisengießerei auf. Armand Peugeot (1849–1915) ist es, der das Rad ins Rollen bringt. Während seines Studiums in England lernt er das Fahrrad kennen und setzt danach 1882 mit seinem Cousin Eugène Peugeot eine Produktion von Hochrädern in Gang, die neben Werkzeugen und den bis heute erhältlichen Pfeffermühlen im metallverarbeitenden Betrieb der Peugeot-Familie hergestellt werden.
Was so gut flutscht, dass allein 1889 rund 19.000 dieser Dinger verkauft werden. Aber Monsieur Peugeot will mehr. Er ist von der Zukunft der automobilen Fortbewegung überzeugt – und treibt sie voran. 1889 führt er ein dampfbetriebenes Dreirad mit Zweizylindermotor (Lizenz Serpollet) vor, das als Peugeot Type 1 für Furore sorgt. Ein Jahr später, 1890, erscheint der Type 2, der auf vier Rädern rollt und von einem Benzinmotor mit zwei Zylindern in V-Form und 1,5 PS befeuert wird. Mit diesem Fahrzeug beginnt die 125-jährige Tradition von Peugeot als Autobauer.
Peugeot doppelt am Markt vertreten
Glücklich ist Armand Peugeot dennoch nicht. Der kleine Zweizylinder-Treibsatz ist eine Daimler-Konstruktion, die er von Lizenznehmer Panhard & Levassor – einem französischen Mitbewerber – zukaufen muss. Das passt ihm nicht, er will unabhängig sein. Aber so einfach geht das nicht. Erst Ende 1896 erscheint der Type 14, dessen Viertaktmotor mit seinen zwei liegenden Zylindern und 4 PS komplett bei Peugeot entwickelt und gebaut wurde. Ein halbes Jahr zuvor, am 2. April 1896, hat Monsieur Peugeot die „Société des Automobiles Peugeot“ gegründet und die Autosparte damit endgültig von der Fahrrad-Fabrikation abgenabelt. Der Grund ist ein handfester Streit: Cousin Eugène und dessen Söhne Pierre, Robert und Jules fühlen sich übervorteilt, sie wollen ebenfalls Autos bauen.
Sie gründen 1905 „Les Fils de Peugeot Frères“ und lancieren unter dem Markennamen Lion-Peugeot ihr erstes Automobil. Kurios, denn damit ist Peugeot gleich doppelt am Markt vertreten. Aber die Wogen glätten sich, und die beiden Unternehmen finden 1910 unter dem Namen „Société des Automobiles et Cycles Peugeot“ wieder zusammen. Dahinter schimmert eine Tragödie durch. Raymond, der einzige Sohn von Armand Peugeot und seiner Frau Sophie, lebt nicht mehr, Armand möchte die Nachfolge einvernehmlich regeln. Als er am 2. Januar 1915 stirbt, keine 66 Jahre alt, ist das Unternehmen bestens aufgestellt: 1912 wird Sochaux, wo Nutzfahrzeuge entstehen, zum Stammwerk, Peugeot forciert den Export und bietet neben Motorrädern ein breites Angebot an Automobilen – von Kleinwagen bis hin zu stattlichen Limousinen.
Längst hat sich ein Fixpunkt herauskristallisiert: Stets übernehmen Familienmitglieder Führungspositionen, so auch 1928, als Jean-Pierre Peugeot Generaldirektor des Unternehmens wird. Während seiner bis 1966 dauernden „Amtszeit“ fallen wichtige Entscheidungen. 1929 kommt der konsequent auf Massenfertigung getrimmte 201 auf den Markt, dessen Typbezeichnung (vorher wurden die einzelnen Modelle einfach durchnumeriert) mit ihren drei Ziffern die jeweilige Baureihe benennt und mit der unverändert gültigen „0“ in der Mitte (seit 2004 durch vier Ziffern mit Doppelnull ergänzt) zum Peugeot-Markenzeichen reift.