Gleichstellung:Liebe erster und zweiter Klasse

Lesezeit: 1 min

Die Volksabstimmung in Irland beflügelt die Debatte in Deutschland, Union und SPD positionieren sich im Streit um die Homo-Ehe. Der Vatikan spricht von einer "Niederlage für die Menschheit".

Das Votum der Iren für die Einführung der Homo-Ehe befeuert die Debatte in Deutschland. Zwischen SPD und Union gehen die Meinungen darüber weit auseinander. Während die meisten Unionspolitiker dafür plädieren, die bisherigen Regeln für die gleichgeschlechtlichen Partnerschaften beizubehalten, fordern viele SPD-Politiker und auch Oppositionsparteien eine völlige Gleichstellung zur klassischen Ehe. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Johannes Kahrs warf Bundeskanzlerin Angela Merkel und Unions-Fraktionschef Volker Kauder (beide CDU) sogar vor, sie diskriminierten homosexuelle Menschen.

Trotz übergroßer Mehrheit im Bundestag für die Gleichstellung von Lesben und Schwulen könne sich die Bundesregierung nicht einigen, weil sich die Union seit Jahren verweigere, sagte er dem Bayerischen Rundfunk. "Wir halten das für Diskriminierung." Beim Adoptionsrecht für homosexuelle Paare gehe es Merkel nur darum, "die konservative Klientel zu bedienen", ergänzte Kahrs.

Der baden-württembergische SPD-Vorsitzende Nils Schmid wünscht sich ein Referendum. "Das Volk soll auch in Deutschland über die Öffnung der Ehe entscheiden können", sagte er. Schmid sprach sich für gleiche Rechte aus. "Meine persönliche Haltung ist klar: Es gibt keine Liebe erster und zweiter Klasse", sagte er. "Was meine Frau und ich teilen, will ich auch anderen nicht verweigern."

Das Bundeskabinett will am Mittwoch einer Vorlage von Justizminister Heiko Maas (SPD) zustimmen, mit der diskriminierende Regelungen für gleichgeschlechtliche Paare in einer Reihe von Gesetzen beseitigt werden sollen. Eine völlige rechtliche Gleichstellung eingetragener Lebenspartnerschaften mit der Ehe bedeutet dies aber nicht. Die Iren hatten sich in einer Volksabstimmung für eine solche Gleichstellung ausgesprochen.

Scharfe Kritik am irischen Votum kam aus dem Vatikan. "Ich glaube, man kann nicht nur von einer Niederlage der christlichen Prinzipien, sondern von einer Niederlage für die Menschheit sprechen", sagte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin auf einer Veranstaltung in Rom. Er ist die Nummer Zwei im Vatikan und einer der engsten Mitarbeiter von Papst Franziskus. "Ich bin sehr traurig über dieses Ergebnis", sagte Parolin. Man müsse nun alles dafür tun, die Familie zu verteidigen, weil sie die Zukunft der Menschheit bleibe.

© SZ vom 27.05.2015 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: