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Unicef-Report Mehr als 700 Millionen Frauen wurden als Kinder verheiratet

Laut Unicef leben weltweit 700 Millionen Frauen, die bereits als Mädchen verheiratet wurden. Die Zahl der Kinderehen sei in den vergangenen drei Jahrzehnten kaum gesunken.
Die pakistanische Frauenrechtlerin Malala Yousafzai besucht den Unicef-Gipfel in London

Die pakistanische Frauenrechtlerin Malala Yousafzai besucht den Unicef-Gipfel in London

Foto: OLI SCARFF/ AFP

London - Weltweit leben nach Unicef-Angaben mehr als 700 Millionen Frauen, die vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet wurden. Die Zahlen seien in den vergangenen drei Jahrzehnten kaum zurückgegangen, teilte das Uno-Kinderhilfswerk in London mit. Dort organisiert Unicef gemeinsam mit der britischen Regierung einen Gipfel, um auf Kinderehen und Genitalverstümmelung aufmerksam zu machen.

Wenn Mädchen unter 18 Jahren verheiratet werden, verlassen sie laut Unicef häufiger die Schule als andere und sind öfter häuslicher Gewalt ausgesetzt. Rund 250 Millionen Mädchen würden sogar vor ihrem 15. Geburtstag verheiratet. Fast die Hälfte der Kinderbräute lebt demnach in Südasien. Das Land mit dem höchsten Anteil an Kinderehen ist das afrikanische Niger mit 77 Prozent.

Den neuen Daten zufolge leben weltweit 130 Millionen Mädchen und Frauen, denen die äußeren Geschlechtsorgane ganz oder teilweise entfernt wurden. Beschneidungen und Kinderehen fügten den Mädchen tiefes und dauerhaftes Leid zu, sagte Unicef-Geschäftsführer Anthony Lake. Sie würden daran gehindert, ihr volles Potenzial zu nutzen. "Mädchen sind kein Eigentum", sagte er. "Sie haben das Recht, über ihr Schicksal zu bestimmen."

Genitalverstümmelung ist laut Unicef vor allem in 29 Ländern in Afrika und im Nahen Osten besonders verbreitet. Die Folgen dieser Praxis, bei der meist unter unhygienischen Bedingungen und ohne Betäubung gearbeitet wird, können Infektionen, schwere Blutungen, Unfruchtbarkeit und ein Geburtsrisiko für Mutter und Kind sein. Viele Betroffen tragen seelische Verletzungen davon, die Beschneidung kann sich auch einschränkend auf das sexuelle Empfinden auswirken.

"Insgesamt ist die Wahrscheinlichkeit für ein Mädchen, heute beschnitten zu werden, ein Drittel geringer als vor etwa 30 Jahren", heißt es in dem Bericht. Allerdings würden in manchem Ländern noch immer fast alle Mädchen mit Messern, Rasierklingen und anderen scharfen Gegenständen verstümmelt. Und weil die Praxis vor allem dort üblich sei, wo die Bevölkerung stark wachse, könnte die absolute Zahl an beschnittenen Mädchen in Zukunft sogar noch zunehmen.

"Wir ermuntern die Mitgliedstaaten, Gesetze zur Abschreckung und Bestrafung zu verabschieden", sagte die Direktorin der Uno-Organisation UN Women, Phumzile Mlambo-Ngcuka, der BBC. Großbritanniens Premierminister David Cameron kündigte an, er werde Ärzte, Lehrer und Sozialarbeiter verpflichten, Verstümmelungen zu melden, wenn ihnen etwas auffällt. Die Regierung plant zudem ein Gesetz, wonach sich Eltern strafbar machen, wenn sie ihre Töchter nicht schützen.

hut/dpa

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