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Social Design Award 2016: Die Shortlist zum Publikumspreis

Foto: Art Spin Berlin

Social Design Award Wie wollen wir leben? Stimmen Sie ab!

Die Shortlist des Social Design Awards steht, jetzt sind Sie dran: Welche Idee für eine lebenswerte Straße und eine bessere Nachbarschaft erhält den Publikumspreis? Hier geht es zu den Porträts der zehn Finalisten und zum Vote.

Straßen lebenswert machen, Nachbarn zu Freunden - darum ging es beim Social Design Award von SPIEGEL ONLINE und SPIEGEL WISSEN, der in diesem Jahr zum dritten Mal ausgeschrieben wurde. Rund 150 Einsendungen gab es, aus ganz Deutschland, aber auch aus China, Russland und der Türkei. Die Expertenjury hat jetzt eine Shortlist der zehn besten Projekte zusammengestellt, die wir Ihnen hier vorstellen.

Nun sind Sie, die Leser, gefragt: Wählen Sie Ihren Favoriten für den Publikumspreis! Stimmen Sie bis zum 31. Oktober ab - das Vote finden Sie unter diesem Text. Hinweis: Das Vote ist inzwischen beendet! Der Publikumspreis ist mit 2500 Euro dotiert. Die Gewinner werden am 14. November auf SPIEGEL ONLINE bekannt gegeben.

Art Spin Berlin

Foto: Art Spin Berlin

Seit 2014 wird einmal im Jahr zur Kunst geradelt: "Art Spin Berlin"  organisiert Radtouren durch die Stadt, bei denen die Radfahrer sowohl die Stadt als auch lokale Künstler kennenlernen. Fünfmal wird bei jeder Tour angehalten, um Kunstprojekte zu betrachten, die "einzigartig und bedeutsam für das Viertel" sind. Die Künstler stellen für die Art-Spin-Tour eigens Werke her und haben Gelegenheit, sich einer großen Gruppe von Kunstinteressierten vorzustellen. Denn bis zu 450 Menschen radeln bei den Events mit. Die Idee stammt aus Toronto, wo Vanessa Brazeau im Jahr 2011 Projektkoordinatorin für Art Spin war. Sie exportierte das Konzept nach Berlin, wo sie nun gemeinsam mit Iva Kirova, Léna Szirmay-Kalos und Florian Zeller die Touren veranstaltet.


Das kleine Parkraumwunder

Foto: Das Kleine Parkraumwunder

Der Stuttgarter Designer Gerhard Werner Wollnitz möchte die Straße zurückerobern. Das geht nach seinem Vorschlag "Das kleine Parkraumwunder"  ganz einfach: Er stellt einen 3,60 m langen Handwagen auf die Straße. Zehn Erwachsene oder 20 Kinder haben darauf Platz, sie können ihn als Treffpunkt benutzen oder aber zum gemeinsamen Einkaufen. Dann muss er auf dem rechten Fahrstreifen gezogen werden, was Paragraf 25 Absatz 2 der Straßenverkehrsordnung vorsieht. Wollnitz interpretiert diesen Paragrafen so, dass der Handwagen analog zum Fahren auf der Straße auch am Straßenrand parken muss. Da er keinen Motor hat, benötige er auch keine Parkausweise oder Parktickets. Den Handwagen nennt Wollnitz "Safetycar", und er sieht aus wie ein Spielzeuglastwagen. Konstruiert ist er aus Sperrholzplatten, Rädern und Fahrwerk. In Köln wird bereits am nächsten Safetycar gebaut.


Groundkeeper

Groundkeeper

Groundkeeper

Foto: Raumstation Kiel

Wenn Kinder andere Kinder treffen, dann fangen sie schnell an, miteinander zu spielen. Und Erwachsene? Sie gehen aneinander vorbei. Dabei gibt es in Parks, auf Plätzen, in Hinterhöfen jede Menge Gelegenheit für gemeinsame Spiele, denn dort stehen Basketballkörbe, Tischtennisplatten, und überall kann man Laufen, Inlineskaten, Völkerball-Spielen. Pascal Floride, Jens Klimmeck, Marko Münnich und Jan-Henrik Stephan bauen, mit Existenzgründer-Hilfen von Europäischer Union und Deutschem Bundestag, eine digitale Plattform für Nachbarschaftssport auf. Über das Smartphone kann man Sportarten, Mitspieler und Spielorte suchen und hat so die Chance, nicht nur den Lieblingssport zu betreiben, sondern auch neue Leute und neue Sportstätten im Viertel kennenzulernen. Sogenannte Groundkeeper  fungieren dabei als Moderatoren und Organisatoren.


