Die Wüstenrot-Stiftung setzt den denkmalgeschützten Umlauftank der TU für 3,5 Millionen Euro instand. 2017 kann er besichtigt werden.

Die „Rosa Röhre“ auf der Schleuseninsel am Tiergarten wird noch etwa bis Jahresende hinter einem Baugerüst versteckt bleiben. Doch dann wird das ungewöhnliche Bauwerk denkmalgerecht instand gesetzt und schon von Weitem wieder zu sehen sein. Zu verdanken hat Berlin das der Wüstenrot-Stiftung, die sich diesem Nachkriegsbau angenommen hat und ihn für 3,5 Millionen Euro innen und außen wieder herrichtet.

Entworfen hat den „Umlauftank UT2“, der von der TU Berlin als Versuchsstätte für strömungs- und schiffbautechnische Experimente genutzt wird, der Architekt Ludwig Leo (1924–2012), gebaut wurde er von 1967–1974. Die rosafarbene Rohrschleife des Umlauftanks hat eine Länge von 120 Metern und fasst ein Wasservolumen von 3300 Tonnen. Damit ist die „Rosa Röhre“ nach Angaben der TU der größte Umlauftank der Welt. Bis zu einer Geschwindigkeit von zehn Metern in der Sekunde kann das Wasser durch die Röhre strömen. Die Experimente mit Schiffsmodellen finden in der elf Meter langen und fünf Meter breiten Messstrecke statt, einer Öffnung auf der Oberseite der Röhre, die sich in der blauen Box befindet.

Aber nicht nur für die Forschung hat der Umlauftank eine große Bedeutung. Er ist auch ein außergewöhnlicher Bau der Nachkriegszeit, als Ikone der Pop-Architektur gefeiert zählt er nach Expertenmeinung zur internationalen Avantgarde. Noch zu Lebzeiten des Architekten wurde der Umlauftank unter Denkmalschutz gestellt.

Für die Wüstenrot-Stiftung in Ludwigsburg, die sich auch schon der Kapelle der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche angenommen hat und sie gerade restauriert, war allerdings Bedingung, dass die Versuchsstätte weiterhin für strömungs- und schiffbautechnische Experimente genutzt wird. Das Denkmal soll nicht nur um seiner selbst willen, sondern einschließlich seiner ursprünglichen Funktion erhalten bleiben.

Halbzeit bei der Sanierung, die Schadstoffe sind entfernt

Gut die Hälfte der Sanierungsarbeiten ist geschafft, die Schadstoffe im Innern sind weitgehend entfernt. Philip Kurz, Geschäftsführer der gemeinnützigen Wüstenrot-Stiftung und Leiter des dortigen Denkmalprogramms, besucht regelmäßig die Baustelle auf der Schleuseninsel. Im Sommer 2015 haben die Arbeiten begonnen. „Es hat drei Monate gedauert, bis die Einrüstung stand. Es war das aufwendigste Gerüst, das wir jemals gebaut haben, denn das Gerüst ist freitragend und muss ohne Befestigungen an der blauen Blechfassade auskommen. Außerdem musste das Gerüst an etlichen Stellen statisch abgefangen werden, weil der Bau am Landwehrkanal steht und es für das Gerüst dort keine Bodenfläche gibt“, erläutert Kurz.

Die Anlage für schiffstechnische Modellversuche befindet sich im Inneren der fünfgeschossigen blauen Laborhalle. Ihre Fassade wird derzeit erneuert. Reihe für Reihe werden die Verkleidungsplatten ersetzt. „Alle bis auf wenige am Aufzugsschacht werden erneuert, sie sind im Innern korrodiert“, sagt Philip Kurz.

Es sei ein „unglaubliches Glück“, dass diese Paneele aus Metall noch baugleich produziert würden. Die Fenster der blauen Box bleiben erhalten, sie können überarbeitet werden. Bei der „Rosa Röhre“ benötigt das Äußere mehr Aufmerksamkeit. „Das Stahlrohr ist weit­gehend intakt. Der Polyurethan-Schaum, der auf die Röhre gespritzt wurde, wird an einigen Stellen repariert“, sagt Kurz. Zum Schluss erhält die Röhre dann eine neue Farbbeschichtung. „Sie wird wieder rosa, das Verblichene wird farbiger“, kündigt Kurz an.

Im Sommer 2017 kann alles besichtigt werden

Die Wüstenrot-Stiftung saniert seit mehr als 25 Jahren bundesweit Denkmale, um das kulturelle Erbe zu erhalten. Im Vordergrund stehen dabei Baudenkmale der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, da sie am ehesten von Abriss oder Umbau bedroht sind. Rund sechs Millionen Euro gibt die Wüstenrot-Stiftung jährlich deutschlandweit im Bereich der Denkmalpflege aus. So hat sie beispielsweise das Le-Corbusier-Haus in Stuttgart instand gesetzt. Auch dem bis 1999 genutzte Kanzlerbungalow in Bonn, im Park der Villa Hammerschmidt gelegen, hatte sich die Stiftung angenommen.

Sie forscht außerdem weiter, wie die „Waben“ in den Nachkriegsbauten der Berliner Gedächtniskirche erhalten werden können. Dies wird für den aus Sicherheitsgründen eingerüsteten Glockenturm wichtig werden. Bei der Kapelle der Gedächtniskirche sind die Arbeiten in vollem Gange. Sie soll im kommenden Jahr fertig sein. Ebenso wie die „Rosa Röhre“, in deren technische Instandsetzung der Versuchsanlagen die Technische Universität Berlin laut eigener Auskunft rund 1,3 Millionen Euro investiert. Geplante Fertigstellung der „Rosa Röhre“ ist zur Langen Nacht der Wissenschaften im Sommer 2017. Dann kann das Bauwerk auch wieder innen besichtigt werden.