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Schweizer Goldinitiative bedroht Währungsgefüge

Finanzredakteur
Die Vereinigten Staaten haben weltweit die größten Goldbestände Die Vereinigten Staaten haben weltweit die größten Goldbestände
Die Vereinigten Staaten haben weltweit die größten Goldbestände
Quelle: Infografik Die Welt
Die Eidgenossen könnten den Goldmarkt durcheinander wirbeln. Stimmen sie für höhere Goldbestände ihrer Zentralbank, wird der Preis des Edelmetalls durch notwendige Zukäufe nach oben getrieben.

Wieder einmal sorgt die Schweiz für Unruhe. Diesmal könnte von der Eidgenossenschaft sogar ein Beben ausgehen, das das internationale Währungsgefüge erschüttert. Möglicher Auslöser für ein solches Beben ist die bevorstehende Gold-Initiative.

Unter dem Motto „Rettet unser Schweizer Gold“ sind die Eidgenossen dazu aufgerufen, am 30. November darüber abzustimmen, ob der Franken wieder zu einer Gold-gestützten Währung werden soll. Erste Meinungsumfragen zeigen, dass eine Mehrheit für die Initiative im Bereich des Möglichen liegt.

Die Forderungen der Initiatoren sind heikel, und könnten so manchem Währungshüter inner- und außerhalb der Eidgenossenschaft schlaflose Nächte bereiten: Die Volksinitiative fordert nämlich nicht nur, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) kein weiteres Edelmetall mehr verkauft, wie sie es in der Vergangenheit getan hat, sie wie will auch festschreiben, dass die nationalen Goldreserven künftig in der Schweiz gelagert werden.

Am weit reichendsten und delikatesten ist jedoch die dritte Forderung der Gold-Initiative: „Der Goldanteil an Nationalbank-Aktiven muss mindestens 20 Prozent betragen!“ Mit „Aktiven“ sind die Aktiva und folglich in erster Line die Währungsreserven der SNB gemeint.

Nur knapp acht Prozent der Devisenreserven in Gold

Zuletzt betrugen die Devisenbestände der Nationalbank rund 500 Milliarden Dollar. Gold stellt aktuell nicht einmal acht Prozent dieser Reserven. Um eine Deckung von einem Fünftel zu erzielen, müssten die Schweizer Währungshüter nach aktuellem Stand annähernd 1500 Tonnen des Edelmetalls dazu kaufen.

Nur 7,8 Prozent der Schweizer Währungsreserven bestehen aus Gold
Nur 7,8 Prozent der Schweizer Währungsreserven bestehen aus Gold
Quelle: Infografik Die Welt

Das vergleicht sich mit einer Jahresproduktion von knapp 2800 Tonnen, wie aus Daten der US Geological Survey hervorgeht. Selbst wenn sich die Eidgenossen mit dem Erreichen der 20-Prozent-Quote fünf Jahre Zeit lassen, wäre das eine beträchtliche zusätzlichen Gold-Nachfrage von gut einem Zehntel der Jahresproduktion.

Damit hätte ein positives Votum in der Schweiz nicht nur Auswirkungen auf die eidgenössische Geldpolitik, sondern für die globalen Rohstoffmärkte und das internationale Währungsgefüge.

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„Geht die Initiative durch, dürfte das den Goldpreis um zehn bis 15 Prozent nach oben treiben“, schätzt Folker Hellymer, Chefvolkswirt der Bremer Landesbank. Der einmalige Preissprung wäre jedoch nicht das entscheidende. „Das Votum würde die Marktpsychologie grundlegend verändern. Statt der zuletzt negativen Marktstimmung hätten wir eine positive.“

Schweizer Notenbank gehörte zu den größten Verkäufern

Im vergangenen Jahrzehnt gehörte die SNB zu den größten Verkäufern von Gold: Insgesamt 1550 Tonnen des gelben Metalls veräußerten die Notenbanker, um das erlöste Geld verzinslich anzulegen, vorwiegend in amerikanischen Staatsanleihen. Besonders ärgerlich für die Schweizer: Aus heutiger Sicht verscherbelten sie die ewige Währung zum Niedrigpreis.

