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"Es gibt hier viele Lügner": Flüchtlinge tricksen: Nur als "falsche" Syrer erreichen sie ihr Ziel Westeuropa
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Flüchtlinge in Mazedonien
dpa/Georgi Licovski Nach dem Überwinden eines Stacheldrahtzauns rennen aus Griechenland kommende Flüchtlinge auf das Gebiet Mazedoniens - viele versuchen auch als "falsche" Syrer über die Grenze zu gelangen

Derzeit versuchen jeden Tag mehrere tausend Flüchtlinge, aus Griechenland über den Balkan nach Westeuropa zu gelangen. Flüchtlinge aus dem Bürgerkriegsland Syrien genießen dabei einen Sonderstatus und dürfen schneller weiterreisen. Das sollen allerdings Flüchtlinge aus anderen Ländern ausnutzen  - sie geben sich einfach als Syrer aus.

  • Syrischer Flüchtling macht Iraker für Eskalation verantwortlich
  • "Sie versuchen, die Polizei auszutricksen"
  • Viele seit Jahren in Griechenland lebende Pakistaner wollen raus aus dem Land

Sie sind von der langen Flucht erschöpft, hungrig und verzweifelt, und ihnen ist kalt - doch die syrischen Flüchtlinge im griechisch-mazedonischen Grenzgebiet haben noch eine ganz andere Sorge: andere Migranten, die sich fälschlich als Syrer ausgeben. Diejenigen, die eigentlich andere Nationalitäten haben, hoffen mit dem Täuschmanöver auf eine bessere Chance, in die EU zu kommen.

Angekommen
dpa/Nake Batev Angekommen: Flüchtlinge verlassen einen Zug an der serbischen Grenze, um sich weiter nach Mazedonien durchzuschlagen

Unter den vielen Flüchtlingen, die jeden Tag im Grenzgebiet ankommen, sollen sich auch zahlreiche Menschen aus dem Irak, Bangladesch, Indonesien und Pakistan befinden. "Es gibt hier viele Lügner, die behaupten aus Syrien zu kommen", empört sich der 35-jährige Syrer Ahmet Mohamet. "Sie versuchen, die Polizei auszutricksen, damit diese sie über die Grenze lässt", sagt er.

Migranten aus Afghanistan und Pakistan warten oft Wochen auf die Weiterreise

Griechenland räumt Flüchtlingen aus Syrien Priorität ein, wenn es darum geht, Registrierungen auszustellen und sie außer Landes zu bringen, damit sie in das Land ihrer Wahl weiterreisen können. Die meisten geben an, dass sie nach Deutschland, in die Niederlande oder nach Schweden wollen.

Für Migranten aus Afghanistan und Pakistan dagegen kann es Wochen dauern, bis sie von den griechischen Ägäis-Inseln fortkommen mit einer Genehmigung, aufs Festland weiterzureisen.

Im Flüchtlingscamp an der Grenze zu Mazedonien sind viele Pakistaner, die seit Jahren in Griechenland leben, angesichts der dortigen Wirtschafts- und Finanzkrise und der hohen Arbeitslosigkeit nun aber ein besseres Leben an einem neuen Ort suchen.

Vertieft in Gedanken
dpa/Georgi Licovski Eine Flüchtlings-Frau an der Grenze zwischen Mazedonien und Griechenland. Das UN-Flüchtlingshilfswerk appelliert erneut an Athen, die Registrierung und Betreuung von Flüchtlingen deutlich zu verbessern. Die meisten Menschen, die dort ankommen, hätten zuvor schwer gelitten und bräuchten nun Schutz und Hilfe

Mazedonien machte vergangene Woche seine Grenze zu Griechenland dicht

Für die Syrer und ihre Familien, zu denen auch kleine Kinder zählen, macht die Präsenz der Pakistaner die Lage noch schwieriger. "Ich denke, es wäre leichter für uns, die Grenze zu überqueren, wenn es dieses Problem nicht gäbe", sagt Ahmet.

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In den vergangenen Tagen spielten sich dramatische Szenen im Grenzgebiet ab. Mazedonien hatte am Donnerstag seine Grenze zu Griechenland geschlossen, so dass sich im Grenzgebiet tausende Flüchtlinge sammelten, die über Tage im Freien übernachten mussten. Trotz verschärfter Sicherheitsvorkehrungen durchbrachen hunderte Flüchtlinge am Samstag dann die Grenze und stürmten auf mazedonisches Staatsgebiet.

Syrischer Flüchtling macht Iraker für die Eskalation verantwortlich

Die Polizei setzte Blendgranaten und Schlagstöcke ein, um die Menschen zurückzudrängen. Schließlich wurde der Andrang so groß, dass Mazedonien nachgab und die Flüchtlinge wieder ins Land ließ. Doch täglich kommen neue Flüchtlinge an.

Zwischenzeitlich kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen Flüchtlingen und der Polizei. "Es waren Iraker, die diese Sache angezettelt haben", sagt ein Syrer, der seinen Namen nicht nennen will, mit Blick auf Zusammenstöße, bei denen mindestens acht Flüchtlinge verletzt wurden. "Sie haben Steine auf die Polizisten geworfen", berichtet der Syrer. Anschließend habe es ein Handgemenge zwischen den Irakern und den Syrern gegeben.

Durchbruch
dpa/Georgi Licovski Durchbruch an der mazedonischen Grenze. Flüchtlinge stürmen durch eine Polizeiabsperrung

Als die Menge am Samstag versuchte, die Absperrungen der Polizei zu durchbrechen, waren auch drei Afrikaner unter den Flüchtlingen. Die Mazedonier drängten diese zunächst zurück, woraufhin die Menge in Jubel ausbrach.

"Wir erleben hier eine Tragödie"

"Ich denke, es wäre sehr einfach, dieses Problem zu lösen, wenn die UNO Vertreter zur Registrierung schicken würde", sagt der 45-jährige Ratim. Um ein Zeichen zu setzen, hatten sich am Samstag rund tausend Syrer zu einer Sitzblockade vom Rest der Menge abgegrenzt. Als die Polizei kam, hielten sie ihre Pässe in die Höhe, um ihre Nationalität zu beweisen.

"Wir erleben hier eine Tragödie, die Menschen schlafen im Müll, hungrige Kinder weinen, und keiner weiß, was morgen kommt", sagt ein 30-jähriger Syrer. "Und es gibt viele, die aus den Problemen der Syrer einen Vorteil ziehen wollen, indem sie sich selbst als Syrer ausgeben."

Video: 1500 Flüchtlinge überschreiten Grenze nach Mazedonien

1500 Flüchtlinge überschreiten Grenze nach Mazedonien

1500 Flüchtlinge überschreiten Grenze nach Mazedonien
hst/AFP
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