HolzOMA

Foto: HolzOMA

Hassan, der aus Syrien nach Berlin geflüchtet ist, hat großes handwerkliches Geschick. Er kann Möbel aus Holz bauen, er kann aber auch gut Menschen anleiten, die selbst etwas herstellen möchten. Deshalb hat die OMA gGmbH zusammen mit der Ehrenamtsinitiative Konfetti4Change die Idee einer Holz-Kreativwerkstatt entwickelt, die am Holzmarkt in Friedrichshain entstehen soll. Hier können Nachbarn, Flüchtlinge, Menschen mit Einschränkungen gemeinsam arbeiten, sich so kennenlernen und zu einem Team zusammenwachsen. Über die Konfetti4Change-App können gemeinschaftliche Aktivitäten in der Werkstatt geplant und Aufgaben verteilt werden, und das Engagement kann von anderen mit Konfetti belohnt werden. Die gefertigten Stücke sollen dann den urbanen öffentlichen Raum mitgestalten und verbessern. Und auch das Zusammenleben soll verbessert werden: "Vorurteile abbauen und Chancengleichheit stärken durch gemeinsame Erfahrungen", das ist das soziale Ziel des HolzOMA-Projekts.


Interlace

Foto: Walkable Street

Autos dominieren unsere Städte. Sie brauchen breite Straßen, damit der Verkehr fließt, und Parkplätze. Fußgänger kommen an zweiter Stelle, immer noch. Paula Schuster, Lisa Stohn und Jhu-Ting Yang, die an der FH Potsdam, der Kunsthochschule Weißensee und der National Taipei University of Technology studieren, denken in ihrem Zukunftsprojekt "Interlace" die Straße vom Fußgänger aus: Die Straße ist vollkommen eben, auf ihr fahren autonome Autos. Wenn viele Passanten unterwegs sind, wird die Straße enger - das heißt, die Fahrzeuge bewegen sich dann nur noch auf einer schmalen Spur. Zudem projizieren sie ihren Fahrweg auf die Straße, so dass erkennbar ist, wohin die Autos sich bewegen. Zur Orientierung der Fußgänger gibt es "Smart Signs", die Hinweise geben auf Fakten wie Luftqualität und Lautstärke. Sie projizieren aber auch Informationen auf die Straße, zum Beispiel über die Infrastruktur, öffentliche Verkehrsmittel. Für Touristen machen sie Vorschläge für Sightseeing-Ziele in der Nähe.


Kiosk

Foto: Kiosk

Kiosk, Büdchen, Trinkhalle, Wasserhäuschen, Späti - es gibt viele, regional unterschiedliche Namen für den kleinen Laden, der Bier, Schokolade, Lakritz und Zigaretten verkauft. Hier trifft man sich, wenn der Supermarkt geschlossen hat, abends oder auch sonntags. Die erweiterten Ladenöffnungszeiten aber gefährden die Geschäftsgrundlage. Weil ein Kiosk jedoch mehr ist als eine Verkaufsstelle, weil er ein Ort in einem Viertel oder Block ist, wo man seinen Nachbar begegnet, kam der Dortmunder Architektur- und Städtebau-Student Marius Westermann auf die Idee, dem Kiosk eine weitere Dimension zu geben: Er verknüpft Kiosk und Urban Gardening. Sein Entwurf sieht vor, das Häuschen mit einer offenen Konstruktion zu überbauen. In der ersten Etage wird Gemüse angebaut, und in der zweiten Etage leben Hühner. Gemüse und Eier werden dann im Kiosk verkauft. "Es wäre wünschenswert", sagt Marius Westermann, "wenn nicht nur der Kiosk seine regionalen Besonderheiten behält, sondern auch der Anbau je nach Region anders" ausfalle. Der Entwurf hat bereits einen studentischen Wettbewerb gewonnen.


