Südafrika: Wenn der Mob wütet


„Mit großer Scham und tiefer Trauer“: Die Polizei in Durban treibt Einwanderer und fremdenfeindliche Provokateure mit Tränengas auseinander. ©AFP
Im südafrikanischen Durban hat es fremdenfeindliche Übergriffe gegeben, es wurde getötet und geplündert. Tausende Ausländer sind geflohen.


Von Thomas Scheen|Frankfurter Allgemeine

Was sie noch besitzt, trägt sie am Leib: eine graue Bluse und einen weißen Sommerrock. Der Rest ist gestohlen worden. Die Möbel, der Kühlschrank, der kleine Fernseher. „Nicht einmal meine Handtasche habe ich retten können“, sagt Magdalena Dube. Die junge Frau ist buchstäblich um ihr Leben gelaufen, als der Mob in den Durbaner Wohnblock einfiel, in dem sie ein kleines Appartement bewohnt. „Die haben gesagt: Verschwinde, oder wir bringen dich um!“, erzählt Magdalena. „Da bin ich losgerannt.“

Magdalena Dube ist 25 Jahre alt und gebürtig aus Zimbabwe. Sie hat zwei Kinder, ein Mädchen und einen Jungen. Das Mädchen ist fünf Jahre alt, der Junge 14 Monate. Die beiden leben bei den Großeltern in Zimbabwe. Magdalena sorgt mit ihrem Job in Südafrika dafür, dass daheim Brot auf den Tisch kommt. Das ist jetzt vorbei. Magdalena Dube ist eines der geschätzt 7000 Opfer der jüngsten ausländerfeindlichen Ausschreitungen in Südafrika. Seit einer Woche tobt in der Hafenstadt Durban der Mob, seit der König der Zulus, Goodwill Zwelithini, alle Ausländer aufgefordert hat, „ihre Koffer zu packen und zu gehen“. Mindestens fünf Menschen kamen seither ums Leben, darunter ein 14 Jahre alter Junge aus Äthiopien, der mit einer Machete erschlagen wurde. Die Ausschreitungen haben inzwischen die Wirtschaftsmetropole Johannesburg erreicht, wo bei früheren rassistischen Auseinandersetzungen im Jahr 2008 mehr als 60 Menschen getötet wurden. Damals ordnete die Regierung den ersten Einsatz der Armee im Innern seit dem Ende der Apartheid 1994 an, um die Situation wieder unter Kontrolle zu bekommen.

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