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kmpkt „Stealthing“

Dieser sogenannte „Sex-Trend“ ist in Wahrheit Missbrauch

Kondom beim Sex heimlich abziehen – ein zweifelhafter Trend

Der Sex war einvernehmlich - unter der Bedingung, dass der Mann ein Kondom benutzt. Doch er streift es heimlich ab. Der Sexualpartner wird der Gefahr von Geschlechtskrankheiten ausgesetzt. Doch juristisch ist dem kaum beizukommen.

Quelle: N24/ Christoph Hipp

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Vermehrt tauchen Erfahrungsberichte von Frauen auf, die beim Sex etwas zutiefst Verunsicherndes erlebt haben: Obwohl anders vereinbart, hat der Partner das Kondom heimlich abgezogen – „Stealthing“.

Bei „Stealthing“ handelt es sich um „eine schwerwiegende Verletzung der Würde und Selbstbestimmtheit“. So deutlich formuliert es Alexandra Brodsky, promovierende Juristin an der Yale University und Autorin einer Untersuchung über dieses Phänomen. Die Studie erschien erst vor wenigen Tagen im „Columbia Journal of Gender and Law“.

Brodsky ist eine der Ersten, die sich aus juristischer Perspektive mit diesem Trend auseinandersetzt.

Und als Trend lässt sich „Stealthing“ mittlerweile tatsächlich beschreiben. In unzähligen Internet-Foren, wie Reddit, berichten Frauen von ihren Erfahrungen damit. Wann und wo die ersten Beschreibungen auftauchten, lässt sich schwer nachvollziehen. Klar ist aber, dass es seit einigen Monaten gehäuft vorkommt und immer mehr Frauen den Mut finden, davon zu erzählen.

Studio portrait of self-confidence woman
Quelle: Getty Images/Stone Sub

Was ist „Stealthing“ genau?

Eine Userin beschreibt auf Reddit, wie verletzt sie sich nach dem Sex mit einem Bekannten gefühlt hat. Der Sex war einvernehmlich gewesen. Aber genauso einvernehmlich war vereinbart worden, dass der Mann ein Kondom benutzt. Doch die Frau musste feststellen, dass ihr Sexpartner es noch während des Geschlechtsverkehrs wieder ausgezogen hatte.

Ich habe mich sehr verletzt gefühlt und ihm gesagt, dass ich das inakzepatbel finde.
Userin auf Reddit

Brodsky hat für ihren Artikel mit zahlreichen Frauen gesprochen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben.

Der Teil, der mich wirklich fassungslos gemacht hat war, dass es so eine krasse Verletzung dessen war, was wir vereinbart hatten. Ich habe eine Grenze gezogen. Ganz eindeutig.
Junges Stealthing-Opfer

Laut Brodsky teilen alle „Stealthing“-Opfer ganz ähnliche Ängste.

Die Angst vor ungewollter Schwangerschaft und sexuell übertragbaren Krankheiten, aber auch Gefühle von Scham, Betrug und Bestürzung.

„Stealthing“ missachtet nicht nur die körperliche Unversehrtheit, sondern auch die sexuelle Autonomie der Opfer. Dabei spielen die Täter eine Art der Sexualmacht aus, die sich über den weiblichen Körper rücksichtslos hinwegsetzt.

Neuer Fall von sexuellem Missbrauch bei der Bundeswehr

Bei der Bundeswehr gibt es es einen neuen Fall von sexuellem Missbrauch. Das hat das Verteidigungsministerium bestätigt. Bei den Gebirgsjägern in Bad Reichenhall soll ein Obergefreiter belästigt und tätlich angegriffen worden sein.

Quelle: N24/Lukas Axiopoulos

Explizit nachzulesen in Internetforen, in denen schon „Anleitungen zum Stealthing“ weitergegeben werden. Dort prahlen User nicht nur mit der Zahl ihrer Opfer und erklären, wie sie dabei vorgehen, sondern, verkünden auch, dass dies ihr gutes Recht sei:

Wenn eine Frau mit einem Mann schliefe, müsse sie das mit allen Konsequenzen tun.

Und das ist, wie du dir denken kannst, eine eher zurückhaltende Wiedergabe der Beiträge in diesen Foren.

Woman with hands clasped on lap, close-up
Quelle: Getty Images/PhotoAlto

Aber auch Männer können bei schwulem Sex Opfer von „Stealthing“ werden. Auch das nachzulesen in diversen Foren. Problematisch ist „Stealthing“ aber eben auch juristisch, da es im Rahmen von einvernehmlichem Sex stattgefunden hat und die Opfer dadurch nur schwer nachweisen können, wie sie verletzt worden sind.

Daher setzen sich Juristen wie Brodsky dafür ein, ein Bewusstsein für diese Art des sexuellen Missbrauchs zu schaffen.

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