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CALL FOR PAPERS: Arbeiterbewegung in der Einwanderungsstadt
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CALL FOR PAPERS: Arbeiterbewegung in der Einwanderungsstadt

Politisch Aktiv Postkolonial Zeitgeschichte Zivilgesellschaft

CALL FOR PAPERS / AUFRUF ZU BEITRÄGEN

zur Tagung

Arbeiterbewegung in der Einwanderungsstadt
Soziale Kämpfe und Bewegungen in Berlin seit 1848

Sa 12. Dezember, 10–18 Uhr

Die Industrialisierung des 19. Jahrhunderts führte gleichzeitig zur Bildung einer Arbeiterklasse und zu einem rasanten Städtewachstum. Das Wachstum der Städte wurde ermöglicht durch die Zuwanderung von Menschen, die nach Arbeit suchten und dann meist als Arbeiter*innen ihre Existenz sichern mussten. Die Arbeiterbewegung seit dem 19. Jahrhundert war und ist in großen Teilen eine Bewegung von Zuwander*innen. Die meisten Arbeitsmigrant*innen in den wachsenden Städten kamen aus ländlichen Regionen in Deutschland. Aus den verschiedensten Gründen kamen aber auch Menschen aus europäischen Ländern, Asien, Afrika und später aus Südamerika die nach Arbeit und Zukunft suchten – oder vor politischer Verfolgung in der Heimat flohen. Unsere Tagung fragt nach diesen Menschen und ihren Geschichten in den sozialen Bewegungen seit der Revolution von 1848.

Die Stadt Berlin eignet sich als Beispiel für eine wachsende Metropole, eins der wichtigsten Zentren der Arbeiterbewegung. Sie war als Wirkungsstätte für politische Exilant*innen wie Arbeitsmigrant*innen interessant.

Schon seit dem 18. Jahrhundert war die Entwicklung Berlins durch die Aufnahme religiöser Exilgruppen wie französischer Hugenotten oder Böhmen geprägt. Die französische Sprache war um 1800 in Berlin sehr präsent. Bei der Revolution im März 1848 spielte die Amnestie für eine Gruppe aufständischer Polen eine nicht unwichtige Rolle.

Mit der sich seit den 1860er Jahren entwickelnden Arbeiterbewegung kamen auch Intellektuelle wie Karl Kautsky aus Prag und Rosa Luxemburg aus dem russischen Teil Polens nach Berlin. Bei Rosa Luxemburg kam eine ganze Exilgruppe der Sozialdemokratischen Partei des Königreich Polens und Litauens um Julian Marchlewski hinzu. Auch der jüdisch-polnische BUND leistete von Berlin aus Arbeit im Exil. Nach der Oktoberrevolution 1917 in Russland waren es reformistische Menschewiki, die in Berlin Zuflucht vor den Anhängern der Revolution fanden.

Willy Münzenberg organisierte ab 1927 die Liga gegen Imperialismus und für nationale Unabhängigkeit, der gegen den Kolonialismus kämpfte. Wir fragen auch, wo und wie sich der antikoloniale Widerstand in Berlin zeigte.

Zwischen 1933 und 1945 wurde eine große Zahl ausländischer Zwangsarbeiter*innen in Berlin zur Arbeit in den Fabriken gepresst. Auch von ihnen wurde Widerstand gegen den NS-Terror geleistet.
Seit 1960 kamen sog. „Gastarbeiter*innen“ aus Südeuropa und der Türkei nach Berlin. Die meisten von ihnen sollten helfen, in der Industrie und auf dem Bau den damaligen Arbeitskräftemangel zu beheben. Wie war ihr Anteil an Arbeitskämpfen, Gewerkschaftsarbeit, ihr Verhältnis zu deutschen Parteien und Exilorganisationen?

In der Geschichte der Arbeiterbewegung wurde die Erfahrung von Migration bisher vernachlässigt. Wir wollen mit unserer Tagung Aspekte dieser Geschichte vor dem Hintergrund von Einwanderung in ihrer Ambivalenz erzählen.

Wir laden Beiträge ein, die sich für die oben genannten Fragen interessieren und dabei auf den Raum Berlin/ Brandenburg fokussieren. Denkbar sind Beiträge zu Themen wie:

  • Leben und Wirken Rosa Luxemburgs mit Schwerpunkt auf ihre polnische Herkunft, die Arbeit der SDKPiL in Berlin, ihre Mitstreiter Julian Marchlewski, Leo Jogiches und Karl Radek
  • Antikolonialistische Kämpfe und Aktivitäten von People of Colour
  • Widerstand von Nichtdeutschen und Zwangsarbeiter*innen gegen den Faschismus
  • Arbeitskämpfe und Beteiligung von Migrant*innen an Gewerkschaften
  • Aktivitäten von Migrant*innen an deutschen sozialdemokratischen, sozialistischen und kommunistischen Parteien
  • Aktivitäten von Exilorganisationen aus der internationalen Arbeiterbewegung

Der historische Rahmen, der in der Tagung interessiert, reicht von ca. 1848 bis heute. Der regionale Bezugsrahmen der Beiträge soll Berlin sein.

Als Beitragsformate sind neben Vorträgen (max. 20 Minuten) auch Themen-Poster oder Ausstellungsmodule denkbar und willkommen. Die Vorträge werden in der Tagung mit Kommentaren von Expert*innen zu aktuellen Protest- und Widerstandsformen zusammengebracht.

Die Tagung richtet sich ausdrücklich an Forschende und Interessierte sowohl innerhalb als auch jenseits von akademischer und institutionalisierter Forschung.

Wer Ergebnisse seiner*ihrer Forschung bei der Tagung vorstellen möchte, ist herzlich eingeladen, bis 5. November 2015 eine Kurzbeschreibung (max. 2.000 Zeichen) ihres*seines Vortrags, Poster-Themas oder Ausstellungsmoduls einzusenden. Über die Annahme Ihres Vorschlags informieren wir Sie bis Fr 19. November 2015.

Ort und Veranstalter: August Bebel Institut, Müllerstr. 163, 13353 Berlin-Wedding

Leitung: Reinhard Wenzel (Politologe, ABI) & Ingo Siebert (Sozialwissenschaftler, ABI)

Kontakt: Reinhard Wenzel, tel 030 – 4692 129, fax 030 – 4692 124, wenzel[at]august-bebel-institut.de

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