WCCB als Ersatzspielstätte Stadt will Millionen-Investition aufschieben

BONN · Die Stadtverwaltung will die Umsetzung eines Ratsbeschlusses um ein Jahr aufschieben - und damit eine womöglich überflüssige Investition von 1,5 Millionen Euro hinauszögern. Das Geld für die WCCB-Technik soll erst fließen, wenn es Klarheit zum Festspielhaus gibt.

Ob sich dafür in der Sitzung am Donnerstag eine Mehrheit findet, ist aber unklar.

Es geht um eine Nachhallanlage, mit der das World Conference Center Bonn (WCCB) konzerttauglich gemacht werden soll. Mit verbesserter Akustik könnte der Große Saal als Ersatzspielstätte für das Beethoven Orchester dienen, so lange die Beethovenhalle saniert wird. Nach bisheriger Planung soll die alte Halle für diese Arbeiten von Ende 2016 bis Mitte 2018 geschlossen werden.

Zumindest im Jahr 2017 müsste also auch das Beethovenfest ins WCCB ausweichen - wenn es denn bei der zeitaufwendigen Sanierung für rund 30 Millionen Euro bleibt. Denn sollte das geplante Festspielhaus realisiert werden (siehe rechts), könnte die Modernisierung der Beethovenhalle durchaus eine Nummer kleiner ausfallen.

"Diesbezüglich könnte es zu Planungsänderungen kommen", schreibt die Stadt in einer Beschlussvorlage für den Rat. Sie schlägt deshalb vor, mit der Ausschreibung und Beschaffung des Raumakustiksystems zu warten, bis Klarheit über die Zukunft des Festspielhausprojektes herrscht. Das sei "sinnvoll und geboten". Spätestens im September nächsten Jahres müsse die Anlage dann aber ausgeschrieben werden, wenn das WCCB als Orchester-Ersatzspielstätte genutzt werden solle.

Bis zu diesem Zeitpunkt sei auch die Planung für die Modernisierung der Beethovenhalle abgeschlossen. Die baulichen Voraussetzungen für Konzerte im WCCB sind ohnehin schon geschaffen: Der Große Saal wird durch mobile Trennwände teilbar sein - wie von den Vereinten Nationen gewünscht. Im dadurch entstehenden mittleren Raum sollen die Konzerte ermöglicht werden. Zusammen mit der Nachhallanlage ist die Maßnahme auf 2,47 Millionen Euro veranschlagt.

Die Verwaltung greift mit ihrem Beschlussvorschlag einen Vorstoß des Bürger Bundes Bonn auf, der im Mai an der Ratsmehrheit gescheitert war. Die Grünen lehnen das Festspielhaus ebenso wie Linkspartei, AfD und Piraten ab, werden also dem Aufschub auch diesmal kaum zustimmen. Bei der CDU scheint es ebenfalls Zweifel zu geben. "Wir wollen die Beethovenhalle sanieren, brauchen also eine Ersatzspielstätte", so Fraktionsgeschäftsführer Georg Fenninger. Die CDU habe noch Informationsbedarf und wolle die Entscheidung vertagen.

Neben dem Bürger Bund wird die SPD der Verwaltungsvorlage wohl zustimmen: "Den Vorschlag kann man nur befürworten", sagt der Fraktionsvorsitzende Ernesto Harder. Die SPD wolle das Festspielhaus. Es sei viel zu teuer, neben der Beethovenhalle noch das WCCB als dritte Spielstätte für Klassikkonzerte aufzurüsten. Harder: "Wenn das Festspielhaus kommt, muss man sehen, ob die Beethovenhalle mit weniger Aufwand und kürzerer Schließungszeit modernisiert werden kann."

Nach Einschätzung der Stadtverwaltung wäre die Generalsanierung auf die Zeit nach 2019 verschiebbar - dem frühestmöglichen Eröffnungsjahr des Festspielhauses. Bis dahin könne der Betrieb der Beethovenhalle mit notdürftigen Reparaturen aufrechterhalten werden. Es bestehe aber das Risiko, dass technische Anlagen altersbedingt ausfallen.

Das Festspielhaus-Projekt

Im Juni hat der Rat beschlossen, ein Grundstück an der Beethovenhalle für das Festspielhaus zur Verfügung zu stellen. Die Kosten für den privat zu finanzierenden Neubau werden vom Hauptsponsor, der Deutschen Post DHL, auf rund 70 Millionen Euro geschätzt. Der Konzern hat im Juli einen Architektenwettbewerb gestartet. Noch in diesem Monat werden die Entwürfe von zehn namhaften Büros erwartet, erklärte ein Postsprecher.

Im Oktober soll ein Preisgericht zwei Siegermodelle auswählen, die dann öffentlich präsentiert werden. Nach einer genauen Kostenermittlung wollen die Investoren im März 2015 entscheiden, ob das Projekt realisierbar ist. Auch die städtische Beteiligung an den späteren Betriebskosten muss noch geklärt werden.

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