Das Drama der Hypo Italia mit Sitz in Udine braute sich unter den Augen österreichischer Hypo-Banker zusammen.

Wien - Am Mittwoch wird der Hypo-Aufsichtsrat die Bilanz 2013 absegnen, wie berichtet hat die Hypo Alpe Adria 2013 einen Verlust von 2,8 Milliarden Euro eingefahren. Am meisten Geld haben die Banker in Italien in den Sand gesetzt: Rund 540 Millionen Euro mussten abgeschrieben bzw. wertberichtigt werden. Diese halbe Milliarde entspricht in etwa jenem Betrag, um den das gesamte Südosteuropa-Netzwerk (SEE) der Hypo 2013 abgewertet wurde.

In Italien ist die Hypo mit einer Bank und einer Leasinggesellschaft vertreten; beide haben 2013 operative Verluste geschrieben. Laut Informationen des Standard entfiel auf die Bank ein Minus von rund 225, auf die Leasinggesellschaft eines von 125 Mio. Euro.

Verwaltungsstrafe droht

Ein Teil der italienischen Probleme stammt aus jenen Betrügereien, die 2013 aufgeflogen sind. Jahrelang wurden Kunden offenbar systematisch zu hohe Zinsen berechnet. Die Bank hat bereits mit Rückzahlungen begonnen, es soll um rund 130 Mio. Euro gehen. Der langjährige Chef der Bank mit Sitz in Udine wurde im März 2013 entlassen; ein Strafverfahren läuft.

Für die Österreicher ist die Sache besonders pikant. Im Verwaltungsrat (bildet mit dem Vorstand ein Kollegialorgan) sitzen seit jeher hohe Hypo-Alpe-Adria-Banker. Chef des Verwaltungsrats ist Hypo-Vorstand und Finanzchef Johannes Proksch, zudem kontrollieren Hypo-Vorstand Rainer Sichert und der Chef des Rechnungswesens die Hypo Italia.

Allerdings nicht mehr lange. Denn: Die italienische Notenbank Banca d' Italia hat nach Aufkommen der Kalamitäten eine Vor-Ort-Prüfung vorgenommen und etliche Mängel gefunden. Also führt sie nun ein Verwaltungsstrafverfahren gegen Vorstand und Verwaltungsrat. Zudem hat die Notenbank im November 2013 den Rücktritt des gesamten Verwaltungsrats gefordert. Die österreichischen Hypo-Banker müssen also auch gehen.

Ein paar Wochen Atempause haben sie aber noch. In Verhandlungen mit der italienischen Aufsicht wurde ein Aufschub erwirkt, der Wechsel wird nun erst nach der Bilanzerstellung bei der Hauptversammlung vollzogen.

Bei Hypo-Aktionärin Republik ist angesichts des italienischen Dramas, das sich unter den Augen der österreichischen Kontrollore zugetragen hat, Feuer am Dach. Umso mehr, als das Problem hier erst am 28. Jänner so richtig aufgeschlagen ist.

Zur Einordnung ein kurzer Rückblick: Im November 2013 erläuterten die Banker im Finanzministerium die missliche Lage der Hypo; der neuerliche Kapitalbedarf wurde mit 1,05 Mrd. Euro angegeben (diese flossen Ende Dezember auch). Die "negativen Sondereffekte", die der Hypo aus Italien drohen könnten, bezifferten die Banker mit 370 Mio. Euro.

Am 28. Jänner schon war das Schnee von gestern. Per Brief informierte der Hypo-Vorstand unter Alexander Picker (kam im Jänner an Bord) die Aufsicht, dass die Abwertungen für die Beteiligung an den beiden Italien-Töchtern und für die Refinanzierungslinien das Ergebnis der Hypo Alpe Adria "mit voraussichtlich 540 Mio. Euro belasten wird". Genau so ist es nun auch gekommen.

Udine gefährdet Abbau

Ein Sprecher der Bank kommentiert das alles nur knapp: Die Bank habe in Italien nach Bekanntwerden der Vorfälle rund um die Zinsen alles zur Aufklärung unternommen und ein umfangreiches Rückzahlungsprogramm gestartet. Selbiges "funktioniert gut".

Die Probleme mit Udine erschweren nun aber den Abbau der gesamten Hypo-Gruppe. Denn die Banca d'Italia hat der friaulischen Hypo (Assets: 3,5 Mrd. Euro) untersagt, ihre Abbau-Assets von 1,5 Mrd. Euro wie geplant in die Leasinggesellschaft zu schieben. Letztere braucht nur acht Prozent Eigenkapital, die Bank zwölf.

Nun tüfteln die Banker, wo sie die Hypo Italia parken sollen. Ins SEE-Netzwerk passt sie nicht, weil das ausgeräumt verkauft werden soll. In die Wiener Abbaueinheit, die im September stehen soll, darf sie nicht, weil die unreguliert, die Hypo Italia aber reguliert ist. Sollte sich kein Käufer finden, dem man die Bank sogar unter Inkaufnahme von Verlusten umhängen würde, droht im September das nächste Finanzdebakel. (Renate Graber, DER STANDARD, 12.4.2014)