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Hatte die Schweizer Zentralbank lange zu den größten Haltern der Traditionswährung gehört, so ist sie inzwischen nur noch Nummer sieben der Gold-Besitzer. Nach Angaben des Internationalen Währungsfonds (IWF) hortet die SNB 1040 Tonnen mit einem aktuellen Marktwert von etwas über 40 Milliarden Dollar (32 Milliarden Euro).

Die großen Schwellenländer China und Russland haben die Schweiz beim Goldbesitz inzwischen überholt. Doch nicht nur die SNB, auch die Bank of England und die Bundesbank haben ihre Goldbestände in den letzten 20 Jahren reduziert. Würde die Nationalbank als erste westliche Notenbank seit vielen Jahren wieder aufstocken, hätte das eine weitreichende Signalfunktion.

Politisch pikant ist die Forderung, das gesamte Schweizer Gold in die Schweiz zu verbringen. Bisher lagert ein unbekannter Teil davon ähnlich wie im Fall des Bundesbank-Goldes im Ausland. Von einem Drittel des gesamten Schatzes ist die Rede, das sich in England und Kanada befinden soll.

Goldreserven sollen zurück in die Heimat

Das Schweizer Votum könnte Schule machen. „Ein Pro-Gold-Entscheid würde den Druck auf die deutsche Bundesregierung erhöhen, auch unsere Goldreserven in die Heimat zu holen“, sagt Lutz Hering, Marktstratege bei Damm Rumpf Hering in Dresden.

Bereits vergangenes Jahr hat die Bundesbank unter dem Druck der öffentlichen Meinung, aber auch des Bundesrechnungshofs angekündigt, einen Teil der im Ausland lagernden Reserven nach Deutschland zu bringen.

Bisher befindet sich nur lediglich ein Drittel des Bundesbank-Goldes in Deutschland. Mehr als 40 Prozent lagern bei der amerikanischen Notenbank in New York, 13 Prozent in London, elf Prozent in Paris.

Insgesamt sollen in den nächsten Jahren 674 Tonnen nach Deutschland geholt werden. Aktuell haben die Frankfurter Währungshüter 3384 Tonnen Gold in der Bilanz stehen. Das ist der zweitgrößte nationale Goldschatz hinter dem der Amerikaner, der im legendären Fort Knox und in den Kellern der New Yorker Notenbank verwahrt wird.

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Während die Lagerstätte Paris aufgelöst werden soll, beharrt die Bundesbank darauf, einen Gutteil ihrer Bestände in London und New York zu belassen. Das seien wichtige Gold-Handelsplätze, wo das Metall im Fall einer Währungskrise eingesetzt werden könnte, um den Euro zu stützen.

„Auch in Zukunft wollen wir Gold an internationalen Goldhandelsplätzen halten, um es im Fall der Fälle binnen kürzester Zeit als Währungsreserve verfügbar zu haben“, hatte Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele anderslautende Nachrichten abgelehnt.

Im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung hat die Schweiz relativ hohe Goldreserven
Im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung hat die Schweiz relativ hohe Goldreserven
Quelle: Infografik Die Welt

Mit Krisenfestigkeit argumentieren jedoch auch die Vertreter der Schweizer Volksinitiative. „Das Fundament jeder stabilen Währung sind werthaltige Reserven. Gerade in der heutigen unsicheren Zeit ist es für die Zukunft des Schweizer Frankens von entscheidender Bedeutung, dass den Goldreserven Sorge getragen wird“, schreiben sie auf ihrer Internet-Seite. Mit dem Edelmetall könne das Volksvermögen auch in schwierigen Zeiten gesichert werden.

