09.10.2014

Mein Bruder kam eines Tages (ich war etwa 16 Jahre alt) nach Hause und war felsenfest davon überzeugt, dass das, was in der Bibel steht, wirklich wahr und relevant für unseren Alltag sei. Zunächst fand ich das etwas verrückt. Aber irgendwie faszinierte mich der Gedanke. Daraufhin begann ich, in der Bibel zu lesen. Und siehe da – das Buch hat mich heute noch fest im Griff. Unfassbar inspirierend diese Lektüre! Jeden Morgen verbringe ich eine Zeit mit Beten und Bibellesen, in der ich mich bewusst vom Trubel um mich herum absondere und versuche, mich auf Gott zu konzentrieren. Da meine Gedanken dazu neigen, abzuschweifen, habe ich mir früh angewöhnt, meine Gebete schriftlich zu formulieren (die Anregung dazu fand ich in einem Buch von Bill Hybels). So kann ich mich besser konzentrieren und bleibe mit meinen Gedanken und meinem Herzen bei der Sache. Ansonsten verstehe ich Gebet als Gespräch mit Gott – und das pflege ich eigentlich irgendwie den ganzen Tag über.

Ich glaube, dass Gott seine Menschen liebt. Jeden. Ausnahmslos und leidenschaftlich. Er hat einen guten Plan mit jedem von uns und möchte eine Beziehung zu uns, Teil unseres Lebens sein. Um uns seine Liebe zu beweisen, nimmt er alles auf sich und scheut noch nicht mal den Tod: In seinem Sohn Jesus Christus ist er uns so nahe gekommen wie nur irgend möglich, um uns zu beweisen, dass er uns durch und durch versteht und liebt. Und durch den Heiligen Geist können wir die überraschende, kreative Seite Gottes kennen- und lieben lernen. Es gibt keine mir denkbare Situation, in der mir mein Glaube unwichtig wäre. Alltag ohne Gott? Wie sollte das gehen? Gott hat die Zeit erschaffen, er ist allgegenwärtig. Jede Sekunde. Ich kann Gott nicht auf sonntägliche Besuche beschränken. Gott ist Alltag und somit ist mein Christsein Alltag.

Am 23. April 1989 wurde ich getauft. In einem großen Taufbecken mit einigen hundert Litern Wasser wurde ich komplett untergetaucht. Ich kann sagen, das war eine sagenhaft schöne und eindringliche Erfahrung. So nah und verbunden habe ich mich Jesus Christus noch nie zuvor gefühlt. Im Vorfeld hatte ich viele Diskussionen mit meinem Vater. Er war, seit ich denken kann, Presbyter in der reformierten Kirche und bekräftigte immer wieder, er habe mich aus Überzeugung als Baby taufen lassen. Ich bestätigte ihm, dass ich ihm dankbar sei, dass er mich damals taufen ließ – und mich damit als Baby schon unter den Segen Gottes stellte. Es sei mir aber ein großes Bedürfnis, den Gehorsamsschritt einer Taufe erst nach meiner Glaubensentscheidung zu vollziehen. Jesus habe Kinder gesegnet. Und Erwachsene zur Taufe gerufen.

Als Kind besuchte ich einen katholischen Kindergarten –  das war sehr schön! Ich liebte die Ordensschwester, die den Kindergarten führte, über alles. Auch die Gebetszeiten, mit denen der Tag begonnen wurde, taten mir sehr gut. Damals fiel mir auf, dass die Katholiken zum Gebet die Hände anders falten als die Protestanten. Parallel zum Gottesdienst meiner Eltern besuchte ich den Kindergottesdienst. Auch der Religionsunterricht in der Schule interessierte mich. Allerdings empfand ich ihn weder inspirierend noch hilfreich, um über den christlichen Glauben oder christliche Spiritualität mehr zu erfahren. Auch im Konfirmandenunterricht war ich sehr gern . . . Doch muss ich im Nachhinein sagen, dass ich nicht viel von dem verstand, was man mir dort vermitteln wollte. Von Gottes Wesen und wie man mit ihm in Kontakt tritt, lernte ich leider nichts. Uns wurden vor allem die Rituale der Kirche und das religiöse Leben erklärt. Es ging in dieser Zeit natürlich auch darum, wie viele Geschenke man zu seiner Konfirmation abstauben könnte. Nicht gerade im Sinn der Sache. Aber so ist man eben drauf als Teenager. Sehr schade. Der Jugendkreis, in dem ich nach der Konfirmandenzeit war, drehte sich fast ausschließlich um die Themen »Dritte Welt« und Umweltschutz. Gott kam nur am Rande vor – so im Sinne von »unsere Schöpfung bewahren«.

###mehr-extern### Schon immer prägten mich glaubende Menschen in meinem jeweiligen Umfeld, mit denen ich mich über meine Fragen zum Thema Bibel und Leben mit Gott im Alltag austauschen konnte. Jesus Christus ist darüber hinaus das größte Vorbild für mich. Die Bücher von C. S. Lewis haben mich sehr inspiriert und Wilhelm Buschs Buch »Jesus unser Schicksal« war für mich neben der Lektüre der Bibel eine Art Initialzündung. Und sehr inspiriert haben mich vor einigen Jahren die Kurzfilme von Rob Bell. Insgesamt lese ich gern und viel über Glaubensthemen. Ich liebe es, in allen Bereichen meines Lebens Vorbilder zu haben. Darum kommen immer neue dazu.

Ich glaube an das Evangelium – somit fühle ich mich definitiv evangelisch. Aber ich würde mich nicht explizit als evangelisch bezeichnen – ich bin Christ. Ich mag nicht, wenn Glaube religiös wird – also nur noch an Glaubensgrundsätzen klebt und nicht mehr lebendig und beweglich ist. Und wenn Gott nicht mehr im Mittelpunkt steht. Unter Kirche verstehe ich die Gemeinschaft derer, die Gott lieben. Ganz nach Jesu Motto: »Wo zwei oder drei in meinem Namen beisammen sind, bin ich mitten unter ihnen.« Diese Gemeinschaft sollte ein Ort des Lobpreises, der Kreativität, Liebe, Vergebung, Spiritualität und Inspiration sein. Und auf keinen Fall ausgrenzend, altbacken, unbeweglich, festlegend, exklusiv und vorurteilsbeladen. Eine Gemeinschaft, in der man auftanken und heil werden kann, so sein darf, wie man ist und alle Fragen stellen darf. Ein Ort, an dem die leidenschaftliche Liebe Gottes greifbar, handfest und erlebbar wird. Zur Zeit bin ich nur selten in üblichen Gottesdiensten. Was mir wichtig ist, ist lebendige Musik (am liebsten nicht nur Orgelmusik) und Gotteslob, das von Herzen kommt, authentische, begeisterte und inspirierende Menschen, Gott im Mittelpunkt, ­Spontanität und Offenheit für das Wirken Gottes.

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