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Die Sternwarte im Treptower Park steht unter Denkmalschutz.

© Kai-Uwe Heinrich

Archenhold-Sternwarte im Treptower Park: Sternengucker sehen nur noch schwarz

Im Sichtfeld des Riesen-Fernrohrs der Archenhold-Sternwarte steht eine Baumgruppe. Das trübt die Freude an den Sternen.

Statt Planeten wie Jupiter, Saturn und Mars sehen die Himmelsforscher der Archenhold-Sternwarte im Treptower Park immer öfter dunkle Flecken – das sind dann die Wipfel der Bäume, die südlich der Sternwarte stehen. „Wir versinken langsam im Grünen“, sagt Sternwarten-Chef Felix Lühning. Wobei das Grün der Bäume abends eher ein trübes Schwarz ist. Bei den Besuchern der Sternwarte, die durch das längste Linsenteleskop der Welt ins All schauen dürfen, löst es ein enttäuschtes Maulen aus.

Die Planetenerkundung ist erheblich eingeschränkt, das Wipfelproblem gilt für alle Teleskope der Sternwarte, sagt Lühning. Er schätzt, dass bis zu 50 Baumriesen im Weg stehen, weil die Teleskope wegen der Erdumdrehung verschwenkt werden müssen. Sie sollten dringend gekappt werden oder ganz verschwinden, erklärt der Wissenschaftshistoriker. Das Grünflächenamt von Treptow-Köpenick sei informiert, es gebe aber noch keine Zusage, dass die Bäumen gefällt werden.

Das Problem: Hier steht ein technisches Denkmal in einem Gartendenkmal. Kann das Riesen-Fernrohr aus dem Jahr 1896 nicht richtig genutzt werden, ist sein Denkmalschutz tangiert. Ähnlich verhält es sich mit dem umgebenden Gartendenkmal Treptower Park, wenn Bäume gekappt werden. Vor einigen Jahren hat die Untere Denkmalbehörde des Bezirks allerdings entschieden, dass das Gartendenkmal zurückstehen muss.

Müssen Bäume der Wissenschaft weichen?

Damals, 2011, wuchsen schon einmal Bäume den Sternenguckern vor die Linse. Allerdings standen sie auf dem Gelände der Sternwarte. Mit Genehmigung der Behörden ließ Lühning Äste kappen und einige Bäume abholzen. Weil die störenden Bäume diesmal etwas entfernt stehen, sind deutlich mehr betroffen.

Als das Musikfestival Lollapalooza 2016 große Teile des Parks belegen durfte, gab es massive Proteste von Anwohnern und Naturschützern. Lühning befürchtet jetzt, dass sich das wiederholt, wenn der Wissenschaft wegen alte Bäume gefällt werden. „Viele Parkbesucher kennen die Sternwarte ja gar nicht.“

Das Grünflächenamt sei „grundsätzlich bereit“, in Abstimmung mit der Denkmalbehörde einen Baumbeschnitt vorzunehmen, teilt der Stadtrat Rainer Hölmer (SPD) mit. Das könne aber nur auf Basis eines Gutachtens erfolgen. Bezahlen soll es die Sternwarte. Sobald die Finanzierung geklärt sei, werde die Erstellung des Gutachten ausgeschrieben.

Kann also etwas dauern, bis die Motorsägen aufheulen. „In vier Jahren, zum 125. Jubiläum, sollte die Warte vorzeigbar sein“, sagt Lühning. Kollegen aus dem Ausland wäre wohl schwer vermittelbar, wenn das berühmte Riesenfernrohr wegen ein paar Bäumen nicht benutzt werden könnte. Die Hauptsaison für die Besichtigungen von Saturn und Jupiter ist im Sommer.

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