Diplomatische Verwicklungen sind im Fall eines Gold-Abtransports aus New York nicht ausgeschlossen. Bundesbanker Thiele hatte seine Bedenken damals so formuliert: „Wir lassen unser Gold seit Jahrzehnten beanstandungsfrei von den hoch angesehenen Notenbanken der USA, Großbritanniens und Frankreichs verwahren und nicht von irgendwelchen windigen Geschäftspartnern.“ Die deutsche Diskussion sei „einigermaßen grotesk.“

Interventionen für den Franken kosteten viel Kraft

Auch in Deutschland gibt es eine Initiative „Holt unser Gold heim“. Ihr gehört auch Folker Hellmeyer, Chefökonom der Bremer Landesbank, an. „Wenn die Schweizer ernst machen, werden wir ja sehen, wie reibungslos die Heimholung funktioniert“, unkt er. Immer wieder gibt es Gerüchte, dass das in London oder New York gelagerte Gold gar nicht vorhanden ist. Schlüssige Beweise für die Mutmaßungen hat bisher allerdings noch niemand vorgelegt.

Während die Nationalisierung des Goldes allenfalls diplomatisch heikel ist, könnten die von der Schweizer Initiative geforderten Goldkäufe die SNB selbst in Verlegenheit bringen. Die Schweizer Notenbanker bemühen sich nämlich seit Jahren, den Franken nicht zu stark aufwerten zu lassen.

Im September 2011 legte die Nationalbank einen „Mindestkurs“ für den Franken zum Euro fest: Seither interveniert sie am Devisenmarkt, wenn die Marke von 1,20 Franken zum Euro zu fallen droht. In der europäischen Schulden-Krise hatte die Schweizer Währung zuvor so stark aufgewertet, dass dies die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu untergraben drohte.

Eine starke Valuta erhöht zwar die Kaufkraft der Bevölkerung im Ausland, macht die Produkte der zu Hause produzierenden Firmen jedoch so teuer, dass sie aus dem Markt gedrängt werden können.

Franken gilt als Fluchtwährung

Ein Ende des Aufwertungsdrucks ist bis heute nicht abzusehen, weil gerade in der Euro-Zone viele Menschen die Schweiz als sicheren Hafen und den Franken als Fluchtwährung sehen. Immer wieder musste die SNB Euro-Papiere kaufen, um den Kurs der Gemeinschaftswährung gegenüber dem Franken zu stützen.

Die dauerhaften Deviseninterventionen sind ein Grund dafür, warum die eidgenössischen Devisenreserven mit gut 500 Milliarden Dollar inzwischen zu den höchsten der Welt gehören. Manche Beobachter machen die Schweizer im Zuge dieses Währungskriegs für die stark gesunkenen Zinsen in Deutschland und anderen Euro-Ländern verantwortlich.

„Ein positives Votum würde für ausländische Investoren den Anreiz erhöhen, vermehrt in den Schweizer Franken zu investieren“, sagt Marktstratege Hering. „In einer Zeit, in der Investoren fast süchtig nach Sicherheit sind, könnte eine Unterlegung des Franken mit Gold einen Run auf die Währung auslösen und die Pläne der Notenbank konterkarieren.“

Wirtschaftlich wäre ein starker Franken nicht unbedingt wünschenswert. Daher könnte die Schweiz gezwungen sein, einem Run auf die Landeswährung mit anderen Mitteln entgegenzuwirken, zum Beispiel negativen Einlagenzinsen. So oder so dürfte die bevorstehende Abstimmung schon in den nächsten Wochen die Nervosität an den Devisen- und Rohstoffmärkten steigen lassen.

„Gold ist immer noch ein sicherer Hafen“

Gold war bis dato immer Krisenwährung Nr.1. Doch nun schwächelt das Edelmetall, der Goldpreis ist auf einem Jahrestief. Und doch: „Welt“-Finanzredakteur Daniel Eckert ist von dem Hartmetall überzeugt.

Quelle: N24

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