Nach der Saarland-Wahl: Schulz schielt auch weiterhin nach links

Martin Schulz (61)

Trotz Saarland-Schlappe schließt SPD-Chef Martin Schulz eine bundesweite Koalition mit Rot-Rot-Grün nicht aus

Foto: TRUEBA/EPA/REX/Shutterstock
Von: VON Hanno Kautz und Hans-Jörg Vehlewald

Tag 1 nach der SPD-Schlap­pe an der Saar: Wech­selt Kanz­ler­kan­di­dat Mar­tin Schulz (61) jetzt den Kurs?

Ant­wort Schulz ges­tern: Es sei „falsch“ und „fahr­läs­sig“, aus der Saar-Wahl Schlüs­se für den Bund zu zie­hen. Nach einem SPD-Sieg hätte er das wohl nicht gesagt.

Rot-Rot-Grüne Koalition knapp gescheitert

Trotz­dem war auch im SPD-Prä­si­di­um klar, wel­che Frage sich jetzt stellt: Haben sich Saar-Wäh­ler davon ab­schre­cken las­sen, dass die SPD not­falls auch mit Links­par­tei und Grü­nen („Rot-Rot-Grün“) eine Re­gie­rung ge­bil­det hätte?

„Die Dis­kus­si­on hat uns an der Saar nur ge­scha­det. Und der Union ge­hol­fen“, so ein Prä­si­di­ums-Teil­neh­mer. Tat­säch­lich lehn­ten 57 Pro­zent der Saar-Wäh­ler laut Um­fra­ge eine SPD-Ko­ali­ti­on mit der Lin­ken ab.

An­de­rer­seits: Hät­ten die Saar-Grü­nen nur einen Pro­zent­punkt bes­ser ab­ge­schnit­ten und wären damit in den Land­tag ge­kom­men, hätte es für Rot-Rot-Grün ge­reicht. CDU-Wahl­sie­ge­rin An­ne­gret Kramp-Kar­ren­bau­er (54) hätte ihr Amt als Mi­nis­ter­prä­si­den­tin ver­lo­ren.

SPD-Lager über Annäherung an Linke gespalten

Viele SPD-Lin­ke drän­gen Schulz des­halb, den Sieg gegen Kanz­le­rin Mer­kel über links zu ver­su­chen. Zuerst bei den Landtagswahlen in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen. Und dann im Bund.

Partei-Vize Ralf Stegner (57) zu BILD: „Wir haben uns jetzt ein Gegentor eingefangen. Aber in Kiel und Düsseldorf wird die SPD wieder punkten und dann wollen wir die Bundestagswahl gewinnen. Wenn wir stärkste Kraft werden, muss auf uns zukommen, wer mit uns regieren will.“

Für die SPD-Rechte dagegen ist nach der Saarland-Wahl eine Koalition mit der Linken nicht mal mehr eine theoretische Option. Grund dafür ist auch Linken-Spitzenkandidatin Sahra Wagenknecht (47), die sie mit populistischen Positionen eher an AfD-Promis wie Beatrix von Storch (45) erinnert. Der Sprecher des Seeheimer Kreises Johannes Kahrs zu BILD: „Solange für Beatrix von Wagenknecht und ihre Linke die SPD der Hauptgegner ist, muss man über r2g nicht reden.“

Bundesebene legt sich nicht auf Koalition fest

Auffällig gestern: Sowohl SPD-Generalsekretärin Barley (48) wie auch der Kanzlerkandidat selbst wollten sich in der Koalitionsfrage nicht festlegen. Barley sagte, dass keine Partei mit einer Koalitionsaussage in diesen Wahlkampf gehe. Und auch der Kanz­ler­kan­di­dat ver­mied es ges­tern sorg­fäl­tig, eine Links-Ko­ali­ti­on aus­zu­schlie­ßen.

Schulz will auch sei­nem zen­tra­len Wahl­kampf-The­ma „Ge­rech­tig­keit“ treu blei­ben. Die über­wäl­ti­gen­de Mehr­heit der Men­schen sage ihm: „Mir per­sön­lich geht es gut, aber in der Ge­sell­schaft ins­ge­samt geht es nicht ge­recht zu.“

Die SPD-in­ter­ne Wahl­ana­ly­se (auf Basis von Um­fra­gen) un­ter­streicht das zu­min­dest teil­wei­se: Wer die SPD wähl­te, tat das wegen The­men so­zia­ler Ge­rech­tig­keit, Wirt­schaft, Ar­beits­markt, Schu­le und Bil­dung.

Und noch eine Erkenntnis aus den Saarland-Wahlen lässt die SPD für die nächsten Wahlkämpfe hoffen: Die Angst der Wähler vor einem Wechsel.

Nach dem Saarland stehen die SPD-Regierungen von Torsten Albig (53) in Schleswig Holstein und Hannelore Kraft (55) in NRW vor der Landtagswahl

Nach dem Saarland stehen die SPD-Regierungen von Torsten Albig (53) in Schleswig Holstein und Hannelore Kraft (55) in NRW vor der Landtagswahl

Foto: BILAN/EPA/REX/Shutterstock

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig zu BILD: „Das Ergebnis im Saarland zeigt: Die Menschen wählen Amtsinhaber wieder, mit denen sie zufrieden sind.“

Sowohl in Kiel wie in Düsseldorf stellt die SPD die Regierung.

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