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Europaweite Zulassung abgelehnt EU-Parlament bremst Gigaliner aus

Für Lastwagen mit Überlänge ist an Landesgrenzen Endstation: Das Europaparlament hat eine EU-weite Zulassung der sogenannten Gigaliner abgelehnt. Wie bisher erhalten die Riesentrucks nur in Ausnahmefällen freie Fahrt.
Gigaliner bei einer Testfahrt: "Megatrucks sind zu lang für Europas Straßen"

Gigaliner bei einer Testfahrt: "Megatrucks sind zu lang für Europas Straßen"

Foto: Friso Gentsch / dpa

Straßburg - Das Europaparlament hat eine EU-weite Zulassung für Lkw mit Überlänge abgelehnt. Damit erteilten die Abgeordneten am Dienstag mit deutlicher Mehrheit Plänen des Verkehrskommissars Siim Kallas eine Abfuhr, der den sogenannten Gigalinern freie Fahrt in allen 28 EU-Staaten gewähren wollte.

Das Straßburger Parlament forderte die EU-Kommission auf, zunächst eine Folgeabschätzung vorzunehmen. Damit können Gigaliner wie bisher die Grenzen nur dann passieren, wenn der betroffene Staat dies zulässt.

In Deutschland sind die riesigen Lkw seit 2012 auf ausgesuchten Strecken probeweise unterwegs. Fünf Jahre lang soll ihr Einsatz getestet und wissenschaftlich untersucht werden. Normalerweise dürfen Lkw samt Auflieger oder Anhänger in der EU 18,75 Meter lang sein, die Gigaliner bringen es auf bis zu 25,25 Meter.

"Vollbremsung der Monstertrucks"

"Megatrucks sind zu lang und zu schwer für Europas Straßen", betonte der SPD-Verkehrsexperte Ismail Ertug. Wenn sie zugelassen würden, müssten Milliarden Euro an Steuergeldern für die Anpassung der Infrastruktur ausgegeben werden.

Das Europaparlament habe eine "Vollbremsung der Monstertrucks" erzwungen und damit eine "Kollision mit dem Umweltschutz, der Verkehrssicherheit und den Interessen der Steuerzahler" verhindert, erklärten die Grünen-Abgeordneten Eva Lichtenberger und Michael Cramer. Dem Verkehrskommissar Kallas warfen sie vor, er habe "allein auf die Einflüsterungen der Lkw-Lobby gehört". Nun müsse die Brüsseler Behörde die Bedenken endlich ernst nehmen und die negativen Folgen der Riesen-Lkw seriös untersuchen.

Absage an Vorgaben für ein EU-weites Netz von Stromtankstellen

In der Sitzung am Dienstag beschloss das EU-Parlament außerdem einen Richtlinienvorschlag, der für das Aufladen von Elektroautos künftig einen einheitlichen Stecker vorgibt. Bei dem gewählten Typ-2-Stecker handelt es sich um ein Modell für das Tanken von Wechselstrom. In Deutschland wird er bereits jetzt verwendet.

Ziel ist es, die Mobilität von Fahrern, die mit Elektroautos etwa in Grenzgebieten oder beim Urlaub im EU-Ausland unterwegs sind, zu verbessern. Dank der Neuregelung werde endlich mit dem "Stecker-Wirrwarr bei Elektroautos" in der EU Schluss gemacht, sagte der CDU-Abgeordneten und Umweltexperten Peter Liese. "Ein deutsches Elektroauto muss auch an einer französischen Ladesäule problemlos betankt werden können, ohne dass zusätzliche Kosten für Adapter anfallen", begrüßte der SPD-Verkehrsexperte Ismail Ertug das Votum.

Der nun angenommene Gesetzentwurf enthält allerdings keine Vorgaben für den Aufbau der Stromtankstellen. Ursprünglich wollte die EU-Kommission jedem Land eine bestimmte Anzahl vorschreiben. Für Deutschland wären es 150.000 Ladestationen gewesen, für Österreich immerhin 12.000. Dieser Vorschlag scheiterte im Rat am Widerstand mehrerer EU-Staaten.

Der Rat, in dem die 28 EU-Staaten vertreten sind, muss die Vorlage nun noch formal absegnen, was in Kürze geschehen dürfte. Anschließend haben die Mitgliedsländer maximal drei Jahre Zeit, um Aufladestationen für den einheitlichen Stecker einzurichten.

cst/AFP