Haro Senft ist tot

Noch vor wenigen Tagen haben wir E-Mails ausgetauscht, nun mussten wir erfahren, dass der Filmemacher Haro Senft plötzlich gestorben ist.

Haro Senft (1928-2016) war ein Autorenfilmer der ersten Stunde und einer der Unterzeichner des Oberhausener Manifestes von 1962, mit dem Filmemacher unter dem Motto „Papas Kino ist tot“ der seichten Nachkriegsfilmproduktion aus Heimatfilmen und Liebesschnulzen den Kampf ansagten. „Seine Kurz- wie Autoren- wie Kinderfilme waren prägend und sind unvergessen“, teilte seine Agentur mit.

Haro Senft hat zwischen 1954 und 1997 über 40 Filme gemacht, als Produzent, aber meistens als Autorenfilmer – Produzent, Regisseur und Autor in Personalunion.

In der diesjährigen Berlinale-Retrospektive ”Deutschland 1966 – Filmische Perspektiven in Ost und West“ wird endlich wieder sein Spielfilm ”Der sanfte Lauf“ auf der großen Leinwand gezeigt. In diesem Film bekam übrigens Bruno Ganz seine erste große Hauptrolle. Schade, dass Haro Senft, der 2012 die Berlinale-Kamera der Berliner Filmfestspiele erhielt, dies nicht mehr miterleben kann.

Ab 1971 widmete sich Senft überwiegend der Regie und Produktion von Kinderfilmen, beispielsweise für die ZDF-Serie „Rappelkiste“. 1978 war er Mitgründer des „Fördervereins Deutscher Kinderfilm“ und bis 1998 auch Mitglied des Kuratoriums. Von 1980 bis 1984 leitete er in Südamerika, Asien, Afrika und Europa Seminare über „Kinder und Medien“ für das Goethe-Institut, für das er 1990 und 1991 auch einige Filme drehte.

Seine wichtigsten Kinderfilme wird der Verlag Was mit Kindern demnächst gesammelt herausgeben, daher der E-Mailverkehr zwischen uns und dem Regisseur. Leider können wir durch den plötzlichen Tod nun Haro Senft nicht mehr für das DVD-Booklet befragen, wie wir das eigentlich geplant hatten und unsere Ausgabe wird zu einer posthumen. Wir freuen uns trotzdem, dass wir durch die Veröffentlichung vielen Menschen eine Wiederbegegnung mit Filmen ihrer Kindheit ermöglichen werden und hoffen natürlich auf viele neue Haro Senft-Fans auch unter Jüngeren. Das hätte ihn sicherlich gefreut.

Frank Seiffarth ist Online-Redakteur bei wamiki.

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