Lennons Lehrlinge

Foto: Lennons Lehrlinge

Wie verschafft man Menschen Präsenz, die übersehen werden? Die nicht dazu gehören? Wie werden aus Menschen, die in derselben Straße wohnen, Nachbarn? In der Berliner Schmiljanstraße gibt es eine Flüchtlingsunterkunft. Die Schülerinnen Pamina Wagner, Lucia Carai und Tabea Kao - sie gehen alle in die zehnte Klasse - möchten Flüchtlinge und Anwohner einander näherbringen. Und zwar indem sie die Wand eines Mehrfamilienhauses, das an die Unterkunft grenzt, mit großformatigen Porträts von Flüchtlingen und Nachbarn bemalen. Die Schülerinnen möchten damit in Berlin die Idee "Inside Out" des Pariser Künstlers JR aufgreifen. Riesige Schwarz-Weiß-Porträts werden an Wände, auf Pflaster gemalt, damit jeder zeigen könne, so JR, wofür er stehe. 260.000 Menschen in 129 Ländern haben dabei schon mitgemacht.


Muhit

Foto: muhit

In einer modernen Zivilgesellschaft gestalten die Bürger ihre Stadt mit. Dafür müssen sie auch im Austausch mit Behörden und Politik sein. Seray Tolgay, Daniel Swakman und Gizem Çele Ocal haben zu diesem Zweck die Plattform "Muhit"  ins Leben gerufen, programmiert und mit Freiwilligen weiterentwickelt. Die Betaversion ist vor allem auf Istanbul ausgerichtet, aber langfristig ist "Muhit" für die ganze Türkei gedacht. Auf der Plattform können Bürger in einer Karte Orte markieren, an denen Handlungsbedarf besteht. Sie können Vorschläge machen für die Stadtmöblierung, für Brachen, Parks, öffentliche Plätze. Andere Mitglieder der Community können die Vorschläge bewerten. Die Muhtars (das sind Repräsentanten des Viertels) können dann aus dem Voting eine Priorisierung ablesen und an die Behörden weitergeben. Die Behörden wiederum informieren auf der Plattform über ihre Aktionen und den Fortschritt der Projekte.


Nachwuchs. Pflanze einen Baum. Für dein Kind. In deiner Stadt.

Foto: Mundraub-Team

Überall an Wegesrändern, auf Brachen, in unseren Städten wachsen Büsche und Bäume, die essbare Früchte tragen: Haselnuss, Walnuss, Brombeere, Holunder, Mirabelle. Die Mundraub-Initiative hat es sich seit einigen Jahren zur Aufgabe gemacht, diese Pflanzen im öffentlichen Raum zu kartieren und deren Früchte so für alle verfügbar zu machen. Nun hat Mundraub ein weiteres Projekt ins Leben gerufen, es heißt Nachwuchs . Die Idee ist, dass man für sein neu geborenes Kind einen Obstbaum pflanzt, der dann den Namen des Kindes trägt. Gegen eine Spende kauft Mundraub einen Baum (alte Obstsorte), dieser wird von den Eltern gepflanzt und mit dem Namen des Kindes versehen. Die Eltern sind dann auch Paten des Baums und für dessen Pflege verantwortlich. In Berlin ist mit dem Bezirk Pankow vereinbart, dass zunächst 100 dieser Geburts-Obstbäume gepflanzt werden. Im Frühjahr 2016 wurde der erste Geburtsbaum in Berlin gepflanzt, weitere Städte sollen folgen. Selbstverständlich werden auch die Geburtsbäume in die digitale Mundraubkarte eingetragen.


The Silent Spot

Foto: The Silent Spot

Straßen können laut sein, sehr laut sogar. Die Turmstraße in Berlin gehört zu diesen Schneisen, vierspurig ist sie, hier tobt der Auto- und Lkw-Verkehr. Dass dies zu Stress und mieser Laune bei den Fußgängern führt, fiel Nicolas Jacobi und Jacques Philippe Gollnick auf. Die beiden studieren Kommunikationsdesign an der FH Potsdam. Da sie an der Turmstraße nichts ändern konnten, kamen Sie auf die Idee, den Gestressten ein paar Minuten Ruhe zu schenken. Sie entwarfen den "Silent Spot". Das ist eine silberne Box, innen mit Stoff in beruhigendem Grün ausgeschlagen, in der ein Stuhl steht. Ein kreisrundes Loch eröffnet den Blick in den Himmel. Ihren "Silent Spot" haben die Studenten tatsächlich an der Turmstraße aufgestellt. Ihre Erfahrung: "Da das Objekt im öffentlichen Raum zunächst einmal etwas surreal wirkt, bleibt es bei den Leuten lange im Gedächtnis und damit auch die Intention dahinter, sich mit der Stressprävention zu beschäftigen."

Das Vote ist leider beendet! Die Gewinner werden am 14. November auf SPIEGEL ONLINE bekannt gegeben.

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Social Design Award: Die Gewinner von 2014 und 2015

Foto: Orange Social Design Award